Rückversicherer sind im Standardfall dafür zuständig andere Versicherungen (sogenannte Erstversicherer) gegen gewaltige Schäden durch Naturkatastrophen zu versichern. Bei Schadensfällen durch Orkantiefs, tropische Wirbelstürme, Hochwasser, Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche geht es schnell um hohe Millionen- oder gar Milliardenbeträge. Die Risiken sind dabei derart hoch, dass selbst finanzkräftige Rückversicherer irgendwann einmal überfordert sein könnten.
Damit eine außergewöhnliche Naturkatastrophe wie das Erdbeben und der anschließende Tsunami in Japan im März 2011 oder das Jahrhunderthochwasser in Mitteleuropa im Juni 2013 nicht zur finanziellen Bedrohung eines Rückversicherers werden, geben diese einen Teil des Risikos an den Kapitalmarkt weiter. Das geschieht, in dem zum Beispiel die derzeit weltweit größten Rückversicherer Münchener Rück (Munic Re), Swiss Re und Hannover Rück derartige Katastrophenanleihen emittieren.
Der weltweit viertgrößte Rückversicher ist übrigens General Reinsurance (Berkshire Hathaway), der Konzern von Warren Buffett.
Mit den erzielten Einnahmen durch die Herausgabe dieser Bonds sind zuvor festgelegte Schäden gedeckt.
Anders als bei Unternehmens- oder Staatsanleihen, hängt die Zins- und Rückzahlung der Anleihe nicht von der Bonität des Gläubigers ab, sondern davon ob eine oder mehrere Naturkatastrophen eintreten oder eben nicht. Die Kapitalanleger setzen darauf, dass das Katastrophenereignis nicht stattfindet oder - sofern doch - keine besonders großen Ausmaße annimmt.
Dadurch, dass eine durchaus realistische Wahrscheinlichkeit für einen Totalverlust gegeben ist, stellt ein Cat-Bond eine Investitionen mit durchaus spekulativem Charakter dar. Allerdings genießt der Käufer solcher Bonds den Vorteil recht hoher Zinszahlungen und die Korrelation zu anderen Anlageklassen ist recht gering, wodurch sich zumindest in der Theorie das Risiko des gesamten Portfolios verringert.
Nun stellt sich zurecht die Frage, ob nicht Natur- oder Geowissenschaftler für Rückversicherer oder den Kapitalanleger oder gar für sich selbst einen letztendlich profitablen Wissensvorsprung haben. In der Meteorologie ist es mit dem aktuellen Stand moderner Vorhersagemethoden zwar möglich, im Vorfeld Hinweise zu identifizieren, ob zum Beispiel die Hurrikan-Saison im Sommer und Herbst eher über- oder unterdurchschnittlich ausfällt oder ob in Westeuropa eher ein von kräftigen Sturm- und Orkanwirbeln geprägter Winter bevorsteht. Allerdings ist die Trefferquote einer solchen eher großräumigen Aussage nicht genau genug, zum anderen müssen derartige Tiefdruckwirbel oder Tropische Wirbelstürme auch erst mal eine oder mehrere sensible Regionen treffen. Sollte zum Beispiel bei einer insgesamt erhöhten Anzahl oder besonders starker Hurrikans die deutliche Mehrheit auf offener See bleiben, so können Schiffe und Flugzeuge ausweichen und es geschehen somit keine Katastrophen. Langzeitvorhersagen in der Meteorologie über mehrere Monate hinweg oder gar über ein gesamtes Jahr stecken noch in den Kinderschuhen und werden selbst in ferner Zukunft nur mit starken Einschränkungen möglich sein.
Bei der konkreten Vorhersage für Erdbeben oder Vulkanausbrüche (nicht nur ob überhaupt in einem Zeitraum, sondern vor allem wo) sind die Ergebnisse noch unbefriedigender.
Nach dem kleinen Exkurs in die Geowissenschaften und Statistik zurück zu den Möglichkeiten, die ein Privatinvestor hat, in Katastrophenanleihen zu investieren.
Welche Möglichkeiten gibt es für Privatanleger?
Der Zinssatz von Cat-Bonds setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen aus dem 3-Monats-Libor (London Interbank Offered Rate), denn das eingesammelte Anleger-Kapital liegt sicher verfügbar auf einem Zinskonto. Die andere Komponente bezieht sich auf die Höhe des Risikos. Je mehr Risiko, desto höher die Rendite.
Jetzt kommt das große "aber". Katastrophenanleihen sind im Standardfall lediglich in sehr großer Stückelung erhältlich, oft sind dies mehrere hunderttausend Euro. Daher ist die direkte Anlege in Cat-Bonds etwas für institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder diverse Fonds. Ein Totalverlust ist zwar durchaus möglich, liegt aber im Bereich von 1 bis 2%. Aufgrund der gleichzeitig hohen Rendite - leider konnte ich keine konkreten Zahlen recherchieren - und der guten Diversifizierung in einem Portfolio sind dieses Cat-Bonds sehr begehrt. Alleine von der Münchener Rück sind Volumen dieser Wertpapiere von mehreren Milliarden Euro im Markt platziert.
Auf insgesamt drei - noch ziemlich junge - Fonds bin ich gestoßen, die in ihrem Portfolio den Schwerpunkt auf Katastrophenanleihen gelegt haben.
- GAM Star Cat Bond Eur (ISIN: IE00B3Q8M574) (thesaurierend)
- Plenum Cat Bond Fund Inhaber-Anteile EUR (ISIN: LI0115208543) (thesaurierend)
- Falcon Insurance Linked Strategy Fund (USD) -A- (ISIN: LU0524669891) (ausschüttend?)
Die Wertentwicklung lag bei den drei Fonds seit Beginn des Jahres 2012 zwischen 7% (Falcon) über 9% (Plenum) bis zu 15% (GAM Star). Letzterer Fonds verlangt eine jährliche Gebühr (TER) von 1,6%, während der Plenum üppige 2,4% einkassiert.
Leider konnte ich nichts über die Ausschüttungshöhe des Falcon finden, die noch zusätzlich zu den 7% dazukämen. Bei cortalconsors.de fand ich dazu jedoch die Bemerkung (vom 31.08.2013), dass dieser Fonds doch thesaurierend sei. Hier herrscht also noch etwas Unklarheit.
Die Wertsteigerung verlief bei allen Fonds relativ gleichmäßig wie man es oft von Rentenfonds oder früher auch offenen Immobilienfonds gewohnt war. Lediglich der Falcon unterliegt gelegentlich einigen Schwankungen.
Wertentwicklung des GAM Star Cat Bond Eur seit Beginn des Jahres 2012 - Quelle: comdirect.de |
Den GAM Star und Falcon kann man online zum Beispiel bei der Direktbank Comdirect erwerben, den Plenum-Fonds müsste man telefonisch erfragen. Leider lassen sich alle drei Fonds bislang wohl nur über die Fondsgesellschaft kaufen, daher muss man schon nach Rabatten schauen, um die üblichen 5% Ausgabeaufschlag zu vermeiden. Einschränkend kommt hinzu, dass zum Beispiel der GAM Star nur an zwei Tagen (zweiter und vierter Montag) im Monat gehandelt werden kann. Das erklärt teilweise auch die eben beschriebenen geringen Schwankungen.
Bringen Fonds mit Katastrophenanleihen einen Mehrwert für Privatanleger?
Wenn man sich die Wertsteigerung der drei Fonds anschaut, dann sprechen wir von 4 bis 8% Brutto-Rendite pro Jahr. Das wäre mehr als in den nächsten Jahren beispielsweise von offenen Immobilienfonds zu erwarten ist. Natürlich wird erst die Zukunft zeigen, ob diese Rendite bei diesen jungen Fonds selbst bei erneuten Schwierigkeiten am Finanzmarkt zu erzielen ist. Sollte diese Unabhängigkeit vom Aktienmarkt auch in der Realität der Fall sein, dann würden Cat-Bonds natürlich eine schöne diversifizierende Wirkung für das Gesamtportfolio entfalten.
Als nachteilig ist die fehlende Ausschüttung dieser Wertpapiere anzumerken. Man erhält also kein regelmäßiges passives Einkommen und erst beim Wiederverkauf erzielt man einen realen Gewinn ins eigene Portemonnaie. Die eingeschränkte Verfügbarkeit und der ausschließliche Erwerb über die teure Fondsgesellschaft sind ebenfalls Minuspunkte.
Bei einer Zuordnung in dem früheren Beispiel für eine Anlageklassenverteilung würde ich sie unter "sonstiges" einordnen.
Alternativ bleibt die Erkenntnis vielleicht lieber in die drei führenden Rückversicherer, also Münchener Rück (Munic Re), Swiss Re und Hannover Rück zu investieren. Alle drei können aktuell (2013) eine ordentliche Dividendenrendite um 5% vorweisen und das KGV liegt jeweils unter 10, also die Titel sind recht günstig bewertet. Die Münchener Rück ist übrigens nicht nur im Portfolio von Warren Buffett, sondern auch im Dividenden-Aristokraten Depot vertreten.
Zum Weiterlesen:
Bei ausländischen thesaurierenden Fonds - und das sind die oben beschriebenen für den Anleger in Deutschland - gibt es steuerliche Fallstricke. Diese sind u.a. ausführlich beschrieben in der Broschüre "Investmentfonds und Steuern" von Allianz Global Investors AGI. Download im pdf-Format.
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