Mittwoch, 21. März 2012

Die Meilensteine zum Vermögensaufbau und zur finanziellen Freiheit

Wenn Vermögen aufgebaut werden soll oder jemand finanzielle Freiheit erlangen möchte, dann ist oft nicht klar wie die konkrete Vorgehensweise ist und ab welchem Zeitpunkt Teilziele erreicht worden sind. Ich möchte nun Teilziele (sogenannte Meilensteine) vorschlagen, die jeder als Basis für seinen eigenen Weg zur finanziellen Unabhängigkeit verwenden kann. Natürlich lassen sich weitere Unterziele einbauen.

0-ter Meilenstein: Begleichen Sie sämtliche Verbindlichkeiten und beginnen Sie zu sparen!
Selbst wenn nun einige die Augen verdrehen, weil hier vermeintliche Binsenweisheiten genannt werden, das vollständige Abzahlen von Schulden und der Beginn Geld zu sparen sind das Fundament für den Vermögensaufbau und späteren finanziellen Wohlstand!
Ausnahmen sind eine größere Erbschaft, ein hoher Lottogewinn oder eine findige Geschäftsidee. Bei den ersten beiden Fällen werden die allermeisten Personen das plötzlich gewonnene Vermögen über kurz oder lang wieder ausgeben, weil ihnen schlichtweg die finanzielle Bildung fehlt (es gibt in den Medien genug Berichte darüber). Auf den dritten Punkt komme ich später noch einmal zurück. Wer sich zu keinem der drei Fällen zugeordnet fühlt - das werden die meisten von uns sein - muss im ersten Schritt auf die Schuldenbegleichung und auf das Sparen zurückgreifen.
Wie Sie am besten Ihre Schulden loswerden und sparen können erfahren Sie auf den Seiten: "Wie kann man ohne Anstrengung sparen" und "gezielt mühelos sparen".

1-ter Meilenstein: Finanzieller Schutz
Ganz egal welchen Lebensstil Sie führen, es gibt immer Situationen mit unvorhergesehenen Ereignissen, die plötzlich Geld kosten. Das können Gebrauchsgegenstände aus dem täglichen Leben sein (wie ein neues Fahrrad, Auto oder Fernseher) bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. Um in solchen Fällen souverän agieren zu können, benötigen Sie ein finanzielles Polster. Der Verlust des Arbeitsplatzes reißt bei den meisten Leuten das größte Loch in die eigenen Finanzen. Es gibt zig mögliche Gründe, warum Sie Ihren gewohnten Arbeitsplatz verlassen möchten/mussten. An dieser Stelle eine Anmerkung von mir. Wenn Sie dauerhaft mit Ihrem Job unzufrieden sind, dann kündigen Sie! Nur in seltensten Fällen wird aus einer derartigen Situation Ihr Traumberuf. Ein Großteil der Bevölkerung ist jedoch nicht in der Lage diesen selbstständigen Schritt zu unternehmen, da sie bei jedem Euro vom Arbeitgeber abhängig sind. Diese Abhängigkeit wird vermieden, wenn mit dem finanziellen Schutz ein gewisses Polster aufgebaut wurde.

Die Höhe des finanziellen Schutzes ist individuell unterschiedlich. Jeder sollte sich fragen, wie lange er ohne Einkünfte aus einem Arbeitsverhältnis auskommen könnte, bis er sich eine neue Möglichkeit erschaffen habe Geld zu verdienen. Einige benötigen dafür mehr Zeit, weil sie erst ein paar Wochen über die neue Situation nachdenken möchten. Bei anderen geht es schneller. Als Vorschlag hört und liest man immer wieder etwas von 2-4 oder gar 6-10 Netto-Monatsgehältern. Im Grunde muss jeder für sich überlegen wie hoch seine monatlichen Ausgaben sind und diese mit der gewünschten Zeit multiplizieren.
Ich würde die Höhe des finanziellen Schutzes nicht zu knapp wählen und finde eine Spanne von 6 bis 12 durchschnittlichen monatlichen Ausgaben als angemessen. Wichtig dabei ist, dass das Geld rasch verfügbar ist und daher bieten sich Tagesgeldkonten an - selbst wenn sie keine hohe Rendite bringen. Auf die Rendite kommt es hier auch nicht an, sondern auf einen rasch verfügbaren Schutz. Falls der Notfall eintritt, sollte anschließend der finanzielle Schutz bis zu selbst festgelegten Grenze aufgefüllt werden.
Ich lebe schon seit vielen Jahren mit einem festgelegten Finanzpolster und brauche mir über unvorhergesehene Ereignisse, die Geld kosten, keine Sorgen mehr zu machen und schlafe daher wesentlich beruhigter.

2-ter Meilenstein: Die kleine finanzielle Unabhängigkeit
Alles Geld, was über den finanziellen Schutz hinausgeht, sollte möglichst renditestark angelegt werden, damit der Zinseszins-Effekt effektiv zum Einsatz kommt. Einige haben nun einen festen Geldbetrag im Visier, den es zu erreichen gilt. Das können z.B. 300 000 Euro sein oder eine Million Euro. Ab hier fokussiere ich einen anderen Geldbetrag, nämlich das monatliche passive Einkommen. Der andere Blickwinkel deshalb, weil das passive Einkommen über die Einnahmen durch Zinsen und Dividenden hinausgeht. Einige Möglichkeiten dazu habe ich im Beitrag "Die Notwendigkeit passive Einkommensströme zu erzeugen" genannt. Vielleicht kommen Sie sogar dazu ein kleines Unternehmen zu gründen. Sofern es profitabel ist, verläuft der Weg zur finanziellen Freiheit noch schneller.

Mit der kleinen finanziellen Unabhängigkeit ist der Betrag an monatlichem Geldfluss gemeint, der sämtliche Fixkosten abdeckt. Zu den Fixkosten gehören die Miete, Stromkosten und Wasserkosten, Versicherungen, Mitgliedsbeiträge und natürlich auch die Tilgung von eventuell vorhandenen Verbindlichkeiten. Nicht berücksichtigt sind hier die Ausgaben, die im Laufe des Monats für Freizeit, Konsum und Urlaubsgestaltung anfallen. Hintergrund des Meilensteines ist der, im Notfall die Fixkosten aus passivem Einkommen begleichen zu können und die sonstigen Ausgaben vorübergehend aus dem finanziellen Schutz vornehmen zu können. Bei bescheidener Lebensweise könnte man so schon ganze eine Weile überbrücken.
Einige Investments, die eine möglichst hohe Rendite und häufige Ausschüttung bieten, finden Sie auf der Seite: Ausschüttungsquoten von ETFs.

3-ter Meilenstein: Die finanzielle Unabhängigkeit oder finanzielle Sicherheit
Sobald Sie Ihre monatlichen Fixkosten als auch Ihre Ausgaben für Freizeit, Konsum und Urlaubsgestaltung durch passive Einkommensströme abdecken können, sind Sie finanziell unabhängig. Da Sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr wegen Geld arbeiten gehen müssen, haben Sie den Status der finanziellen Sicherheit erreicht. Dieser Meilenstein ist individuell sehr unterschiedlich. Einige kommen mit 1000 Euro pro Monat aus, andere benötigen wegen eines ambitionierten Lebensstils mehr als 5000 Euro monatlich.

Ich möchte hier anmerken, dass es in der Regel nicht angebracht ist, diesen Meilenstein ausschließlich deshalb zu erreichen, weil man einen ungeliebten Arbeitsplatz verlassen möchte. Mit Groll, Ärger oder sonstigen negativen Gefühlen als Antrieb kommt man im Leben oft nicht weit. Wenn die Arbeit Spaß macht, dann kann man trotz der erreichten finanziellen Unabhängigkeit weiter arbeiten und somit dem vierten Meilenstein schneller entgegen gehen.

4-ter Meilenstein: Die finanzielle Freiheit
Sobald Ihre passiven Einkommensströme nicht nur Ihre gesamten regelmäßigen monatlichen Ausgaben abdecken, sondern darüber hinaus derart viel Geld zur Verfügung steht, dass Sie sich einen Großteil oder gar alle Ihrer Wünsche erfüllen können, genießen Sie im wahrsten Sinne des Wortes finanzielle Freiheit!

Spätestens ab dem dritten Meilenstein besitzen Sie derart viel Wissen über die Schaffung von regelmäßigem Geldfluss, dass Ihnen auch bei unerwartet großen Ausgaben nicht mehr viel passieren sollte. Sie sind dann relativ rasch in der Lage einen finanziellen Verlust wieder aufzuholen. Gerade hier gilt: Der Weg ist das Ziel! Um die Meilensteine erreichen zu können müssen Sie sich anstrengen und müssen viel lernen, aber das auf dem Weg dorthin angeeignete Wissen lässt Sie finanziell kompetent werden. Zur Zielsetzung habe ich den Beitrag: "Setzen Sie sich hohe Ziele für 2012" veröffentlicht.
comdirect

Warum nicht einfach Vermögen verzehren?
Natürlich kann man statt auf die regelmäßigen passiven Geldflüsse zu achten nur das gesamte angesparte Vermögen betrachten und sich ausrechnen wieviel man davon zusätzlich zur staatlichen Rente ausgeben kann, bis man sein Lebensende erreicht hat. Aber das Gefühl zu haben, "nur" 80 Jahre alt werden zu dürfen und dann auch keine riesigen finanziellen Sprünge machen zu können, finde ich nicht besonders befreiend.

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Zum Weiterlesen:

7 Kommentare:

  1. Hallo Lars,

    ich bin gerade erst auf den Artikel gestoßen. Einigen Fragen zu Deiner Empfehlung, 6 bis 12 monatliche Ausgaben als Liquiditätspolster vorzuhalten (das Thema treibt mich gerade selbst etwas um):

    - Worauf stützt Du die Zahl? Deine persönlichen Präferenzen - oder irgendwelche objektiven Kriterien? Oft wird ja auch empfohlen, zwei bis drei Monatsgehälter vorzuhalten. Das hat mich nie richtig überzeugt. Ich finde die Orientierung an den Ausgaben schon mal überzeugender als am Einkommen. Aber mir fehlt trotzdem noch eine klare Begründung, warum es nicht 2 bis 3 oder 8 bis 16 Monatsausgaben sein sollten.

    - Würdest Du Unterschiede je nach beruflicher und sonstiger Lebenssituation machen?

    Viele Grüße
    Holger

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    1. Hallo Holger,

      die Spanne 6-12 X monatliche Ausgaben ist empirisch gewählt. Mit der Summe sollen zum einen unvorhergesehene Ereignisse
      abgedeckt sein, die durchaus eine vierstelligen Betrag kosten können. D.h. auch ein (neues) gebrauchtes Auto oder eine
      Kücheneinrichtung sollten damit bezahlt werden können. Bestimmt kennt auch jeder, dass ein Unglück selten alleine kommt.
      Kurz nach dem Motorschaden des Fahrzeugs gibt auch die Waschmaschine den Geist auf...

      Den meisten Bezug hat die vorgeschlagene Größenordnung mit den Einkünften aus aktiver Arbeit. Wenn plötzlich unerwartet
      der Job wegfällt, dann möchte man vielleicht ein paar Tage oder Wochen darüber nachdenken (vielleicht sogar in den Urlaub
      fahren), ob man beruflich nicht sogar etwas ganz anderes machen möchte. Dann kann es durchaus weitere Wochen oder gar
      Monate dauern bis man eine neue Anstellung gefunden hat oder bis die neue Selbstständigkeit endlich genug Einkünfte
      hervorbringt.
      Dann gibt es wieder andere, deren Arbeitskraft ist auf dem Arbeitsmarkt derart gefragt, dass sie gleich eine neue
      Anstellung/Aufträge bekommen. Für diese Gruppe würde demnach eine finanzielle Überbrückung von 2-3 Monate ausreichend
      sein. Allerdings könnte auch hier plötzlich eine unerwartet größere Summe für Unglücke notwendig werden, die ausgegeben werden muss.
      Daher würde ich selbst letzterer Gruppe mindestens 6 x monatliche Ausgaben als finanziellen Schutz empfehlen.

      Ich persönlich orientiere mich eher an der oberen Grenze. Damit kann ich sehr gut leben :-)

      Du siehst aber, dass jeder persönlich sein Risiko abschätzen sollte, welches eben extrem individuell ist. Zu wenig
      Rückhalt bedeutet im Notfall eine Verbindlichkeit aufnehmen oder Investments verkaufen. Meistens ist dann der Kurs des
      Investments auch noch besonders niedrig...
      Eine zu große Kriegskasse kostet Rendite. In meinem Bekanntenkreis gibt es Leute, die haben 100 000 Euro auf dem Tagesgeld
      herumliegen. Diese Summe finde ich eindeutig zu hoch als Risikopuffer.
      Die Zahlen 6 oder 12 sind aber nicht so eindeutig absolut gemeint, wie es möglicherweise aussieht. Wenn jemand 5 bis 10 oder 8 bis 15 vorschlägt, hätte ich auch kein Problem damit.

      Ich glaube einen Teil Deiner zweiten Frage habe ich bereits beantwortet. Aber streng genommen muss man als Investor
      noch ein bißchen mehr "flüssig auf der hohen Kante" haben. Denn die Höhe des finanziellen Schutzes ist nicht zum
      investieren gedacht. Auch hier gilt es die goldene Mitte zu wählen, um genug Liquidität zu haben (siehe auch den Beitrag:
      Cash is king), aber gleichzeitig nicht zu viel Rendite zu verschenken. Ich fühle mich mit einem Liquiditätspolster
      von 5 bis 10% des Gesamt-Depots am wohlsten.

      VG
      Lars

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  2. Hallo Lars,

    Vielen Dank fuer den interessanten Artikel. Mich interessiert der Aufbau des passiven Einkommens immer mehr. Dazu habe ich eine Frage.

    - Wie schaetzt Du die Option ein, erst mal Schulden zu machen (zB. einen Kredit aufzunehmen) um damit passives Einkommen zu produzieren wenn die Ersparnisse plus Poltster nicht?

    Das widerspricht etwas dem 0-ten Meilenstein; wuerdest Du also eher empfehlen zu sparen, bis man beides (Polster & Geld zum investieren) liquid hat?

    Danke, viele Gruesse,
    Anna

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    1. Hallo Anna,
      prima, dass Du Dich für den Aufbau von passivem Einkommen interessierst.

      Um sauber und nachhaltig an den Vermögensaufbau heranzugehen, würde ich erst einmal schauen, dass möglichst alles an Schulden getilgt ist und das finanzielle Polster genügend groß ist. Dann hast Du ein Fundament, welches auch wirklich tragfähig ist. Solange dies nicht erfolgt ist, kann es passieren Geld zu benötigen, was gerade investiert ist. Und die Notfälle kommen gerne auch gerade dann, wenn die Verkaufskurse schlecht sind.

      Einen Kredit für passives Einkommen kann funktionieren (ich hatte darüber mal einen Beitrag geschrieben), wenn man irgendwie an Geld kommt, wofür man wenig Zinsen zahlen muss. Bei Banken ist dies nur kurzzeitig der Fall. Aktuell z.B. gibt es Kredite mit Zinsen von 3,5 bis 4%. Allerdings muss man das Geld auch in Raten zurückzahlen, so dass es für Investments gar nicht vollständig zur Verfügung steht.

      Also, erst einmal das Polster aufbauen, alles darüber hinaus renditestark anlegen und nach und nach ein immer größeres passives Einkommen kassieren.

      VG
      Lars

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  3. Zwischen 1 und 2 gibt es noch einen Meilenstein. Laut Helmut Creutz stecken in allen Preisen von Produkten und Dienstleistungen Zinsen in Höhe von 30% bis 40% vom Produktpreis. Die Produzenten und Händler legen ihre Kapitalkosten nämlich auf den Produktpreis um. D.h. durch den eigenen Konsum zahlt man Zinsen, obwohl man selbst keine Schulden hat. Daher ist aus meiner Sicht ein wichtiger Meilenstein, nicht zu den Verlieren im kapitalistischen System zu gehören, indem man ca. ein Drittel seiner Konsumausgaben durch Kapitaleinkünfte abdeckt (implizit gezahlte Zinsen und eingenommene Zinsen gleichen sich aus).
    Gruß
    Steffen

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    1. Das ist eine gute Ergänzung!

      Gerade am Anfang ist es wichtig auch kleinere Meilensteine zu definieren, die bereits nach relativ kurzer Zeit erreichbar sind. So hält man die Motivation besser aufrecht als wenn zwischen zwei Zielen viele Jahre liegen.

      In eine vergleichbare Richtung ging auch mein vor einiger Zeit veröffentlichter Artikel "mit passivem Einkommen eigene Rechnungen bezahlen.

      Vielen Dank und Grüße
      Lars

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  4. Hallo,
    bei der Höhe des passiven Einkommensstromes sollte man die Steuern jedoch nicht vergessen. Jede Steuer die ich heute bezahle, fehlt mir in Zukunft bei der Geldanlage. Viele Ausschüttungen bremsen also den Zinseszinseffekt.
    Idealerweise sollte, wenn es denn möglich ist, in der Anfangsphase auf Ausschüttungen verzichtet werden und in Anlagen investiert werden die im Gesamtwert steigen und erst am Ende der Laufzeit versteuert werden müssen.

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