Hintergrund des Kursrückgangs war die Nachricht, dass Bill Gross die Allianz-Tochter Pimco verlässt. Er galt als erfolgreicher Anleiheninvestor, der jahrelang besser als der Marktdurchschnitt performte. Allerdings gelang ihm dies im Jahr 2013 und 2014 nicht mehr.
Kursverlauf der Allianz-Aktie in 5 Tagen Quelle: comdirect.de |
Angenommen, man hätte zu diesem Zeitpunkt gerade Zeit gehabt und vor dem Notebook oder Tablet-PC gesessen, hätte zudem noch zufällig die Aktie der Allianz analysiert und wäre bereit für einen Trade gewesen. Als die Nachricht öffentlich wurde, reagierten bereits die Hochfrequenzhändler und preisten diese Nachricht in Sekunden ein.
Als Privatanleger zu langsam
Der Hochfrequenzhandel verarbeitet Nachrichten in Bruchteilen von Sekunden und platziert daraufhin Kauf- oder Verkaufsorder im Markt. Bevor man als Privatanleger oder Privat-Trader die Nachricht aufgenommen und sich über die Konsequenzen Gedanken gemacht hätte, ist der Großteil der Kursbewegung bereits geschehen.
Natürlich wird irgendwer schnell Geld verdient haben, wenn man sich zuvor mit größerem Hebel auf die richtige Seite gestellt hat. Aber abgesehen von Insiderwissen ist das Chance-Risiko-Verhältnis mit einem Glücksspiel zu vergleichen.
Mit dieser Erkenntnis sollte man noch einmal darüber nachdenken, ob es sich als Day-Trader lohnt, aufgrund aktueller Nachrichten - nach Abzug von Gebühren und Spreads - profitable Trades durchführen zu können.
Selbst solide Aktien schwanken im Kurs
Dieses Beispiel zeigt jedoch auch einen weiteren Aspekt. Selbst bei derart soliden DAX-Werten, zu der ich die Allianz-Aktie durchaus zähle, sind Kursbewegungen von mehreren Prozent innerhalb weniger Tage oder sogar innerhalb eines einzigen Tages möglich. Wer diesen Titel erst vor kurzem gekauft hat, muss sich nun einen Wertverlust von rund 7 Prozent in seinem Depot anschauen.
Das bedeutet, selbst bei prominenten Konzernen muss man als Anleger über die Möglichkeit von durchaus markanten Kursschwankungen psychisch vorbereitet sein. Schwankungen von Aktien und Aktien-Indizes gehören zum Geschäft dazu.
Zudem macht es auch wenig Sinn sich lediglich zwei oder drei Aktien ins Depot zu holen und dort einen Großteil des eigenen Vermögens anzulegen. Sofern man ein Freund von Einzel-Aktien ist, sollten es schon etwa zwei Dutzend Titel sein, um seine Ersparnisse zu diversifizieren. Einzelne überraschende negative Ereignisse fallen auf diese Weise im Depot kaum ins Gewicht oder heben sich mit den positiven Nachrichten anderer Unternehmen auf.
Um das Thema Allianz-Aktie abzurunden: Vielleicht ist der Kursrutsch auch eine willkommene Gelegenheit, um in dieses durchaus interessante Investment mit recht hoher Dividendenausschüttung einzusteigen?
Wir müssen gar nicht nur am Aktienmarkt nach heftigen Kursbewegungen schauen. Denn ein weiteres Beispiel war die - für viele Marktteilnehmer überraschende - Leitzinssenkung des Euro auf 0,05 Prozent seitens der Europäischen Zentralbank EZB am 04.September 2014. Nach Bekanntgabe sank der Kurs des Währungspaares Euro/US-Dollar rasch von 1,315 auf unter 1,30 US-Dollar. Dieser Unterschied sieht auf dem ersten Blick gering aus. Allerdings geht es am Devisenmarkt oft um Bewegungen in der dritten Nachkommastelle und mit diesem Hintergrund sieht der rasche Rückgang des Eurokurses gegenüber dem US-Dollar schon anders aus.
Haben Sie schon positive oder negative Erfahrungen mit kurzfristigen Kursschwankungen von Wertpapieren gemacht?
Zum Weiterlesen:
Wenn irgend ein Hochfrequenzanbieter was gewonnen hat, hat ein anderer die Summe verloren.
AntwortenLöschenNaja, von der letzten Leitzinssenkung war niemand wirklich "überrascht" in dem Sinne, es war ja mehr oder weniger erwartet und planmäßig umgesetzt. Mit welchem Ziel und Zweck (offiziell und inoffiziell) kann sich jeder selbst ausdenken, jedenfalls sind Notenbanken sehr darauf bedacht, vorausschauend und behütend zu kommunizieren, gerade um eben (für die Märkte unangenehme) Überraschungen zu vermeiden. Wer in den letzten Monaten diese Maßnahme nutzte hat mit Dollarino Trades etc gut Geld gemacht. Längerfristig scheint ja der Plan (zumindest von einigen in EU, mal schauen wer sich durchsetzen wird), den Euro auf pari mit dem Dollar zu drücken/drucken. Na, hoffen wir mal dass die Technokraten nicht in Zauberlehrling-Manier die Kontrolle über ihre Kreationen verlieren ;-)
AntwortenLöschenDu könntest ja mal, Lars, für die vielen die's sicher interessiert, noch ein paar Artikel zum Thema Währungen und Schutz vor Verlusten dabei (oder gar mögliche Gewinnchancen) machen, das wird uns alle in Zukunft sicher noch mehr beschäftigen.
LG Christopher
Hallo Christopher, also irgendetwas muss die Marktteilnehmer bei der EZB-Ankündigung überrascht haben, sonst hätte es nicht den flotten Rückgang um mehr als 1,5 Cent gegeben.
LöschenAber vielen Dank für den Vorschlag, ich hatte bereits einen Artikel über den Euro begonnen, der wahrscheinlich kurz nach dem "Best of September"-Artikel erscheinen wird. Mal sehen wie weit ich das Thema Währungsrisiko dort mit unterbringen kann.
VG
Lars
Im Artikel "Was ein fallender Euro für uns bedeutet" bin ich auch auf das Thema Währungsrisiken eingegangen. Ich hoffe, es beantwortet Deine Frage ausreichend.
LöschenVG
Hallo Lars,
AntwortenLöschenDu hast ja netterweise zwar eine (rhetorische ?) Frage gestellt: "Vielleicht ist der Kursrutsch auch eine willkommene Gelegenheit, um ...einzusteigen? - Sie aber leider nicht beantwortet.
Mich würde einmal Deine Einschätzung dazu interessieren. Würdest Du jetzt einsteigen bzw. nachkaufen?
Ich habe weder die Allianz, noch einen Pimco-Fonds im Depot, von daher habe ich mich auch nur am Rande mit den Details befasst, aber so ein Kursrutsch ist für mich immer ein Signal, um auf einen solchen Wert aufmerksam zu werden.
Und da steht auf der einen Seite ein unbestritten solider DAX-Wert. Aber welche Auswirkungen kann der Weggang von B. Gross haben? Menschen kommen und gehen. Auch wichtige. Und Berühmte. Das ist irgendwann vergessen.
Aber was ist, wenn die Kunden mitgehen? Wenn es massive Kapitalabflüsse bei Pimco gibt? Schlecht für Pimco, schlecht für die Mutter. Vielleicht stecken ja auch einige der Allianz-eigenen Anlagen in Pimco-Fonds? Keine Ahnung. Wäre noch schlechter.
Und ganz schlecht käme es, wenn nach dem Abgang von B. Gross noch irgendwelche Unregelmäßigkeiten ans Licht kämen. Und war da nicht schon eine Untersuchung der SEC ? Wohlmöglich erst die Spitze eines gewaltigen Eisberges? Was passiert, wenn wir nach der Lehman-Pleite eine Pimco-Pleite erleben?
Ohje - meine Phantasie spielt verrückt... Aber genau deshalb würde mich ja einmal Deine Einschätzung interessieren.
Also. Was meinst Du: Chance zum Einstieg oder lieber Finger weg ?
Gruß, Der Privatier
Hallo Peter,
Löschennatürlich kann ich nicht in die Zukunft blicken und falls es eine größere Korrektur oder noch mehr geben sollte, wird sich die Allianz-Aktie dem nicht entziehen können. Aber der Weggang von Gross dürfte nun keine weiteren signifikanten Auswirkungen für das gesamte Unternehmen haben. Die Allianz hatte jetzt erst den höchsten Halbjahresumsatz in ihrer Geschichte präsentiert. Zudem scheinen die niedrigen Leitzinsen die Menschen nicht davon abzuhalten Geld in Lebensversicherungsprodukten zu stecken. Gleich wie sinnvoll dies ist, sie tun es einfach.
Unterm Strich befindet sich die Aktie der Allianz in der Liste der profitablen Unternehmen ziemlich weit oben. Und im Gegensatz zur Münchener Rückversicherung (ich weiß, ist nicht direkt vergleichbar) steigen Umsatz und Gewinn derzeit ziemlich stetig an. Und eine solide Dividendenrendite von aktuell deutlich über 4,0% finde ich zusätzlich attraktiv.
VG
Lars
Danke Lars für Deine Einschätzung.
LöschenUnd wie schon gesagt: Der eine kommt - der andere geht. So ist das Leben. Und für B. Gross ist ja schon ein adäquater Ersatz gefunden. Nein - nicht bei Pimco. Aber im Allianz Vorstand: Daniel Bahr!
(ich glaube, ich überlege mir das mit dem Einstieg bei der Allianz doch noch mal...)
Gruß, Der Privatier
Ich verwalte mein Depot über einen Online-Broker. Manche Positionen sichere ich durch Stop-Loss und/oder Trailing-Stop-Loss Optionen ab.
AntwortenLöschenDies kam mir schon einige Male zugute, da Titel automatisch veräußert wurden, sobald sie den zuvor festgelegten Wert erreicht haben. Allerdings kann diese Methode auch nach hinten losgehen.
Es kam schon vor, dass Tagesschwankungen den Stopp-Loss auslösten, obwohl der Titel sich bis zum Handelsschluss wieder erholt hatte und sogar über dem Vortageswert schloss. Im ungünstigsten Fall muss man sich dann wieder teurer einkaufen oder auf schwächere Tage warten.
Setzt man sie allerdings passend ein, ist die Stop-Loss-Order meiner Meinung nach zur Absicherung sehr sinnvoll. Gruß, Manuel