Samstag, 16. Mai 2015

Zum Thema Zinserhöhung in den USA

Im früheren Artikel "Leitzinsen und der Aktienmarkt" hatten wir den Zusammenhang betrachtet, dass niedrige Leitzinsen ein gutes Fundament für steigende Aktienkurse sind. Und bereits fast ein Jahr lang wird darüber spekuliert, wann die US-Notenbank Federal Reserve unter der Leitung von Notenbankchefin Janet Yellen die Leitzinsen für die USA anheben wird.
Seit Ende April 2015 gab es einen spontanen und durchaus markanten Anstieg der Umlaufrendite in Deutschland und bei den Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit in den USA. Diese Ereignisse wurde dahingehend interpretiert, dass nun eine Zinsanhebung in den USA früher kommt als allgemein vom Markt erwartet.

Die Ereignisse in den letzten 3 bis 4 Wochen haben gezeigt, dass auch Staatsanleihen nicht zu den risikolosen Anlageinstrumenten gehören. So hat zum Beispiel der ETF iShares Euro Government Bond Capped 1.5-10.5yr UCITS ETF (DE) mit Staatsanleihen der Eurozone von Mitte April bis Mitte Mai 2015 fast 3,5 Prozent an Wert verloren. Auch Staatsanleihen können im Wert merklich schwanken.

Aktuell haben wir die bekannte Situation, dass sowohl die Leitzinsen in den USA, in der Eurozone und in Japan unweit von 0 Prozent liegen. Die Zentralbanken der Eurozone und Japan kaufen sogar eigene Staatsanleihen, um unter anderem die Inflationsrate wieder auf die Zielgröße von 2 Prozent zu bringen. Davon sind weit entfernt. So lag die Inflationsrate in der gesamten Eurozone im April 2015 bei 0,0 Prozent.

In den USA hat man im Herbst 2014 den Kauf eigener Staatsanleihen wieder beendet.
Eine Anhebung der Leitzinsen für den US-Dollar hätte nicht nur Auswirkungen auf die USA, sondern auf viele Teile der Welt. So haben viele Schwellenländer-Staaten - aber auch dortige Unternehmen - Kredite in US-Dollar aufgenommen. Nach einer langen Zeit der mehrjährigen Nullzinspolitik in den USA hat sich quasi weltweit die Wirtschaft an diesen Umstand gewöhnt. Sollte jetzt eine regelrechte Zinswende mit über mehrere Quartale oder gar Jahre steigenden Zinsen einsetzen, würden global sowohl Unternehmen als auch Staaten in Zahlungsschwierigkeiten gelangen, sofern sie sich in US-Dollar verschuldet haben.


Einen Vorgeschmack hatten wir im Jahr 2013 bekommen als nach der Ankündigung der US-Notenbank im Spätfrühling bald die Ankäufe eigener Staatsanleihen zu reduzieren, die Schwellenländer - egal ob Aktien oder Anleihen - eine schlechte Performance zeigten.

Eine richtige Zinswende mit mehreren Zinserhöhungen in den nächsten beiden Jahren würde auch dem Aktienmarkt irgendwann den Auftrieb nehmen.

Eine nun bald bevorstehende Anhebung der US-Leitzinsen müsste eigentlich auf breiter Währungs-Front einen steigenden US-Dollar zur Folge haben. Schauen wir uns daraufhin einmal einige Devisenpaare an und achten Sie besonders auf die Zeit ab Ende April, als die Staatsanleihen in Deutschland und vor allem in den USA angestiegen sind.

Der US-Dollar hat seit Ende April 2015 gegenüber dem
Euro, Singapur-Dollar, Schweizer Franken und
Britischem Pfund an Wert verloren.
Quelle: Comdirect.de

Zunächst hat der US-Dollar gegenüber vielen Währungen in den letzten Monaten an Wert gewonnen. (Der merkwürdige Anstieg bei Schweizer Franken/US-Dollar im Januar 2015 hing mit der Entkopplung des Franken an den Euro im Wert von 1,20 zusammen.) Allerdings seit Ende April 2015 hat der US-Dollar hat gegenüber durchaus gewichtigen Währungen wie dem Euro, dem Britischen Pfund, dem Schweizer Franken und dem Singapur-Dollar an Wert verloren. Wie soll das zusammenpassen, dass nun bald der Leitzins in den USA angehoben wird? Dass also der US-Dollar gegenüber anderen Währungen stärker wird?

Mehr zu diesem spannenden Thema im Monatlichen Marktbericht, der voraussichtlich am 29.05.2015 erscheint.

Wer noch ein paar Hintergründe zur Wirtschaft und Zinspolitik in den USA erfahren möchte, kann auch mal auf dem Blog von Ben Bernanke, dem vorherigen US-Notenbankpräsidenten vorbeischauen.

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Die heftigen Ausschläge (für Bond-Verhältnisse) bei Staatsanleihen in der letzten Zeit kommen doch daher dass im Markt nur noch fast null liquides Volumen steckt (vielen Dank, Zentralbanken) und deshalb ein kleines Zucken (wie z.B. die Short-Ankündigung von Bill Gross, bei dem Zinsniveau grad ja eine naheliegende Idee) ausreicht um dieses fragile Gebilde aus den Angeln zu heben. Im Jahr davor sind ja alle in den Momentum-Trade gerannt nach der Ankündigung der EZB alles aufzukaufen was nicht bei drei auf den Bäumen ist. In diesen massiven Renditeverlust/Kursgewinn der Anleihen hat sich eben genug ungesunder Druck angesammelt, der sich eben mal entladen musste. Aber das war ja noch lange nicht der große Knall jetzt. 10j Bunds von 0,07% auf 0,61% Zinsen wieder hoch, huihui, wartet mal ab was los ist wenn die Zinsen wieder auf ein "normales" Niveau von 3% steigen, die Frage ist nur ob das langsam und kontrolliert geschieht, oder ruckhaft panisch (und in diesem grad aktuell verrückt verzerrten Markt eher das letztere). Bei Deutschland mag das ja noch gehen, aber in den Südstaaten die eh schon finanziell am Limit operieren und durch die Zinssenkungsaktion somit ne Kreditspritze durch die Hintertür bekamen, wirds wieder mächtig rumpeln.

    Die Zinswende in den USA wird uns doch schon gefühlt seit 3 Jahren jedesmal versprochen... "nächsten Sommer, ganz bestimmt diesmal!"... Ich kanns langsam nicht mehr hören. Wann sollen denn die Zinsen angehoben werden ? Wenn die Wirtschaft "gut läuft und auf eigenen Beinen stehen kann". Lol, sieht grad noch lange nicht so aus. Mal ganz abgesehen davon dass die Welt in der Zwischenzeit grad abhängig gemacht wurde von der Nullzinspolitik, und was passiert wenn man dem Junkie seinen Fix wegnehmen will hat man ja z.B. 2013 im Taper Tantrum gesehen. Das weiß die FED doch auch, die reden nur von Zinserhöhung um nicht total die Glaubwürdigkeit zu verlieren, aber letztendlich verantwortlich für den nächsten Crash will auch niemand sein.

    Ich halte schonmal genug Geld für Aufkäufe bereit :)

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  2. Richtig Chris , gut positioniert , ist vieles einfacher , und wenn es nicht kommt , kann mann ja nochmal etwas anderes nachkaufen.
    Ich überlege nur was ???? .nur was??? , nur was ???? . Die Wirtschaft steht ja schon immer auf eigenen Beinen , Und billiges Geld , was bei der Wirtschaft nicht ankommt , könnte doch auch dazu dienen den eigentlichen Geldherausgeber zu entschulden ???? , oder ????. Da dieser ja eigentlich auch ein Unternehmer ist ???? . Dazu dann noch niedrige Preissteigerung und fertig ist die Deflation . Mit einer noch schneller gestalteten Entschuldung . So geht Wirtschaft 8.0 Heute . Wer zahlt dann die Zeche ???? , der Staat , und der sind wir doch alle .Läuft .!!!!
    Somit sind dann wieder die Staatsschulden umgeladen auf den Staat ( Sind Wir doch alle ) und das Spiel kann von vorne beginnen . Gut ist jetzt auch , das der Staat ( Also Wir alle ) wieder sich günstig mit Geld versorgen kann , da ja nicht wirklich ein Wert hinterlegt sein muss ( Abschaffung des Goldstandards ) Also dann entsteht ja erstmal kein Ausfall ( Pleite ) und es ist alles schön . Was letztendlich jedoch von diesen dann wieder neu generierten Geld gekauft werden kann , wird erst die Zukunft zeigen , aber billiger sind die Sachwerte meist nie geworden , ( Nur Zeitweise ) und schon läuft wieder alles rund ( So die Vorstellung einiger Leute ) . Blöd nur , wenn garnichts mehr an Anleihen verkauft wird , was mit billigen Geld zurückgekauft werden kann . Wasssn dann ??????. Hoffentlich kommen Die dann nicht mal auf die Idee in gute Unternehmen zu investieren , dann kann mann ja auch anhand der Zahlen gar nichts mehr über ein Unternehmen sagen ( Siehe Norwegen ) . Also ich leihe mir Geld zu 0,25 bis 1,5 Prozent aus , da ich ja ein sicheres Unternehmen bin , dann investiere ich in beliebiges Unternehmen zu sagen wir mal 2,5 Prozent , und aus dem Unterschied von 1 Prozent lebe ich . Wäre das nicht mal eine Sache ????? .

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