In den vorherigen Teilen der Artikelserie hatten wir uns bereits die Anlageklasse Aktien, Anlageklasse Staatsanleihen, Anlageklasse Unternehmensanleihen und Rohstoffe angeschaut.
In den bisherigen Kapiteln wurden vorwiegend Basis-ETFs besprochen, jetzt blicken wir auf die Möglichkeit spezielle Anlagestrategien mit ETFs abzubilden, die in einem gut diversifizierten Portfolio nicht unbedingt Kern-Investments, sondern als Beimischung geeignet sind.
Warum gibt es überhaupt ETFs, die spezielle Strategien abdecken wollen? Neben der Möglichkeit für die Finanzindustrie weitere Produkte unters Volk streuen zu können, versucht man bestimmte Ziele zu erreichen. Diese Ziele können ziemlich differenziert ausfallen. Das Thema Sicherheit spielt für viele Anleger eine Rolle, dass auf irgendwelchen Wegen versucht wird zu starke Schwankungen zu vermeiden.
Die andere Motivation ist natürlich mit speziellen Strategien eine bessere Performance zu erzielen als es mit einfachem "Indexing" (also lediglich die prominenten Indizes abzubilden) zu erreichen ist. Beispiele für Indexing mit ETFs hatten wir auf der Seite Welt-Depot kennen gelernt. Nachfolgend schauen wir uns Beispiele von diversen Strategien an.
ETFs mit Wandelanleihen
Beginnen wir mit sogenannten Wandelanleihen (auch Convertables genannt). Das sind festverzinsliche Anleihen von Aktiengesellschaften. Sie werden wie gewöhnliche Unternehmensanleihen definiert mit einer begrenzten Laufzeit und einem Zinskupon.
Die Besonderheit ist das Wandlungsrecht für den Besitzer, der einige Wochen nach Emission und bis kurz vor Ablauf der Laufzeit die Anleihe in eine bestimmte Anzahl von Aktien umtauschen kann.
Ein Umtausch macht für den Käufer einer Wandelanleihe natürlich nur Sinn, wenn der Kurs der Aktie zum Zeitpunkt der Wandlung über dem sogenannten Wandlungspreis liegt. Andernfalls erhält der Anleger ganz normal die jährliche Verzinsung und am Ende der Laufzeit den Nennwert der Anleihe. Beachtet werden sollte, dass die Verzinsung der Wandelanleihen deutlich niedriger liegt als bei vergleichbaren klassischen Unternehmensanleihen.
Als grobe Abschätzung lässt sich sagen, Wandelanleihen gehen Gewinne der Aktienbörsen zu etwa zwei Drittel mit, fallende Kurse jedoch lediglich zu etwa einem Drittel. Blicken wir dazu auf einen ETF.
- SPDR Thomson Reuters Global Convertible Bond UCITS ETF (Link zur Webseite)
Höchstes Gewicht hat derzeit die USA (42%), gefolgt von Frankreich, Japan und Deutschland, die zusammen rund zwei Drittel im ETF einnehmen. Eine erste kleine Ausschüttung (0,08 US-Dollar) erfolgte im Januar 2015 und die Ausschüttungshäufigkeit ist halbjährlich.
ISIN: IE00BNH72088
TER: 0,5%
Ausschüttungsrendite: noch nicht bekannt
Anzahl der Wandelanleihen im ETF: etwa 220 (Stand Januar 2015)
So richtig kann mich der Charme und Vorteil von Wandelanleihen nicht erreichen. Warum nicht einen weltweiten Aktien-ETF und einen ETF mit Unternehmensanleihen ins Depot holen?
ETFs mit gleichgewichteten Einzeltiteln
Im Standardfall sind Einzel-Aktien in Indizes nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Das heißt, die großen prominenten Konzerne wie Apple, Microsoft oder Exxon Mobil sind in US-Indizes am stärksten gewichtet. In Abwärtstrends macht dies auch Sinn, weil bei die Kurse der sogenannten Blue Chips in Bärenmärkten vergleichsweise wenig nachgeben. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass in Haussezeiten bei Aktien die kleineren Unternehmen besser performen als die "Dickhäuter". Daher erzielt man als Anleger in freundlichen Börsenzeiten mit ETFs, die alle Aktien mit gleicher Gewichtung im Portfolio haben ein besseres Ergebnis als mit Standardindizes. Zumindest war dies in der Vergangenheit so.
Genauer hatten wir uns das bereits in der früheren Artikelserie: "Wie schlägt man den Markt?" angeschaut.
Private Equity ETFs
Bei den ETFs, die ich als "Private Equity" gefunden habe, handelt es sich um börsennotierte Beteiligungsgesellschaften, die teilweise in nicht börsennotierte Unternehmen investiert sind. Das heißt die Beteiligungsgesellschaften könnte man sich auch einzeln ins Depot holen. In einem früheren Artikel hatten wir uns zwei Private Equity ETFs angesehen. Dort sind teilweise auch die in Deutschland bekannten Beteiligungsgesellschaften Aurelius AG und Deutsche Beteiligungs AG enthalten.
Wer ein Freund von Beteiligungsgesellschaften ist, kann sich auf diesem Weg gleich mehrere Dutzend ins Depot holen. Noch spannender fände ich allerdings einen ETF, der "echte", das heißt nicht börsennotierte Beteiligungsfirmen im Portfolio hätte. Wer einen findet, der kann ihn gerne als Kommentar unter diesem Artikel ergänzen.
Strategie-Mix ETF
In der Artikelserie "Wie schlägt man den Markt?" hatten wir uns bereits einige Möglichkeiten angeschaut, wie man im Vorfeld mit erhöhter Wahrscheinlichkeit erfolgreichere Aktien ausfindig machen können. Auf der Seite "Profitable Unternehmen" versuchen wir das mit einigen Kennzahlen live in den nächsten Monaten und Jahren systematisch umzusetzen.
Jetzt bietet sich natürlich an mehrere Strategien, die jede für sich in der Vergangenheit bereits erfolgreich war, zu kombinieren. Sozusagen "Best of Strategy", um auf diese Weise gewöhnlich zusammengesetzte Indizes nachhaltig zu übertrumpfen. Klingt wirklich spannend, oder?
Man nehme und mixe die Strategien:
- niedrige Volatilität - Aktien die geringer schwanken als der Durchschnitt
- Momentum - Aktien, die sich in jüngster Zeit besser als der Gesamtmarkt entwickelt haben
- Value - Aktien, die niedrig bewertet sind
- Mid/Smallcaps - Aktien mit geringerer Marktkapitalisierung
- Amundi ETF Global Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta UCITS ETF
TER: 0,4%
Ausschüttungsrendite: thesaurierend
Anzahl der Aktien im ETF: swap-basiert
Abgesehen davon, dass keine laufenden Erträge erzielt werden, klingt dieser ETF vielversprechend. Ich habe lediglich eine Historie gefunden, die bis Juni 2014 zurückgeht. Verglichen mit dem MSCI ACWI hat der Strategie-ETF von Amundi in diesem rund 7-monatigem Zeitraum etwa 2 bis 3 Prozent besser abgeschnitten. Im Juni 2015, also nach einem Jahr, werde ich ihn mir noch mal genauer anschauen.
Buyback-ETF
Wenn ein Unternehmen zwar auf einem Haufen Geld sitzt, die Unternehmenslenker aber keine richtigen Investitionsideen haben, dann gibt es zwei Möglichkeiten Anleger bei guter Laune zu halten. Entweder ein gewisser Teil der erwirtschafteten Gewinne wird als Dividende ausgeschüttet oder man kauft eigene Aktien zurück. Wenn eigene Aktien zurückgekauft werden, dann wird die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien geringer und aufgrund dieser Verknappung steigt in der Regel der Wert pro Aktie. Wenn Rückkaufprogramme vom Management angekündigt werden, dann sieht man in der Tat oft aufwärts tendierende Aktienkurse.
Es gibt einen erst im Oktober 2014 aufgelegten ETF, der einzige auf Aktienrückkäufe fokussierte, den ich gefunden habe. Nur Unternehmen, die im zurückliegenden Jahr mindestens 5 Prozent ihrer Aktien zurückgekauft haben, werden ins Portfolio aufgenommen. Dieser ETF sollte in Deutschland nicht zu den intransparenten Fonds gehören, aber besser schaut man vor dem Kauf noch einmal im Bundesanzeiger nach.
- PowerShares Global Buyback Achievers ETF (Link zur Webseite)
TER: 0,39%
Ausschüttungsrendite: noch nicht bekannt
Dividendenstrategie
Dieser Artikel erhebt nicht den Anspruch nun sämtliche Anlagetrategien mit ETFs aufgezeigt zu haben, sondern ist eine Auswahl. Dennoch möchte ich hier auch die Dividendenstrategie nennen. Wobei ich zugeben muss, dass mir eine Definition schwer fällt, denn so etwas wie eine reine Dividendenstrategie gibt es eigentlich nicht. Sie wird immer auch an andere Bedingungen gekoppelt.
Einfach nur sämtliche Aktien aus aller Welt ins Depot zu holen, die aktuell eine Dividendenrendite von 8 Prozent und mehr haben, wird nicht zielführend sein. Gerade solche hohen Ausschütter kürzen oder streichen oft innerhalb nur weniger Jahre die Dividenden und mit dem oft gleichzeitig stattfindenen Kursrückgang hat man dann verlustreiche Aktien im Depot, die mitunter noch nicht mal mehr eine Dividende zahlen.
Wir haben im High Yield/Dividend Depot etliche Aktien-ETFs mit hoher Dividendenrendite, wobei man Abstriche bei der Kursentwicklung in Kauf nehmen muss. Im Depot der Dividenden-Aristokraten nutzen wir bereits einige Anforderungen an die Dividendenzahlung und auf der Seite der Profitablen Unternehmen haben wir etliche weitere Qualitätsansprüche an Aktien, die möglichst eine solide Dividende zahlen.
Fazit
Mit ETF versucht man möglichst objektivierte Erfolgsstrategien umzusetzen, um erfolgreicher als Standardindizes abzuschneiden. Wie schwer das ist, zeigen uns regelmäßig Fondsmanager von aktiv gemanagten Fonds. Die Frage wird sein, ob eine Strategie auch langfristig, das heißt in einem Zeitfenster von mindestens 5, besser 10 Jahre einen Mehrwert für Anleger bringen wird. Die hier vorgestellten ETFs sind im Vergleich zu ETFs auf Standardindizes teurer, aber überteuert sind sie auch nicht. Als Beimischung zu einem bereits diversifizierten Depot sind sie durchaus interessant.
Das war der fünfte und letzte Teil der Artikelserie "Mit ETFs in verschiedene Anlageklassen investieren" über die Möglichkeiten speziell mit ETFs verschiedene Anlagestrategien umzusetzen.
Hier in der Übersicht alle Artikel dieser Serie:
Teil 1 - mit ETFs in Aktien investieren
Teil 2a - mit ETFs in Staatsanleihen investieren
Teil 2b - mit ETFs in Staatsanleihen investieren
Teil 3a - mit ETFs in Unternehmensanleihen (Europa und USA) investieren
Teil 3b - mit ETFs in Unternehmensanleihen (weltweit) investieren
Teil 4 - mit ETFs in Rohstoffen investieren
Teil 5 - mit ETFs in "spezielle Strategien" investieren
Zum Weiterlesen:
- Absurd wer für den Ruhestand nicht in Aktien investiert
- Nutzen Sie Investments zur Finanzierung Ihrer Wünsche und Hobbys
- Sorgen Sie für mehrere Einkunftsquellen
- Aktien sollten langfristig gehalten werden
- Einfaches Welt-Depot zum selbst zusammenstellen
- Die Meilensteine zum Vermögensaufbau und zur finanziellen Freiheit
- Dividenden-Aristokraten: Einzel-Aktien oder ETF?
Hallo Lars, der Almundi ETF ISIN: FR0011829084 wird bei der ING-DiBa als ausschüttend geführt.
AntwortenLöschenKönntest Du das noch mal prüfen? Ausschüttend fände ich ja noch besser.
Gruß Torsten
Stimmt, es herrscht ein ziemliches Durcheinander ob thesaurierend oder ausschüttend. Auf den Webseiten mit Ertragsverwendung "ausschüttend" habe ich jedoch keine Ertragshöhe gefunden. Vielleicht wurde die Ertragsverwendung auch nachträglich geändert. Ansonsten werde ich im Juni nochmal berichten, dann wissen wir einiges mehr.
LöschenHallo Lars, Deine weiterführende Einschätzung zum Amundi ETF ISIN: FR0011829084 interessiert mich auch, vermutlich sind jetzt mehr Daten verfügbar, lässt sich da was machen?
AntwortenLöschenGruß aus Berlin, Martin
Hallo Lars,
AntwortenLöschenkonntest du schon näheres zum Amundi Global Equity ETF in Erfahrung bringen? Ich habe es bisher nicht geschafft, irgend einen wirklich informativen Artikel darüber zu finden, es sind bisher überall nur die gängigen Kennzahlen veröffentlicht. In den wesentlichen Anlegerinformationen steht zum Thema thesaurierend oder ausschüttend folgendes:
"Das Nettoergebnis und die realisierten Nettowertsteigerungen des Fonds werden auf Beschluss der Verwaltungsgesellschaft
reinvestiert oder ausgeschüttet."
Bisher finde ich den ETF durchaus sehr interessant, um ihn nebenbei im Depot zu haben und damit auf einen langfristigen Vermögensaufbau zu setzen, neben der hauptsächlichen Dividendenstrategie.
Seine Gesamtperformance von +28% seit Auflage kann sich natürlich sehen lassen, aber überbewerten würde ich das momentan noch nicht, ich finde es nicht repräsentativ genug. Das Volumen von über 388 Millionen Euro spricht mich jedoch durchaus bereits jetzt an.
Weiterhin wollte ich allen Lesern einen Artikel anhand geben, den ich zuletzt gelesen habe:
http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/tid-29815/anlagestrategie-mit-55-000-euro-zur-ersten-mio-_aid_929411.html
Ich habe mich insbesondere mit dem Teil 4: ETFs - Megatrends als Vermögensmehrer und Teil 6: Blick auf die Aktien von KWS und Carl Zeiss befasst. Ich würde gerne eure Meinung zu diesem Thema hören, insbesondere welche Bedeutung ihr dem Thema Megatrends in Form von bevölkerungsstrukturellem Wandel und Gesundheitsversorgung beimesst. Habt ihr in eurem Depot bereits hierauf Rücksicht genommen? Ich würde mich über Antworten freuen.
Grüße von Tobias
Zum Thema Amundi ETF:
AntwortenLöschenAlso ich konnte keine Ausschüttungserträge ausfindig machen. Obwohl dieser ETF bei einigen Banken als Ausschütter geführt wird. Hat wer andere Informationen?
Die Performance ist im letzten Jahr etwa 5% besser gewesen als die des MSCI ACWI. Das ist sicher schon ein erster Achtungserfolg.