Samstag, 10. August 2013

Passive Einkünfte - Vorzeitig in den "Ruhestand", Teil 3b

In der ersten Hälfte des dritten Teils der Artikelserie "Vorzeitig in den "Ruhestand"" hatten wir uns angeschaut auf welche Art und Weise der Alltag bezahlt werden kann, wenn man nicht mehr erwerbstätig ist. In Frage kommt hauptsächlich der Kapitalverzehr bei Vorhandensein eines Vermögens oder passives Einkommen jeglicher Art.
In der nun folgenden zweiten Hälfte des dritten Parts schauen wir uns an, welche Risiken und Abschätzungen bei der Kalkulation von passiven Einkünften über viele Jahre hinweg zu beachten sind.


Nicht zu knapp kalkulieren!
Im vorherigen Abschnitt hatten wird Beispiele mit sogar sehr konkreten Zahlen betrachtet. Eine derartige Berechnung ist notwendig, um wirklich einmal Zahlenwerte vor Augen zu haben. Aber es suggeriert auch, dass nun alles klar zu sein scheint und man bei Erreichen dieser exakten Eurogrenze sein Ziel geschafft habe und sich entspannt zurücklegen könne.

Möglicher Bärenmarkt
Ich würde niemanden raten die Kalkulation zu knapp zu wählen. Denn man kann nicht erwarten, dass alles immer so positiv weiterläuft wie vielleicht im gerade aktuellen Fall. Als Inhaber von Aktien können die Erträge in einer Phase der Baisse vorübergehend zurückgehen. Im Artikel "Wie lange dauern globale Bärenmärkte?" haben wir gesehen, dass Phasen mit global sinkenden Kursen historisch betrachtet nur 1-3 Jahre andauern. Jedoch können in dieser Zeit auch die Dividendenzahlungen vorübergehend um 10 bis 20% geringer ausfallen. Anschließend wird der vorherige Wert bei weltweiter Streuung seiner Investments im Standardfall wieder erreicht, aber wer zu knapp kalkuliert, dem fehlen möglicherweise die 10 bis 20% für 2-3 Jahre.

Monatlich unregelmäßiger Ertrag
Hier auf diesem Blog im "High Yield/Dividend Depot" führe ich seit einiger Zeit vor, wie es in der Praxis für einen angehenden oder aktuellen Privatier laufen könnte. Einmal pro Monat berichte ich in einem Artikel über die aktuelle Entwicklung dieses Musterdepots. Weitergehende Informationen erhalten Sie im kostenlosen Newsletter, zu dem Sie sich rechts oben anmelden können. Selbst als Inhaber eines stattlichen Depots fließen die Zins- und Dividendenzahlungen pro Monat ungleichmäßig. Es muss einkalkuliert werden, dass es einerseits durchaus üppige Monate gibt. Andererseits müssen von diesen Überschüssen Rücklagen gebildet werden, um die mageren Monate auszugleichen.

Linke Finanzpolitik in Deutschland
Vor einigen Wochen hatte ich in dem Artikel "Linke finanzpolitische Themen im Trend" zusammengestellt, dass es linke Finanzpolitik durchaus bis weit in das konservative Lager hinein gibt. Von daher würde ich innerhalb der nächsten Jahre einkalkulieren, dass zum Beispiel die Abgeltungssteuer eher noch etwas erhöht wird. Ich denke, der von der SPD favorisierte Wert um oder knapp über 30 Prozent erscheint mir realistisch.

Je nachdem wie sich die finanzielle Situation in Europa fortsetzt oder wie schnell die Sozialkassen in Deutschland aus anderen Gründen an ihre Grenzen stoßen, könnte es weitere Gesetzesänderungen geben. Diese würden vor allem diejenigen mit höheren Steuern "beglücken", die entweder hohe Einkünfte erzielen oder Vermögen haben und dafür Zinsen und Dividenden erhalten.

Mittelfristige Inflationsgefahr
Zwar haben die Industriestaaten derzeit eher mit deflationären Kräften zu kämpfen - unter anderem deshalb auch die extrem niedrigen Leitzinsen - aber möglicherweise kommt die von vielen bereits seit längerem erwartete Inflation doch noch eines Tages. Falls wir wirklich Inflationsraten von 4, 5 oder 6% haben sollten, wird die Kaufkraft des vorhandenen Kapitals und des passiven Einkommens deutlich stärker in Mitleidenschaft gezogen als derzeit. Am Inflationsbarometer können Sie den aktuellen Stand bezüglich der Inflation ablesen.

Bild von www.logolars.de
Aktuell ist es in Mode gekommen sich eine Immobilie anzuschaffen, häufig aus dem Grund, einen Schutz im Fall einer Inflation oder bei weiter andauernden oder gar ausufernden Problemen in der Eurozone zu haben. Vor allem in einigen Großstädten steigen die Immobilienpreise seit einigen Jahren wieder an. Das Thema "Immobilie als Geldanlage" hatten wir schon vor einiger Zeit betrachtet. Aber ich würde aus heutiger Sicht nicht ausschließen, dass aus ähnlichen Motiven wie bei Aktien irgendwann eine neue Besteuerung auf Immobilienbesitz eingeführt wird. Wer also passives Einkommen aus dem Besitz und der Weitervermietung von Immobilien erzielen möchte, sollte auch hier dies bei einer längerfristigen Kalkulation im Hinterkopf behalten.

Auf ausreichende Diversifikation achten
Wie wir eben gesehen haben, kann es immer externe Veränderungen geben, die den Ertrag einer Einkommensquelle schmälern können. Wichtig ist es daher sich möglichst nicht nur von einer Einnahmequelle abhängig zu machen.
Eine wichtige Grundregel für den Aufbau, aber erst recht für den Erhalt des finanziellen Wohlstandes, ist eine ausreichende Diversifikation. Das Schöpfen der passiven Einkünfte aus mehrere Quellen sollte auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Bei Aktien sollte es schon mindestens eine zweistellige Anzahl oder ein ETF mit 20 bis 100 Aktien sein. Daneben bietet sich ein Bündel aus renditestarken Anleihen an. Neben der Assetklasse "Wertpapiere" sollten noch weitere Quellen vorhanden sein, aus denen stabiles passives Einkommen erzielt werden kann.

Hier eine Auswahl, auf welche Art und Weise passives Einkommen erzielt werden kann.

  • Zinsen/Dividenden
  • Miete aus Immobilienbesitz
  • Tantiemen als Buchautor
  • Tantiemen als Musiker
  • Software an den Markt bringen
  • Einen interessanten Blog oder eine Webseite erstellen

Mehr dazu erfahren Sie auf der Seite "passives Einkommen schaffen!"

Fazit
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, der sollte meiner Meinung nach rund 20 bis 25 Prozent mehr passive Einkünfte erzielen als er eigentlich benötigt. Damit wäre noch Puffer vorhanden, falls einer oder mehrere der oben genannten Gründe für eine Verringerung des Ertrags eintreten sollte.
Wer diesen Puffer von 20 bis 25 Prozent nicht hat, der kann in den mageren Jahren den Gürtel natürlich vorübergehend enger schnallen. Aber ob dies als Privatier gewollt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Meine Vorstellung von finanzieller Unabhängigkeit oder sogar finanzieller Freiheit wäre ein zu spartanisches Leben nicht.

Das war der dritte Teil der Serie "Vorzeitig in den "Ruhestand"", bei dem wir uns die passiven Einkünfte näher anschauten. Dabei konnten wir sehen, dass passives Einkommen gewissen Schwankungen unterliegen kann. Selbst ein dauerhaft geringerer Ertrag - als bei einer Einkunftsquelle zuvor erwartet - ist möglich.
Die weiteren Teile dieser Artikelserie (es werden insgesamt mindestens sechs) befassen sich mit folgenden Themen:
Weiter geht es mit dem Teil 4 über die laufenden Kosten, die im Vorfeld durchdacht und überprüft werden sollten. Ein Thema, was viele Leute bei dieser Artikelserie sicher am meisten interessieren dürfte.

Zum Weiterlesen:

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