In diesem Artikel skizziere ich mein Vorgehen und gerne sind dazu weitere Meinungen/Anmerkungen gewünscht.
Unterstellen wir folgende Ausgangssituation: Die Frage ob ETF oder Einzel-Aktien wurde bereits geklärt und es existiert ein Depot aus 30 Aktien. Für jede Aktie gab es einen nachvollziehbaren Grund sie zu einem früheren Zeitpunkt ins Depot zu kaufen. Nun sollen in regelmäßigen Abständen monatlich 1.000 Euro für den Hinzukauf verwendet werden.
Jetzt steht die Frage im Raum, ob man eher die bisherigen Kursverlierer oder die Tabellenführer im Depot hinzukauft?
Die Situation ist schon deshalb nicht ohne Brisanz, da just Exxon Mobil und Royal Dutch Shell in den letzten Tagen das Profit-Depot verlassen mussten, weil sie nicht mehr auf die notwendige Punktzahl zum Verbleib kamen. Im Dividenden-Aristokraten Depot bleiben jedoch beide Titel - die jeweils vom Kurs her im Minus sind - im Depot sofern die Dividendenzahlung nicht gekürzt wird oder die Dividende aus der Substanz gezahlt wird.
Hier zunächst einige Gründe für oder gegen den Kauf eines Gewinners und Verlierers.
Pro- und Contra für den Hinzukauf eines Outperformers
Pro:
- Aktie ist nicht ohne Grund gut gelaufen
- The trend is your friend
- Gewinne soll man laufen lassen, also kann auch aufgestockt werden
Contra:
- Aktie ist möglicherweise teuer geworden (u.a. am KGV abzulesen)
- Weiteres Kurspotential möglicherweise begrenzt, vor allem bei Übertreibungssituation (Fahnenstange)
- Dividendenrendite ist bei hohem Kurs mitunter bescheiden
Pro- und Contra für den Hinzukauf eines Underperformers
Pro:
- Aktie ist preisgünstiger als noch vor Monaten
- Man kauft eine recht hohe Dividendenrendite ins eigene Depot
- Bei einer Trendwende hohes Potential für Kursgewinne
Contra:
- Kursverlust könnte noch weiter gehen, im schlimmsten Fall Insolvenz
- Längere Kursrückgänge entgegen des Markttrends können Hinweise auf ernste Schwierigkeiten des Unternehmens sein
- Beim Nachkauf könnte weiteres Geld verloren gehen
- Die Dividendenzahlung könnte im weiteren Verlauf gekürzt oder sogar gestrichen werden
An der Gegenüberstellung sehen wir, dass die Fragestellung durchaus berechtigt ist, da es für alle Seiten nachvollziehbare Chancen und Risiken gibt.
Bei Einzel-Aktien ist mein Vorgehen folgendermaßen
Ein Plan wird erstellt:
- welche Rolle ein Depot aus Einzel-Aktien im gesamten Portfolio spielt.
- welche Größe das gesamte Depot aus Einzel-Aktien annehmen soll und wie hoch die Positionsgröße einer Einzel-Aktie im Depot sein darf.
- nach welchen Kriterien wird eine Aktie gekauft und gegebenenfalls wieder verkauft. Vor allem letzteres ist wichtig, um keine Depotleichen anzusammeln.
Bei 1.) ist zu berücksichtigen, ob man zum Beispiel einen DAX-ETF im Portfolio hat. Dann muss man nicht die Hälfte der DAX-Konzerne noch zusätzlich als Einzel-Titel kaufen. Bei einem bereits bestehenden diversifizierten ETF-Depot stellt sich die Frage nach dem Sinn von zusätzlichen Einzel-Aktien.
Bei 2.) ist mir früher einmal passiert, dass ich einen gefallenen Titel mehrfach nachgekauft hatte. Irgendwann merkte ich, dass dieser Titel mittlerweile die größte Position im Depot war. Diese war auch größer als die ursprünglich geplante Maximalgröße im Depot. Das sollte vermieden werden. Schlimmstenfalls sind irgendwann die schlechtesten Aktien die größten Positionen.
Zu 3.) gibt es keine einzige richtige Lösung. Die einen nutzen die Charttechnik, andere lesen Jahresabschlüsse bis in die Tiefen durch, wieder andere suchen sich einen Sektor aus und kaufen daraus die entsprechenden Titel.
Persönlich nutze ich inzwischen konsequent die Kriterien, die auch für das Profit-Depot gelten. Mit dieser Objektivierung konnte ich mittlerweile auch guten Gewissens mit meinen Depotleichen aufräumen. Das Schöne ist, die Kriterien für das Profit-Depot liefern konkrete Kauf- und Verkaufssignale, man muss sich nur daran halten und nicht irgendwelche Gründe für Ausnahmeregeln finden :-)
Beim Depot der Dividenden-Aristokraten gibt es ebenfalls gewisse Regeln die eingehalten werden müssen. Zwei Unternehmen mussten bislang das Depot auch schon verlassen. Aber beim Kauf wird das gebündelte Wissen der Leserschaft in Form einer Abstimmung verwendet.
Fazit
Meiner Meinung nach gibt es für diese Fragestellung keine eindeutige Antwort, ob nun der Underperformer oder der Outperformer hinzugekauft werden soll. Wichtig ist in meinen Augen ein klarer eigener Plan, der zur eigenen individuellen Situation passt und den man - einmal aufgestellt - auch umsetzen sollte. Für meinen Geschmack sollte die Analyse einer Aktie vor dem Kauf - es gibt auch Kandidaten, die kaufen eine Aktie und fragen anschließend in irgendeinem Forum nach, ob der Kauf gut war - lieber etwas gründlicher sein und kann dafür länger dauern.
Persönlich nutze ich inzwischen konsequent die Kriterien, die auch für das Profit-Depot gelten. Mit dieser Objektivierung konnte ich mittlerweile auch guten Gewissens mit meinen Depotleichen aufräumen. Das Schöne ist, die Kriterien für das Profit-Depot liefern konkrete Kauf- und Verkaufssignale, man muss sich nur daran halten und nicht irgendwelche Gründe für Ausnahmeregeln finden :-)
Beim Depot der Dividenden-Aristokraten gibt es ebenfalls gewisse Regeln die eingehalten werden müssen. Zwei Unternehmen mussten bislang das Depot auch schon verlassen. Aber beim Kauf wird das gebündelte Wissen der Leserschaft in Form einer Abstimmung verwendet.
Fazit
Meiner Meinung nach gibt es für diese Fragestellung keine eindeutige Antwort, ob nun der Underperformer oder der Outperformer hinzugekauft werden soll. Wichtig ist in meinen Augen ein klarer eigener Plan, der zur eigenen individuellen Situation passt und den man - einmal aufgestellt - auch umsetzen sollte. Für meinen Geschmack sollte die Analyse einer Aktie vor dem Kauf - es gibt auch Kandidaten, die kaufen eine Aktie und fragen anschließend in irgendeinem Forum nach, ob der Kauf gut war - lieber etwas gründlicher sein und kann dafür länger dauern.
Noch einmal der Hinweis, dass diese Ausführungen hier für Einzel-Aktien gelten, nicht für ETFs.
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Danke für diesen Artikel.
AntwortenLöschenWieso wurden BHP Billiton und gerade Emerson Electric bei fallenden Kursen gekauft?
Sollte man bei diesem Verlauf nicht besser auf eine Trendwende warten, als im Fallen zu kaufen?
Auch wenn ein langfristiger Vermögensaufbau angestrebt wird und diese Schwankungen mit kalkuliert werden, wäre es doch besser, zu einem günstigeren Zeitpunkt zu kaufen.
Klar kann man auch die Trendwende verpennen. Wäre das aber nicht besser als im Fallen einzusteigen?
Danke&Gruß
ScBe
@ScBE:
LöschenAlles hängt von der gewählten Strategie ab. Im Rahmen einer Dividendenstrategie machen die Investitionen Sinn, vorausgesetzt die Unternehmen sind fundamental gesund. Würde ich bei Dividendentitel länger warten, verpasse ich womöglich die ersten Auszahlungen. Ob der Kurs noch weiter sinkt, weiter seitwärts verläuft oder steigt, weiß ich nicht. Das ist Spekulation. Ein Spekulant würde aus charttechnischer Sicht nicht einsteigen, sondern die Bodenbildung abwarten. Er würde die Aktie dann aber nur solange halten, wie der Aufwärtstrend anhält.
BHP ist ein Unternehmen aus dem Bereich Rohstoffe und daher eine zyklische Aktie. Das Unternehmen steht fundamental gesehen trotz zyklischen Tiefs wunderbar dar und zahlt eine hohe Dividende. Der Kurs hat in den letzten Monaten u .a. stark abgenommen, da es ein SpinOff gab. Aus BHP ging South32 hervor. Dennoch leidet dich Branche unter der geringeren Nachfrage aus China und dem starken Dollar. (Kurze Anmerkung: Ich halte Aktien von BHP und South32).
Zu Emerson Electric kann ich leider keine genaue Aussage treffen. Mischkonzern, großer Konkurrent von Siemens. Zahlt meines Wissen auch quartalsweise Dividenden aus und die Dividendenrendite beträgt ~ 4%.
Daher für eine Dividendenstrategie eine sinnvolle Verstärkung, wenn das Unternehmen ausreichend Cashflow zur Zahlung der Dividenden generiert.
Grundsätzlich kennt man als Anleger erst im Nachhinein, ob es ein guter oder weniger günstiger Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf ist. Wer also regelmäßig Geld investiert, sollte daher einfach jederzeit kaufen. Das trifft insbesondere auf ETFs zu, aber gilt mit einigen Einschränkungen auch für Aktien.
LöschenZu den genannten Titeln BHP und Emerson Electric:
Das Aristokraten-Depot wird immer zum ersten Wochentag eines Monats neu bestückt. Dazu gibt es im Vorfeld eine ca. eine Woche andauernde Wahlzeit. In dieser Zeit können Anleger sich für einen Kandidaten entscheiden. Dabei fließen sicherlich mehrere Komponenten zur Auswahl ein. Ob sich der Titel gerade im Aufwärts- oder Abwärtstrend befindet, ist dabei eher weniger wichtig.
"Du wirst Deine Ergebnisse nicht verbessern, indem du die Blumen ausreißt und das Unkraut gießt."
AntwortenLöschen(Peter Lynch)
Für Lynch war es klar: steigende Aktien zukaufen, "Loser" verkaufen. Allerdings kommt es drauf an, ob die Aktien fallen, weil es handfeste Gründe dafür gibt, oder ob sich"nur" der eigene Investmentplan noch nicht konkretisiert hat. Also die eigenen Überlegungen weiterhin richtig sind, aber der Kurs (noch) nicht in die richtige Richtung geht...
Ja, solche Fragen sollten eigentlich vor der ersten Investition überhaupt in der allgemeinen Anlagestrategie geklärt werden:
AntwortenLöschen-Nach welchen Kriterien wähle ich meine Aktien überhaupt aus ? Die beiden Hauptrichtungen am Markt scheinen ja Systeme die auf "fundamentalen" Bewertungszahlen basieren und welche die nach "charttechnischer" Preissignale arbeiten. Beides hat Pro- und Gegenargumente (der Königsweg ist natürlich eine mögliche Kombination), aber wichtig ist überhaupt ein systematisches Vorgehen, um eben nicht nur nach Gefühl (Gier/Angst) zu agieren oder naiv Empfehlungen anderer hinterherzulaufen
Es gibt ja heute im Internet viele Webseiten, wo man sich die Aktien nach (z.B.) Kennzahlen wie P/E und ROE etc filtern lassen kann. Daraus erstellt man halt ein summiertes Ranking und holt sich eben jeweils die top10 oder wieviel man will Aktien ins Depot. In regelmäßigen Abständen wird überprüft ob alte Unternehmen rausfliegen und neue dazukommen. Das systematische Vorgehen "automatisiert" den Prozess um den Faktor menschliches Glücksspiel weitgehend auszuschalten (gute Kursentwicklung ist dann zwar immer noch nicht garantiert, aber eben wie du sagst immer noch besser als an offensichtlichen Losern zu lang emotional festzuhalten - anstatt noch weiter auf den Turnaround zu hoffen sagen dir die nackten Zahlen ganz klar wann die Reißleine zu ziehen ist).
Ob man nun "im laufenden Betrieb" eher die Unter- oder die Überperformer zu/verkauft, hängt ja davon ab wie man seine Portfoliostruktur gerne haben will. Wenn man sich auf eine Gleichgewichtung festgelegt hat führt das ja ganz automatisch dazu, das gutgelaufene Positionen zurechtgestutzt und schlechtgelaufene wieder zugefüttert werden, um die ursprüngliche Allokation wieder gleich zu verteilen. Das ist ja auch ok so - wichtig ist nur das "Loser" nicht endlos zugefüttert werden - siehe Absatz oben - sondern es auch Kriterien gibt ab wann ein Unternehmen endgültig aus der Liste fliegt.
Im Grunde bin ich also im Rest ganz bei dir, was im Artikel schon so alles gesagt wurde :)
Ich denke auch, dass es auf die Strategie ankommt. Da hier auf eine langfristige Strategie gesetzt wird, finde ich die Unterscheidung von Out - und Underperfomer zweitrangig. Viel mehr Wert sollte auf den Vergleich mit dem Gesamtmarkt und der Peergroup gesetzt werden. Wenn der Markt insgesamt steigt aber eine einzelne Aktie stagniert oder sinkt muss man nach den Gründen forschen. Hat man den Grund gefunden muss man diesen bewerten. Welche weitrechenden Folgen könnte dieser Grund haben. Ändert sich an dem Szenario in der nächsten Zeit etwas oder eher nicht?
AntwortenLöschenGenauso hinterfrage ich Outperformer.
Natürlich kann ich als Leihe nicht alles durchleuchten und vorhersagen. Aber z.B. das BHP z.Z. auf Grund des Ölpreises schwächelt kann man auch als Leihe durchschauen :)
Schöne Grüße
Sebastian
Dieses ist für mich eine durchaus spannende Frage.
AntwortenLöschenDa ich für mich ein ca. Endziel gesetzt habe , und dieses AUSSCHLIESSLICH aus Dividenden Aristokraten ( Bis auf Berkshire wegen der Überraschung ) bestehen soll , ich jedoch erstmal mich dahin traden muss , ist bis zu dem Endziel ( ca. 3 bis 4 fache Gewichtung von Lars sein Dividenden Depot / NICHT die profitabelsten Unternehmen Depot ) und noch ein paar andere Dividenden Aristokraten , die bis dahin dann hoffentlich immer noch Dividenden Aristokraten sind , noch ein weiter Weg . Da ich aber bis dahin auf einen möglichst niedrigen Einstiegspreis hoffe , sehe ich mich leider dazu gezwungen , nicht die Buy and Hold Strategie zu fahren . Also daher stellt sich mir dann auch immer wieder die Frage erstmal unten nachkaufen , da gerade billig , und die Anlagekriterien ja noch zutreffen , um Einkaufspreis zu verbilligen ( zumal ja bei einigen das KGV schon weit unter 10 ist / Shell ) , oder oben wo die Kurse bereits stark weggelaufen sind nachkaufen ( Altria ) , obwohl ich dort eigentlich keinen Grund dafür ( Außer die Herde rennt ) sehe . Und ob dann eine Übergewichtung stattfindet , wenn es ein Turnarround gibt , ist ja auch noch nicht gesagt , da müsste ich ja dann mal die anderen nachkaufen , die dann evt. runterkommen . ( Könnte ja dann auch eine Altria sein ) .
Also zumindest solange die Fundamentaldaten vom Unternehmen stimmen. Wie würdet Ihr da vorgehen . Lars / Chris . Und eigentlich hat mann das Problem doch auch dann , wenn mann ein Depot nochmal aufstocken will ohne neue Positionen aufzubauen . Also wie Chris es so schön bemerkte , im laufenden Betrieb nachkaufen will . Ein weiteres Problem für mich ist der notwendige Cash . Das eine Phase wie diese eintreten musste , war mir eigentlich schon lange klar ( Wegen Hr. Draghi und Co. ) aber ich bin hier wieder etwas zu früh rein , und habe hier einiges Pulver bereits verschossen . naja egal , nach jeden Regen kommt hoffentlich auch wieder Sonnenschein . Oder saufen Wir hier jetzt ab ????? . Wie seht Ihr das ????
V.G.
Ich bin ein billig Käufer , solange die Fundamentalen Daten nichts gegenteiliges aussagen . Also lieber erstmal unten füllen , da günstig und auf Turnaround hoffen , wie oben in besagte Fahnenstangen investieren und für das gleiche weniger bekommen.
AntwortenLöschenAußer es gibt einleuchtende Gründe für diese Fahnenstange .
Also mal Beispiel KS , kaum kam Übernahmegerücht von Potash auf , ist Kurs durch die Decke gegangen . Hält sich auch bereits schon lange Zeit oben , jedoch wird hier in etwas reingesteckt , was mit Gewinnmarge nichts zu tun hat . Also kann zwar immer noch Geld verdienen , da Angebot bei 40,00 Euro liegt , jedoch ist fraglich , ob Übernahme tatsächlich erfolgt .
Also ca. 1/3 Kursplus nur durch Übernahmeofferte Potash , ohne Gewinnerhöhung im Betrieb / KS ohne Umsatzplus .Dieses kann aufgehen , muss aber nicht . Genauso sehe ich Dividenden - Aristokraten , solange Kurs wegen Umsatz / Gewinn steigt , kann auch mal mehr bezahlt werdn , wenn nur wegen Meldungen ohne Vertrag / Zahlen hoch geht , wohl eher kein KAUF .
Und siehe da, Potash hat Übernahme aufgegeben , KS ist wieder günstiger zu haben ( Wenn dieses das gewünschte UN ist ) , als ob ich es geahnt hätte . Jetzt ist KS mal wieder eine Überlegung wert ,da auch hier wieder gezeigt wurde , das die Börse keine Einbahnstrasse ist und es auch mal schnell wieder 1/3 runterging . Wird aber vermutlich noch weiter runterfallen da Geschäft nicht wirklich aufstrebend gesichert ist . Also eventuell noch etwas warten , und dann kann evt. gekauft werden. LG
AntwortenLöschenschöne Erklärung, ziehe diesen Artikel nun zu meinen Bookmarks!
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