Montag, 4. November 2013

Verteilung von Vermögen in Deutschland

Vor der Bundestagswahl waren von Politikern oft Parolen zu hören wie "es müsse in Deutschland wieder gerechter zugehen" und "die Schere zwischen arm und reich müsse kleiner werden". Bei derartig plakativen Äußerungen stellt sich mir die Frage, was denn derzeit konkret in der Bundesrepublik ungerecht zugeht? Die Antwort werde ich ebenfalls nicht geben können, aber in diesem Artikel möchte ich einen Überblick der aktuellen Vermögensverteilung in Deutschland geben und hinterfragen, warum die wohlhabenden Menschen immer vermögender werden.

Rund 60 Prozent des gesamten Vermögens in Deutschland ist im Besitz der reichsten 10 Prozent aller volljährigen Personen. Zum Vermögen gehören unter anderem Immobilien, Wertpapiere, Lebensversicherungen, Schmuck und Bargeld. Das durchschnittliche Vermögen beträgt nach einer Umfrage der Bundesbank 195.000 Euro pro Mitbürger, wobei knapp drei Viertel unter diesem Wert liegen. Mehr Aussagekraft hat der Median, also die Grenze die die reiche Hälfte von der ärmeren Hälfte trennt. Dieser Wert liegt bei 51.000 Euro.
Etwa ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland verfügen über kein Vermögen oder ist verschuldet. Zu den reichsten 10 Prozent gehört, wer mindestens 440.000 Euro zur Verfügung hat
So kann jeder selbst beurteilen zu welcher Gruppe er gehört.

Interessant ist dabei folgende Aussage des Arbeitsministerium aus dem Jahr 2012 (vom Focus zitiert):
"Der Wohlstand in Deutschland hat demnach zuletzt kräftig zugenommen." 
Das Arbeitsministerium schreibt dazu: "Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt. Allein zwischen 2007 und 2012 hat sich das private Nettovermögen demnach um 1,4 Billionen Euro erhöht."

In einem Artikel des manager-magazin heißt es weiter:
"Insgesamt vermehrte sich der Wohlstand der 500 reichsten Deutschen 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf 528,45 (500,8) Milliarden Euro. Die Staatsschulden- und Euro-Krise hat die Vermögen damit nicht berührt. Auch die Anzahl der Milliardenvermögen in Deutschland hat mit 135 (Vorjahr: 115) einen neuen Höchststand erreicht."
Als mögliche Gründe wurden genannt: Aufschwung der Kapitalmärkte, eine kluge Anlagepolitik, Sonderkonjunkturen einzelner Branchen und steigende Immobilienpreise.

Da haben wir es, die reichen Menschen werden unter anderem dadurch immer vermögender, weil sie ihr Geld vernünftig angelegt am Kapitalmarkt arbeiten lassen. Dadurch lässt sich einerseits - nach Abzug der Inflation - ein realer Gewinn erzielen und gleichzeitig macht sich der Zinseszins im Laufe der Jahre deutlich bemerkbar. Beide Effekt sorgen dafür, dass die vermögenden Menschen - trotz Krisen - noch reicher werden.

Schauen wir uns nun die Verteilung des Vermögens aller deutschen Privathaushalte an, das 2013 mit einem Gesamtwert von 10 Billionen Euro festgestellt wurde. Am Rande sei erwähnt, Ende 2012 wurde als gesamte Staatsverschuldung der Bundesrepublik Deutschland 2,1 Billionen Euro festgestellt. Ein Schelm, wer bei diesem Vergleich auf "dumme" Gedanken kommt...

Kommen wir zurück zum Vermögen der deutschen Privathaushalte. Rund die Hälfte davon ist in irgendeiner Form in Immobilien angelegt. Die andere Hälfte verteilt sich wie in der Abbildung zu sehen.

Vermögen deutscher Privathaushalte 2013 ohne Immobilienbesitz - Quelle: Bundesbank
Bankeinlagen, Bargeld und Versicherungen (meist Kapital-Lebensversicherungen) sind mit über 70% vertreten. Aktien dagegen machen von rund 5 Billionen Euro vielleicht 10% aus (wenn man den Aktienanteil von Investmentzertifikaten dazurechnet).

Bei Betrachtung dieser Relationen ist nachvollziehbar, dass die relativ kleine vermögende Gruppe nicht ihr Kapital von der finanziellen Repression verzehren lässt, sondern sich am Produktivkapital - also Aktien - beteiligen. Es ist in der Tat erstaunlich, wie eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung mit ihren Ersparnissen umgeht. Der permanent steigende Wohlstand der letzten Jahre und Jahrzehnte stammt nicht von Versicherungen, Banken oder dem Staat. Er entstand von Unternehmen, die die medizinische Versorgung vorantrieben, die unsere Smart Phones und Tablet PCs entwickelten oder die uns das Leben auf andere Art und Weise vereinfachen bzw. komfortabler werden ließen.

Daher kann es für Privatleute nur den Weg geben, raus aus den wertmindernden Geldwerten und rein in Sachwerte, vor allem in Aktien.
comdirect
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2 Kommentare:

  1. "Bei Betrachtung dieser Relationen ist nachvollziehbar, dass die relativ kleine vermögende Gruppe nicht ihr Kapital von der finanziellen Repression verzehren lässt, sondern sich am Produktivkapital - also Aktien - beteiligen."
    Wie kommst du aufgrund der vorher präsentierten Zahlen auf diesen Schluss? Das Gesamtvermögen, dass zu 60% den 10% Vermögendsten gehört, besteht doch (inklusive Immobilien) nur zu 5% aus Aktien. Selbst wenn die Aktien nur von den Vermögendsten gehalten würden, würde das weniger als 10% ihres Vermögens entsprechen. Oder welchen Denkfehler mache ich hier?

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    1. Guter Einwand!

      Ich denke, es fehlt im Text an einigen Stellen der konkrete Hinweis, dass besonders die Vermögenden "auch" Aktien im Depot haben. Ein gut diversifiziertes Depot besteht ja nicht nur ausschließlich aus Aktien.

      5% von 10 Billionen sind immerhin 500 Milliarden. Der Löwenanteil dieser 500 Milliarden wird bei den Vermögenden im Portfolio sein und nur zum kleinen Teil bei den anderen 90%.

      Z.B. der DAX hat sich seit 2009 deutlich mehr als verdoppelt. Selbst ein kleiner Anteil an Aktien im Depot bedeutete im Vergleich zu den anderen Anlageklassen - insbesondere Bargeld, Einlagen und Versicherungen - einen satten Gewinn.

      Eine andere Studie - die ich hier nicht veröffentlicht habe - stellte fest, dass derzeit 15% der volljährigen Bundesbürger in irgendeiner Weise Aktionär sind (auch Fonds). Aber der Gesamtanteil von Aktien im Portfolio ist meist sehr gering.

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