Sonntag, 8. November 2015

Warum man nicht auf den Ruhestand hinarbeiten sollte

An mehreren Stellen auf diesem Blog wurde hervorgehoben, wie wichtig es ist zusätzlich für die Zeit nach dem aktiven Arbeitsleben vorzusorgen. Hier steht vor allem die Säule der privaten Altersvorsorge im Vordergrund, denn der demographische Wandel wird gerade in den kommenden zwei Jahrzehnten deutlich zu spüren sein.
Auf der anderen Seite sollte das eigene Leben nicht nur darauf abgerichtet werden, so schnell wie möglich den Ruhestand zu erreichen, um dann mutmaßlich glücklich und erfüllt sein Leben genießen zu können. Wer dies so plant, kann bei Erreichen dieses Ziels eine unangenehme Überraschung erleben. Warum das so sein kann, darüber mehr in diesem Artikel.

Menschen, die an ihrer Arbeitstätigkeit keinen Spaß haben oder sich permanent gestresst fühlen, träumen tagtäglich davon:
  • keine Vorgesetzten zu haben, die einen mit Arbeit überschütten oder wiederkehrend etwas kritisieren
  • keine anstrengenden Kunden bedienen zu müssen
  • auch wochentags ihre Zeit frei einteilen zu können
  • dass die psychische und physische Erschöpfung wieder abklingt
  • nach dem Ausschlafen eigenen Hobbys nachgehen zu können oder zu verreisen
Das sind typische Wünsche Millionen gestresster Berufstätiger, deren Wunsch es ist, den Job endlich an den Nagel zu hängen. In vielen Fällen ist der eigentliche Antrieb tagtäglich zur Arbeit zu gehen, um Geld für den eigenen Lebensunterhalt beziehungsweise für die eigene Familie zu verdienen. Gibt jemand die Tätigkeit auf, fließt auch kein Geld mehr, um die regelmäßigen Ausgaben bestreiten zu können.

Um die Abhängigkeit aus diesem Hamsterrad - also permanent Zeit gegen Geld zu tauschen - zu verringern oder sogar gänzlich zu beseitigen, empfehle ich den Aufbau von sogenannten passiven Einkommensquellen. Welche Möglichkeiten es für passive Einkünfte gibt, und welche Risiken bei passivem Einkommen bestehen hatten wir uns vor einiger Zeit bereits angeschaut.
Sobald diese Einkünfte höher als die eigenen monatlichen Ausgaben sind, ist man finanziell unabhängig und aus dem sogenannten Hamsterrad ausgestiegen. Daher ist nachvollziehbar, dass diesen wichtigen Meilenstein einige Menschen so schnell wie irgend möglich anstreben. Das eigentliche Ziel dahinter ist mehr Zeit im Leben für angenehme und nützliche Dinge zur Verfügung zu haben.

Die beliebteste Methode ist Geld zu sparen und rentierlich zu investieren. Wer dabei den Fokus auf regelmäßige Erträge in Form von Zinsen und Dividenden legt, hat jeweils rasch einen aktuellen Status seiner persönlichen Situation vorliegen. Damit lässt sich auch ausrechnen, wie lange man denn nun noch arbeiten muss, um das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit zu erreichen. Als Privatier lassen sich anschließend die oben genannten Träume endlich erfüllen. Die Erwartung vieler ist, ab Erreichen des Status eines Privatiers, ohne irgendwelche Verpflichtungen in absoluter Freiheit und Erfüllung zu leben.

Ist das wirklich immer so?

Der Urlaubseffekt klingt irgendwann ab
Hat jemand nun seinen Job an den Nagel gehängt und verbringt die freie Zeit an weißen Sandstränden irgendwo in der Sonne am Meer, mag dies für viele zunächst einmal ein tolles Gefühl sein. Jedoch spätestens nach einigen Wochen folgt auf die einstige Freude über den Dauer-Urlaub eine gewisse Ernüchterung. Das trifft um so mehr auf Leute zu, die jetzt endlich ungestört Tag für Tag das gesamte Fernsehprogramm inklusive diverser Spiele am PC, Notebook oder Tablet-PC nutzen können.
Oft stellt sich ein Gefühl der Leere ein, auch dass man nicht mehr so recht von der Gesellschaft gebraucht wird. Die Chance ist recht hoch sich in einer Partnerschaft noch einmal miteinander neu arrangieren zu müssen, ohne eine Erfolgsgarantie dafür zu haben. Denn es ist schon ein Unterschied, ob jemand plötzlich dauerhaft den ganzen Tag zu Hause ist oder nur abends und morgens.
Auch die Gefahr der gesellschaftlichen Isolation ist höher als zuvor, wenn außerhalb des Berufes nur wenig soziale Kontakte vorhanden waren. Darüber berichten nicht selten sogar Menschen, die das "offizielle" Ruhestandsalter erreicht haben und abrupt aus ihrer gewohnten Tätigkeit herausgeholt wurden.

Natürlich hängt es unter anderem von den eigenen Gewohnheiten ab, auch vom Charakter und Typ eines Menschen. Wer es gewohnt war seine Arbeit selbst zu organisieren und womöglich keine harte Führung eines Vorgesetzten hatte (zum Beispiel ein Selbständiger oder Unternehmer), wird mit der neuen Situation voraussichtlich leichter zurechtkommen als jemand, der hauptsächlich Aufgaben zugeteilt bekommen und mehr nach "Anleitung" gearbeitet hat.

Schwerwiegender ist die Situation noch, falls jemand unfreiwillig nicht mehr am Arbeitsleben teilnehmen kann, zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit und Krankheit.
In einem früheren Artikel bin ich ausführlich auf die Vorteile und Nachteile eines vorzeitigen Ruhestands eingegangen.

Warum eigentlich auf den Zeitpunkt des Aufhörens hinarbeiten?
Traditionell ist der Gedanke in der Gesellschaft noch ziemlich verbreitet, für einen gewissen Zeitraum eine Tätigkeit auszuüben, um sich anschließend als erschöpfter Mensch erst auszuruhen und dann noch einmal richtig ins Leben durchstarten zu dürfen. Die einen eben früher, die anderen eben später. Dumm ist nur, wenn mittlerweile ein Alter erreicht wurde, in dem aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr alle Vorhaben und gewünschten Aktivitäten möglich sind.

Es ist auffallend, dass einige Menschen den offiziellen Einstieg in den Ruhestand nur wenig beachten und einfach weiter machen. Warren Buffett, die Aldi-Brüder oder Wolfgang Schäuble sind nur einige prominente Beispiele dafür. Ich glaube kaum, dass sie wegen Geld noch bis ins höhere Alter aktiv sind oder waren, sondern weil sie Spaß an der Sache haben, die sie ausüben oder eine Mission erfüllen möchten.
Auch die finanziell unabhängigen Menschen, die ich kenne, arbeiten zumindest weiter in Teilzeit oder üben eine Selbständigkeit aus. Aber sie haben den Vorteil bereits vorzeitig ihre Zeit so einzuteilen, um ihre Vorhaben umzusetzen bevor sie ein Alter erreicht haben, in dem der Körper möglicherweise nicht mehr so kann wie der Geist eigentlich noch will.


Fazit
Das Ziel, die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen sollte ein wichtiger Meilenstein im Leben eines jeden sein. Allerdings nicht, um sich dann im wörtlichen Sinne zur Ruhe zu setzen, sondern seine Zeit dafür zu nutzen, was einem wirklich wichtig ist. Denn solange ein Mensch gesundheitlich in der Lage dazu ist, wird er in irgendeiner Weise produktiv sein und einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen wollen.

Zum einen sollten die eigenen Wertvorstellungen darin enthalten sein, zum anderen müssen die Aktivitäten aus Sicht desjenigen einen Sinn ergeben und Freude machen. Ob das nun weiterhin der eigene bisherige Arbeitsplatz oder soziales Engagement ist, oder ob man unternehmerisch tätig sein wird, ist an dieser Stelle nicht wichtig. Sondern das Einbringen der eigenen Fähigkeiten und Stärken in die Gesellschaft gibt einem selbst als finanziell unabhängiger Mensch das Gefühl gebraucht zu werden und sich selbst zu verwirklichen. Wer dagegen über längere Zeiträume nur herumsitzt und nichts Sinnvolles tut, dessen Leben ist zum größten Teil bereits vorüber. Dafür spielt es keine Rolle, ob jemand 40, 55 oder 70 Jahre alt ist.

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4 Kommentare:

  1. Ein sehr schöner Artikel! Neben dem demographischen Wandel wird in den kommenden drei Jahrzehnten aber auch angesichts der Flüchtlingsströme eine Kulturveränderung deutlich zu spüren sein. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, halte ich derzeit sogar eine ursprünglich vorgesehene Immobilieninvestiton komplett zurück. Für mich überwiegen hier einfach deutlich die Risiken. Gerade als Vater von Töchtern bereiten mir die gesellschaftlichen Entwicklungen große Sorgen. Wir haben in der Nähe einer Erstaufnahmeeinrichtung gewohnt und leider doch einige schlechte Erfahrungen sammeln müssen.

    Da ist mit Aktien und ETFs doch eine größere Flexibilität gegeben als mit Immobilien. Noch ein Grund mehr zu investieren! Wenn gleich eine stärkere Korrektur der Märkte zunehmend wahrscheinlicher wird. Daher halte ich z.B. noch größere Summen zurück, da auch der Einstiegskurs für mich ein wichtiger Indikator ist.

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  2. Ein sehr sehr guter Artikel, der zeigt, dass es nicht den einen perfekten Weg gibt. Was man mit dem hohen Gut der finanziellen Freiheit, muss jeder für sich selbst entscheiden. So wie du es gesagt hast, gibt es kein richtig oder falsch. Man kann in seinem Job weiterarbeiten oder Urlaub machen.....
    Jedoch ist es ein Fehler zu denken, dass man automatisch glücklich ist....
    Deine Aussage, dass jeder probieren sollte finanziell Unabhängig zu sein, seh ich allerdings etwas kritisch, weil dies eine indirekte Bewertung eines richtigen Lebenswegs darstellt, den ich so nicht untstützte... Jemand der in seinem Beruf (von dem er gut Leben kann) vollkommene zufrieden ist und sich auch keine Gedanken um seine Rente machen muss, braucht auch nicht unbedingt nach der Finaziellen Freiheit streben...
    Was aber jeder machen sollte ist, sich Finanzwissen anzueignen, damit er würdevoll seinen Ruhestand genießen kann!

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  3. Hallöchen,

    Da hast Du aber noch mal die Kurve gekriegt. Ich dachte schon, Du wolltest vom Vermögensaufbau abraten :)

    Du beschreibst oben die innere Leere, die sich einstellen kann, wenn man plötzlich aus seinem Arbeitsalltag gerissen wird. Das passiert fast allen, die normal in Rente gehen mit 60+. Nach 40 Jahren knüppeln im Angestelltenverhältnis ist das schon nicht einfach. Gerade deshalb sollte das Ziel sein, die finanzielle Unabhängigkeit schon vorher zu erreichen. Mit 50 Jahren bist Du einfach noch mehr auf Zack, findest leichter Anschluß und hast mehr Energie, neue Projekte zu starten. Du kannst erst mal ein paar Jahre in Teilzeit arbeiten, um Dich langsam an die neue, selbstbestimmte, Lebensweise zu gewöhnen.

    Deshalb glaube ich man sollte auf jeden Fall auf den (frühen) Ruhestand hinarbeiten.

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  4. Vielen Dank für Eure guten Kommentare.

    @Finanzdurchblick: Ich würde die finanzielle Unabhängigkeit als den Zeitpunkt sehen, ab dem einem die Wahl des eigenen Lebensweges erst richtig offen steht (ein richtig oder falsch gibt es hier meiner Meinung nach nicht).

    Da gibt es keinen Widerspruch zu einem Beruf mit dem man zufrieden ist. Denn dieser kann selbst mit der finanziellen Unabhängigkeit im Rücken weiter ausgeübt werden. Jedoch mit dem Unterschied, dass es aus finanzieller Sicht kein Risiko mehr gibt, ob dieser einst geliebte Beruf mal irgendwann wegfällt oder nicht.

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