Montag, 14. September 2015

Einige prominente Aktien mit negativer Bewertung bei quantitativer Analyse

Über die quantitative Analyse der "Profitablen Unternehmen" habe ich schon einige Mal berichtet. Dort müssen Unternehmen diverse Qualitätskriterien durchlaufen und erhalten Plus- oder Minuspunkte. Dazwischen gibt es meistens ein breiteres Mittelfeld mit 0 Punkten. Anschließend werden die erzielten Punkte aufsummiert und in einer Tabelle sortiert. Je höher die Gesamtpunktzahl desto besser die Platzierung und desto wahrscheinlicher ist die Aufnahme in das Profit-Depot oder in das Wikifolio High Quality Companies.
Interessanterweise befinden sich nach dieser quantitativen Analyse selbst einige prominente Unternehmen, teilweise aus DAX, EuroStoxx 50 oder Dow Jones, mit einer deutlich negativen Punktzahl ziemlich weit hinten. Über einige dieser bekannten Konzerne möchte ich hier sprechen.

E.ON und RWE
Über den anhaltenden Bärenmarkt des einstigen Energieriesen hatte ich bereits Ende 2012 berichtet. Damals hob ich hervor, dass die Energiewende der Bundesregierung nach den Ereignissen von Fukushima lediglich eine Komponente für die Schwierigkeiten beider Energiekonzerne sei. Und in der Tat ging der Bärenmarkt weiter.
Aktuell kommt RWE auf minus 4 und E.ON auf minus 5 Gesamtpunkte. Hauptgründe für die negative Punktzahl ist das Auftreten von Dividendenkürzungen innerhalb der letzten 5 Jahre, besonders bei E.ON miserable Profitabilitätswerte, die fehlenden Umsatzsteigerungen und ein besonders starker Kursrückgang in den letzten 3 Monaten.
In einem früheren Artikel über Depotleichen hatte ich als ernste Warnsignale genannt, wenn die Performance einer Aktie um mehr als 20 Prozent schlechter als die des Gesamtmarktes ist und wenn die Dividende gekürzt worden ist. Beide Fälle treffen auf die Energiekonzerne zu und zumindest RWE muss nun den EuroStoxx 50 verlassen und wird durch Fresenius ersetzt.


Royal Dutch Shell
Die Öl- und Gaskonzerne hatten spätestens seit Herbst 2014 deutlich weniger Freude als zuvor. Der Rückgang des Ölpreises von mehr als 50 Prozent macht sich irgendwann einmal auch bei an sich gut aufgestellten Konzernen wie Exxon Mobil oder Royal Dutch Shell bemerkbar. Aktuell beträgt die Gesamtpunktzahl bei letzterem Konzern minus 3, hauptsächlich bedingt durch recht schwache Profitablilitätszahlen (wen wundert dies), einen deutlich schwächeren Gewinn zum Vorjahr und drei Jahre Umsatzrückgang. Letzterer Umstand zeigt, dass es bereits vor dem Ölpreisverfall nicht mehr ganz rund lief. Noch soll an der Dividende nicht gerüttelt werden, die bei ordentlichen 7,5 Prozent liegt.

Amazon
Der größte Online-Shop der Welt breitet sich global gesehen immer weiter aus. So sind Umsatz und operativer Cashflow streng monoton wachsend, um einen Begriff aus der Mathematik zu nutzen. Auch der Gewinn pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr ist höher. Dagegen steht ein KGV von fast 330, Kurs-Cashflow-Verhältnis von über 25 und Profitabilitätswerte um 0. Ja richtig um 0, denn Umsatzrendite und Eigenkapitalrendite waren zuletzt sogar leicht negativ. Insgesamt bedeutet dies für Amazon 4 Minuspunkte, wenn man die fehlende Dividendenzahlung hier einmal ausklammert.
Dennoch hat sich der Kurs innerhalb des letzten Jahres fast verdoppelt, da die Phantasie mitspielt irgendwann aus dem riesigen Umsatz doch einmal Gewinn zu erwirtschaften. Nicht zuletzt, da Amazon mittlerweile im boomenden Cloud-Business mitmischt.

Möglicherweise stößt die quantitative Analyse bei einem derartigen Wachstumsunternehmen an gewisse Grenzen, aber wenn vom ansteigenden Umsatz wegen hoher Kosten oder einem Geschäftsmodell mit geringer Gewinnmarge kein oder nur ein geringer Gewinn übrigbleibt, wird diese Aktie nicht als Kauf eingestuft. Ich bin gespannt, ob sich das demnächst ändern wird, eigentlich warten wir darauf ja schon einige Jahre.

Was ist Ihre Meinung zu diesen Titeln? Schneiden sie zurecht so negativ ab oder sind alle genannten Titel sogar Kaufgelegenheiten?

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