Jeder, der sich ins schwankende Wasser der Börse begibt, ist mit der Möglichkeit von Verlusten konfrontiert. Gerade wir doch eher sicherheitsbedürftigen Deutschen lassen unser hart erarbeitetes Geld deshalb zumeist lieber auf einem Konto liegen. Dort vermehrt es sich dann zwar nicht mehr viel, aber wenigstens haben wir die beruhigende Gewissheit, dass morgen auch noch der selbe Betrag wie gestern darin steht. Das ist ja auch an sich noch nichts verwerfliches, und für manche Zwecke (Liquiditätsreserve, Notgroschen, Sparen auf gewünschte Anschaffungen) sehr sinnvoll. Aber für den wirklichen langfristigen Vermögenszuwachs braucht man den Mut, sein Kapital (zumindest teilweise) in Anlagen zu investieren, die eben schwankend sind. In diesem ersten Teil der zweiteiligen Artikelserie möchte ich über einige verschiedene Arten des Verlustes reden.
Ich weiß nun mal zwar nicht vorher, welchen Wert mein Aktiendepot in einer Woche haben wird, aber ich investiere eben aus der Zuversicht, dass nach einigen Jahren oder Jahrzehnten ein erheblich größerer Betrag daraus geworden ist. Dabei sind Schwankungen ja an sich noch nichts schlimmes: über eine „Schwankung nach oben“ (= ein Gewinn) beschwert sich niemand, denn dass ist ja unser Ziel. Nur, wo immer die Chance auf Schwankungen nach oben besteht, gibt es auch die Möglichkeit von Verlusten. Man spricht dabei von dem „Risiko“, welches proportional mit den Rendite-Erwartungen verbunden ist. Nun möchte ich über einige verschiedene Arten des Verlustes reden und Ihnen anschließend einige Hinweise geben, wie Sie als Anleger damit souveräner umgehen können.
1.) Absoluter Verlust:
Der „absolute“ Verlust ist das, worüber wir meistens reden, wenn wir über „Verlust“ sprechen, und ist auch schnell jedem verständlich. Wenn man für 1000 Euro eine Aktienposition kauft, und der Kurs der Aktie nach einem Jahr um 50 Prozent gefallen ist, steht ein Verlust von 500 Euro zu Buche. Natürlich ist an der Börse (im Gegensatz zum Glücksspiel beispielsweise, wo verlorenes Geld sofort weg ist) eine Unterscheidung von „Buchverlusten“ und „realisierten Verlusten“ zu treffen.
Nach Aufwärtsbewegungen am Aktienmarkt kann es auch wieder eine längere Zeit nach unten gehen. Quelle: comdirect.de |
Viele Anleger halten dabei auch irrational zu lange an Verlierer-Positionen fest, weil sie emotional auf eine Wende hoffen. Einen gesunden Grund-Optimismus braucht man zwar für die Börse, aber Käufe und Verkäufe sollten ganz konsequent und gefühlskalt aufgrund von klar vorher festgelegten Ein- und Ausstiegskriterien erfolgen.
Was waren die Gründe, warum Sie eine bestimmte Aktie gekauft haben? Bestehen diese Gründe jetzt auch noch? Wenn ja, dann halten Sie die Aktie (auch durch zwischenzeitliche Abschwungphasen hindurch). Wenn sich die Lage des Unternehmens aber inzwischen so elementar verändert hat, dass Sie diese Aktie heute nicht mehr kaufen würden, dann trennen Sie sich von der Position.
Unterschied zwischen Aktien und Aktien-ETF
Darüber hinaus muss man auch noch zwischen einzelnen Unternehmen und einem breiten Weltindex-ETF unterscheiden. Eine Firma kann pleitegehen, selbst einzelne Regionen können jahrzehntelange Abschwünge erleben (Beispiel Japan), aber die ganze Welt hat sich langfristig noch immer aufwärts entwickelt und von allen Krisen wieder erholt (und wenn sie das nicht mehr tut, haben wir auch ganz andere Probleme als nur unsere kleine Geldanlage). Einen solchen großen ETF würde ich also auch durch alle Schwankungen hindurch noch ewig halten wollen. Wenn der ETF dazu auch noch gut ausschüttet, kann das für Anleger eine weitere (zumindest psychologische) Hilfe sein dranzubleiben, denn egal wie rot er auch im Depot angezeigt wird bringt er wenigstens noch regelmäßige Cash-Erträge aufs Verrechnungskonto mit dazu.
2.) Relativer Verlust:
Diese Form des Verlustes ist vielleicht nicht jedem so wörtlich bekannt, aber wir alle haben sie schon erlebt. Im Alltag kennt man dazu Sprichwörter wie „das Gras des Nachbarn ist immer grüner als das eigene“ oder „die andere Schlange vor der Supermarkt-Kasse ist immer schneller als die, an der man selbst steht“. Auf die Finanzwelt bezogen bedeutet das, es wird immer Investments geben, die besser laufen als das was man selbst im Depot hat. Selbst wenn man eine Aktie X hält, die zum Beispiel 20 Prozent Gewinn gemacht hat, ärgert man sich trotzdem noch wenn man daneben eine andere Aktie Y entdeckt, die in der selben Zeit schon 30 Prozent nach oben gegangen ist. Dieser „entgangene Gewinn“ fühlt sich für die meisten Menschen genauso wie ein Verlust von 10 Prozent an. Aber auch da hat der Volksmund einen Spruch parat: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“. Das ein einzelner Anleger niemals die (theoretische, im Rückblick) bestmögliche Rendite erwirtschaften kann, bedingt schon allein die reine Wahrscheinlichkeit.
Es gibt mehrere zehntausende Aktienunternehmen auf der Welt, und keiner weiß welches davon nun im nächsten Jahr den größten Kursgewinn einfährt. Und selbst wenn Sie glauben, sie könnten diese Auswahl einem gutbezahlten Fondsmanager überlassen, stehen Ihre Chancen auch nicht besser. Denn es gibt mehrere tausend Fonds auf der Welt, und von denen weiß auch niemand (erst recht nicht die Leute, die sie betreiben) welcher davon in Zukunft der beste sein wird.
Die eigenen Investments sollten nach einer klaren, disziplinierten Strategie betrieben werden, ohne sich davon beeinflussen zu lassen, was gerade so die aktuell „heißen Stories“ sind. Die Börsengeschichte ist voll von Blasen, die man immer am besten dadurch überstanden hat, dass man sich gar nicht erst darauf einließ, immer nur den neuesten Trends hinterherzujagen. Das schont dabei nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Nerven. Wer sich einfach nur ein paar möglichst breit aufgestellte Welt-ETFs ins Depot legt, wird vielleicht nie die bestmöglichste Rendite am Markt erwirtschaften, aber eben auch nicht die allerschlechteste. Mein Motto stammt dabei vom Vanguard-Gründer Jack Bogle, der (frei zitiert) sagte: "Don't try to beat the market, try to BE the market!"
3.) Verankerter Verlust:
Dies ist ebenfalls eine Art des relativen Verlustes, nur wird hier nicht mit einer anderen Anlage verglichen, sondern es wird „entgangenen Gewinnen“ der gleichen Anlage hinterhergetrauert. Nehmen wir als Beispiel an, Sie hätten eine Aktie zum Kurs von 100 Euro gekauft. Danach stieg sie schön an und erreichte nach ein paar Monaten bei 170 Euro ihren Höchststand. Leider dümpelte sie dann nur noch langsam abwärts vor sich hin und steht am Jahresende bei 155 Euro. Im Vergleich zum Anfang hatten sie immer noch 55 Prozent gewonnen, was eine tolle jährliche Rendite ist. Aber in Ihrem Kopf hat sich eben die Wassermarke von 170 Euro so prominent festgesetzt, dass Sie, anstatt sich wirklich uneingeschränkt freuen zu können, nur ständig denken „ach hätte ich doch damals lieber...“ .
Dabei sind solche zwischenzeitlichen Abstände zum Höchstwert (sogenannter Drawdown) etwas ganz normales und alltägliches an der Börse. Keine Aktie und kein Index der Welt schafft es, jeden Tag zuverlässig immer nur neue Allzeithochs zu erklettern. Auch wenn die allgemeine Richtung langfristig positiv ist, bewegen sich die Kurse innerhalb dessen in gewissen Zyklen, die man auch zu seinem Vorteil nutzen kann, um so gefallene Positionen wieder günstiger aufzustocken und an der späteren Erholung weiter teilhaben kann.
Das war der erste Teil der zweiteiligen Serie "Die Psychologie des Verlustes". Im zweiten Teil gehen wir der Frage nach, warum wir Menschen uns vor Verlusten so fürchten und wie wir mit ihnen umgehen sollten.
- Sie wollen grundsätzlich mehr aus Ihrem Geld machen?
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- Die Psychologie des Verlustes - Teil 2
- Wie verhalte ich mich als Anleger in Krisenzeiten?
- Wie sollte man sich bei starken Kursrückgängen verhalten?
- Motivationshilfen zum passiven Einkommen
- Welchen Mehrwert bieten Mischfonds für Anleger?
- Was tun gegen den Kursrutsch einer prominenten Aktie?
- Besser Geld sparen oder Geld ausgeben?
- Mit Aktien zur finanziellen Unabhängigkeit
Chris sehr schöne Betrachtung . Klar wie immer . Nachdem ich mich ja mit Fr. Levermann beschäftigt habe ( Du bist schuld ! ) , sagt Sie dazu , das der gefühlte Verlust bei dem einen ca. 1,5 mal so schwer wiegt , wie das Glücksgefühl bei dem anderen der etwas gewinnt . Auch eine komische Sichtweise,oder ?
AntwortenLöschenSagt ja eigentlich auch nur aus , das die Menschen bei einen Gewinn ein kleineres Glücksgefühl = 1,0 haben wie ein größeres negatives Gefühl = - 1,5 bei einem Verlust . Die Dame bringt ein doch immer wieder zum nachdenken . Ihre Strategie , bei der Anlage scheint erstmal gar nicht so schlecht zu sein . Ich werde es mal weiter beobachten. Momentum Gewichtung scheint zu funktionieren , fundamental vieles mit dabei , sieht soweit ganz in Ordnung aus .