Samstag, 7. September 2013

Fünf Gründe warum langfristiges Investieren besser als Trading ist

Beim Thema Börse denken die meisten Leute an kurzfristiges Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren. Ist ja auch kein Wunder, denn die Werbung ist voll von Handelsplattformen und Möglichkeiten jeglicher Art am Wertpapiermarkt teilzunehmen, um auf diesem Weg einem schnellen Gewinn nachzujagen. Auch die Börsensender befassen sich hauptsächlich mit tagesaktuellen Kursveränderungen. Je nach Richtung der Kursveränderung von DAX, Euro Stoxx, Dow Jones & Co werden die dazu vermeintlich passenden Nachrichten präsentiert. Selbst Börsenzeitschriften wie "Der Aktionär" geben eine Menge Empfehlungen, wohin sich der Kurs von Aktien in Kürze bewegen soll.

So ist es auch kein Wunder, dass es selbst in der Finanz-Community grundsätzlich unterschiedliche Meinungen gibt, ob durch Traden oder durch langfristiges Investieren die bessere Rendite zu erzielen ist. Etliche Leute sind für Werbebotschaften, die zum Traden animieren empfänglich. Denn der Mensch möchte halt schnell reich werden und somit versucht er es in vielen Fällen zunächst mit kurzfristigem Traden. Banken, Anbieter von Handelsplattformen oder auch die Börsensender wie n-tv, n24, DAF oder Bloomberg TV nutzen den Wunsch nach dem schnellen Geld. Man kann es ihnen nicht verdenken, denn die Nachfrage für das kurzfristige Trading ist offenbar vorhanden.

Letztendlich schaffen es nur sehr wenige Leute (deutlich unter 10 Prozent) dauerhaft, das heißt über einige Jahre hinweg, mit Traden Profit zu erwirtschaften. Dennoch versuchen es die meisten, die mit der Börse in Kontakt kommen, mit kurzfristigem Handeln an den Wertpapiermärkten das schnelle Geld zu erzielen. Man kann hier durchaus Parallelen zum Autofahren entdecken. Denn so wie die deutliche Mehrheit von sich überzeugt ist zu der besseren Hälfte der Autofahrer zu gehören, denken viele zum kleinen Anteil der profitablen Tradern zu gehören.
Oft wird dann vor Freunden oder Kollegen von erfolgreichen Trades berichtet, die Verluste werden dagegen verschwiegen oder heruntergespielt.

Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass es unmöglich ist als Marktteilnehmer an der Wertpapierbörse mit Trading unter dem Strich erfolgreich zu agieren. Aber selbst im Fall des Erfolges ist Trading harte und disziplinierte Arbeit. Ein schwächerer Tag kann die zuvor mühsam aufgebauten Gewinne der letzten Wochen wieder zunichte machen.
Am Rande sei noch daran erinnert, dass man nicht zu früh das Ziel des finanziellen Wohlstandes aufgeben sollte.

Hier nun fünf Gründe, warum langfristiges Investieren - nicht nur aus finanzieller Sicht - vorteilhafter ist als kurzfristiges Trading.

Gebühren und Steuern
Eine hohe Handelsaktivität sorgt dafür, dass der Trader unterm Strich eine beachtliche Summe an zusätzlichen Kosten hat. Dabei ist noch überhaupt nicht berücksichtigt worden, ob die vielen Trades überhaupt erfolgreich sind. Oft bekommt man bei Anbietern von Handelsplattformen Rabatte auf die zu zahlenden Gebühren, wenn man besonders viel handelt. Natürlich, ein wichtiges Geschäftsmodell von Anbietern sind die Gebühren und wenn man Anreize zum Vieltrader schaffen kann, klingelt beim Broker trotz Rabatte die Kasse.
Neben den anfallenden Gebühren müssen zusätzlich noch die Spreads, also der Unterschied zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis bedacht werden. Wer viel handelt, verliert ebenfalls nicht unerheblich Geld, wenn ein ungünstiger Kurs angeboten wird.
Nicht zu vergessen sind die Steuern, denn bei jedem profitablen Trade müssen Kursgewinne versteuert werden.

Beim langfristigen Investieren in Wertpapieren fallen natürlich ebenfalls Gebühren an oder man erwischt einen relativ ungünstigen Kurs. Aber diese Wertpapiere hält man als Investor über einen langen Zeitraum, oft sind es viele Jahre oder sogar Jahrzehnte. Und in dieser Zeitbetrachtung werden die Kosten immer unbedeutender.

Nutzen des Zinseszins
Der Zinseszins ist der größte Freund des langfristigen Investors. Wenn man die Zins- und Dividendenzahlung sofort wieder reinvestiert, erfolgt bei der nachfolgenden Zahlung auch die Verzinsung der bereits erhaltenen Zinsen und Dividenden. Ohne frisches Kapitel beisteuern zu müssen, wächst der regelmäßige Ertrag auf diese Weise immer weiter an. Am Anfang mag der Ertrag des Zinseszins noch klein und vernachlässigbar sein, doch das wird sich im Laufe der Jahre ändern. Im Artikel "Warum Sie mit dem Vermögensaufbau keinen weiteren Tag warten sollten!" wird die Dimension der Größenordnung sichtbar, wenn man längeren Zeiträume betrachtet.
Die Vorteile des Zinseszins und des
passiven Einkommens macht man
sich beim langfristigen Investieren
zunutze - Bild: www.logolars.de

Beim kurzfristigen Trading hat man diesen Effekt nicht, dafür ist unter anderem auch der Zeithorizont zu kurz.

Wer die Macht des Zinseszinses einmal verinnerlicht hat, kann es nicht verstehen, warum ihn nicht viel mehr Leute nutzen, sondern sich auf die andere Seite stellen. Wer Schulden hat, der zahlt hingegen Zinsen und Zinseszinsen, ein äußerst profitables Geschäft für den Gläubiger.

Passives Einkommen erzielen
Im früheren Artikel "Unterschied zwischen Anschaffung, Verbindlichkeit, Spekulation und Investition" haben wir unter anderem den Unterschied zwischen einer Investition und einer Spekulation behandelt.
Eine Investition bedeutet, dass unmittelbar anschließend ein dauerhafter und wiederkehrender Geldstrom in das eigene Portemonnaie einsetzt. Alles, was nach einem Erwerb keinen regelmäßigen Geldfluss erzeugt, ist keine Investition.
Wenn Sie ein Wertpapier kaufen, das Ihnen regelmäßig Zinsen oder Dividenden zahlt, dann ist dies eine Investition. Wenn Sie dagegen ein Wertpapier kaufen, das keine Zinsen oder Dividenden zahlt, dann hoffen Sie zukünftig eine Kursveränderung in die gewünschte Richtung zu sehen. In dem Fall spekulieren Sie, denn ein regelmäßiger Ertrag ist nicht zu erwarten.

Einen regelmäßigen Geldfluss zu erhalten ohne etwas dafür tun zu müssen, nennt man passives Einkommen. Eine Aktie oder ein Aktien-ETF, der Ihnen jährlich, quartalsweise oder monatlich eine Dividende zahlt, sorgt für einen passiven Einkommensstrom auf Ihr eigenes Konto. Ein Trader, der lediglich auf die Kursveränderung der nächsten Tage spekuliert, erhält kein passives Einkommen.

Deutlich geringeres Verlustrisiko
Wer zum Spekulieren nicht genügend Geld besitzt und dafür einen Kredit aufnimmt, läuft Gefahr in eine private Insolvenz zu geraten. Selbst die Schuldenaufnahme für private Investitionen ist nur eingeschränkt sinnvoll.
Wer in einen weltweiten Aktien-ETF investiert, der hat ein Verlustrisiko von schlimmstenfalls etwa 50%, aber selbst dann nur auf wenige Jahre begrenzt. Die langjährige Historie belegt, die durchschnittliche Rendite am Aktienmarkt beträgt über 8% p.a.. Mit einem weltweit investierenden Aktien-ETF kann man als Privatanleger ziemlich bequem davon profitieren.

Bei einer einzelnen Aktie kann im ungünstigen Fall das Geld nach einigen Jahren nahezu verloren sein. Bei gehebelten Instrumenten wie Optionsscheine, einigen Zertifikatprodukten oder Möglichkeiten, die das Social Trading bietet, ist das eingesetzte Kapital im schlimmsten Fall innerhalb von wenigen Tage oder sogar Stunden verschwunden. Oft wird in solchen Fällen versucht das verlorene Geld durch Eingehen eines noch höheren Risikos wieder zurückzuholen. Das kann in einen Teufelskreis münden. Sofern dann noch Verbindlichkeiten zu bezahlen sind, ist der Weg in die private Insolvenz nicht mehr weit.

Investieren ist langfristig vorteilhafter für die Gesundheit
Wer weder den Zinseszins für sich nutzt, noch ein passives Einkommen erhält, der muss ständig aktiv sein, um Geld zu verdienen. Das gilt nicht nur für das aktive Berufsleben, in dem (eigene) Zeit gegen Geld getauscht wird, sondern auch beim Trading. Während sich der langfristige Investor eher wenig um die täglichen Kursschwankungen schert, muss der Trader entweder permanent nach günstigen Möglichkeiten zum Handeln Ausschau halten oder seine eingegangene Positionen im Markt regelmäßig verfolgen. Sollte es eine weniger gut laufende Phase geben, dann verliert der Trader Geld. Der Investor weiß zwar, dass er in einem Bärenmarkt ebenfalls vorübergehende Verluste hat, aber der regelmäßige Ertrag, das passive Einkommen läuft weiter. Somit kann der langfristige Investor nachts beruhigt schlafen oder ohne Stress seinen Urlaub genießen, während die Dividenden weiter fließen. Dagegen schaut ein Trader selbst im Urlaub immer wieder auf die aktuellen Marktgeschehnisse und handelt womöglich selbst im Erholungsurlaub. Das kann nicht nur zu Unzufriedenheit beim Partner sorgen, sondern auf die Dauer kann der wiederkehrende Stress eines Traders sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken.

Welche Erfahrungen haben Sie entweder als Trader oder als langfristiger Investor gemacht?

Zum Weiterlesen:

6 Kommentare:

  1. Hallo eine schöne Zusammenfassung bei der ich dir im Grunde genommen auch in fast allen Punkten zustimme einzig der Punkt Zinseszins erscheint mir nicht logisch. Beim Trading ist es dich so, dass die Stärke des Zinseszins eine noch viel höhere Wirkung hat als beim langfristigen investieren. Wenn ich heute 2% verdiene kann ich morgen beim Trading schon mit einem Grundkapital von 102% und somit auch mit einem nominell höheren Risiko agieren (Wenn man davon ausgeht, dass man bspw. immer nur 1% Verlustrisiko hat). Gewinne ich vielleicht wieder 2% aufs Gesamtkapital habe ich übermorgen schon 104,04% usw...
    Der Zinseszins hat also eine stärkere Wirkung als beim langfristigen investieren. (Ob ich in der Realität diese Gewinne auch erzielen kann sei mal dahingestellt, ich gehe jedoch davon aus, sonst wäre es irrational überhaupt zu traden.)

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    1. Natürlich, erfolgreiches Trading ist ein Renditeturbo. Die Theorie diesen Turbo auch für sich nutzen zu können, machen sich ja viele Trading-Plattformen zunutze, um neue Kunden zu werben.

      Die Praxis sieht jedoch anders aus. 95% aller Trader sind auf die Dauer nicht erfolgreich. Wenn keine Gewinne stetig reinvestiert werden können, gibt es auch keinen positiven Zinseszins. Daher macht es für die meisten Leute mehr Sinn langfristig zu investieren. Wer zu den ganz wenigen gehört, die profitabel traden - Gratulation!

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  2. Auch empfehlenswert ist Immobilien-Investment mit Dividenden-Ausschüttung. Es ist zwar während einer geplatzten Immobilienblase wie in Amerika nicht empfehlenswert, aber zurzeit ist es in Deutschland doch recht lukrativ. Es gibt ja im Moment viele Seiten, bei denen man Immobilieninvestment betreiben kann. Die kommen ja nicht von ungefähr.

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  3. Wirklich starker Artikel. Ich bin in nahezu allen Punkten Ihrer Meinung. Ich komme nun öfters vorbei.

    Beste Grüße

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  4. Ein guter Artikel. Investitionen sind wirklich besser als selber zu traden. So kann ich Geld verdienen ohne selber aktiv zu sein.
    Ich habe mich mal als Trader versucht und bin gescheitert. Wenn ich lange dabei bleibe und genug Talent habe, könnte ich langfristig davon leben.

    Viele Grüße

    Artur

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  5. Ein guter Artikel. Allerdings wird das langfristige Investieren in den nächsten 10-15 Jahren aus meiner Sicht spürbar schlechtere Renditen erzielen als in der Vergangenheit. Daher wäre ein zweigleisiger Weg sinnvoll. Langfristig und traden, zumindest auf kleiner Flamme.

    Grundsätzlich sollte man immer diversifizieren, zeitlich versetzt investieren und flexibel bleiben, so dass ein Strategiewechsel schnell umgesetzt werden kann. In Zukunft werden auch komplette Strategiewechsel erforderlich werden. Als Grund sehe ich unter anderem den Sekundenhandel und das Daytraden, was erkennbar zu mehr Volatilität an den Märkten führt.

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