Sonntag, 7. Oktober 2012

DAX und Gold wieder im Gleichschritt

Ich schaue mir immer wieder gerne Charts von Vermögenswerten an. Zwar ist mit deren Hilfe eine Prognose für die Zukunft zumindest schwierig, aber um einen Blick auf die aktuellen und vergangenen Geschehnisse zu erhalten, sind Charts bestens geeignet. Vor kurzem habe ich die Charts des Goldpreises und des DAX miteinander verglichen und deren Verlauf kann man meiner Meinung nach auch erklären.

Im beigefügten Chart habe ich vier verschiedene Zeitzonen diagnostiziert.
DAX (blau) und der Goldpreis in US-Dollar (schwarz)
 seit 2009 - Quelle: www.comdirect.de
Phase 1
Die schlimmste Zeit der Finanzkrise im Jahre 2008 schien überwunden. Die Notenbanken haben nahezu weltweit die Zinsen stark gesenkt. Einerseits fließt die Liquidität in den Aktienmarkt, denn dieser hat nach dem gewaltigen Crash im Jahr 2008 enormes Erholungspotenzial. Anderseits wächst die Angst vor einer starken Inflation, daher steigt auch der Goldpreis deutlich an.

Phase 2
Nun verschärft sich die wirtschaftliche Lage in der Eurozone. Nicht nur Griechenland, sondern auch andere südeuropäische Staaten sowie Irland drohte die Zahlungsunfähigkeit für die Begleichung der Verbindlichkeiten. Es gab einen erneuten ökonomischen Schock und besonders in Europa auch einen weiteren kleinen Crash am Aktienmarkt. Dem konnte sich selbst der Aktien-Index DAX aus der vermeintlich stärksten Wirtschaftsnation der Eurozone, nämlich Deutschland, nicht entziehen. Gleichzeitig gab es einen wenige Wochen andauernden Run auf Gold. Offenbar wurde vorübergehend Liquidität aus dem Aktienmarkt abgezogen und u.a. in Gold umgeschichtet.

Phase 3
Nun erwies sich der starke Rückgang am Aktienmarkt erneut als übertrieben und die Kurse begannen allmählich wieder zu steigen. Insbesondere in Deutschland waren die Wirtschaftsaussichten weiterhin erfreulich. Aufgrund der in der Eurozone verstärkt eingeforderten Austeritätspolitik gerieten Inflationsgefahren tendenziell in den Hintergrund. So gut sparen als Privatperson auch ist, im Wirtschaftskreislauf erzeugt Sparpolitik grundsätzlich deflationäre Tendenzen. Daher stieg der Goldpreis trotz der günstigen Jahreszeit (im Herbst zeigt der Goldpreis häufig eine Aufwärtstendenz) nicht mehr an und war bis zum Frühsommer 2012 sogar in einer leichten Abwärtsbewegung.

Phase 4
Im Spätsommer 2012 verlängerte die US-amerikanische Zentralbank FED ihre Nullzinspolitik nicht nur bis 2015, auch die Europäische Zentralbank EZB senkte den Leitzins unter 1%. Zudem verkündete ihr Präsident Mario Draghi an, dass die EZB zum einen den Euro auf jeden Fall erhalten wolle, zum anderen auch unbegrenzt Staatsanleihen überschuldeter Staaten der Eurozone aufgekauft werden würden, sofern notwendig. Zwar verknüpfte er diese Ankündigung mit Bedingungen, aber der Finanzmarkt deutet dieses als Signal, dass die Gefahr des Scheiterns der Eurozone insgesamt abgenommen hat.

Eine Zeit mit niedrigen Leitzinsen ist grundsätzlich freundlich für den Aktienmarkt, daher setzt sich der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten insgesamt fort. Allerdings scheint die Austeritätspolitik nun auch nicht mehr konsequent weitergeführt zu werden (trotz Bemühung vor allem von deutscher Seite), so dass die Inflationsgefahren nun am Markt erneut in den Vordergund gerückt sind. So ist der deutliche jüngste Anstieg des Goldpreises seit dem Spätsommer 2012 zu erklären.  

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