Montag, 18. Februar 2013

Was ist ein ETF? - Teil1

Wer Geld an der Börse investieren möchte, kann dies auf direktem Wege tun. Man kauft sich eine Aktie oder eine Anleihe und hat dieses Wertpapier anschließend im Depot. Wer mehrere oder sehr viele Einzel-Investments erwerben möchte, kann dies mit aktiv gemanagten Fonds oder sogenannten ETFs tun. Da hier auch viele Neulinge mitlesen, möchte ich in einer Beitragsserie näher darauf eingehen, was ein ETF eigentlich ist und welche Vor- und Nachteile man mit diesen Anlageinstrumenten hat. Im ersten Teil erfahren wir, was ein ETF überhaupt ist und den Unterschied zu einem aktiv gemanagten Fonds.

Aktiv gemanagte Fonds
Ein aktiv gemanagter Fonds kauft mehrere Dutzend Aktien oder Anleihen und verwaltet diese in einem Fonds. Als Anleger kann man nun Fonds-Anteile erwerben. Die Fonds-Anteile kosten mitunter 5 bis 6% sogenannten Ausgabeaufschlag, daher ist es sehr ratsam sich bei kostengünstigeren Direktbanken umzusehen. Oft fällt dann lediglich noch der halbe Preis für den Ausgabeaufschlag an, manchmal entfällt dieser zeitweise - beispielsweise bei Rabattaktionen - oder sogar völlig. Einige Beispiele von aktiv gemanagten Aktien-Fonds mit Schwerpunkt auf Dividenden können Sie im Beitrag : "Einige aktiv gemanagte Dividenden-Fonds im Vergleich" nachlesen.

Aktiv gemanagte Fonds kassieren eine jährliche Gebühr (TER = Total Expense Ratio) zwischen 1,2 und fast 2,5% und müssen sich mit einem Vergleichsindex, einer sogenannten Benchmark, messen lassen. Dabei kam heraus, dass rund 90% der Fondsmanager über mehrere Jahre hinweg betrachtet ihre Benchmark nicht übertreffen - outperformen - konnten.

Gerade wenn man als Anleger einen Index abbilden möchte, stellt sich zurecht die Frage, welchen Mehrwert ein Fondsmanager bieten kann? Wenn jemand beispielsweise den Deutschen Aktienindex DAX oder den nordamerikanischen S&P 500 nachbilden möchte, dann ist die Zusammensetzung des Index doch für jedermann bekannt. Dafür braucht es keinen teuren Menschen und einfache Investmentkonstrukte reichen völlig aus.

Index-Zertifikate
Früher waren dafür sogenannte Index-Zertifikate beliebt. Mit dem Zertifikat konnte man 1:1 an der Entwicklung des jeweilig zugrunde liegenden Index partizipieren. Allerdings haben alle Zertifikate einen zwar recht unwahrscheinlichen, dafür aber deutlichen Nachteil. Wenn der Emittent des Zertifikat insolvent ist, dann ist im Standardfall das in das Zertifikat investierte Geld verloren. Ein prominentes Beispiel waren die Anleger der Lehmann-Zertifikate, die in der Finanzkrise mit der Insolvenz des Bankhauses bis heute auf ihr Geld hoffen.

Im Vergleich zu Zertifikaten sind in Fonds und ETFs investierte Gelder Sondervermögen. Das bedeutet, geht das jeweilige Geldinstitut des Fonds- oder ETF-Anbieter pleite, ist das Kapital vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt und in der Regel übernimmt ein anderer Anbieter die Anlagegelder. Die Insolvenz eines Emittenten ist ein recht unwahrscheinlicher Fall, aber man sollte dieses Risiko bei Investmententscheidungen berücksichtigen bzw. nicht zuviel Geld in Zertifikate investieren.

ETF (Exchange Traded Fund)
Seit einigen Jahren sind neue kostengünstige, aber gleichzeitig sichere (im Sinne von Anlegerschutz im Insolvenzfall des Emittenten) Investmentinstrumente immer mehr auf dem Vormarsch. Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds, der dafür konzipiert wurde über die Börse gehandelt zu werden. Konventionelle Fonds werden sonst häufig von der Fondsgesellschaft mit dem oben angesprochenen Ausgabeaufschlag vertrieben. Im Vergleich zu Fonds entfällt bei ETFs der Ausgabeaufschlag und es werden lediglich die an der Börsenplätzen gängigen Gebühren fällig.
ETFs gehören zu den sogenannten „passiven“ Investmentfonds, die sich vor allem durch eine günstigere Gebührenstruktur auszeichnen als aktiv gemanagte Investmentfonds. So kosten ETFs, die beispielsweise einen bekannten und liquiden Index abbilden, deutlich weniger als 0,5%.

Mittlerweile haben sich jedoch einige Mischformen bei ETFs entwickelt, bei denen eine gewisse Aktivität bei der Zusammensetzung der Wertpapiere stattfindet. So kosten einige ETFs ebenfalls jährliche Gebühren um 1%. Bei den hier auf diesem Blog vorgestellten ETFs weise ich im Standardfall daraufhin, wenn die TER höher als üblich ist. Letztendlich muss jeder Anleger selbst entscheiden, ob ihm die höheren Kosten beim Investment wert sind.

Im Standardfall sind ETFs jedoch passiv. Passiv gemanagt bedeutet, dass die Auswahl der im Fonds befindlichen Wertpapiere nicht aufgrund von subjektiven Bewertungen des Fondsmanagers getroffen wird, sondern lediglich die Zusammensetzung eines bestimmten Index nachbildet, wie zum Beispiel den Deutschen Aktienindex DAX. Dass das in ETFs investierte Kapital ebenso als Sondervermögen gilt - wie das der sonstigen Investmentfonds - hatten wir weiter oben bereits besprochen. Für Anleger daher wichtig: Das bedeutet bei einer Insolvenz des ETF-Emittenten ist das Kapital nicht verloren.

ETFs gewinnen bei der Geldanlage immer mehr an Marktanteilen, jedoch hat man in den letzten Jahren gemerkt, dass sich selbst Direktbanken und Börsenzeitschriften schwer taten über ETFs zu berichten. Die teureren aktiven Fonds sind natürlich finanziell attraktiver an die Anleger zu verkaufen als die sehr günstigen ETFs. Dies ist noch bis heute zu spüren. Ein bisschen erinnert mich diese Entwicklung an den Vormarsch der eBooks. Die teureren Print-Bücher sind für Verlage natürlich interessanter als die günstigeren eBooks.

Hier auf diesem Blog finden Sie mehrere Dutzend ETFs, die Zinsen und Dividenden als passives Einkommen ausschütten.

Das war der erste Teil der Beitragsserie "Was ist ein ETF?"
Die nächsten - voraussichtlich zwei - Beiträge behandeln die unterschiedlichen Möglichkeiten einen Index nachzubilden, die Vor- und Nachteile eines ETFs im Vergleich zu Direktinvestments und die teilweise komplizierte Besteuerung von ETFs. Weiter geht es mit Teil 2.

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Hallo Lars,

    wir haben in Deutschland ca. 10.000 aktive Fonds zur Verfügung. Es klingt natürlich immer sehr beeindruckend, dass 90% davon ihren Index nicht schlagen. Aber es bleiben eben doch 1.000 übrig, die dies über Jahre schaffen. Also höhere Rendite nach Kosten als bei ETFs. Ich verzichte doch nicht auf dieses Rendite-Plus, nur weil mein Fonds nicht zur Mehrheit gehört.

    Beim Kauf empfiehlt sich ein Anbieter wie ebase, der tausende Fonds dauerhaft komplett ohne Ausgabeaufschlag anbietet. Zusätzlich lassen sich mit Anbietern wie Alpha-Tarif noch die Kickbacks zurückholen. Auch nicht zu verachten. Ich bekomme mehrere hundert Euro im Jahr zurück.

    Was das Thema Ausschüttungen betrifft: ja, die sind wirklich ein sehr motivierender Faktor. Ich hatte auch schon thesaurierende Fonds. Aber das schöne Gefühl regelmäßiger Ausschüttungen fehlte mir einfach. Und spätestens beim Thema Steuer (vor allem bei ausländischen Thesaurierern) war die Entscheidung für ausschüttende Produkte klar.

    Im Moment bin ich zum Vermögensaufbau noch auf hohe Kursgewinne + relativ kleine Dividendenzahlungen über Emerging-Markets-Aktienfonds konzentriert, aber mit zunehmendem Vermögen (hoffentlich ...) werde ich dann in die High-Dividend-Richtung wechseln.

    Recht gut gefällt mir der "Templeton Emerging Markets Bonds" (LU0152984307). Vierteljährliche Ausschüttungen von mehr als 6% p.a. + Performance weit über Index.

    Gruß
    Ulrich

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    1. Hallo Ulrich,
      vielen Dank für die wertvollen Tipps und Ergänzungen!

      Man weiß im Vorfeld leider nicht welcher aktiv gemanagte Fonds zukünftig zu den 10% gehört. 2-3-mal daneben gegriffen, schon ist die Benchmark bzw. der ETF vorne.

      Aber auch an anderer Stelle habe ich bereits gesagt. Mir ist lieber die vielen Menschen in Deutschland, die Geld haben, greifen besser zu einem aktiven Fonds als die Ersparnisse auf dem Tagesgeld zu belassen. Ich persönlich habe selbst noch einen aktiv gemanagten Fonds im Depot und neulich im Newsletter habe ich einen Anleihen-Fonds kurz vorgestellt.

      Viele Grüße
      Lars

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