Montag, 16. Juli 2012

Klimaerwärmung begünstigt die Befahrbarkeit der Nordostpassage - wirtschaftliche Vorteile?

Vor einigen Jahren, genauer im Spätsommer 2007, war die dramatische Eisschmelze des arktischen Packeises in den Medien sehr präsent. In den Sommern davor und danach war die Eisschmelze nicht ganz so extrem. Aber eines wurde in den letzten Jahren deutlich, die berühmten Nordwestpassagen und Nordostpassagen sind immer häufiger im Spätsommer nahezu eisfrei und damit für den Schiffsverkehr befahrbar.

Bei dem Thema Klimaveränderung geht es unter den "Experten" oft ähnlich emotional her, wie bei dem langfristigen Ausblick, wohin sich die Aktienkurse entwickeln werden. Möglicherweise ist ein Grund für diese - oft sehr subjektiven - Diskussionen, weil man über Ergebnisse mutmaßt, die erst in einigen Jahren oder Jahrzehnten offenkundig werden.

Warum sich das Klima der Erde zuletzt in einigen Regionen der Erde geändert hat, soll hier nicht Gegenstand des Beitrages sein. Allerdings sind die eisfreien Gebiete der Arktis im August und September schon bemerkenswert zuverlässig zu beobachten. Mehr zum aktuellen Zustand der Eisverhältnisse auf der Seite: Schnee und Eis - Eisverhältnisse Nordhemisphäre

Eiskonzentration Arktis am 14.07.2012 von
 http://arctic.atmos.uiuc.edu/cryosphere/ 
Die Nordostpassage (dunkler Pfeil)
 ist fast schon wieder befahrbar.
Vorteile der Nutzung der Nordostpassage
Die immer länger werdenden eisfreien Phasen der Nordostpassage öffnen neue Möglichkeiten die Handelswege kostengünstiger zu nutzen. Laut Schätzung einer deutschen Rederei könnten Ersparnisse beim Kraftstoff von mehreren 100.000 Euro erzielt werden - pro Schiff wohlbemerkt. Auch die Zeitersparnis ist nicht zu unterschätzen. 
Im Gegensatz zu den sonst üblichen Handelsrouten gibt es im arktischen Eismeer auch keine Piraten (noch nicht), die sonst für eine große Unsicherheit auf verschiedenen Ebenen sorgen.

Euphoriebremse
Dennoch sollten man vorerst nicht zu euphorisch sein. Die eisfreie Zeit der Nordostpassage erstreckt sich derzeit - selbst im günstigsten Fall - von Ende Juli bis etwa Ende September. Außerdem erscheint nach derzeitigen Schätzungen lediglich der Handel zwischen Nordasien und Europa auf diesem Weg kostengünstiger und daher rentabler werden zu können. Zwischen Südasien und Europa bedeutet eine eisfreie Nordostpassage kaum bis keine wirtschaftlichen Vorteile.

Wirtschaftlich noch interessanter könnten aufgrund der eisfreien Zeiten im Spätsommer geringere Hindernisse zur Förderung von Rohstoffen wie Öl und Gas sein. Allerdings ist dies mehr eine Spekulation als eine Tatsache. Siehe auch Oil: Only part of the Arctic's massive resources. Dafür lebt der "Geist" einer eisfreien Arktis zur Bergung von möglichen Rohstoffen bereits sehr lange. In den sechziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts gab es - zum Glück nicht umgesetzte -  Pläne, Ruß auf das arktische Eis auszubringen. Damit könnte die Sonneneinstrahlung vom weißen Schnee und Eis nicht mehr nahezu komplett reflektiert werden, und der dunkle Ruß hätte einen raschen Tauprozess begünstigt.  
Was ich ich für die Zukunft vielleicht noch relevanter finde, sind die indirekten Auswirkungen einer geringeren Eismasse in der Arktis im Sommer auf die gesamte Nordhalbkugel. Dadurch sollte sich die Grenze zwischen der sengenden Hitze in den subtropischen Gebieten und den kühleren nördlichen Regionen insgesamt weiter nach Norden verlagern. Somit könnten sich Hitzewellen wie 2003, 2006 in Europa oder 2012 in den USA häufen. Laut Bericht des Focus Money legt die Hitzewelle im Juli 2012 in den USA lediglich einen schmerzhaften Finger auf die mutmaßlich marode Infrastruktur der USA. Eine zukünftige Investmentchance?

Zum Weiterlesen:

5 Kommentare:

  1. Hallo,

    man darf aber auch nicht vergessen, dass es durch die Klimaerwärmung zu immer mehr Schäden durch Dürre, Überschwemmungen, etc. kommt.
    Das kann eine eisfreie Nordostpassage sicher nicht wettmachen, oder?!

    LG Andreas

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    1. Thema Klimaerwärmung:

      Hallo Andreas,
      Du hast vollkommen recht, es kommt durch die Auswirkungen von Klimaschwankungen auch zu Schäden. So schrecklich Schäden durch Stürme und Überschwemmungen für die betroffenen Personen oder Tiere (z.B Eisbären mangels ausreichend Eis in der Arktis) auch sind, einige Unternehmen profitieren davon letztendlich auch. Und gerade die sind besonders für Investoren interessant - so makaber dies klingen mag.

      VG
      Lars

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  2. @Andreas: Die Schäden durch extreme Wetterereignisse fallen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft nicht ins Gewicht. Wenn man die Auswirkungen des Klimawandels einschätzen will, muss man sich auf die Landwirtschaft konzentrieren.

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  3. Lustigerweise verzeichnen die Wissenschaftler keine Anstiege in Sachen Extremwetter, bei Hochwasser in Deutschland sogar abnehmende Tendenzen. Propaganda und Fakten gehen manchmal auseinander.

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