Die Dividendenpolitik ist in Deutschland leider nicht mit der in den USA zu vergleichen. Dort ist es beispielsweise durchaus üblich quartalsweise eine Dividendenzahlung an die Anleger zukommen zu lassen. Außerdem bemüht man sich als Unternehmen noch stärker die Dividendenausschüttung nicht zu kürzen. Denn in den USA nutzen - im Gegensatz zu Deutschland - viele Menschen Aktien und deren regelmäßige Dividendenausschüttung als ein Standbein für den Ruhestand.
Aus diesen Gründen macht es nicht unbedingt Sinn, auf der Suche nach deutschen Dividenden-Aristokraten sehr strenge Kriterien anzulegen, weil sonst fast kein Unternehmen mehr übrig bleibt. Daher wurde für die Auswahl das Kriterium angewendet, dass seit mindestens 10 Jahren die Dividende nicht gekürzt werden durfte. Es gibt jedoch etliche solide Konzerne in der Bundesrepublik, die in einzelnen Jahren die Dividende nicht erhöht haben, aber da habe ich dann ein Auge zugedrückt. Schauen wir uns das Ergebnis an.
echte Aristokraten (jedes Jahr höhere Dividendenausschüttung)
- Fresenius SE&Co (ISIN: DE0005785604)
- Fresenius Medical Care (ISIN: DE0005785802)
Es gibt tatsächlich lediglich die beiden Aktien vom selben Gesundheitskonzern, die seit 2002 bis heute ohne wenn und aber ihre Dividendenausschüttung kontinuierlich erhöht haben. Zumindest habe ich keine weiteren aufspüren können. Fresenius hat bereits zum 20-sten Mal die Dividenden angehoben und dies um durchschnittlich 10% pro Jahr. Einschränkend muss jedoch dazu gesagt werden, dass die Steigerung auf recht niedrigem Niveau geschah und aktuell liegt die Dividendenrendite bei 1,3 bis 1,4%. Sollte der global agierende Konzern seine Dividendenpolitik fortsetzen können, könnte er in dem ohnehin immer wichtigeren Gesundheitssektor ein wahrer Investorenliebling werden.
Aristokraten mit Einschränkungen (ein einziges Mal Dividendenkürzung oder gleichbleibende Dividendenausschüttung)
- BayWa (ISIN: DE0005194062)
- Fielmann (ISIN: DE0005772206) (Dividendenhistorie)
- Fuchs Petroclub (ISIN: DE0005790430) (Dividendenhistorie)
Es gab drei Unternehmen, die jeweils einmal in den zurückliegenden 10 Jahren ihre Dividende nicht erhöhen konnten. Meist im Anschluss an den Bärenmärkten 2003 und 2009. Bei Fielmann sprechen wir immerhin von einer Dividendenrendite in der Nähe von 3,5%. Sonst im Bereich um oder etwas unter 2% p.a. Trotz der jeweils kleinen Schwäche sind diese Unternehmen für Freunde der zuverlässigen Dividendenausschüttung sicherlich interessant.
insgesamt ansteigende Dividendenausschüttung (jedoch mehr als ein Jahr keine Erhöhung oder sogar Rückgang)
- BASF (ISIN: DE000BASF111)
- Bayer (ISIN: DE000BAY0017)
- Bilfinger (ISIN: DE0005909006)
- Gerry Weber (ISIN: DE0003304101)
- Hamborner REIT (ISIN: DE0006013006)
- Henkel (ISIN: DE0006048432)
- Linde (ISIN DE0006483001)
- Munich RE (ISIN: DE0008430026)
- Siemens (ISIN: DE0007236101)
- Volkswagen (ISIN: DE0007664039) (Dividendenhistorie)
- [Beiersdorf (ISIN: DE0005200000)]
- [BMW (ISIN: DE0005190003)]
Immerhin gibt es rund ein Dutzend Unternehmen aus Deutschland, bei denen man insgesamt noch von einer zuverlässigen Dividendenpolitik sprechen kann. Denn die Höhe der Dividendenzahlung ist unterm Strich aufwärts gerichtet. Grenzwertig sind jedoch aus diesem Blickwinkel Beiersdorf und BMW. Der Konsumhersteller hat eine seit Jahren stagnierende Dividende, so dass bei dem zuletzt stark gestiegenen Kurs nur eine Dividendenrendite von unter 1,5% erzielt wird. Der Fahrzeughersteller aus Bayern hatte zur Finanzkrise die Dividende sehr stark gekürzt (von 1,06 Euro auf 0,30 Euro im Jahr 2008). Daher muss man befürchten, dass BMW bei der nächsten Krise erneut zu diesem - bei Freunden von passivem Einkommen sehr unbeliebten - Mittel greifen wird.
Ansonsten sprechen wir hier teilweise durchaus von einer Dividendenrendite um 5% (Munich Re, was übrigens auch Warren Buffett freut) und knapp 6% beim Hamborner REIT.
Die Anzahl der Unternehmen aus Deutschland, die man in die Nähe von Dividenden-Aristokraten einstufen kann, ist überschaubar. Daher gibt es auch keinen ETF, zumindest ist mir keiner bekannt. Bei Interesse könnte man sich einen Teil dieser Titel auch einzeln ins Depot holen.
Es kann gut sein, dass hier noch das eine oder andere Unternehmen fehlt. Falls Sie dies feststellen, freue ich mich über einen ergänzenden Kommentar.
Zum Weiterlesen:
- Satte Ernte aus Deutschland: ETFlab DAXplus Maximum Dividend
- Deutsche Unternehmen öffnen im Frühjahr die Geldschleusen
- Blick auf Deutschland, MDAX performte langfristig deutlich besser als DAX
- ETFs mit Dividenden-Aristokraten
- Aktien mit jahrelanger und solider Dividendenzahlung
- Dividenden-Aristokraten Depot
Mit gaaaanz vielen Einschränkungen:
AntwortenLöschenEssanelle hairgroup (DE0006610314) - zumindest eine stabile Dividende seit 2009. Man muß in Deutschland ja schon mit wenig zufrieden sein.....
PS:
Für die Zukunft (2014?) wurde eine Dividendenerhöhung angedacht....
Danke für diese Liste. Leider hast du Recht damit, dass die Aktien- oder besonders die Dividendenkultur in Deutschland, wenn nicht sogar ganz Europa sehr schwach ausgeprägt ist. Da ich meine Anlagestrategie vor allem auf Dividendenkontinuität ausgerichtet habe suche ich immer wieder händeringend nach neuen Investitionen in Mitteleuropa da dieser Teil des Depots doch sehr schwach ausgeprägt ist.
AntwortenLöschenEin Kandidat wäre evtl. noch Schaltbau, nach meiner Aufzeichnung immerhin acht Jahre ohne Kürzung der Dividendenzahlung
Hawesko hat bis auf das Krisenjahr 2007 seine Dividenden auch kontinuierlich erhöht.
AntwortenLöschen@alle: Danke für die Ergänzungen!
AntwortenLöschenAber da sieht man, es ist wirklich nicht leicht echte Aristokraten über einen Zeitraum von 10 Jahren und mehr aus Deutschland zu finden.
Wenn es um die Dividenden-Aristokraten geht, liegt der Fokus immer auf der Dividenden oder der Dividendenrendite.
AntwortenLöschenEine Größe, die irgendwie dabei nie betrachtet wird, ist die Ausschüttungsquote.
Ich persönlich kenne mich bei Aktien von US-Unternehmen nicht aus und daher würde mich einmal interessieren, ob diese Fähigkeit bei US Unternehmen, stabile und steigende Dividendenzahlungen leisten zu können, einfach dadurch "erkauft" wird, dass sie eine viel niedrigere Ausschüttungsquote haben als deutsche/europäische Unternehmen?
Interessante Fragestellung. Es sicherlich einfacher eine eher bescheidende Dividende zu zahlen, um diese dann langsam aber stetig zu erhöhen. Bei dem einzigen echten Aristokraten aus Deutschland, Fresenius, wird dies ebenfalls so gehandhabt.
LöschenDaher wäre ich persönlich auch kein Freund nur ausschließlich auf Aristokraten zu setzen, sondern sie mit aktuellen High Yieldern, also Aktien mit höheren Ausschüttungen (wie auf der Seite Ausschüttungsquoten von ETFs) zu mixen. Schließlich lebt man ja nicht nur in der fernen Zukunft ;-)
@Finanziell Umdenken
AntwortenLöschenSehe ich auch so Lars. Es macht Sinn Dividenden Aristokraten und High Yielder zu mixen! Funktioniert sehr gut.
Echt super Liste, vielen Dank. Ich finde, dass es in Deutschland einfach keine ausgeprägte Dividendenkultur gibt und die Aktie (d.h. die Dividendenzahlung) als Mittel zur Ruhestandsfinanzierung einfach nicht anerkannt genug ist. Das zeigt sich auch in der Politik, wo sich ständig ändernde Besteuerungsverfahren Investitionen in Dividendenpapiere nicht unbedingt interessant machen. Außerdem sollte die Spekulationsfrist wieder eingeführt werden (von mir aus gerne auch 2 oder mehr Jahre), wo Anleger, die sich selbst um ihre Altersvorsorge in Form von Aktien kümmern und damit dem Staat weniger auf der Tasche liegen, dafür entsprechend honoriert werden!
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