Freitag, 22. Februar 2013

Was ist bei einer privaten Überschuldung zu tun?

Wer Schulden hat, der sorgt dafür, dass eine andere Person oder ein Geldinstitut ein passives Einkommen erhält. Denn für die Verbindlichkeit lässt sich der Gläubiger entsprechend bezahlen, ohne zusätzlich etwas tun zu müssen. Solange jemand finanziell in der Lage ist seine Schulden samt Zinsen und Zinseszinsen zu tilgen, ist dies zwar finanziell unklug, aber nicht existenzbedrohend. Sobald die Tilgung jedoch von den regelmäßigen Einnahmen nicht mehr gedeckt werden, ist man überschuldet.

Hier muss aber noch unterschieden werden. Echte Überschuldung ist auf jeden Fall gegeben, wenn die gesamten Einnahmen unter der gesamten Kredittilgung liegt. Sofern die Kreditraten lediglich das frei verfügbare Einkommen des Schuldners übersteigen, lässt sich gegen die beginnende Überschuldung durch verschiedene Maßnahmen noch etwas unternehmen.

Ausgaben senken und Einnahmen erhöhen
In solchen Fällen muss auf der Ausgabenseite dringend überprüft werden, ob
  • ein geplanter Urlaub verschoben werden kann
  • ein teures Auto mit hohen laufenden Kosten und hohem Kraftstoffverbrauch durch ein günstigeres ersetzt oder abgeschafft werden kann
  • auf Restaurant- und generell Gaststättenbesuche verzichtet werden kann
  • bei der Bekleidung unbedingt teure Markenartikel angeschafft werden müssen oder es auch wesentlich günstigere No Name-Produkte tun
  • auf die Kreditkarte generell verzichtet wird
  • das teure Rauchen eingestellt werden kann
  • größere Lebensmitteleinkäufe bei Discountern gemacht werden können
  • die Kosten für das Handy/SmartPhone drastisch reduziert werden können.

Der Verzicht auf einen zwar gewohnten, aber nicht lebensnotwendigen Luxus ist bei einer drohenden Überschuldung unbedingt vonnöten.
Zudem sollte überprüft werden, ob nicht mehr Einnahmen zu erzielen sind. In der bedrohten Situation könnte zumindest für einige Zeit ein zusätzlicher (Neben-)Job mehr Geld in die Haushaltskasse bringen. Auch der Verkauf von Einrichtungsgegenständen oder das Anbieten von selbst erstellten Produkten bzw. Dienstleistungen können dringend benötigtes Geld in das eigene Portemonnaie bringen.

Schuldnerberatung
Erst wenn die Möglichkeiten der Ausgabensenkung und Einnahmensteigerung zu keinem ausreichenden Ergebnis führen, sollte Rat von professioneller Seite aufgesucht werden. Sobald man selbst keine Möglichkeiten sieht, eine Überschuldung zu vermeiden, empfiehlt es sich eine Schuldnerberatungsstelle aufzusuchen.
In den meisten Fällen ist die Schuldnerberatung kostenlos und Schuldnerberatungsstellen gibt es vor allem in sozialen Einrichtungen, wie beispielsweise der Caritas oder der Diakonie.
Der Schuldnerberater wird ebenfalls zunächst schauen, ob die oben genannten Maßnahmen wie Ausgaben reduzieren und Einnahmen erhöhen in dem konkreten Fall möglich sind.

Sofern dies nicht möglich erscheint, wird der Schuldnerberater versuchen mit den jeweiligen Gläubigern Konditionen zu prüfen, ob die Schulden entweder teilweise erlassen werden können oder die Kreditrate zu senken, um die Fortsetzung der Kredittilgung wieder zu ermöglichen.

Die Privatinsolvenz
Sofern sämtliche Versuche scheitern, der dauerhaften Überschuldung zu entgehen, begleitet der Schuldenberater den Schuldner auch durch den letzten Ausweg, nämlich der Privat- oder Verbraucherinsolvenz.

Ein Privatinsolvenz-Verfahren ist beim zuständigen Amtsgericht durchzuführen und der insolvente Privatbürger muss sich strengen Auflagen unterwerfen. So werden vom Schuldner alle Möglichkeiten verlangt die bestehenden Schulden weiter zu reduzieren und auf keinen Fall dürfen neue Verbindlichkeiten aufgenommen werden. Dieser Zustand, der auch "Wohlverhaltensphase" genannt wird, dauert satte sechs Jahre. Danach ist man schuldenfrei.

Fazit
Versuchen Sie auf jeden Fall zu vermeiden, in eine derart demütigende Situation zu geraten, über sechs Jahre genau kontrolliert und reglementiert zu werden. Selbst wenn der anschließende Schuldenerlass, nach den Ausschweifungen zuvor, theoretisch verlockend klingt, sechs Jahre sind eine lange Zeit in Ihrem Leben, die Ihnen später niemand mehr zurückgibt. Zudem sind Sie in solch einem Fall, vom Zustand ein freier Mensch zu sein, fast ebenso weit entfernt wie in einer Justizvollzugsanstalt.

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