Im zweiten Teil der Artikelserie haben wir uns den sogenannten Value-Faktor angeschaut, bei dem unterbewertete Aktien im Fokus stehen. Im nun folgenden dritten Teil der Serie blicken wir näher auf den sogenannten Quality-Faktor.
Artikel wurde von Chris verfasst
Eine weitere Art, Unternehmensaktien nach fundamentalen Kennzahlen auszusuchen, ist ein Fokus auf sogenannte Qualitäts-Kriterien. Dabei wird der Schwerpunkt auf die finanzielle Gesundheit und Ertragskraft eines Unternehmens gelegt. Qualitäts-Unternehmen sind demnach Firmen, die im Vergleich zu ihren Mitbewerbern eine überdurchschnittlich starke Bilanz aufweisen können. Hohe Profitmargen, stabiles Gewinnwachstum und niedrige Verschuldung sind oft beachtete Merkmale solcher Firmen.
Warum Quality-Investing funktionieren soll, leuchtet eigentlich schon auf den ersten Blick ein, wenn man sieht was dadurch vor allem vermieden werden soll: Unrentable "Schrottfirmen", die kurz vor der Pleite stehen, sind nur selten ein langfristiges lohnenswertes Investment. Natürlich ist auch bei "guten" Firmen eine entsprechende Kursentwicklung nicht einfach so garantiert, aber man kann mit etwas mehr Sicherheit behaupten, dass sie belastungsfähiger Krisen durchstehen können.
Während es beim Value-Investing vor allem darauf ankam, dass man besonders niedrig bewertete Unternehmen kauft, ist dem Qualitäts-Investor wiederum eher zweitrangig, ob ein gutes Unternehmen nun unbedingt höher oder niedriger bewertet ist. Ideal ist natürlich beides, also ein gutes Unternehmen zu einem günstigen Preis zu erwischen. Der Unterschied der beiden Investment-Stile besteht letztlich darin, auf welchen Faktor man mehr Wert legt. In der Praxis werden oft beide Betrachtungsweisen kombiniert, um so zum Beispiel mittels eines Qualitäts-Filters die Value-Firmen auszusortieren, die berechtigterweise unterbewertet sind (also in echten Schwierigkeiten stecken).
Die hier als Beispiele vorgestellten ETFs sind wie gesagt alle globaler Natur. Für einzelne Regionen wie Europa mag es noch eine größere Auswahl geben, aber da die prinzipiellen Konstruktionsmethoden oft die gleichen sind, beschränke ich mich erst einmal auf die allgemein weltweiten Produkte.
iShares MSCI World Quality Factor ETF
ISIN: IE00BP3QZ601
TER: 0,30 Prozent
Dieser thesaurierende ETF beinhaltet 300 Unternehmen aus dem MSCI World Index, die einen hohen "Quality Score" aufweisen. Dieser wird aus den drei zusammengesetzten Variablen Kapitalrendite (Gewinn pro Aktie geteilt durch Buchwert pro Aktie), Verschuldungsgrad (Gesamtschulden geteilt durch Buchwert) und Ertragsstabilität (Standartabweichung des jährlichen Gewinnwachstums) berechnet. Wie sich der Index mit diesem Konzept langfristig entwickelt hat, kann man dem Factsheet von MSCI entnehmen, und einen Blick in die Konstruktionsmethodik werfen.
db-X Equity Quality Factor ETF
ISIN: IE00BL25JL35
TER: 0,25 Prozent
Dieser ebenfalls thesaurierende ETF hat ebenfalls das Aktienuniversum des MSCI World als Grundlage, und misst "Qualität" ebenso aus einem Rankingsystem von Gesamtkapitalrendite (hier ROIC-Methode) und dem Rückstellungsverhältnis (Accruals Ratio). Die normale Marktkapitalisierungsgewichtung der Firmen wird dann, je nachdem ob sie einen hohen oder niedrigen Qualitäts-Score haben, über- oder untergewichtet. Einzelheiten zur Indexentwicklung gibt es auch beim Index-Anbieter Solactive und die genaue Berechnung wird in der "Methodology" erklärt.
Das war der dritte Teil der Artikelserie "ETFs von Smart-Beta-Strategien" mit dem Fokus auf dem Quality-Faktor. Die nachfolgenden Teile der Serie sehen wie geplant folgendermaßen aus.
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 1a, was ist Smart Beta?
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 1b, was macht Smart Beta?
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 2, der Value-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 3, der Quality-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 4, der Size-Faktor und Momentum-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 5, der Low Volatility-Faktor und Multi-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 6, Performanceuntersuchung der vorgestellten Strategien
Zum Weiterlesen:
- Dividenden-Aktien oder Wachstums-Aktien
- Die Grundregeln der finanziellen Bildung
- Das Depot der Profitablen Unternehmen
- Lieber Outperformer oder Underperformer kaufen?
- Wie schlägt man den Markt?
- Wie findet man Aktien von sehr guten Unternehmen?
- Warum man in Aktien wirklich langfristig investiert sein sollte
- Mit ETFs in spezielle Strategien investieren
Hallo Chris,
AntwortenLöschenich finde Ihre Ausführungen und Recherchen sehr informativ und lesenswert und freue mich auf die nächsten Artikel. Können sie mir sagen, warum Quality-Faktor ETF Global nur thesauriernd aufgelegt sind? Oder wird sich, so wie UBS das für die USA macht, auch bald ausschüttende global Quality-Faktor ETFs geben? Mit freundlichen Grüßen
Danke für den Kommentar!
LöschenAlso das "warum" die meisten dieser Faktor-ETFs alle grad zufällig thesaurierend sind, kann ich natürlich auch nicht direkt sagen. Vielleicht hat das der Initiator (auf dessen Wunsch ja die Produkte überhaupt erst aufgelegt wurden) so angeregt, um gleich eine direkte Total Return Abdeckung zu bekommen.
Thesaurierende Produkte sind natürlich gerade für deutsche Fondsanleger immer so ne Sache, dabei muss man ja aber auch bedenken dass die Fondsanbieter nicht unbedingt nur auf die speziellen Bedingungen der Deutschen achten. Gibt ja auch viele andere Länder mit deutlich freundlicheren Steuersystemen, deswegen kümmern sich die großen internationalen Anbieter auch nicht unbedingt so besonders um die speziell deutsche Abneigung zu Thesaurierern.
In der Tat gibt es natürlich auch einige Faktor-ETFs die ausschüttend sind. Die UBS sind da ein gutes Beispiel. Hier mal ein Link zur Übersicht: https://www.ubs.com/de/de/asset_management/etfs/etf-private/etf_products/etf_product_overview.0.20.sc_asc.filters.asset_class__factors.html
Für Europa und USA werden ETFs auf verschiedene Einzelfaktoren (z.B. Value, Low Vol, Quality etc) angeboten, physisch replizierend, ausschüttend (-dis), mit vergleichsweise niedrigen Gebühren. Sicher ganz interessant und man kann da auch fündig werden ob was zu einem passt. Im Artikel hatte ich sie nicht, weil ich erstmal nicht zuviele einzelne Regionen-ETFs vorstellen wollte, sondern hpts an einfach gesamt-globalen ETFs das wesentliche Prinzip des Faktoraufbaus beispielhaft erklären kann. Wer dazu noch spezielle Regionen verwenden will, dem steht dazu sicher auch noch ein breiteres, differenziertes Produktangebot zur Verfügung (gut, solange diese Regionen eben hpts EU und USA sind, für den Rest der Welt siehts erstmal noch dünne aus).