In vergangenen Artikeln habe ich die Dividenden-Entwicklung von fünf ausgewählten Aristokraten-Einzelaktien und einiger Dividenden-ETFs beispielhaft vorgestellt. Während die Ausschüttung der ETFs teilweise starken Schwankungen unterworfen waren, hatten die Aristokraten allesamt eine ununterbrochen stetige Dividendenerhöhung vorzuweisen, so wie wir sie uns alle wünschen. Nun ist es leicht, daraus vielleicht vorschnell den Schluss zu ziehen, dass Aristokraten-Einzelaktien die „bessere“ Investitionsmethode sind, allerdings hatte ich am Ende schon darauf hingewiesen, dass es in der Praxis doch nicht so einfach ist. In diesem Artikel möchte ich nun die vorher nur kurz angesprochene Problematik genauer ausführen.
Von den fünf Aristokraten-Unternehmen wusste ich ja schon vorher, dass sie die Dividende nie gekürzt hatten. Genau deswegen hatte ich sie ja ausgewählt (um die Steigerungsraten an einem praktischen Beispiel zu demonstrieren). Allerdings ist das immer nur eine Betrachtung im Nachhinein (ex post facto) – denn ich weiß daraus NICHT, ob sie es danach auch für die kommenden Jahre und Jahrzehnte schaffen werden, ihre Dividendensteigerungs-Strähnen fortzusetzen. Der „Aristokraten-Status“ einer Aktie ist immer nur ein Vergangenheitswert, der eben auch keine sicheren Garantien für die Zukunft geben kann. Wer das vergisst, begeht schnell den fundamentalen Fehler des "Survivorship Bias", welcher sich im Extremfall verheerend auf die eigenen Finanzen auswirkt. Bitte lesen Sie sich daher auch den Wikipedia-Artikel zum Thema gründlich durch, um zu verstehen wie Sie solche falsche Wahrnehmungen entdecken und vermeiden können.
Viele Produkte, die wir tagtäglich konsumieren stammen von Unternehmen sogenannter Dividenden-Aristokraten. |
Turnover ist ein Begriff für den Austausch im Bestand eines Portfolios. Einzelne Positionen fliegen raus, andere kommen neu hinzu. Der Turnover wird dabei meist als Prozent-Verhältnis zur Gesamtsumme des Portfolios angegeben. Warum kann Turnover die Ausschüttungshöhe eines Depots beeinflussen ? Ganz einfaches Beispiel: ein alter Aristokrat, der 5 Prozent ausgeschüttet hat, streicht seine Dividende und muss ersetzt werden. Der nächstbeste neue Aristokrat, der aufgenommen werden kann, bietet allerdings nur 2 Prozent Ausschüttungsrendite. Passiert so etwas zu oft und zu heftig, ist also auch die Ausschüttungshöhe des ganzen Portfolios nicht immer so schön stetig steigend, wie es nur die Stichprobenbetrachtung ausgesuchter Einzelbeispiele vielleicht glauben lässt.
Wie hoch ist das Risiko für gescheiterte Aristokraten?
Daher interessiert uns nun also folgende Frage konkret: Wenn ich JETZT in ein neues Aristokraten-Portfolio investiere, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit (bzw die Anzahl der bestehenden Aktien), dass diese auch für die nächsten 25 Jahre Aristokraten bleiben ? Wie viele werde ich wohl austauschen müssen? Denn ich kann mich ja nicht ins Jahr 1990 zurückbeamen und dort mit perfekter Vorhersehung exakt die paar Dutzend Unternehmen auswählen, die ihre Strähne der Dividendenerhöhung auch bis 2015 aufrechterhalten können. Nein, ich hätte 1990 einfach in die Unternehmen investiert, die bereits seit 1975 erhöhte Dividenden zahlen, und hätte heute geschaut wie viel davon noch übriggeblieben sind. Genauso wie ich eben heute in 2015 ein neues Portfolio mit den Zahlern seit 1990 befüllen würde, aber eben nicht weiß wer davon 2040 noch dabei sein wird. Um das abschätzen zu können, bieten die Ausfall-Raten der Vergangenheit zumindest eine ungefähre Grundlage.
Ich beziehe mich dabei, um die Untersuchung einfach und vergleichbar zu halten, auf die ursprünglichen amerikanischen Aristokraten-Regeln:
1.) Auswahl-Universum: Dividenden-Aktien aus dem S&P 500 -Index.
2.) Aufnahme-Kriterum: ununterbrochene Dividendenzahlung seit mindestens 25 Jahren.
3.) Ausschluss-Kriterum: Dividendensenkung oder -Streichung.
Im Netz fand ich dazu nun erste wichtige Informationen. 1989 gab es im S&P 500 nur 26 Dividendenaristokraten-Unternehmen, also Firmen mit 25-jähriger Dividenden-Strähne (seit 1974). Im Jahr 2014 gab es schon 54 Aristokraten, dass heißt 47 sind seit 1989 neu dazugekommen. Von den ursprünglichen 26 haben es allerdings nur 7 davon auch wirklich geschafft, bis 2014 im Aristokraten-Index zu überleben, was einer Quote von 12,96 Prozent entspricht. Allerdings verdeckt selbst diese Gesamtbetrachtung von Anfang und Ende die immense interne Fluktuation (Einstiege und Ausstiege) innerhalb der einzelnen Jahre.
Dazu noch ein weiteres Zitat vom Blog Dividenden Growth Investor: "The percentage of companies that remain in the index after 10 years is about 30%. There have been about 116 companies that have gone through the index for the 15 year period form 1989 to 2004. So as a dividend investor, you should expect year over year changes in the index. The average company stayed 6.5 years in the S&P Dividend Aristocrats index from the time of its addition."
Wenn der Prozentsatz von Unternehmen, die 10 Jahre lang im Index bleiben, 30 Prozent beträgt, so beträgt das auf die volle 25-jährige Laufzeit hochgerechnet nur eine Überlebens-Rate von 12 Prozent (was sich auch wieder mit dem deckt, was wir oben schon ermittelt hatten).
Ein erster Hinweis, dass hier also immer ein gewisser Grad an Turnover im Spiel sein wird. Wie hoch dieser Turnover konkret ist, könnte man genau ermitteln, in dem man die tatsächliche Aristokraten-Liste der letzten Jahre und Jahrzehnte analysiert und penibel alle Zu- und Abgänge jeden einzelnen Jahres miteinander vergleicht. Ich nehme dazu einfach mal die Aussagen des Aristocrats Index -Managers Standard&Poors, die gesagt haben: "Typically, annual rebalancings result in a turnover of about 21%“. Für den SPDR US Dividend Aristocrats ETF kann man auch auf einigen Broker-Seiten online Angaben zum Turnover finden, zum Beispiel hier, wo (Tabelle unten links) sogar 28 Prozent angegeben wird. Genauso kann man auch aus folgender Aussage „There have been about 116 companies that have gone through the index for the 15 year period form 1989 to 2004“ einen Überschlag zum gesamten Turnover ableiten. 116 Unternehmen für 15 Jahre ergibt auf die vollen 25 Jahre hochgerechnet 193,33 Unternehmen. Auf eine durchschnittliche Portfolio-Größe von 40 Unternehmenspositionen während der gesamten Laufzeit (Mittelwert aus Anfangs-Anzahl 26 und Endbestand 54) ergibt das einen jährlichen Turnover von 20,69 Prozent, was auch in etwa den vorher erwähnten Werten entspricht.
Etwa 20 Prozent Fluktuation jährlich
Ein 20 Prozent Turnover heißt also konkret, das in einem beispielhaften 50-Aktien Portfolio (was in etwa der aktuellen Anzahl der Aristokraten entspricht), jedes Jahr etwa 10 Aktien ausgetauscht werden müssen (z.B. 5 alte raus, 5 neue rein). Das ist natürlich nur ein theoretischer Überschlag, in der Praxis (man kann ja für die letzten Jahre leicht die Zu- und Abgänge der Unternehmen im Aristokratenindex beobachten) ist es allerdings so das es manche Jahre lang relativ wenig Veränderungen gibt, dafür in anderen Jahren (besonders natürlich Krisen wie 2008/09) dann wieder mehr als sonst. Auch müssen sich die Zu- und Abgänge natürlich nicht immer genau die Waage halten. Mal gibt es mehr Ausschlüsse und der Index schrumpft, mal gibt es mehr Aufnahmen und der Index wächst. Siehe dazu auch folgendes Zitat (Quelle: Wikipedia): "The list declined from 52 companies in 2009 to 42 companies in 2010, as ten companies cut their dividend payouts. It then held steady in 2011, with three companies being dropped, and three companies being added. For 2012, one company was removed from the index while ten companies were added. In 2013 the list grew to 54 companies and didn't change in 2014."
Für 2015 gab es übrigens soweit 3 Abgänge und 7 Zugänge im Aristocrats Index.
Der Turnover reduziert dabei auch die Yield on Cost, die sich nicht komplett langfristig entfalten kann da man bei den meisten Unternehmen eben nicht über die gesamte Laufzeit hindurch investiert bleiben kann, sondern nur viel kürzer (siehe oben, durchschnittlich 6,5 Jahre, dann muss man austauschen und bei einer neuen Aktie die YoC wieder "von vorn" beginnen).
Was lernen wir also daraus ?
Zuallererst muss man sich von dem Gedanken verabschieden, wie Kostolany es gesagt hat einfach nur "einmal Aktien zu kaufen und sich dann 20 Jahre lang schlafen zu legen". Auch ein Aristokraten-Depot ist kein bequemer Selbstläufer. Man muss es beobachten, auf Entwicklungen reagieren, und kommt nicht umhin, immer mal etwas vom Bestand auszutauschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass von den 2015er Aristokraten noch alle (oder überhaupt nur ein Großteil) auch wirklich bis 2040 überleben, ist eher gering. Man wird mit vielen anderen Unternehmen enden, als man gestartet ist. Das heißt nicht, das Aristokraten-Investing nun generell nicht funktioniert, aber in der reellen Praxis eben auch nicht so ideal einfach und schön stetig ist, wie es sich in theoretischen Vergangenheitsbetrachtungen vielleicht darstellt, wo man noch mit perfektem Rückblick die besten Unternehmen picken konnte.
Dieser Denkfehler (Survivorship Bias), den ich oft sehe (der eben auch Dividend Growth -Investing theoretisch besser aussehen lässt als es in der praktischen Anwendung dann tatsächlich sein wird) ist, einfach nur auf die jeweils aktuelle Aristokraten-Liste zu schauen, und dann nur von genau diesen Unternehmen sich deren jährliche Kurs- und Dividendensteigerungs-Entwicklung der 25-jährigen Vergangenheit anzuschauen (die natürlich im Rückblick immer toll ist, sonst wären sie ja nicht auf der Aristokratenliste verblieben), und das einfach so unreflektiert in die Zukunft fortgeschrieben weiter zu projizieren (oder mit der Breitmarkt-Entwicklung zu vergleichen, um zu behaupten wie „besser“ DG-Investing doch ist). Das ist wie gesagt falsch, weil es eine feste Portfoliozusammenstellung vergleicht, die aber in der Praxis eben in der Zukunft (wegen Turnover) immer in konstanter Veränderung ist.
Ein weiteres, verwandtes Problem, ist auch die 25-jährige „Wartezeit“, in der man sich erst die Dividendenentwicklung eines Unternehmens (quasi von außen) nur anschaut, bevor es endlich ein lupenreiner "Aristokrat" geworden ist, in den man dann ausschließlich investieren "darf". Wie wir aber gehört haben, bleibt ein beliebiges Unternehmen nur durchschnittlich 6,5 Jahre im Aristokraten-Index enthalten, bevor es seinen Status dann wieder verliert und rausfliegen muss. Das heißt, auf eine Gesamtlaufzeit von 31,5 Jahren betrachtet schauen wir der Mehrheit dieser Zeit der Dividendenentwicklung nur unbeteiligt zu und investieren dann meist erst nur eher am ENDE der Fahnenstange (und haben den Großteil des Wachstums schon verpasst und kriegen eigentlich nur noch ein paar Krümel am Rest mit ab).
Ich weiß natürlich, die Theorie hinter der Aristokraten-Länge ist, dass ein Unternehmen welches bereits 25 Jahre zahlt ja irgendwas "richtig gemacht“ haben muss, besondere Qualität und Burggraben besitzt, oder ein anlegerfreundliches Management welches sich besonders um die Dividende kümmert. Und je länger die Dividendenzeit schon ist, umso höher ist diese als gefühlte "Qualitätskomponente" zu bewerten.
Aber ist das wirklich so?
Nüchtern betrachtet klingt mir das auch viel nach Wunschdenken und eingebildeter Finanzpsychologie (besonders wenn eben keine weitere Bilanzanalyse, die über die Länge der Dividendenzahlung hinausgeht, gemacht wird) anstatt wirklich empirisch belastbarer Faktenrechnung.
Aktien mit sehr langjähriger Dividendenerhöhung sind nicht automatisch gute Investments
Wenn ich selbst ein DG-Investor wäre, würde ich wenigstens zumindest schon mal einen niedrigeren Jahreszeitraum ansetzen als nun unbedingt 25+. Natürlich haben das die Amerikaner auch schon gemerkt, und neben den "Aristokraten" auch neue Kategorien wie die "Dividend Contenders" (10 bis 24 Jahre) und "Dividend Challengers" (5 bis 9 Jahre) erstellt. Bei so kürzeren Zeiträumen mag die Dividende dann vielleicht nicht so eine tolle "Sicherheit" wie bei den Aristokraten ausstrahlen (aber davon kann halt vieles auch nur Einbildung sein), aber zumindest ist auch die Chance größer dass man in ein Unternehmen dann wenigstens eher mehr am ANFANG seiner Dividendensteigerungs-Strähne mitinvestiert, anstatt erst viel zu spät ganz zum Schluss. Da sind dann auch noch unter Umständen die jährlichen Wachstumsraten höher als bei den doch schon gesättigten Aristokraten, wo (wie wir im letzten Artikel gesehen haben) die Steigerungen oft nur noch kümmerlich erhöht werden können.
Aber in der Praxis wird sich auch kaum ein Anleger zu 100 Prozent nur an die exakten „originalen“ Aristokraten-Regeln halten. Viele Leute haben niedrigere Jahreslängen-Anforderungen als nun 25+, was den Auswahl-Pool an möglichen Unternehmen stark erhöht (damit aber natürlich auch gleichzeitig die „Qual der Wahl“). Darüber hinaus wollen sich viele Investoren natürlich auch nicht nur auf Unternehmen aus dem amerikanischen S&P 500 beschränken, sondern suchen weltweit nach passenden Aktien. Um dabei aber noch den Überblick zu behalten, braucht es allerdings einen guten Stock-Screener, der einem die passenden Aktien nach der Dividenden-Länge vorfiltert, und leider gibt es die wiederum meist nur für Amerika. Genauso kann man auch mehr Unternehmenskriterien benutzen anstatt NUR die Dividendensträhnen, beziehungsweise die Ausschlusskriterien lockern, um den Turnover zu reduzieren. Allerdings weicht man hier immer mehr von der „reinen Lehre“ ab und verkompliziert seine Systeme (was es in der Praxis oft schwieriger macht, eine Strategie langfristig auch wirklich konsequent durchzuziehen).
Fazit
Als Fazit kann man also sagen, dass auch Aristokraten nicht (wie in den oft übertrieben idealistischen Vorstellungen anderswo im Internet) einfach das perfekte Gelddrucksystem sind, kein Selbstläufer wo man maximale Sicherheit mit minimalem Aufwand erreichen kann. Mit einer realistischen Erwartungshaltung und einer disziplinierten Management-Strategie (die eben mehr als nur Dividenden betrachten sollte), kann man aber damit auch langfristig erfolgreich investieren. Wer sich die Auswahl- und Austauscharbeit von Aristokraten-Einzelaktien lieber durch Aristokraten-ETFs wie denen von SPDR abnehmen lassen will, sollte dabei eben auch beachten dass, wie gesagt auch hier eine ständig steigende Ausschüttung nicht einfach so garantiert ist, nur weil „Aristocrats“ draufsteht. Langfristig steigen die Dividenden zwar, aber eben auch nicht ohne zwischenzeitliche Schwankungen. Das sollten Anleger, egal ob sie die Dividenden nur weiter ansparen und reinvestieren, oder als Privatiers schon bereits verkonsumieren, immer realistisch beachten, um mit der Strategie vernünftig umzugehen.
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Danke für diesen sehr ausführlichen Artikel zur realistischen Erwartung von Dividenden-Aristokraten. In unserem Dividenden-Aristokraten Depot musste ja ebenfalls schon ein Titel das Depot verlassen und für 2016 sind mindestens zwei Wackel-Kandidaten enthalten. Ein gewisser Prozentanteil an Turnover können wir dort also bereits in der Praxis erleben.
AntwortenLöschenBei Einzel-Aktien ist ein lebenslanges "buy and hold" in der Tat nicht realistisch. Selbst bei den größten und scheinbar solidesten Unternehmen können unerwartete Ereignisse eintreten, bei denen man als Anleger auch Ausstiegsstrategien benötigt. Viele Rohstoff-Konzerne und aktuell VW sind nur wenige Beispiele. In der Historie findet man viele weitere Fälle.
Bei unserem Dividenden-Aristokraten-Depot handel ich daher auch streng nach den einmal aufgestellten Regeln, die jeder Investor haben sollte. Alles andere ist nur das Prinzip Hoffnung.
Ein erweitertes Regelwerk für den Ein- und Ausstieg in Einzel-Aktien praktizieren wird bei den Profitablen Unternehmen.
Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Z.B. Colgate Palmolive wird die größte Wachstumsphase hinter sich haben. Hier besteht das Potential eher in der Hoffnung auf regelmäßige Dividenden. Die Mischung aus Aristokraten und Wachstumswerten scheint mir hier aussichtsreicher zu sein. So sehe ich z.B. Gliead Sciences am Anfang des Weges zu einem potentiellen Aristokraten (Dividende erstmalig in diesem Jahr). Diese Aktie zunächst 25 Jahre zu beobachten bevor man einsteigt ist wohl nicht praktikabel. Beide Werte in Depot zu haben, ist mein Ansatz
AntwortenLöschenIch sehe eine Mischung aus hochwertigen Einzelaktien und ETFs als ideal an. Unter hochwertigen Einzelaktien verstehe ich keine VW, sondern Weltmarktführer ihres Segments, möglichst in Branchen deren Produkte immer gebraucht werden. Beispiel: Nestle oder Wells Fargo. Aktien dieser Qualitätsklasse können auch Jahrzehnte im Depot liegen und überstehen schwere Krisen.
AntwortenLöschenEine weitere, vielen Anlegern unbekannte Möglichkeit ist die Trendbegleitung bei soliden Aktien durch Optionen (keine Optionsscheine). Das wäre aber einen langen Artikel extra wert.
Ich sehe es auch eher kritisch 25 Jahre lang zu warten, um dann lediglich nur noch an den rückläufigen Dividendensteigerungen teilzunehmen. Zumal der Zeitraum von 25 Jahren eher willkürlich gewählt sein wird. Zudem würde ich bei konsequenter Durchführung der Dividenden-Aristokraten Strategie Unternehmen aus dem Depot werfen, nur weil diese in Krisenzeiten aus ökonomisch sinnvollen Gründen die Dividende vorübergehend kürzen. Bei den anschließenden Erhöhungen bin ich dann nicht mehr dabei.
AntwortenLöschenWenn man sich als Anleger aber nun einmal dieser Strategie verpflichtet hat, würde ich eher zu einem ETF raten. Mit einer TER von 0,35 % (SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF) kann ich den Großteil der Arbeit abgeben und komme wahrscheinlich günstiger davon, als wenn ich die Depotanpassungen selbst übernehme.
Sehr guter Artikel, danke für die Mühe.
AntwortenLöschenZumal ich deine Kommentare immer gerne lese, auch auf anderen Blogs.
Ich möchte angesichts der von dir dargestellten Fakten über den Turnover und die Dividenden Rendite von Aristrokraten ETFs einen Punkt anbringen.
Und zwar, ob die Standard Dividenden ETFs mit ihrer in der Regel höheren Ausschüttung (wenn ich z.B. an den beliebten, und auch in meinem Portfolio prominent vertretenen, iShares Global 100 denke) dann einfach die bessere Wahl sind.
Obwohl die Aristrokraten ETFs den Vorteil haben könnten, dass sie leicht wertstabiler sein könnten.
Ich nehme ja an, dass bei jedem rebalancing eines ETFs Geld/Wert-Schwund anfällt.
Da, simpel ausgedrückt, die "schlechtere" Aktie billiger verkauft, und die "bessere" teurer einkauft wird (billig und teuer deshalb, weil ja u.a. Front Running im Markt eingepreist ist)
Und bei Aristrokraten könnte dieser Effekt vllt weniger stark ausgeprägt sein
Danke für die Blumen ^^
LöschenHab aber auch schon festgestellt dass ich nicht der einzige im Internet bin, der sich "Chris" nennt. Von daher immer daran denken, wenn du irgendwo einen guten Kommentar liest, dann war der von mir, und wenn der Kommentar schlecht ist, dann war das wohl ein anderer Chris :-D
Zum Inhalt:
Ich tu mich eigentlich relativ schwer, nun pauschal sagen zu können/wollen, ob etwas "schlechter" oder "besser" ist. Denn es kommt ja immer darauf an, für was eigentlich ?
Wer jetzt grad aktuell hohe Ausschüttungen will wird die natürlich wohl am ehesten bei den High Yield ETFs finden. Wer eher auf besondere AusschüttungsSTEIGERUNG wert legt, für den mögen sie allerdings nicht unbedingt die zufriedenstellendste Lösung sein (so richtig gibts spezielle Dividend Growth ETFs in Deutschland ja noch garnicht, und auch das amerikanische Angebot überzeugt mich nicht perfekt). Und wem Ausschüttungen grad sowieso eher egal sind, dem würde ich auch Divi-ETFs schon garnicht mehr zwingend empfehlen.
Was Frontrunning angeht:
Für die die's noch nicht kennen, die Theorie dahinter ist folgende: Die Indizes tun ja ihre alljährlichen Zu- und Abgänge von Firmen kurz vorm Rebalancing veröffentlichen. Da natürlich große ETFs die solchen Indizes folgen dann darin investieren müssen, treibt das die Kurse (besonders, wenn natürlich die neue Firma eher klein ist, aber ein großer ETF da massiv investiert). Trader können sich nun vor dieser Welle bereits positionieren, diese Firmen kaufen, um dann am späteren ETF-verursachten Anstieg teilzuhaben. Wenn das allerdings zuviele Trader vorher machen, treibt das die Kurse der Firmen weiter hoch und der ETF muss später "teurer einkaufen" als eigentlich hätte sein sollen.
Aber ob das wirklich ein großes Problem ist, naja... in der Praxis kann man dagegen eh nichts machen: Man kann ja nicht den Tradern das kaufen verbieten. Und man kann auch nicht abschaffen, dass die Indizes ihre Veränderungen vorher ankündigen müssen, das gebietet ja die Transparenz die wir ansonsten so sehr daran schätzen. Wirklich bemerkbar ist dieser Effekt auch eigentlich nur bei den Small- und Microcaps, die richtig "dicken" Aktien lassen sich durch solche Spielchen auch nicht relevant beeinflussen. Und falls am Ende halt doch ein paar Zehntelprozentpunkte an Rendite für uns draufgehen, haja, Pech gehabt, dann ist das eben die Bequemlichkeitsgebühr, die man für die passive Indexanlage mit bezahlt.
Ausserdem sind die doch eher noch kleineren Dividenden-Indizes (und-ETFs, ob nun Aristokrat oder HY) für Frontrunner eher uninteressant, während dieses Problem eher von weitverbreiteten Smallcap Indizes wie den Russell 2000 bekannt ist.
Die Fonds tun ja auch durch Wertpapierleihe Zusatzerträge erwirtschaften, welche solche FR-Verluste etwas mitigieren kann.