Mittwoch, 18. November 2015

Buchbesprechung: Wohnimmobilien von Franz Netter

Über den Immobilienboom in Teilen von Deutschland und steigenden Mieten ist in den Medien beinahe täglich etwas zu lesen. Einige sprechen bereits von einer Blasenbildung am Häusermarkt. In Großstädten wie zum Beispiel Berlin erfährt der Leser über die Medien, dass Investoren langjährige Mieter aus ihren Wohnungen verdrängen. Auf der anderen Seite wird dafür geworben, möglichst schnell eine Immobilie - ob zur Eigennutzung oder als Kapitalanlage - zu erwerben, bevor Kreditzinsen wieder und Häuserpreise noch weiter steigen.
Der frühere Artikel über Immobilien in Deutschland, in dem unter anderem das prominente Buch vom Kommer "Kaufen oder Mieten" zitiert wird, ist mittlerweile ein bißchen in die Jahre gekommen. Daher war ich sehr gespannt auf die Neuerscheinung "Wohnimmobilien - Mit den richtigen Investments vom deutschen Immobilienboom profitieren" von Franz Netter, der sich bereits seit vielen Jahren mit dem Immobilienmarkt in Deutschland beschäftigt.

Mein erster Eindruck war: Ok, ein Buch mit knapp 200 Seiten für 20 Euro, bzw. 16 Euro in der eBook-Version gehört bestimmt nicht zu den preiswertesten Veröffentlichungen. Beim Lesen fiel mir jedoch auf, dass es sich nicht so einfach weg liest. Der Grund ist aber keinesfalls, weil es schlecht geschrieben ist - überhaupt nicht - sondern weil vom Autor ziemlich viele Informationen verarbeitet wurden. Und das verstehe ich jetzt als Pluspunkt.
Denn Informationen, die andere Autoren auf 300 oder mehr Seiten durch langatmige ausschweifende Erläuterungen gestreckt hätten, sind hier vergleichsweise kompakt zusammengetragen. Dabei merkt man dem Autor seine langjährige Erfahrung in dem Metier an. Denn es werden an verschiedenen Stellen interessante Fall-Beispiele genannt, die oft mit zusätzlichen Tipps für Leser versehen sind. Auf diese Weise erfahren auch Nicht-Experten, wie mit solch einer beschriebenen Situation am besten zu verfahren ist.

Wohnimmobilien: Mit den
richtigen Investments vom
deutschen Immobilienboom
profitieren
 von Franz Netter
Als Einstieg erhält man zunächst einen Überblick der historischen und aktuellen übergeordneten wirtschaftlichen und sozial-politischen Rahmenbedingungen in Europa, aber auch in den USA. Einige Hintergründe zur Finanzkrise werden ebenso genannt wie wiederkehrend auflammenden Themen in Deutschland. Schlagworte wie Strafzinsen auf Guthaben, Vermögenssteuer, Mietpreisbremse tauchen an diversen passenden Stellen auf. Auch die Rolle früherer Migrationsbewegungen und die derzeitige Flüchtlingswelle in Deutschland und Europa finden Berücksichtigung bei der Abschätzung von zukünftigen Preisen und Bautätigkeiten. Selbst die Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels fließen als eine Komponente zur Beurteilung der Lage von Immobilien mit ein.

Wo und für wen lohnt der Immobilienbesitz?
Kernthema ist des Buches jedoch konkret der derzeitige oder geplante Besitz von Wohnungen und Häusern. Hier gibt es unter anderem eine Pro- und Contra-Einschätzung des Nutzens einer Immobilie für die Altersvorsorge und Prognosen über die Preisveränderungen in verschiedenen Gebieten Deutschlands. Besonders die jetzt vom Boom heimgesuchten Metropolen inklusive erweitertes Umland werden ausführlich betrachtet. So heißt es zum Beispiel im Großraum Berlin auf Seite 70: "Das Pro-Kopf-Einkommen von Potsdam ist zwar kaum höher als in Berlin, aber die Arbeitslosigkeit ist erheblich geringer. Da die Wohnungen im Schnitt günstiger sind, dürften die Preissteigerungen im nächsten Jahrzehnt höher ausfallen als in der Metropole."

Von einem Immobilien-Experten in einer Boomphase kann natürlich nicht unbedingt erwartet werden, dass er besonders negativ über Immobilien äußert. Dennoch empfand ich die Ausführungen als überwiegend neutral, und der Autor riet auch von bestimmten Unterfangen ab oder wies zumindest auf die Risiken hin. So sind zum Beispiel die nicht unerheblichen Kosten für ein selbstgenutztes Haus nicht zu unterschätzen, was viele frische Eigentümer im Vorfeld nur wenig berücksichtigen oder dass viele vor dem Immobilien-Erwerb zu wenig Informationen einholen.

In einem separaten Kapitel wird über Finanzierungsmöglichkeiten inklusive staatliche Fördermittel wie Riester ebenso diskutiert wie über die aktuelle Situationen von Bausparkassen.

Selbst wer zwar vorhat eine Immobilie zu erwerben, aber sie nicht selbst zu nutzen, kommt auf seine Kosten. Denn die verschiedenen Varianten in Immobilien im eigentlichen Sinne zu investieren - um damit Ertrag oder Wertsteigerung zu erzielen - werden jeweils mit der persönlichen Meinung des Autors kommentiert. Für Freunde von Einzel-Aktien ist der historische Streifzug und die aktuelle Einschätzung diverser Immobilien-Unternehmen (u.a. Vovonia, LEG, TAG, Deutsche Wohnen) lesenswert.
Zum Schluss erfährt der Leser welche Kombination aus Anlageklassen der Autor für zukünftige Szenarien bevorzugt. Ich hätte mich an dieser Stelle ziemlich gewundert, wenn in einem Buch über Immobilien diese nicht zu den präferierten Anlageklassen gehören würden.


Fazit
Wer sich in irgendeiner Form mit dem Thema Immobilienerwerb oder Besitz von Häusern in Deutschland beschäftigen möchte, wird nur schwer um das Buch "Wohnimmobilien: Mit den richtigen Investments vom deutschen Immobilienboom profitieren" von Franz Netter herumkommen. Denn es bietet sowohl für Menschen, die ein Eigenheim zur Selbstnutzung planen als auch für Anleger, die Investments in der Anlageklasse Immobilien tätigen möchten, einen echten Mehrwert. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es eine Pflichtlektüre ist. Und hier schließt sich der Kreis zum Beginn der Buchbesprechung. Wer vorhat sechsstellige Summen für ein Haus auszugeben, für den ist der Preis von 16 bis 20 Euro gut in eigenes Wissen investiertes Geld und für die Fülle an wertvollen Informationen auf keinen Fall zu teuer.

Zum Weiterlesen:

5 Kommentare:

  1. Hallo,

    vielen Dank für die Rezension. Ich kannte das Buch bisher noch gar nicht!
    Zu dem Inhalt habe ich noch eine konkrete Frage:
    - Gibt der Autor eine konkrete Checkliste, was jemand beim Kauf alles beachten muss?
    - Was ist seine Renditeeinschätzungen von Immobilien?

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    1. Eine allgemeingültige Checkliste habe ich nicht entdecken können. Aber ich denke, dass sie sinnvoll auch gar nicht möglich ist, weil es regional und bzgl. der eigene Bedürfnisse zu große Diskrepanzen gibt. Beim Lesen stößt man schon auf die für einen selbst relevanten Themen.
      Eine Checkliste in der Form wie: "Ich muss zuerst zum Notar, dann zum Finanzamt, dann dorthin..." gibt es nicht.

      Auch bei den Renditeeinschätzungen gibt es einen Spread. Nach seiner Einschätzung wird es Regionen geben, die keinen Gewinn erwarten lassen, andere boomen, aber sind dennoch begrenzt, wieder andere sind aussichtsreich. Selbst die genannten Immobilien-Unternehmen haben regionale Schwerpunkte und daher bekommt man über das Potential der Renditechancen schon einen Eindruck.

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  2. @Finanzdurchblick wenn du ein Buch suchst was dich stück für stück an das Imobilien thema ranführt dann kann ich -Geld verdienen mit Wohnimmobilien - von Alexander Goldwein- sehr empfehlen. Es nimmt themen wie Renditeberechnung, Behördengänge, Steuern, Mieterauswahl, Bankthemen usw durch. Ich bin auch neu in der Thematik aber man wird gut an der Hand geführt.

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  3. Hi! Danke für den Buchtipp! Ich habe auch einen klaren Buch-Favoriten, was Immobilien-Investments angeht: Thomas Knedel - Erfolg mit Wohnimmobilien. Liest sich sehr gut. Und danach weiß man genug, um selbst loszulegen. Also auch mal reinschauen :-)

    Viele Immobilien-Grüße
    Julian

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  4. Klasse, ich werde mir die Tage das Wohnimmobilien Buch bestellen, habe sowieso noch einen Amazon Gutschein und wollte mich in diesem Bereich etwas weiterbilden.

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