Mittwoch, 17. September 2014

Alibaba geht an die Börse - sollte man bei IPOs dabei sein?

Am Freitag wird in New York der bislang wohl größte Gang an die Börse stattfinden. Denn das IPO (Abkürzung für: Initial Public Offering) des chinesische Onlinehändlers Alibaba wird Schätzungen zufolge ein Volumen von 25 Milliarden US-Dollar oder sogar noch etwas mehr aufweisen. Zum Vergleich: Der Börsengang von Facebook war mit etwa 16 Milliarden US-Dollar deutlich kleiner. Aber es soll hier eigentlich gar nicht die Aktie von Alibaba besprochen werden, sondern wir wollen der Fragen nachgehen, ob es sich für Privatanleger generell lohnt an IPOs teilzunehmen?

Ich erinnere mich noch gut als es zur Jahrtausendwende "Hip" war wiederholt neue Akten zu zeichnen. In dem damaligen Umfeld war es tatsächlich häufig ein gutes Geschäft beim Börsengang eines Unternehmens dabei zu sein, um einige Zeit später wieder mit dem Verkauf Kasse zu machen. Neue kleine Internetfirmen wurden ohne große finanzielle Substanz einfach nur gekauft und das trieb die Kurse in die Höhe. In den Jahren 2000 und 2001 platzte die sogenannte Internetblase und die zuvor teilweise gewaltigen Übertreibungen wurden bis zum Frühjahr 2003 in einem Bärenmarkt abgebaut. Auch die Zeit der zahlreichen IPOs ging damit zu Ende.

Von dieser Zeit abgesehen, die eher eine Ausnahme darstellt, machen Privatanleger im Standardfall jedoch andere Erfahrungen. Eine hohe Volatilität des Kurswertes der Aktie ist beim IPO ziemlich wahrscheinlich. Das Unternehmen feiert den Börsengang manchmal am ersten Tag tatsächlich noch mit einem zwischenzeitlichen Gewinn, um dann in den darauffolgenden Tagen und Wochen erst einmal abzutauchen. Denn während die eine Gruppe ihre möglichen Zeichnungsgewinne realisieren möchte, versuchen andere, darunter auch institutionelle Marktteilnehmer, noch einen raschen Einstieg in den ersten Tagen des Börsengangs.

Als Anleger hat man bei einem IPO zunächst einmal keinen objektiven Zugang zu Bilanzzahlen des Unternehmens. Diese sind lediglich dem Management und den Gesellschaftern bekannt und diese werden einiges in Bewegung setzen, um mit dem Börsengang möglichst viel Geld ins Unternehmen zu holen. Die das Unternehmen jeweils begleitenden Banken und anderen institutionellen Investoren haben ebenfalls ein Interesse an einem möglichst hohen Einstiegskurs.

Für gewöhnliche Börsenteilnehmer ist daher das Chance-Risiko-Verhältnis bei einem Börsengang alles andere als günstig. Ein hier auf diesem Blog besprochenes Beispiel war die Aktie von Facebook. In den ersten Monaten nach dem IPO brach der Wert um rund ein Drittel ein. Erst nachfolgend konnten Anleger ein (wahrscheinlich) tragbares Geschäftsmodell erkennen und der Kurs der Facebook-Aktie befindet sich derzeit sogar deutlich über dem Einstandskurs.

Mein Tipp
Auch wenn es noch so spannend ist und wenn das Unternehmen mit dem Börsengang so aussichtsreich aussieht. Es ist letztendlich lediglich eine Spekulation, nur ein Stochern im Nebel. Als Anleger würde ich mindestens ein Jahr lang die Finger von IPOs lassen. In dieser Zeit kann sich der Kurs erst einmal richtig finden und vor allem hat man nach dieser Zeit erstmals den Zugang zu zuverlässigen Bilanzen und Kennzahlen dieser Aktie.
Möglicherweise entwickelt sich die Aktie von Alibaba tatsächlich ähnlich wie Google oder Amazon, aber das ist aus heutiger Sicht einfach spekulativ. Sollte sich das Geschäftsmodell dahinter als erfolgreich erweisen, könnte man als Anleger auch noch einsteigen, nachdem sich die Staubwolken der Anfangsturbulenzen gelegt haben und man belastbare Wirtschaftsdaten zur Verfügung hat.

Haben Sie schon einmal im Vorfeld eines IPOs Aktien gezeichnet oder sind direkt am Tag des Börsengangs eingestiegen?

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Auch ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern, wo es ständig neue IPOs (auch in Deutschland) gab und das Interesse beim breiten Publikum immer recht groß war.
    Leider mit ein paar unschönen Nebeneffekten. Denn die Nachfrage war oft sehr viel höher als das Angebot an Aktien. Was dann entweder durch Auslosung oder Teil-Zuteilung gelöst wurde. Beides irgendwie immer ärgerlich.
    Ich habe damals dennoch oft versucht, zumindest ein paar Papiere zu ergattern, war im Nachhinein aber meist über die kümmerliche Anzahl enttäuscht. Selbst die Zeichnung von einer erheblich höheren Anzahl als eigentlich gewollt, hat nicht zum erhofften Ziel geführt.
    Irgendwann habe ich das Thema für mich dann gänzlich abgehakt. Ich kümmere mich da überhaupt nicht mehr drum.

    Soviel habe ich aber doch mitbekommen: Für diejenigen, die Alibaba Aktien bekommen haben, hat sich der erste Tag schon gelohnt. Kurssteigerung von über 30% !
    Nur: Leider soll es kaum möglich gewesen sein, welche zu bekommen. Zumindest nicht für den normalen Kleinanleger.
    Und so macht das keinen Spaß.

    Gruß, Der Privatier

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  2. IPOs interessieren mich aus mehreren Gründen eher weniger. Erstmal fallen diese Unternehmen für Investoren mit "passives Einkommen"-Schwerpunkt aus dem Raster, weil es dort noch keine Auschüttungen gibt (meist auf Jahre und Jahrzehnte hin nicht, bis sich eine Firma mal ergnädigt, mit Dividenden anzufangen). Klar kann man hier schön auf Kursgewinne spekulieren (gerade beim volatileren Tech-Sektor), also wer darauf aus ist, solls gerne machen. Aber selbst wenn (ich habe ja auch ein kleines "Kurs"-Depot), dann doch bitte nicht unbedingt ganz am Anfang, oft ist man da doch nur der Depp für die Dickfische die damit erstmal richtig Kasse machen wollen. Lieber etwas warten bis sich ein Kurs relativ stabilisiert hat und das Unternehmen etabliert, es kommen auch mal günstigere Einstiegszeitpunkte. Und sich nicht vom Medienhype blenden lassen, sondern mal damit beschäftigen, wie man mit seiner FOMA (fear of missing out) besser umgeht.

    Und was Alibaba speziell angeht, bin ich da auch, sagen wir es mal höflich, skeptisch abgeneigt. Die Firmenstruktur ist undurchsichtig abschreckend, das Geschäftsmodell ist ein seltsames Amazon/Ebay/Paypal Kopie Geklüngel, und die Tatsache China sollte bei Investoren auch nicht gerade blindes Vertrauen erwecken. Was man davon zu halten hat, dass das Land den großen westlichen Tech-Konzernen den Zugang zu seinem Markt erheblich einschränkt, somit also eigene Parallelunternehmen fördert, die hinterher gewachsen dann umso mehr auf den freieren westlichen Märkten angreifen, kann man vielleicht für verständlich halten, aber ob das ein Modell mit Substanz ist, wird sich noch zeigen. Ohne damit pauschal zu werden, ich bin ja auch (über ein paar ETFs) auch etwas in China dabei, allein schon aus Gründen der Diversifizierung. Aber dann erstmal doch nur Dividenden-Unternehmen, um wenigstens etwas mehr auf der "solideren" Seite zu bleiben.

    LG Christoph

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