Dienstag, 10. Juni 2014

Bei regelmäßigen Investitionen sind neue Höchstkurse nebensächlich

Die wohl häufigste Frage, die mir derzeit gestellt wird ist, ob man jetzt noch in den Aktienmarkt investieren oder lieber eine Korrektur oder sogar einen Crash abwarten sollte. Grundsätzlich ist die Frage nicht abwegig, zumal nach mehreren Jahren Aktienhausse und bei einem aktuellen DAX-Stand von 10.000 Punkten jetzt auch viele Nicht-Börsianer auf den Aktienmarkt aufmerksam geworden sind. Und eine größere Korrektur mit Kursabschlägen von 10 bis 20 Prozent ist im Grunde schon seit längerer Zeit fällig. Aber speziell die US-Indizes tun den an der Seitenlinie wartenden Anlegern keinen Gefallen und zeigen keine größere Schwäche.

Wir möchten hier passives Einkommen erzielen und zwar in Form von Zinsen oder Dividenden. Daher ist es zum Beispiel bei Aktien als Dividendeninvestor einfacher in den Markt zu investieren als ein Trader, der in erster Linie Kursgewinne erzielen möchte.

Bereits seit Jahren bewegen sich
viele Aktienindizes ohne größere
Pause aufwärts und erreichen
immer wieder neue Höchstkurse.
Anleger tun sich daher schwer in
den Markt zu gelangen
Grundsätzlich ist mein Tipp vorhandenes Kapital immer in Tranchen zu investieren. Bei denjenigen, die regelmäßig monatlich frisches Kapital durch Einkünfte jeglicher Art erhalten, ist der Fall noch relativ einfach. Schwieriger ist der Sachverhalt, wenn jemand größere Geldbeträge zur Verfügung hat. Dort benötigt es schon eine gute Portion Disziplin in einem boomenden Aktienmarkt nicht gleich sein ganzes Pulver zu verschießen.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen sagen, wie ich es mit Investitionen - je nach Marktlage - handhabe.
Beinahe sämtliche frische Einkünfte, die nicht zur Deckung der laufenden Kosten und für regelmäßige Freizeitausgaben benötigt werden, investiere ich in Vermögenswerte. Dies jedoch nur zu etwa 80 bis 90 Prozent. Die anderen 10 bis 20 Prozent verbleiben in der Anlageklasse "Liquidität für Investments". Den Grund dafür verrate ich Ihnen später.

In jeder Marktlage
80 bis 90 Prozent des verfügbaren frischen Geldes (Einkünfte + passives Einkommen) wird monatlich in Vermögenswerte investiert. Das sind hauptsächlich Anleihen- oder Aktien-ETFs oder auch Einzel-Aktien. Welcher Sektor genau, dazu gibt es noch ein weiteres nachgelagertes Verfahren, was an dieser Stelle nicht so entscheidend ist. In den Artikeln "Gibt es noch attraktive Investments, die nicht "teuer" sind?" und "Wie findet man Aktien von sehr guten Unternehmen?" hatten darüber schon gesprochen.
Wichtig ist regelmäßig seine Ersparnisse in renditestarke Anlagen zu investieren.

In stark steigenden Märkten
Hier haben wir quasi ein Luxusproblem, was teilweise durchaus der aktuellen Situation am Aktienmarkt im Juni 2014 entspricht. Dennoch behalte ich die Mindest-Investitionsquote bei und setze nicht aus. Denn niemand weiß wie lange die Märkte weiter steigen und wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um die Investitionsphase wieder aufzunehmen. Aber überdurchschnittlich hoch ist der Geldbetrag, der in den Markt gebracht wird, in solchen Fällen nicht.

Andererseits drängt sich auch die Frage auf, ob nach sehr starken Kursanstiegen auch mal Gewinne mitgenommen werden sollten. Diese Frage hatten wir uns im Artikel: "Was tun, wenn Kursgewinne deutlich höher als Ertragsausschüttungen sind?" näher angeschaut. Es gibt darauf keine eindeutige Antwort und hängt unter anderem davon ab, wie die eigenen Regeln für die Geldanlage aussehen.

In fallenden Märkten
Fallende Märkte sind ein Geschenk, denn nun wird das Investment preiswerter und man bekommt für sein Geld mehr ETF-Anteile oder mehr Aktien. Zudem wird bei einem Kauf nach gefallenen Kursen der Wert Yield on Cost (YoC) verbessert. Erstaunlicherweise verhalten sich bei fallenden Kursen viele Anleger anders als bei fallenden Preisen für Kraftstoff an der Tankstelle. Statt beherzt zuzugreifen zögern sie, tun gar nichts oder verkaufen sogar ihre Vermögenswerte.

Bei ETFs ist der Fall relativ einfach, denn ein ETF, der womöglich dutzende oder gar hunderte von Einzel-Titeln abdeckt, wird nach einiger Zeit wieder an Wert gewinnen.
Bei Einzel-Investments ist der Fall nicht ganz so trivial. Fallende Aktienkurse können irgendwann auch einmal Dividendenkürzungen oder gar Dividendenstreichungen zur Folge haben. Um dieses Risiko zu reduzieren, ist anzuraten Aktien von Unternehmen zuvor genauer zu prüfen.


Jetzt kommt die Auflösung, warum wie oben erwähnt 10 bis 20 Prozent des frischen Kapitals als Liquidität übrig bleiben. Denn im Laufe der neutralen und positiven Aktienentwicklung sammelt sich auf diese Weise schon noch einiges zusätzliches Geld an. Wenn der Markt stark korrigiert oder gar in einen Bärenmarkt übergeht, hat man neben den regelmäßigen Investitionen noch Pulver für zusätzliche Investments. :-)
Das ist ganz wichtig und zeichnet meiner Meinung einen souverän agierenden Investor aus. Die Kunst besteht letztendlich darin, ausreichend Liquidität zur Verfügung zu haben, ohne dass gleichzeitig zuviel Geld auf dem Tagesgeldkonto versauert.
Ziemlich großzügig mit frei verfügbarer Liquidität geht übrigens Warren Buffet um. Dafür kann er beherzt "shoppen" gehen, wenn die Kurse am Boden liegen.

Wie sieht es bei Ihnen aus? In welcher Art und Weise investieren Sie in Vermögenswerte? Haben Sie möglicherweise eine ganz andere Vorgehensweise bei der Geldanlage?

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare:

  1. "Wie sieht es bei Ihnen aus? In welcher Art und Weise investieren Sie in Vermögenswerte? Haben Sie möglicherweise eine ganz andere Vorgehensweise bei der Geldanlage?"

    Meine Anschauung ist, seit ich auf die passive Einkommensstrategie gekommen bin, das für mich eigentlich nicht primär wichtig ist, ob mein Anlagedepot nun 50% gestiegen ist oder 50% gefallen, sondern für meine Zufriedenheit ist es ausschlaggebender wie sich der daraus fließende Ertragsstrom Monat für Monat entwickelt.
    Mein Ziel ist es ja nicht, verkrampft auf die perfektesten Kursgewinne zu spekulieren und irgendwann mal fett Kasse zu machen und mein ganzes Geld für Firlefanz auszugeben, sondern mir ein regelmäßiges und wachsendes Zusatzeinkommen zu schaffen.

    Natürlich schaue ich schon, wo grad bessere und schlechtere Einstiegspunkte sind - größere Einzelinvestitionen sind mir bei den Höhenflügen der Märkte aktuell nicht mehr so geheuer - das heißt aber nicht das ich jetzt garnichts mehr mache, sondern einfach weiter meine konstanten Sparraten fahre und nur die ganz großen Kanonen für die nächste Crashgelegenheit vorhalte. Und ein paar "Gewinnmitnahmen" passieren ja ganz automatisch im Rebalancing wenn ich ein paar Prozente der gutgelaufenen Indizes umschichte um mein defensiveres Anleihe-element auszubauen.

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  2. Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Noch schlechter als bei steigenden Kursen anzufangen ist es gar nicht dabei zu sein.
    Es ist wie überall im Leben: Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht, weder beim Heiraten, noch beim Kinderkriegen, noch beim Jobwechsel.
    Es könnte immer - theoretisch - noch ein bißchen besser sein, als es aktuell ist. Aber ich bin lieber praktrisch mit 80% dabei und schreibe 20% qals Schwund ab, als theoretisch zu 100% nicht dabei zu sein.
    Der Konjunktiv hat noch keinen reich gemacht ;-)
    Ein unspektakulärer aber kontinuierlicher Einkommensstrom aus Dividenden kann über die Jahre zu einem sehr erklecklichen Betrag werden.

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  3. Top beiträge,ganz besonders herrn lars..lese ich immer gern und denke darüber nach!!! grandios und durchdacht geschrieben

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  4. Ich gehöre zu den Glücklichen, die eine größere Summe an Geld angespart haben.

    Aktuell ist meine Cashquote noch viel zu hoch, aber ich mache mir auch keinen Stress und plane innerhalb der nächsten 3-5 Jahre (voll) investiert zu sein. Meine Zielallokation ist 60/40 in Aktien und Anleihen (bzw. Anleihenersatz).

    Mein aktueller Ansatz ist jeden Monat zu einem festen Zeitpunkt eine Tranche zu investieren. Mal in einen breiten MSCI World ETF (nur physisch replizierend!), mal in ausgesuchte Einzelwerte. Dieses Monat habe ich die Steuererstattung gleich mit investiert und zwei Tranchen investiert.

    Was der Dax dabei macht, ist mir egal. Insofern unsere Einnahmequellen nicht wegbrechen, werde ich das Kapital erst im Rentenalter benötigen und größtenteils vererben.

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