Sonntag, 4. Oktober 2015

Welchen Mehrwert bieten Mischfonds für Anleger?

In diversen Finanz-Zeitschriften finde ich immer wieder positive Berichte über sogenannte Mischfonds vor. Das sind Fonds, die neben Wertpapieren aus der Anlageklasse Aktien immer auch einen Anteil von Anleihen oder weiteren Anlageklassen im Depot haben. Diese gelten oft als Basis-Investment für Einsteiger am Kapitalmarkt. Daher war ich neugierig darauf mir eine Auswahl von Mischfonds mit einem Vertreter der reinen Anlageklasse Aktien in einem mehrjährigen Vergleich anzuschauen.

Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Vergleich sind regelmäßige Kursstellungen seit dem 15.01.2008. Zu diesem Zeitpunkt stand noch der Löwenanteil des Bärenmarktes aufgrund der Finanzkrise bevor und dieser gewählte Zeitraum umfasst die starken Kursrückgänge am Aktienmarkt von 2008, 2011 und Spätsommer 2015. Es ist demnach ein für Aktien relativ negativer Zeitpunkt einen Vergleich zu starten. Sowohl ein früherer Start wie 2005 oder 2006 als auch späterer Termin wie 2009 hätten für die Anlageklasse Aktien freundlichere Ergebnisse gebracht.

Die Teilnehmer
Die Fonds sollen das globale Anlageuniversum zur Verfügung haben und nicht auf spezielle Regionen oder Sektoren beschränkt sein. Lediglich zwei der Mischfonds sind ausschüttend. Der Aktienanteil wird bei einigen Fonds traditionell behandelt, andere nutzen Optionen oder andere Derivate. Die TER liegt zwischen 0,7 Prozent bei Wave und bis 1,73 Prozent beim Carmignac.
  • IE00B16D7086 Putnam Total Return Fund-Class S (ausschüttend)
  • DE000A0MU8D2 Wave Total Returns Fonds I
  • DE000A0D95Q0 BHF TOTAL RETURN FT (ausschüttend)
  • LU0256624742, SEB Asset Selection Fund C (EUR)
  • FR0010135103 Carmignac Patrimoine A EUR ACC 

Letzterer Fonds mit dem prominenten Fondsmanager Edouard Carmignac, der vor allem in den Jahren der Finanzkrise in aller Munde war, kann ein Fondsvolumen von 26 Milliarden Euro vorweisen. Bei einer TER von 1,73 Prozent bedeutet dies alleine von diesem Fonds ein Umsatz von rund 450 Millionen Euro jährlich oder 37,5 Millionen Euro monatlich an die Fondsgesellschaft. Ein schönes Beispiel dafür, wenn jemand viel Geld verdienen möchte. Einfach einige gute Jahre richtig intensiv für das Marketing ausnutzen und schon sammelt man Anlagegelder ein. Zumal die Gesellschaft noch einige weitere Fonds im Markt hat. Respekt!

Nicht betrachtet wurden hier Fonds, die sich auf spezielle Branchen oder Regionen konzentriert haben. Wie zum Beispiel: LU0052864419 Invesco Global Leisure Fund A mit knapp 145 Prozent Performance in 5 Jahren.
Dieser fokussiert sich auf Wertpapiere von Unternehmen, die überwiegend im Bereich der Gestaltung, der Herstellung oder des Vertriebs von Produkten und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Freizeitaktivitäten von Privatpersonen tätig sind.

Davon gibt es unzählige Fonds und irgendjemand wird in einem überschaubaren Zeitraum immer auch mal die Nase vorn haben. Oft sind die Gewinner zum Beispiel eines 5-Jahreszeitraumes in den kommenden 5 Jahren nicht mehr die Outperformer.

Das Ergebnis
Als Vertreter für den Aktienmarkt wird der DWS Top Dividende verwendet. Wie wir in früheren Artikeln über einen Performancevergleich im Januar 2015 und September 2015 gesehen haben, läuft dieser Fonds etwa ähnlich zum iShares STOXX global select dividend 100 (DE), der 2008 noch nicht im Markt war.
Hier nun das Ergebnis.

Gesamtperformance von Putnam Total Return Fund-Class S (blau),
Wave Total Returns Fonds I (grün),
BHF TOTAL RETURN FT (orange), SEB Asset Selection Fund C (EUR) (gelb),
Carmignac Patrimoine A EUR ACC (schwarz), DWS Top Dividende (violett)
vom 15.01.2008 bis 02.10.2015 - Quelle: comdirect.de
Wie nicht anderes zu erwarten war, ging der Aktienfonds zum Beginn des Zeitraumes in die Knie. Offenbar hatte auch der Putnam-Fonds einen hohen Aktien-Anteil. Die anderen Mischfonds brachten ihre Anleger gut durch die Finanzkrise. Der SEB konnte sogar 20 Prozent Gewinn bis zum Jahreswechsel 2008/2009 erzielen.
Anschließend startete der Aktienfonds die Aufholjagd, wurde 2011 noch einmal zurückgeworfen, um letztendlich jedoch trotz des Kursrückgang im August 2015 die Nase vorn zu haben.

Kurzfristig ok, aber langfristig?
Für mich stellt sich die Frage nach dem Sinn von aktiv gemanagten Mischfonds, zumindest wer langfristig Geld anlegen möchte. Bis auf einen Fonds konnten alle Teilnehmer der Mischfonds starke Kursrückgänge vermeiden. Insofern wäre es ein Pluspunkt für Leute, die eher kürzerfristig ihr Geld anlegen möchten. Die Frage bleibt, ob dies nur mit höheren Gebühren zu bewerkstelligen ist?

Angenommen wir nehmen einen globalen Aktien-ETF und einen ETF mit Anleihen bester Bonität, zum Beispiel den iShares Global AAA-AA Government Bond UCITS ETF (DE000A1J7CM0) und bilden einen Mix mit einem Verhältnis 50:50. Da der Anleihen-ETF erst seit dem Jahreswechsel 2012/2013 im Markt ist, kann ein Vergleich erst ab diesem Zeitpunkt erfolgen.

Gesamtperformance von Putnam Total Return Fund-Class S (blau),
Wave Total Returns Fonds I (grün),
BHF TOTAL RETURN FT (orange), SEB Asset Selection Fund C (EUR) (gelb), 
Carmignac Patrimoine A EUR ACC (schwarz), 
iShares Global AAA-AA Government Bond UCITS ETF (dunkelgrün),
 iShares STOXX global select dividend 100 (DE) (hellgrün)
vom 01.01.2013 bis 02.10.2015 - Quelle: comdirect.de

Statt des Top Dividende ETF kommt nun der  iShares STOXX global select dividend 100 (DE) zum Einsatz. Wer keinen ausschüttenden Aktien-Fonds möchte, kann natürlich auch auf den MSCI ACWI zurückgreifen. Aber für die Größenordnung des Ergebnisses spielt das eine nur untergeordnete Rolle. Denn ein Mix aus dem Anleihen-ETF und Aktien-ETF hätte eine Performance von +19 Prozent zur Folge. Dieses Ergebnis schaffte lediglich der SEB-Fonds zu überbieten, mit +25 Prozent. Selbst der milliardenschwere Patrimoine kam im selben Zeitraum nur auf rund +10 Prozent.

Grundsätzlich ist Diversifikation notwendig, um sämtliche Anlagehorizonte abzudecken. Dazu gab es auch die frühere Artikelserie Mit ETFs in verschiedene Anlageklassen investieren. Aber für längere Anlagehorizonte sollte ein Anleger besser auf kostengünstigere Wertpapiere zurückgreifen.

Fazit
Die besseren globalen Mischfonds der letzten Jahre konnten bei starken Kursrückgängen am Aktienmarkt Anleger vor größeren Kursverlusten schützen. Auf Sicht von etwas mehr als 6,5 Jahren konnte sich der Aktienmarkt letztendlich durchsetzen, trotz eines ungünstiges Zeitraumes. Daher erscheint ein aktiv gemanagter Mischfonds für einen längeren Anlagehorizont weniger sinnvoll. Kürzerfristig ist ein fifty-fifty-Mix aus einem globalen Aktien-ETF und einem globalen Anleihen-ETF mit bester Bonität durchaus eine überlegenswerte kostengünstige Alternative für einen Mischfonds.

Zum Weiterlesen

5 Kommentare:

  1. Ein sehr schöner Artikel. Ich denke, dass Mischfonds für Anleger,die sich nicht eigenständig um die eigene Geldanlage kümmern wollen, die beste Variante aus dem Fondsuniversum darstellen. Immerhin können Fondsmanager hier in volatilen Zeiten in andere Assetklassen "umswitchen", was bei Aktienfonds nicht möglich ist.
    Ich bin aber vollkommen bei dir, dass aktive Anleger lieber die kostengünstigen ETFs wählen sollten.

    Viele Grüße
    Tim

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    1. Mischfonds schneiden (wie Chris weiter unten schön beschreibt) sehr wechselhaft ab. Mal ist ein gewählter Mischfonds in seiner Anlageklasse vorne mit dabei, mal hinkt er den anderen Mischfonds (gleicher Ausrichtung!) deutlich hinterher. Wer hier nicht jahrelang unterdurchschnittliche Renditen erhalten möchte, sollte also alles andere als inaktiv sein und sich tatsächlich viel mehr um seine Geldanlage kümmern als ein Passivinvestor mit ETFs.

      Letzterer wählt im einfachsten Fall einen ETF für Aktien aus (MSCI World oder MSCI ACWI) und parkt den Rest in einem totlangweiligen Produkt seiner Wahl (Tagesgeld, Festgeld, Staatsanleihen-ETF). Eine 50/50-Aufteilung können auch Menschen mit einer "geringen Neigung zur Mathematik" relativ gut berechnen, so dass der Aufwand beim Geldanlegen überschaubar bleibt. Das hat mit "aktiven" Anlegen (wie Du es nennst) aber wirklich gar nicht zu tun.

      "Immerhin können Fondsmanager hier in volatilen Zeiten in andere Assetklassen "umswitchen", was bei Aktienfonds nicht möglich ist."
      Sorry, aber das ist Quatsch. Es sind nicht volatile Zeiten sondern volatile Anlagen: Aktien sind per se volatil. Das kann auch ein Fondsmanager nicht ändern. Ein Umswitchen macht bei Mischfonds ja nur Sinn, wenn man aus dem Aktienfonds rechtzeitig (also vor dem Kursrückgang) in Anleihen umschichtet und ebenso hellseherische Fähigkeiten beim Kursanstieg für die Gegenbewegung besitzt. Genau daran scheitert aber das Gros der Mischfondsmanager (und Privatanleger) auf lange Zeiträume (>10-20 Jahre) betrachtet regelmäßig. Mit einer stupiden fixen Aufteilung und dem oben beschriebenem Vorgehen schneidet man langfristig gesehen mit hoher Wahrscheinlichkeit besser ab.

      Mischfonds sind in meinen Augen eine reine Marketingmasche, um unbedarfte Anleger mit einem völlig überteuerten Produkt ohne Mehrwert in der vermeintlichen Sicherheit zu wiegen, dass ein Fondsmanager mehr wüsste und daher die eigenen Finanzen "sicher durch turbulente Gezeiten" führe. Da soll nur das schlechte Gewissen beruhigt werden, dass man sich auch für die nächsten 30 Jahre nicht ein einziges Mal richtig um das Thema Geldanlage kümmern soll.

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  2. Morningstar veröffentlicht ja regelmäßig Artikel zum Thema Mischfonds (auch und vor allem eben auf ihrer deutschen Seite). Als Benchmark, um die aktiven Fonds ggü einem Index zu bewerten, benutzen die übrigens eine Kombi aus Barclays Euro Aggregate Bond (für Anleiheanteil) und FTSE World (für Aktienanteil - den kann man aber zur besseren Handhabung auch gut einfach mit MSCI World austauschen). Die Mischfonds werden dann innerhalb ihrer Kategorie als "defensiv" (25% Aktien / 75% Anleihen), "ausgewogen" (50/50) oder "aggressiv" (75/25) eingeteilt.

    Wenn man bei Morningstar bei der Fondssuche übrigens die Kategorie "Mischfonds" auswählt, sind da 4507 Produkte. Ohje, und selbst wenn man nur die speziellen Kategorien "Mischfonds EUR defensiv Global" (462 Treffer), "Mischfonds EUR ausgewogen Global" (547) und "Mischfonds EUR aggressiv Global" (290) selektiert, wird die Qual der Wahl nicht kleiner. Über das "Problem" bei der Fondsauswahl habe ich ja schon in einem anderen Kommentar geschrieben, und das gleiche Prinzip gilt auch für Mischfonds. Beim Index(ETF) weiß ich ziemlich genau was ich bekomme - die Marktrendite, beim Versuch aus den vielen Fonds diejenigen auszuwählen, die mir darüber hinaus aber noch die Outperformance versprechen (sonst könnt ich ja gleich nur die Index-ETFs kaufen) stehen die Chancen statistisch gesehen gegen mich.

    Eine schön übersichtliche dauerhafte Scorecard wie es sie in den USA gibt habe ich zwar für die deutsche Morningstar-Seite nicht gefunden, aber es gibt ab und zu mal Einzel-Artikel die allesamt die These unterstreichen, dass eben die MASSE der Fonds dem passiven Benchmark hinterherhinkt (und wie ich anderswo schon erwähnte, man soll nicht glauben man könne sich diesen Wahrscheinlichkeiten entziehen indem man versucht einfach DAUERHAFT die jeweiligen paar Outperformer herauszupicken, denn die haben dazu auch noch die unangenehme Eigenschaft, sich aller paar Jahre/Marktphasen mal abzuwechseln - daher bevorzuge ich auch eher Untersuchungen über die Summe ALLER Fonds, und nicht nur ein dutzend Exemplarische).

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  3. Also hier ein paar Beispielartikel dafür, wenn man "Mischfonds" und "Benchmark" googelt:

    http://www.morningstar.de/de/news/110884/verm%C3%B6gensverwaltende-fonds-oder-die-22-prozent-frage.aspx
    http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/finanzprodukte-fuer-jedermann/investmentfonds-unter-der-lupe-mischfonds-schneiden-schlecht-ab-12593074.html
    http://www.bundesweitefinanzberatung.de/expertenartikel/ansicht/investmentfonds-wie-sinnvoll-sind-mischfonds-13677/
    http://www.morningstar.de/de/news/141881/welche-mischfonds-sch%C3%BCtzten-das-anlegergeld-am-besten.aspx
    http://www.morningstar.de/de/news/42871/mischen-possible-teil-i-was-anleger-%C3%BCber-mischfonds-wissen-sollten.aspx

    Die Outperformance-Quote (also Anzahl Fonds die besser als ihr Benchmark rentieren) variiert je nach Kategorie und Zeitraum, aber das grobe Spektrum von "nur" 10-25% zeigt schonmal, dass es im allgemeinen um die ach-so-klugen studierten (und nicht zu vergessen hochbezahlten) aktiven Fondsmanager in der Praxis abseits ihrer eigenen Hochglanz-Werbebroschüren doch nicht so gut bestellt ist.

    Aber anstatt für durchschnittlich 1,5-2% TER den Fondsmanagern das dritte Ferienhaus zu finanzieren kann sich jeder seine Mischfonds selbst zusammenbauen. Ähnlich der erwähnten Benchmark reichen dazu schon zwei ETFs (einen auf den MSCI World, einen auf den Euro Aggregate Bond), die es für 0,2% TER gibt. Man kann das ganze natürlich noch mit weiteren ETFs kombinieren, aber wir betrachten hier mal nur die super-simpel Lösung (da sich Mischfonds ja meist eh auch nur an Leute richten, die es vor allem einfach wollen). Regelmäßig angespart und (nach Bedarf) einmal im Jahr rebalanced, schlägt man damit langfristig die Mehrzahl der Anzugträger. Achja und was den "Krisen-Test" angeht (Mischfonds-Anleger wollens ja vorallem "sicher" haben") hab ich schnell mal bei justetf ein Musterportfolio aus diesen zwei erwähnten Indizes nachgeschaut, in "defensiver" 25/75 Aufteilung gab es 2008 auch nur 5% Verlust (50/50 brachte 13% Minus, und bei offensiven 75/25 waren es -25%, und natürlich gabs hinterher dabei wieder das meiste Renditeplus).

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  4. Ach Chris , diese Fondmanager magst Du aber auch nicht ????? .
    Die wollen doch alle nur Dein Bestes ( Was ist das wohl ??? ) HAHAHA .
    Aber Du hast schon recht , vermutlich hat das auch nur etwas mit Zufall zu tun , das mal der eine und mal der andere richtig liegt , und in der Summe vermutlich es keiner schaffen wird , über einen 20 bis 30 Jahreszeitraum immer unter den sagen wir mal ersten 30 zu liegen . Haben halt alle keine immer durchweg funktionierende Glaskugel .

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