Donnerstag, 1. Oktober 2015

Warum die US-Notenbank Fed keine Zinswende einleiten kann

Bereits seit Monaten erwarten etliche Marktbeobachter eine erste Leitzinsanhebung in den USA. Mit diesem Ereignis würde die Notenbank in den USA Federal Reserve eine Zinswende einleiten mit anschließend zwar kleineren, aber mehreren Zinserhöhungen, so die Meinung. Als dann am 17. September 2015 die Fed-Vorsitzende Janet Yellen ankündigte noch etwas länger die Marktdaten analysieren zu wollen, gab es einige überraschte Kommentare zu diesem Zögern. Es war sogar zu hören, dass das Zeitfenster für die Ankündigung des ersten Zinsschritts überschritten sei. Hier jetzt sechs Gründe, warum die Fed eigentlich die Zinsen überhaupt nicht anheben kann.

Deutliche Kursrückgänge am Aktienmarkt
Nach deutlichen Kursrückgängen am Aktienmarkt ist nicht die Zeit die Geldpolitik zu straffen. Ein erster Zinsschritt wäre sicher rational betrachtet noch verkraftbar, aber grundsätzlich wäre es ein falsches Signal in einer unsicheren Börsensituation.

Hohe Verschuldung der Schwellenländer
In den Zeiten des billigen US-Dollars haben sich die Länder der Emerging Markets in US-Dollar verschuldet. Es ist sicher nicht Aufgabe der Notenbank in den USA bei ihrer Entscheidung ausländische Gefahren ziemlich hoch zu gewichteten, aber völlig ignorieren kann die Fed diese Umstände auch nicht. Insbesondere die Ereignisse in China haben für die Weltwirtschaft eine gewisse Relevanz.


Starker US-Dollar
Die Notenbanken der Eurozone EZB und die Japanische Notenbank (BoJ) kaufen noch fleißig weiter eigene Staatsanleihen auf. Sowohl beim Euro als auch beim Yen ist man im Moment weit entfernt von Leitzinsanhebungen. Im Gegenteil hat Mario Draghi erst kürzlich verlauten lassen, die Wertpapierkäufe von Euro-Staatsanleihen zu verlängern, falls dies erforderlich sein sollte. Frisch am 30.09. kam die Nachricht, dass die Inflationsrate der Eurozone wieder auf minus 0,1 Prozent gefallen ist.
Bereits 2015 in Erwartung einer Zinsanhebung der US-Notenbank litten etliche US-Unternehmen unter dem starken US-Dollar. Ein Leitzinsanstieg würde den US-Dollar noch weiter gegenüber vielen anderen Währungen aufwerten.

Offizielle Inflationsrate viel zu niedrig
Die offizielle Inflationsrate liegt in den USA bereits das gesamte Jahr über um 0 Prozent. In den Hochsommermonaten Juli und August ist diese nur unwesentlich auf +0,2 Prozent gestiegen. Welchen Grund sollte eine Notenbank für die Anhebung des Leitzins haben, wenn die Inflationsrate deutlich unter der angestrebten Ziel-Inflation von 2,0 Prozent liegt?

Weltwirtschaft hat sich an Nullzins gewöhnt
Nach der Finanzkrise haben nach und nach alle großen Notenbanken ihre Leitzinsen gen 0 Prozent gesenkt. Die Finanzkrise ist mittlerweile 6 bis 7 Jahre her und in dieser Zeit hat sich die Wirtschaft an den niedrigen Zins angepasst. Sollte es zunächst nur eine vorübergehende Aktion sein, sind es mittlerweile bereits etliche Jahre.
Wie heißt es immer so schön: Die Wirtschaft hängt am Tropf der Niedrigzinspolitik. Aus dieser Situation ist ohne ein enormes Wachstum oder eine deutlich ansteigende Teuerungsrate so schnell kein Herauskommen. Sollte jetzt ein Zinsanhebungszyklus mit mehreren Erhöhungen stattfinden, würde diese Aktion das selbst in den USA ohnehin eher moderate Wirtschaftswachstum wieder abwürgen. Als Folge müsste die Fed im weiteren Verlauf nicht nur eine Rolle rückwärts machen und die Leitzinsen wieder senken, sondern zugleich über neue Aufkaufprogramme wie QE nachdenken.

Das heißt aber auch, dass wir wahrscheinlich noch viele Jahre ein quasi weltweites Niedrigzinsumfeld einplanen sollten.

Notenbanken wollen keinen Aktiencrash
Aus diversen Gründen haben Notenbanken kein Interesse an deutlich oder länger fallenden Aktienkursen. Das heißt, sie werden sich hüten Maßnahmen zu ergreifen, die einen größeren Verfall der Aktienkurse zur Folge haben. Oft hört man sie hätten ihr Pulver bereits verschossen. Doch haben Notenbanken durchaus weitere Möglichkeiten zumindest zu versuchen den Markt zu stimulieren. Die Käufe der eigenen Staatsanleihen haben wir ja bereits, was durchaus noch ausgeweitet werden wird, wenn notwendig. Ob das immer noch den gewünschten Erfolg hat, sei einmal dahingestellt.
Bezeichnend war das historische Ereignis, dass bei der jüngsten Sitzung erstmals eines der zehn stimmberechtigten Fed-Mitglieder für einen negativen Zins von minus 0,125 Prozent für 2015 und 2016 votiert hatte.


Fazit
Die Fed inklusive Janet Yellen hatte in den letzten Wochen mehrfach davon gesprochen den Leitzins möglicherweise noch in 2015 einen Schritt zu erhöhen. Um die Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren wird es nicht einfach aus dieser Aussage wieder herauszukommen. Vielleicht macht sie diesen einen kleinen Schritt. Aber sie wird anschließend eine ganze Weile abwarten und falls die Inflationsrate in den USA bald nicht merklich ansteigt, wird in 2016 eher wieder der erneute Aufkauf eigener Wertpapiere zum Thema werden. Jedenfalls ist es bezeichnend, wenn sowohl die Weltbank als auch der Internationale Währungsfonds IWF die Fed bedrängen den ersten Zinsschritt zumindest auf 2016 zu vertagen.

Was ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Wird oder kann die Fed eine richtige Zinswende einleiten oder lässt sie es komplett bleiben?

Zum Weiterlesen:

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