Mittwoch, 27. März 2013

Zwangsenteignung in Zypern - worauf sollte man als Geldanleger achten?

Geldanleger mit Sparguthaben auf zyprischen Banken mit einem Volumen von über 100.000 Euro werden nun teilweise enteignet. Die Rede ist davon, dass der Staat 30% der Guthaben einkassiert, möglich wären auch 40%. Dieser Vorgang ist in meinen Augen skandalös und trägt nicht gerade dazu bei, den Bürgern in anderen Ländern Europas mehr Vertrauen in Banken und Regierung zu schenken. Wie kann man sich bei der Geldanlage so aufstellen, dass man in den meisten Fällen sein Vermögen behalten und vermehren kann?

Die Frage, die sich stellt, ist der Schritt in Zypern nun eine Enteignung oder eine Art spezielle Steuer? Wenn man darüber nachdenkt, könnte auch die Doppelbesteuerung von Dividenden (erst beim Unternehmen, anschließend beim Anleger) eine Art von Enteignung sein.

Wie dem auch sei. Vorab gesagt sehe ich im Moment weit und breit keinen Anlass, dass Guthaben auf deutschen Banken nicht sicher sind. Dennoch sollte man zumindest theoretisch durchspielen, was eigentlich gesagt wurde und was gesetzlich ginge.

Angela Merkel und Peer Steinbrück hatten sich im Herbst 2008 in der Finanzkrise vor das Deutsche Volk gestellt und versprochen, die Einlagen der Sparerinnen und Sparer seien sicher. Diese Garantie wurde vor wenigen Tagen vom Regierungssprecher bestätigt. Allerdings ist sie nicht als Gesetz formuliert worden und die Zusicherung bleibt letztendlich gesprochenes Wort von Politikern.
Theoretisch könnten Geldhäuser vorübergehend schließen, wenn der geordnete Ablauf des allgemeinen Zahlungsverkehrs gefährdet wäre. Auch wenn dies im Moment als sehr unwahrscheinlich eingestuft werden sollte.

Mich erreichen derzeit einige Anfragen, wie man sich als Sparer und Investor am besten verhält, um von den meisten Unwägbarkeiten geschützt zu sein. Nach meiner Einschätzung sollte man selbstverantwortlich überlegen, was man für sich tun kann und nicht darauf warten, bis andere Leute oder sogar der Staat einem zur Hilfe eilen.

Ruhe bewahren
Zunächst einmal sollte die Ruhe bewahrt werden. In solchen Phasen wie jetzt berichten viele Medien von aufgebrachten Leuten und von denen, die sehr negative Zukunftsszenarien erwarten. Ich möchte nichts herunterspielen, aber deshalb in Aktionismus zu verfallen ist nicht ratsam und führt oft zu Fehlern, die man später bereut. Dazu gehört sein Bargeld komplett unter das berühmte Kopfkissen zu legen wie plötzlich sämtliche Aktien zu verkaufen. Oder auch alles verfügbare Bargeld in Gold zu stecken, halte ich für unangebracht.
Blenden Sie die täglichen Nachrichten gedanklich aus. Wer sich gut vorbereitet und sein Vermögen und Bargeld solide angelegt hat, könnte zwar ebenfalls Verluste erleiden, aber der Großteil des Vermögens bleibt weiterhin erhalten.

Keine Bargeldreserven über 100.000 Euro halten
Menschen ab einem Vermögen von 100.000 Euro gelten in den Augen vieler anderer Leute als reich oder vermögend. Offenbar stellt dieser Wert in der Tat einen gewissen Grenzwert dar, der sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter Politikern immer wieder diskutiert wird.

Zum anderen stellt sich mir häufiger die Frage, warum Leute derartig viel Bargeld auf schlecht verzinsten Konten herumliegen haben, welches von der Inflation langsam aber sicher verzehrt wird. Mehr im Beitrag: Verschenkte Rendite: Ein Tagesgeldkonto ist keine Geldanlage!
Ich bin selbst ein großer Fan von einer gut gefüllten Liquiditätskasse, aber mehr als einige zehntausend Euro braucht man nicht für längere Zeit uninvestiert zu lassen.
Sämtliches Geld, welches über den finanziellen Schutz und und der Liquiditätsreserve hinaus geht sollte renditestark investiert sein. Wer in absehbarer Zeit sein Geld benötigt, daher nicht so sehr auf die Rendite schaut, aber dennoch Bankeneinlagen nicht vertraut, kann auf Bundesanleihen zurückgreifen. Holger vom Blog: Der Privatanleger hat darüber einen schönen Artikel geschrieben.

Geldanlage diversifizieren
Ein Grundsatz beim Erhalt oder Aufbau von Vermögen ist eine Streuung über mehrere Anlageklassen. Zum einen gehört dazu die Verteilung von Vermögen auf verschiedene Anlageklassen. Zum anderen kann es nicht schaden bei mehreren von einander unabhängigen Banken sein Konto oder ein Depot zu führen. Es erfordert zwar etwas mehr Verwaltungsaufwand, aber dafür hat man mehr Sicherheit.

Staatsanleihen von überschuldeten und gefährdeten (Euro-)Staaten sollte man nur zu einem kleinen Prozentanteil ins Dept aufnehmen - wenn überhaupt. Wenn man sich riskantere Wertpapiere ins Portfolio holen möchte, dann nach Möglichkeit ein ganzes Bündel. Auf der Seite Ausschüttungsquoten von ETFs befinden sich auch einige High Yield Bond ETFs.

Es empfiehlt sich einen kleinen Anteil Bargeld zu Hause aufzubewahren. Falls es wirklich einmal dazu kommt, dass Banken für einige wenige Tage geschlossen sind, hat man zumindest noch etwas Geld für Lebensmittel oder andere wichtige Dinge.

Auch Konten in anderen Ländern und Währungen können zur Risikostreuung beitragen. Nicht nur die Schweiz, sondern auch Singapur würde als Alternative in Frage kommen.

Fazit
Eine hundertprozentige Sicherheit Vermögen komplett zu erhalten, gibt es nicht. Es kann immer Eventualitäten geben, bei der man in einer Anlageklasse oder - im schlimmsten Fall - mit einer Bank Geld verliert. Wer jedoch mit Ruhe sein Vermögen auf mehreren Ebenen diversifiziert und nicht zuviel Bargeld "nutzlos" auf dem Konto bunkert, wird selbst im Krisenfall mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Ersparnisse zum Großteil erhalten.

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Zum Weiterlesen:

11 Kommentare:

  1. Purer Aktionismus macht wirklich keinen Sinn Lars! Mein US&Kanada Dividenden Depot entwickelt sich sehr gut. Ich hoffe Du bist mit Deiner ETF Strategie auch zufrieden?

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  2. Zuerst möchte ich mich bei dem Blogautor für die vielen äußerst Informativen Artikel bedanken, die sich hier in den letzten Jahren angesammelt haben. In den letzten Wochen habe ich einige Zeit damit verbracht alles durch zu gehen. So eine Seite müsste viel prominenter im Web vertreten sein. Gefunden habe ich sie erst, nachdem ich mich mehr über ETFs informieren wollte.

    Nun meine Frage:
    Zur Zeit habe ich meine Ersparnisse (so um die Reichtumsgrenze) in einem Depot bei meiner Kreissparkasse in Aktien, Aktienanleihen, Unternehmensanleihen, Fonds und seit kurzem ETFs angelegt. Ein bisschen physisches Gold liegt bei den Eltern im Safe.

    Sollte ich nun versuchen mein "historisch" gewachsenes Depot bei der Kreissparkasse auf andere Banken zu verteilen? Oder würdest du/ihr sagen, dass die Ersparnisse auch in der aktuellen Situation dort ausreichend sicher angelegt sind?

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    1. Zunächst einmal danke für die Blumen. Die Öffentlichkeitsarbeit dieses Blogs ist sicher noch eine meiner größten Baustellen für die nächsten Wochen und Monate.

      Zur Frage: Ich sehe im Augenblick wirklich keine Gefahr für die Wertpapiere in deutschen Depots. Vielleicht könnten weitere Ersparnisse in liquider Form zukünftig bei einem anderen Geldinstitut untergebracht werden. Aber es besteht wirklich keine dringende Notwendigkeit, das wäre eher unter der Rubrik "damit kann ich noch beruhigter schlafen als bereits jetzt" einzustufen.

      VG
      Lars

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    2. Danke für deine schnelle Antwort. Es ist rein Mental gut, wenn man von unabhängiger Seite aus bestätigt bekommt, dass ich mir Großen und Ganzen keine Gedanken machen muss.

      Werde aber versuchen zukünftige Anlagen eventuell bei anderen Instituten zu hinterlegen, obwohl ich bisher bei meiner Kreissparkasse ein gutes Gefühl hatte.

      Gibt es denn Institute, die du empfehlen würdest, oder eine Quelle, wo man vertrauenswürdige Institute finden kann?

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  3. Wow, da hat einer ein Depot "so um die Reichtumsgrenze" und keine Ahnung, was ein Depot und was ein Konto ist.... ^^

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    1. Ich denke schon, dass er den Unterschied von Depot und Konto weiß. Ich glaube du weißt eher nicht, dass auch Depots getaxt werden können und denkst es wäre ein Sondervermögen.

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  4. Wie alt sind Sie?
    Wie gesund sind Sie?
    Wie lange möchten Sie leben?
    Haben Sie Familie und Erben, die Ihnen wichtig sind?

    Leider werden diese Fragen von den meisten Anlegern unterschlagen. Ein junger Anleger muss viel mehr in hochrentierliche Anlagen investieren als ein 53jähriger, der bis zur Rente seine Arbeitslosigkeit überbrücken muss.
    Sicherheit und Risiko der individuellen Anlage ist der persönlichen Situation anzupassen.
    Das wird leider zu oft verdrängt und vergessen.

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  5. @Anonym 28.03.2013 16:20

    Ich denke schon, dass ich weiß, dass auch Depots getaxt werden können (wobei man sich makroökonomisch erst mal überlegen sollte, WAS dann passiert - bevor man derartige Parolen rausholt). Ich glaube du weißt eher nicht, was gerade in Zypern warum passiert. Giroeinlagen sind und bleiben Verbindlichkeiten der Bank an mich. Oder andersrum Forderungen meinerseits an die Bank. Das ist ein stinknormales Gläubigerverhältnis. Geht der Gläubiger pleite, sind meine Forderungen (abzgl. Insolvenzmasse) abzuschreiben. In Zypern hingegen dürfen die Gläubiger bis 100.000 € alles und darüber einen gewissen Prozent behalten. Nur ein Gniesknoddel würde das als "taxing" bezeichnen.

    Wenn du weitere Fragen hast, dann darfst du sie hier gerne stellen. Ich werde mich dann sporadisch um Aufklärung bemühen!

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  6. Ich glaube mal das mit dem Gläubigerverhältnis trifft hier schon zu. Auch in Deutschland dürfte das so sein. Die Frage ist aber was passiert mit den Sondervermögen. Da gibt es ja schon genügend Ansätze wie dies über Steuern oder Abgaben an der Staatsfinanzierung beteiligt werden könnte. Für mich stellt sich hier die Frage, wie viel bleibt dann noch für den (weiteren) Aufbau eines Depots mit dem Ziel der Altersabsicherung übrig, wenn man evtl. sogar Teile davon verkaufen muss nur um die Abgaben zu decken. Hat da Sparen überhaupt einen Sinn?

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  7. Ich halte die derzeitige Panikmache für reine Hysterie. Der Staat kann immer an jedes Vermögen kommen. Alles andere ist reines Wunschdenken, dagegen hilft nur das Ausland und Auswandern, aber ob das immer besser ist muss jeder für sich entscheiden.
    Ich halte die Wahrscheinlichkeit eine Enteignung in Deutschland für äußerst gering, wenn nicht sogar ausgeschlossen. Es gibt doch viele einfachere Mittel, z. Bsp. die Erhöhung der Kapitalertragssteuer. Die trifft alle Anleger gleichermaßen und belastet Kapitalerträge auf Dauer und schleichend.

    Ich für meinen Teil mach mir überhaupt keine Gedanken, ob die aktuelle Situation in Zypern irgendwelche Auswirkungen auf mein Depot hat und kann bestens schlafen.

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  8. hallo, ich finde es schlimm was in zypern passiert, aber als enteignung würde ich das ebenfalls nicht bezeichnen. vorallem weil die alternative die Insolvenz der beiden betroffenen banken oder des ganzen Staates ist. im ersten fall hat man wahrscheinlich erst nach ein paar monaten wieder zugriff auf einlagen unter 100tsd (durch die Einlagensicherung, im zweiten fall kann ich mir nur schwer vorstellen, dass die einlagensicherung überhaupt noch greift (ich schätze dass dann auch noch andere Banken bankrott wären).

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