Bei anderen Aktien, die einst eine ziemlich hohe Dividende zahlten, folgte nicht selten ebenfalls eine Dividendenkürzung oder gar Streichung. Daher habe ich mich in den letzten Wochen etwas tiefer in Bilanzzahlen von Unternehmen eingearbeitet.
Kurz vorab die Anmerkung: Es gilt auch weiterhin das über ETFs Gesagte. Aber auf diesem Blog möchte ich zusätzlich noch andere Möglichkeiten und Sichtweisen vorstellen, um erfolgreich sein Geld zu investieren. Und möglicherweise finden auch Leser, die sich bislang nicht so intensiv mit Einzel-Aktien beschäftigt haben, dieses Thema ganz interessant.
Zurück zu meiner Ausgangsmotivation, dass Einzel-Aktien für meinen Geschmack entweder zu oft die Dividendenzahlung gestutzt wurden oder die Entwicklung einer Aktie deutlich schlechter verlief als der Gesamtmarkt. Natürlich kann man bei einer Auswahl von Aktien nicht völlig ausschließen eine Niete zu erwischen. Aber mich haben Möglichkeiten interessiert, um eben das Risiko zu reduzieren ein schwaches Unternehmen ins eigene Portfolio einzukaufen.
Es gibt dicke Bücher und ganze Blogs, die sich mit dem Thema "Aktien von wertvollen Unternehmen finden" beschäftigen. Daher soll dieser Artikel nicht als Ziel haben die ultimative und einzigartige Antwort geben zu können. Allerdings kristallisieren sich beim Studium der Bücher und Webseiten einige Kenngrößen von Aktien heraus, die immer wieder genannt werden. Getreu dem bekannten Pareto- oder 80:20-Prinzip lassen sich Unternehmen mit einigen Kennzahlen bereits nach kurzer Zeit zu etwa 80% einschätzen. Um die restlichen 20% der Details von Unternehmen zu erfahren - die konkrete Zahl soll lediglich als Größenordnung gelten - wird hingegen sehr viel mehr Zeit benötigt.
Was bei einem Unternehmen fast als erstes interessiert, ist die Gewinnmarge. Ist der Markt hart umkämpft oder ist das Geschäftsmodell - aus welchen Gründen auch immer - nicht besonders profitabel? Eine rasche Antwort auf diese Frage erhält man mit den Größen: Return on Equity RoE (Eigenkapitalrendite) und Return on Assets RoA (Kapitalrendite). Diese Werte sind beispielsweise bei finance.yahoo.com oder onvista.de frei verfügbar. Typisch gute Werte sind RoE >20% und RoA >10%. Bei E.ON, um ein Beispiel zu nennen, lagen beide Werte in den letzten Jahren um oder etwas unter 5%. Schon aus diesem Grund drängte sich der Energieversorger zuletzt nicht gerade als profitables Investment auf.
Die Rentabilität eines Unternehmens spielt nach meiner Erfahrung offenbar für Investoren eine gewichtige Rolle. Dies erkennt man oft daran, wenn deren Aktienkurse trotz bereits ambitionierter Bewertungen des KGV und KCV immer weiter steigen können. Zwei Beispiele fallen mir zu diesem Phänomen mit Fielmann und - mit leichten Abstrichen - Gerry Weber ein.
Wir möchten hier auf diesem Blog natürlich immer auch den regelmäßigen passiven Einkommensstrom im Blick behalten. Daher setze ich voraus, dass eine Dividendenzahlung eine notwendige Bedingung für eine Investition in Aktien darstellt.
Und hier könnte man nun beginnen, indem Aktien
- mit der gewünschten Dividendenrendite
- mit einem soliden Dividendenwachstum
- mit einer angemessen hohen Rentabilität
Interessant ist für Investoren natürlich auch die Frage, wieviel Geld ein Unternehmen zur Verfügung hat. Hier bietet die Eigenkapitalquote einen guten Hinweis. Ist die Eigenkapitalquote zu niedrig oder gar negativ (wie derzeit bei Philip Morris) besteht recht schnell die Gefahr, dass bei veränderten Marktbedingungen keine Liquiditäts-Reserven verfügbar sind und Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten kommen können. Ist die Eigenkapitalquote jedoch zu hoch, wirkt sie sich negativ auf die Eigenkapitalrentabilität RoE aus.
Relativ viel Liquidität zu besitzen und ein rentables Geschäftsmodell zu betreiben wird längerfristig nicht zwingend zum Erfolg führen, wenn das Unternehmen nicht wächst. Wachstum und das Erschließen weiterer Märkte lässt sich u.a. an der Umsatzentwicklung ablesen. Positiv ist eine über mehrere Jahre ansteigende Umsatzentwicklung.
An dieser Stelle können nun die bekannten Größen des KGV und KCV zum Einsatz kommen, die einen Hinweis geben, ob eine Aktie gerade eher günstig oder eher teuer ist.
Die ehemalige Fondsmanagerin Susan Levermann schlug in ihrem Buch "Der entspannte Weg zum Reichtum" vor eine Art Punktesystem aus verschiedenen Kenngrößen vor, um interessante Aktien auszuwählen. Die Kennzahlen für Aktien lassen sich dabei sogar noch - je nach eigenen Vorlieben - unterschiedlich gewichten. Diesen Ansatz finde ich ziemlich interessant, wenngleich mir zum Beispiel Angaben über die Dividendenrendite, Dividendenkürzungen oder Dividendenwachstum als Kriterium fehlten.
Aber was ist mit Zukunftsaussichten?
Nun hätten wir 6 bis 7 Kennzahlen für Aktien zusammen, mit denen sich die jüngste Entwicklung und die generelle aktuelle Situation eines Unternehmens schon gut einschätzen lässt. Allerdings haben wir überhaupt keine Informationen darüber, was die Zukunft bringt. Jetzt könnte zum Beispiel die Charttechnik zum Einsatz kommen oder Analysteneinschätzung oder Prognose des zukünftigen Gewinns. Oder aber - was sehr zeitaufwändig ist - selbst abzuschätzen, ob die aktuellen Aktivitäten des Unternehmens zukünftig eher positive oder negative Auswirkungen haben.
Zweifel bleiben zurecht, ob diese Zukunftsaussichten überhaupt hilfreich und zielführend sind. Lassen sich überhaupt zuverlässige Zukunftsprognosen treffen? Hat man nicht mit der Rentabilität, der Höhe des Liquiditätspolsters, der Dividendenpolitik, der Wachstumsdynamik und der Abschätzung einer Über- oder Unterbewertung bereits sehr wertvolle Informationen über ein Unternehmen zur Verfügung?
Vielleicht sind hier einige Leser unterwegs, die über ihre Erfahrungen beim Umgang von Aktienkennzahlen zur Bewertung eines Unternehmens berichten können?
Hier noch eine Übersicht über einige wichtige Kennzahlen von Aktien und deren Nutzen in der Praxis.
Auf der Seite "Profitable Unternehmen" werden regelmäßig 20 bis 25 Aktien von Konzernen gelistet, auf die eine Reihe von Kennzahlen angewendet wurden und gleichzeitig eine Vielzahl von gewünschten Auswahlkriterien erfüllen. Dort können Sie auch Anmerkungen oder Vorschläge als Kommentar hinterlassen.
Zum Weiterlesen:
Hallo Lars,
AntwortenLöschenSehr interessanter Artikel zu einem interessanten Thema. Ich finde, dass du die verschiedenen Ansätze gut rausgearbeitet hast, da dieses Thema sehr komplex ist. Du hast es ja erwähnt: Es gibt einfach unzählige Empfehlungen, welche Kennzahlen, Methoden und Strategien nun zu den besten Aktien führen. Gerade da tut deine objektive Sichtweise gut.
Ich persönlich denke, dass man sich der einfachen Kennzahlen bedienen sollte. Das heißt, dass keine Forschung bis ins Detail notwendig ist. Also ähnlich dem 80:20-Prinzip. Das beweisen ja auch viele Strategien, die lediglich auf dem KGV o.Ä. beruhen.
Vorsichtig bin ich bei unterschiedlich interpretierbaren Dingen wie Analysteneinschätzungen. Eine positive Einschätzung sieht gut aus, aber lässt auch hohe Erwartungen entstehen. Es ist dann schwer für das Unternehmen, diese überhaupt erreichen geschweige denn übertreffen zu können.
Vielen Dank für den Artikel, schöne Grüße!
Ich gehe mal davon aus, dass diese Kennzahlen sämtlicher aktiennotierten Unternehmen in entsprechenden Datenbanken (z.B. bei Bloomberg) gespeichert sind. Demnach müsste man doch nur auf den Knopf drücken und hätte diese Aktien mit den optimalen Kennzahlen in einer Rangliste zur Verfügung. Brauchte nur in diese investieren und schwups hätte man den Markt geschlagen.
AntwortenLöschenDas geht offensichtlich so einfach nicht. Sonst würden es alle machen und nichts wäre mit dem Markt schlagen.
Demnach kann diese rein zahlengetriebene Methode auch nicht den Markt schlagen, wenn meine Überlegungen richtig sind.
Natürlich, jeder hat Zugang zu diesen Daten. Und die Rentabilität eines Unternehmens scheint für Investoren oft wichtiger zu sein als z.B. ein KGV - wie ich im Artikel bereits schrieb.
LöschenDie Unbekannten sind die konkrete Gewichtung dieser Kennzahlen und vor allem die Zukunft. Das habe ich am Ende des Artikels hervorgehoben. Man hat mit den genannten Kennzahlen lediglich einen Zustandsbericht eines Unternehmens. Aber immerhin, das ist schon ziemlich viel wert, dennoch agieren wir hier nur mit Wahrscheinlichkeiten. Eine Garantie gibt es nicht. Ein unerwartet deutlich verändertes Marktumfeld oder Managementfehler, schon kann das nächste Jahr eine andere Entwicklung nehmen als die vorherigen Jahre.
Hallo Lars,
AntwortenLöschenseit einiger Zeit lese ich hier die vielen, gut erarbeiteten Artikel, ganz einfach um mich recht breit übers Investieren zu informieren. Natürlich habe ich auch einige Bücher gelesen und bin in einem anderen Forum aktiv.
Nach langem Zögern veröffentliche ich nun auch endlich mal ein paar Fragen/Anmerkungen. Mir ist einfach aufgefallen, dass hier "Strategien" angepriesen werden, die in der (populärwissenschaftlichen) Literatur kritisch beäugt oder sogar verworfen werden: Hier z.B. das stock picking oder auch die immer wieder hervorgehobene Dividendenstrategie.
Ich würde mich Felix anschließen: Natürlich sagen Kennzahlen etwas über ein Unternehmen aus, aber eben nichts darüber, ob die momentane Bewertung passend, unter- oder überbewertet ist. Den früheren Glaubenssatz, dass der Markt "keine Fehler" macht, halte ich auch so für nicht zutreffend. Für zutreffend halte ich aber, dass man die "Fehler"/Unterbewertungen eben nicht so leicht herausfinden kann bzw. dass in so offensichtlichen Fällen längst Milliarden oder Billionen geflossen wären in einen solchen Wert und dieser dann entsprechend aufgewertet hätte.
Ich selber investiere passiv in MSCI World, EM und noch mit einer gewissen Gewichtung in small und mid caps in Europa. Dass diese Strategie für optimales Investieren zu einfach ist, ist mir klar (man müsste stärker noch über Gewichtungen, weitere small/mid caps usw. nachdenken). Dennoch erschließt sich mir der Sinn nicht, warum Ihr hier zusätzlich zur normalen Diversifikation so stark anpreist, Dividendentitel überzugewichten und dann häufig auch noch als ausschüttenden ETF. M.E. ist der einzige Vorteil, dass man den Freibetrag ausschöpfen kann. Ansonsten ist die Rendite von Thesaurierern doch höher. Wäre es dann nicht sogar sinnvoll, um passives Einkommen zu Erlangen nach der Ansparphase einfach eine Entnahmephase einzuplanen bzw. nach Bedarf zu entnehmen.
Grundsätzlich verstehe ich auch nicht, wieso man annehmen sollte, dass Unternehmen, die Ihre Gewinne an Aktionäre weitergeben, anstatt sie in funktionierende Unternehmenssparten zu reinvestieren, "bessere" Investments sind bzw. sinnvoller wirtschaften?
Ich hoffe, mit meinen Fragen hier an der richtigen Stelle zu sein und freue mich auf anregende Antworten! Danke!
Gruß
Daniel
Hallo Daniel,
Löschenvielen Dank für Deine Fragen.
An anderer Stelle hatte ich vorgeschlagen: Wer wenig Geld oder Zeit hat, für den bieten sich einige wenige Aktien-ETFs an. Wer sich tiefergehend mit Aktien beschäftigen möchte, der holt sich als Kerninvestments ETFs auf bekannte Indizes und setzt zusätzlich noch Schwerpunkte auf "high-yielder" und Einzel-Aktien bzw. Dividenden-Aristokraten. Zu letzteren beiden Gruppen ist dieser Artikel gedacht.
Wieder andere, stellen sich ihr Aktien-Portfolio komplett aus Einzel-Titeln zusammen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Für diese und weitere Fragen habe ich folgende Artikel gefunden, die vielleicht schon den Löwenanteil Deiner Fragen beantworten. Falls nicht, dann frag ruhig weiter.
- Dividenden-Aristokraten: Einzel-Aktien oder ETF?
- Warum ich Dividenden-Aktien bevorzuge
- Vorteile von Dividenden-Investments
- Wie hoch der Anteil der Dividenden an der Gesamt-Rendite ist: Mit Dividenden zur hohen Rendite
- Ein Artikel zur Motivation zum passiven Einkommen.
und
- (aufschlussreich sind zusätzlich die Kommentare) Warum ich einen regelmäßigen Geldfluss bevorzuge
Viele Grüße und viel Erfolg bei der Geldanlage!
Insgesamt eine sehr interessante Ansicht. Werde mir dieses Vorgehen zu Herzen nehmen. Allerdings kann man sich auf dem Aktienmarkt nie sicher sein. Dennoch stellt ihr Artikel eine Liste im Kopf auf, die man auch als Laie gut beherzigen kann.
AntwortenLöschenDanke für die Tipps. Ich habe leider schon viel verloren, weil ich komplett ohne Strategie gehandelt habe :-(
AntwortenLöschenHallo Lars,
AntwortenLöschenda ich selbst einer derjenigen bin, die sich gerne in Finanzberichte reinwühlen und über Kennzahlen auf Unternehmen aufmerksam wird, würde ich sagen, dass dein Artikel eine gute Einleitung in das Thema ist. Es gibt allerdings noch viele andere wichtige Kennzahlen, die du nicht genannt hast (Enterprise Value, Free Cashflow). Man muss einfach Zeit und Lust haben, sich da einzuarbeitern. Für alle anderen ist ein ETF-Sparplan sicherlich das richtige...