Aber auf zwei Punkte möchte ich dennoch in einem gesonderten Artikel eingehen und zwar auf die Prognose der Entwicklung von Bundesanleihen sowie US-Staatsanleihen, jeweils 10 Jahre und die Erwartung des Währungspaares Euro/US-Dollar am Ende des Jahres 2015.
Die FAZ.net hat hier vor einigen Tagen über die Zinsprognosen von über 20 Versicherungen, Banken und Vermögensverwalter in Form von 10-jährigen Bundesanleihen und 10-jährigen US-Staatsanleihen berichtet. Die Übersichtstabelle ist hier zu sehen.
So erwarten fast alle befragten Geldinstitute, dass die Zinsen der 10-jährigen US-Staatsanleihen bis zum Ende des Jahres von derzeit 2,0 Prozent auf knapp 3 Prozent steigt. Dieses Ergebnis ist insofern nicht überraschend, weil die breite Marktmeinung im Sommer oder Herbst 2015 Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve erwartet.
Interessanter ist da schon, dass zudem ein Anstieg der 10-jährigen Bundesanleihen vermutet wird. Von aktuell 0,5 auf durchschnittlich 1,1 Prozent soll der Zinssatz steigen. Die Frage bleibt, warum die Zinserwartungen für Bundesanleihen ansteigen sollten, wenn die Europäische Zentralbank in Kürze die Bekämpfung der Deflation in Europa intensivieren wird?
Zur Erinnerung: Ein Umfeld niedriger Leit-Zinsen wirkt sich positiv auf den Aktienmarkt aus, während hohe Leitzinsen für Anleger Aktien unattraktiver werden lassen.
Die Bayern LB fiel mir in dieser Übersicht auf, denn sie war mit ihrer Vorhersage ziemlich konservativ (0,7 Prozent bei Bundesanleihen und 2,4 Prozent bei US-Staatsanleihen).
Aber jetzt kommt noch ein Umstand, der mir in dem Zusammenhang nicht so recht einleuchten möchte. Es wird die Zinswende in den USA eingepreist, aber das Verhältnis des weltweit wichtigsten Währungspaares, nämlich Euro und US-Dollar, soll im breiten Konsens im Vergleich zu jetzt quasi unverändert bleiben. Aktuell Euro/US-Dollar 1,18, Erwartung bis Ende 2015: 1,17 US-Dollar. Niemand der Geldinstitute erwartet einen Euro / Dollar-Kurs, der auch nur in die Nähe der Parität gelangen soll. Die Dekabank ist mit 1,14 US-Dollar noch am meisten pessimistisch für den Euro. Dabei war ein Kurs des Euro / US-Dollar von 1:1 zuletzt von Markanalysten einige Male zu hören und zu lesen.
Aufschlussreich ist die in der Übersicht unten ebenfalls veröffentlichte durchschnittliche Prognose für das Ende des Jahres 2014. Eine kurze Verifizierung macht schnell deutlich, die Mehrheits-Erwartungen von vor einem Jahr wurden erheblich verfehlt, bei 10-jährigen Bundesanleihen um fast 1,8(!) Zinsprozentpunkten.
Fazit
Die breite Mehrheit der professionellen Marktteilnehmern erwartet auch 2015 einen Zinsanstieg am "langen Ende", nämlich bei 10-jährigen Staatsanleihen von Deutschland und den USA. Damit wird die Zinswende der US-Notenbank eingepreist, spätestens in der zweiten Jahreshälfte. Bei solch einer nahezu geschlossenen Konsensmeinung, sollte man eine Überraschung des Marktes in Betracht ziehen, falls die erwarteten Handlungen letztendlich ausbleiben.
Was jedoch nicht so recht dazu passt, ist der im Vergleich zur aktuellen Situation quasi unveränderte Euro-Dollar-Kurs. Wir werden in einigen Monaten wissen, welche Annahme nicht zutreffend war.
Im Monatlichen Marktbericht analysieren wir ebenfalls die für den Finanzmarkt relevantesten Zinsentwicklungen und schauen und das Chance-Risiko-Verhältnis ausgewählter wichtiger Währungspaare.
Hat jemand von Ihnen eine Meinung zur Zinsentwicklung (im Euro- oder Dollarraum) im Jahr 2015 oder zum Kurs von Euro/US-Dollar?
Zum Weiterlesen:
- Was bedeutet Deflation in der Eurozone für uns?
- Werden die Leitzinsen in der Eurozone jemals wieder deutlich angehoben?
- Bericht über den Börsentag Berlin 2014 und Ausblick auf die Kapitalmärkte
- Was bedeutet ein fallender Euro für uns Anleger?
- Es gibt kein Anrecht auf hohe Verzinsung
- Werden die Märkte systematisch manipuliert?
"Hat jemand von Ihnen eine Meinung zur Zinsentwicklung (im Euro- oder Dollarraum) im Jahr 2015 oder zum Kurs von Euro/US-Dollar?"
AntwortenLöschenWie du schon im letzten Absatz erwähnst sind auch die Prognosen der studierten Herren im Anzug oft für nicht viel zu gebrauchen, da verlass ich mich lieber auf meine eigenen Vorstellungen (so hab ich auch, wenns schiefgeht, den Schuldigen wenigstens immer gleich an der Hand xD)
Tatsächlich sehe ich den Euro mittelfristig (über "langfristig" will ich bei dem Murks lieber garkeine Aussage treffen, mal im Ernst seit fast der Hälfte ihres kurzen Bestehens ist diese tolle Währung doch in irgendeiner "Krise"...) eher bei pari zum Dollar als wieder bei 1,50+. Kommt viel auf das EZB-QE Programm an, aber man sieht ja schon an dem Gezerre um das Ob und Wie dass man da als Aussenstehender schwer Durchblick und Vorraussage hat.
Das in Europa die Zinsen mal steigen sehe ich mittelfristig auch nicht. Warum sollten sie auch ? a) Wenn sich die Wirtschaft erholt ? Da können wir noch länger drauf warten. Oder b) wenn die politische Risikolage endlich mal realistisch eingepreist wird ? Ha, es wird ja grad das Gegenteil getan, Geld reingebuttert um die Zinsen zu drücken. Oder kann mir sonst jemand erklären wie es mit rechten Dingen zutun hat, dass die 10Y-Zinsen von Spanien und Italien unter denen von der USA liegen ?!
Was Europa betrifft, ist ja bekannt, dass die niedrigen Zinsen sowie der niedrige Dollar/Euro-Kurs politisch motiviert sind.
AntwortenLöschenSollte der Ölpreis bis Jahresmitte nicht wieder über 80 Dollar/Barrel steigen, wird die expansive Geldpolitik und die niedrigen Zinsen bestehen bleiben. Sollte der Ölpreis sich wieder erholen und die Russland-Sanktionen aufgehoben werden, kann ich mir im Jahr 2016 eine geringe Anhebung der Leitzinsen imEuroraum vorstellen. Wie gestern aus den Medien zu entnehmen war, hat die Bundesregierung bereits im abgelaufenen Jahr dank der Niedrigzinsen einen ausgeglichenen Haushalt abliefern können.
Wie Deutschland profitieren insbesondere die südeuropäischen Länder von den niedrigen Zinsen.
Ich sehe aber für Deutschland eine besondere Situation verglichen mit dem Rest der EU.
Seit Januar gilt in die Deutschland bis auf kleine Ausnahmen der Mindeslohn. Durch diese Maßnahme wird unweigerlich die Binnenwirtschaft angekurbelt, da dem Personenkreis monatlich einen dreistelliger Geldbetrag mehr zum konsumieren zur Verfügung steht. Der niedrige Ölpreis wirkt derzeit auch wie ein Konjunkturprogramm. Hiervon profiert Deutschland in besonderen Maßen. Für unsere Exportnation ist der niedrige Eurokurs ebenfalls positiv.
Der Export ist jedoch von der weltwirtschaftlichen Lage abhängig. Und hier bremsen u.a. die Sanktionen in Russland. Daher könnte ich mir 2016 eine (versteckte) Lockerung der Sanktionen mit Russland vorstellen.
Im Frühjahr 2015 erwarte ich ein neues Allzeithoch im Dax. Ich denke, dass die 10500 Punkte erreicht werden. Sollten die Russland Sanktionen gelockert werden, könnte es nochmals einen kräftigen Schub nach vorn geben.
Sollte Grexit eintreten, könnte dies für eine kurzzeitige Korrektur am Aktienmarkt sorgen. Längerfristig sollte es aber den Aktienmarkt nicht stören, da das Szenario schon lange herumgeistert und somit in den Kursen enthalten ist. Ich kann mir vorstellen, dass ein Ausscheiden Griechenlands langfristig für positive Stimmung sorgen wird. Ich glaube noch nicht an ein Ausscheiden Griechenlands, da es nach außen hin eine Niederlage für Europa wäre.
hallo zusammen
AntwortenLöscheninteressanter artikel - vor dem hintergrund steigender leitzinsen werden aktien relativ gesehen uninteressanter. im hinbilck auf mein portfolio, sollte ich also mehr in staatsanleihen und unternehmensanleihen jetzt investiert sein, und gewinne aus aktien mitnehmen und den anteil der aktien reduzieren (momentan bei 70%)?
danke euch
alex
Hallo Alex,
AntwortenLöschenich denke eher umgekehrt! Den bei steigenden Zinsen sollten ja die Anleihenkurse fallen...
Gruß Georg
danke georg!
AntwortenLöschenAber dann passt doch nicht hierzu, was der blog sagt?
"Zur Erinnerung: Ein Umfeld niedriger Leit-Zinsen wirkt sich positiv auf den Aktienmarkt aus, während hohe Leitzinsen für Anleger Aktien unattraktiver werden lassen."
wo ist mein denkfehler? und wieso fallen die anleihenkurse bei steigenden zinsen?
Bei niedrigen Zinsen sind Aktien schon alleine wegen der regelmäßigen Dividendenzahlungen attraktiv. Aber auch generell wird in solch einem Umfeld viel Liquidität in den Aktienmarkt investiert.
LöschenSteigen die Zinsen ist es für Aktien zunächst kein Problem, wohl aber für Anleihen, deren Wert sinkt.
Erst ab einer bestimmten Höhe der Leitzinsen, droht dem Aktienmarkt ein deutlicher Preisverfall. Denn dann ist das Chance-Risiko-Verhältnis für Aktien schlechter, weil man eine ähnlich hohe Zinszahlung wie für Dividenden auch von Anleihen erhält.
D.h. jetzt aus Aktien rauszugehen und Anleihen überzugewichten ist viel zu früh. Bei einem Leitzins von 4% und mehr wäre dies eine mögliche Option, aber da sind wir noch lange nicht.