Sonntag, 7. September 2014

Fünf Regeln für solides Investieren

Wer finanziell erfolgreich sein will, der sollte einerseits unter seinen Möglichkeiten leben, das heißt Geld zurückhalten. Andererseits ist der entscheidende Schritt zum Aufbau von Vermögen und für das Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit das richtige Investieren. Denn hier lauern einige Fallen und wer diese nicht kennt, macht vermeidbare Fehler. Hier in diesem Artikel möchte ich fünf Regeln zusammentragen, mit denen man erfolgreich und nachhaltig investieren kann.

Verstehe das Investment vor dem Kauf
Es kommt nach meiner Beobachtung recht häufig vor, dass jemand sein Investment erst nach dem Kauf genauer anschaut. Das kann bei einem Unternehmen, aber auch bei einem Fonds oder ETF der Fall sein. Wer das Wertpapier bereits im Depot hat, wenn er weitere Informationen darüber einholt, kann dies zwei negative Folgen haben. Entweder man hat etwas im eigenen Depot, was man aber eigentlich so gar nicht haben wollte oder das Investment wird wieder verkauft, wodurch mindestens zweimal Gebühren anfallen, im ungünstigen Fall auch ein realisierter Kursverlust.

So ist es im Grunde selbstverständlich sich genau anzuschauen, welche Anlageziele ein ETF hat. Sind dort auch Wertpapiere enthalten, die man gar nicht haben möchte?
Bei Einzel-Aktien sollte man sich der Besteuerung im Ausland bewusst sein. Bei ETFs gibt es ebenfalls steuerliche Aspekte zu beachten, wie zum Beispiel die in Deutschland leider übliche zusätzliche Schätzungsteuer, sofern das Investment nicht rechtzeitig im Bundesanzeiger geleistet ist.

Es gibt beim Kauf keine Eile. Und als Anleger ist es ratsam sich ruhig ein paar Tage mehr Zeit zu nehmen, um das gewünschte Investment soweit im Vorfeld zu prüfen, dass die Wahrscheinlichkeit für anschließend unangenehme Überraschungen minimiert wird. Es gibt im Netz und teilweise auch hier auf diesen Seiten mannigfaltige Möglichkeiten sich zu informieren.

Vermeide Spekulation
Im Artikel "Unterschied zwischen Anschaffung, Verbindlichkeit, Spekulation und Investition" hatten wir definiert, dass eine Investition innerhalb kurzer Zeit einen Geldstrom in das eigene Portmonnaie bringt. Solange kein Geld fließt, ist das Unterfangen eine Spekulation auf bessere Verkaufspreise irgendwann in der Zukunft.
Das Management eines Unternehmens investiert zum Beispiel in eine neue Technologie, damit Arbeitsprozesse effizienter ablaufen können. Somit lassen sich in derselben Zeit mehr Produkte herstellen oder/und es wird anschließend weniger Personal benötigt, was als Folge Kosten spart. In der Summe erhält das Unternehmen nach dieser Investition einen höheren Geldstrom.

Viele Marktteilnehmer an der Börse schauen vor allem auf Kursgewinne. Das kann erfolgreich sein, wie wir in den letzten Jahren gesehen haben, aber die Zeiten werden sich irgendwann auch wieder ändern. Ähnlich war dies in den letzten knapp 15 Jahren bei Rohstoffen, insbesondere bei Gold der Fall. Als Gold 1.800 oder 1.900 US-Dollar teuer war, riet jeder unbedingt in diesen Rohstoff zu investieren und man konnte an jeder Ecke sein Gold gegen Geld eintauschen. Ein gutes Geschäft, wer dies 2011 auch getan hat. Aktuell dümpelt der Goldpreis um 1.300 US-Dollar, also über 30 Prozent niedriger im Vergleich zum Höchstkurs.

Daher schauen wir hier auf "finanziell umdenken!" auf einen regelmäßigen Cashflow und erst nachrangig auf Kursgewinne. Besonders lohnen sich Investments in sogenannte Dividenden-Aristokraten oder ETFs, in denen zumindest einige Dividenden-Aristokraten enthalten sind.
Gemeint ist hier eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das regelmäßige Einkommen durch Dividendenzahlungen jährlich weiter ansteigt. Dies ist eine der Grundregeln im Depot der Dividende-Aristokraten. Wer noch mehr vor bösen Überraschungen wie einer Dividendenkürzung geschützt sein möchte, schaut sich noch weitere Kriterien über die Qualität und Substanz eines Unternehmens an. Dies tun wir in unserer regelmäßigen Suche nach profitablen Unternehmen.

Kaufe nur, wenn ein Unternehmen fair oder gar unterbewertet ist
In einer allgemein positiven Stimmung an der Börse muss man seine Emotionen schon im Griff behalten, um in dieser Phase keine überteuerten Wertpapiere zu kaufen. Mehr über die eigenen Emotionen weiter unten.
Natürlich hat man als externer Privatanleger keinen Einblick in die kleinsten Details eines Unternehmens. Schwierigkeiten oder besondere Erfolge erfährt man immer etwas zeitversetzt. Dennoch werden die Geschäftszahlen der börsennotierten Unternehmen quartalsweise und ausführlich jährlich veröffentlicht. Daraus lassen sich Kennzahlen für Aktien ableiten, wie zum Beispiel das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), die Entwicklung des Gewinns pro Aktie (Earnings Per Share (EPS)) oder wenn Umsatz oder/und Gewinn prozentual stärker ansteigen als der Kurswert. Berücksichtigt man nun noch längerfristige Faktoren wie grundsätzliche Rentabilität, Höhe der Eigenkapitalquote oder Dividendenwachstum, hat man für vernünftige Investmententscheidungen einiges an brauchbares Handwerkszeug zur Verfügung.
Auf der Seite "Profitable Unternehmen" werden regelmäßig etwa 25 der Top-Unternehmen gelistet, die diverse Kriterien über sich ergehen lassen mussten.

Für die Frage, ob ETFs derzeit günstig sind, hatten wir einen Ansatz im Artikel "Gibt es noch Investments, die nicht teuer sind" betrachtet.

Behalte Deine Emotionen im Griff
Mittlerweile bin ich viele Jahre nahe am Börsengeschehen dran. Und selbst jetzt bemerke ich zumindest noch Ansätze von emotionaler Regung, wenn die Kursbewegungen ziemlich drastisch ausfallen. Dennoch kann ich meine Emotionen ziemlich schnell im Zaum halten, ohne dass daraus unüberlegte Handlungen entstehen.
Und das ist auch notwendig, um sich selbst vor Fehlern zu schützen. Zum Beispiel ein Wertpapier erst dann zu ordern, wenn (oder sogar weil) der Kurs bereits über längere Zeit stark angestiegen ist (oft sollte dann aber auch die Regel der Bewertung einen davor schützen). Was aber noch häufiger vorkommt, ein gutes Investment in einem Umfeld negativer Nachrichten mit vermeintlich düsteren Aussichten zu verkaufen, nur weil es ein paar Prozent an Kurswert verloren hat.
Der Aktienmarkt ist grundsätzlich ziemlich volatil, oft gibt es keine vernünftigen Gründe, warum ein Unternehmen den einen Tag 1 Prozent an Wert gewinnt, um am darauffolgenden Tag wieder 1,5 Prozent zu verlieren. An diese Kursschwankungen muss man sich als Marktteilnehmer gewöhnen und Schwankungen von 5 oder 10 Prozent als eine Art "Rauschen" der Börse akzeptieren.

Erstelle festgelegte Regeln für den Ausstieg
Trotz der eben besprochenen Kursschwankungen kann irgendwann der Punkt gekommen sein, sich von einem Investment zu trennen. Das eigene Portfolio kann man wie einen Garten betrachten, der schöne Blüten und Früchte hervorbringen soll. Aber auch hier muss man von Zeit zu Zeit das Unkraut entfernen, damit es die schönen und nützlichen Pflanzen nicht überwuchert. Ich höre immer wieder, dass sich in Depots mehrere Aktien oder andere Wertpapiere mit einem hohem Kursverlust oder einer mittlerweile eingestellten Dividendenzahlung befinden. Das verlorene Geld oder der nicht mehr vorhandene passive Einkommenstrom sind unansehnliche Schandflecken für den eigenen "Portfolio-Garten".

In der Vergangenheit hatten wir uns mehrere mögliche Ausstiegsszenarien angeschaut, unter anderen in folgenden Artikeln: "Stop-Loss für Dividenden-Aktien?", "Dividendenstreichung, wie ist in solchen Fällen vorzugehen?" oder das Unterschreiten einer gewissen Punktzahl bei den "profitablen Investments".
Natürlich kann ich ebenfalls nicht den ultimativen Tipp geben, wann man sich von einem Investment trennen MUSS. Aber ich denke als kleine Guideline, die man für sich selbst passend gestalten kann, sind diese Hinweise schon ganz nützlich.

Mit diesen fünf Regeln kann man als Anleger die gröbsten Fehler beim Investieren vermeiden, das ist jedenfalls meine Erfahrung. Haben Sie noch weitere Ideen wie sich Fehlgriffe an der Börse verhindern lassen?

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare:

  1. Zu "Kaufe nur, wenn ein Unternehmen fair oder gar unterbewertet ist": Was hälst du von der Effizienzmarkthypothese, wonach sämtliche Informationen zu einem Unternehmen zu jedem Zeitpunkt bereits im Kurs der Aktie enthalten sind und es somit keine ungerechtfertigt unter- oder überbewerteten Unternehmen gibt?
    Grüße

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    1. Ich würde es so sagen, der Preis spiegelt nicht die Informationen dar, sondern die "Interpretation(en)" der Information durch die Marktteilnehmer.
      Und die sind eben nicht wirklich rational, sondern schwanken (je nach Marktstimmung) immer mal wieder zwischen Übermut und Verzweiflung. Mag schon sein dass sich irgendwo in der Mitte der beiden Extreme ein "wahrer Wert" befindet, den man z.b. mit Fundamentalanalyse ermitteln kann. Die Tech-Blase Anfang des Jahrtausends kann man wohl zu Recht als "ungerechtfertigte Überbewertung" einstufen, genauso wie der Crash nach der letzten Finanzkrise auch nicht gerade von Vernunft und Emotionslosigkeit geprägt war.

      Der Hinweis darauf, dass man sich an eher moderat/unterbewertete Unternehmen (also "Value") halten soll, liegt in der Tatsache, dass diese historisch auf lange Sicht bessere Returns gebracht haben, anstatt solche welche schon recht sportlich weit "oben" angekommen waren (wo natürlich eben auch die Fallhöhe dementsprechend größer ist)

      Was hier in den fünf Regeln noch nicht so angesprochen wurde (aber natürlich im Rest des Blogs schon viele Artikel hat) sind die Themen Diversifikation, Asset-Allokation und Rebalancing/Reinvesting. Das ist natürlich genauso wichtiges Grundwissen/verhalten eines aufgeklärten Anlegers.

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    2. Hallo Chris, vielen Dank für die guten Ergänzungen. Es ist richtig, im Grunde hätten wir den Artikel auch die "acht Regeln des Investierens" nennen können.

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  2. Lieber Lars / Chris , genau das was Chris sagt , macht den Kurs aus ( Herdentrieb ) diejenigen , die das vorher gesagte berücksichtigen , zusätzlich einen extremen abstand zum rauschen ( vorallem emotional ) haben , werden die erfolgreichsten sein.
    Da hier leider noch niemals eine Aktie tatsächlich betrachtet wurde , ist es natürlich auch für die meisten schwer zu verstehen , was eigentlich eine Aktie ist . Dazu müsste mann einmal betrachten wie eine Aktie entsteht , das ist geanauso wie mit der betrachtung der Menschen , was wir hier eigentlich machen ist die betrachtung der Menschheitsgeschichte ohne zu wissen wie ein Kind entsteht , Mit diesen Wissen würden sich aber sicherlich auch einige Fehler vermeiden lassen . Kursbildung u.s.w. .

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