Mittwoch, 24. Februar 2016

Buchbesprechung: Endspiel - Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems überstehen

Es ist zwar nicht hilfreich sich etwas schön zu reden, dennoch bin ich ein Mensch, der grundsätzlich positiv denkt. Für mich habe ich festgestellt, dass positives Denken das eigene Leben erleichtert, und ich dadurch auch wesentlich motivierter bin als mit dem Fokus auf mögliche negative Ereignisse.

In der Vergangenheit habe ich daher bei Buchbesprechungen vor allem solche Bücher vorgestellt, die nach meiner Einschätzung entweder nützliche "Handwerk-Tools" geliefert haben oder eben durch anderes bzw. positives Denken einen Mehrwert geliefert haben. Diese Buchbesprechung fällt in die Kategorie "anderes Denken" und als Leser sollte man schon ziemlich hartgesotten sein. Die Rede ist von "Endspiel - Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystem sicher überstehen" von Florian Homm.

Der Autor Florian Homm war bis zum Jahr 2007 ein Hedgefondsmanager, der sich auf Leerverkäufe spezialisiert hatte. Im Volksmund sind Leerverkäufer auch als Heuschrecke bekannt. Dass heißt, er spekulierte darauf, dass Unternehmen für einen zu teuren Preis am Markt gehandelt wurden und damit bald im Kurs fallen würden.

Endspiel von Florian Homm
Im ersten Teil des Buches bekommt der Leser ausführliche Analysen präsentiert, warum die westlichen Industriestaaten deutlich zu hoch verschuldet sind, wir uns in einer negativen Form der Deflation befinden und unser Papiergeld - gleich in welcher Währung - systematisch an Wert verliert. Die Folge sei eine "Kernschmelze des Finanzsystems". So heißt es auf Seite 38: "In der gesamten Historie der Banknote vor 1971 gab es bisher noch keine ungedeckte Währung, die mehr als 43 Jahre überlebte. Mittlerweile haben Yen und Dollar diese historische Marke überschritten". Mit ungedeckter Währung ist die Kopplung an Gold gemeint, von dem der US-Dollar seit 1971 losgelöst wurde, was ein unbegrenztes Gelddrucken ermöglicht.

Ab Seite 44 erfährt der Leser eine Reihe von Indikatoren, die auf einen baldigen großen Crash des Finanzsystems hinweisen. Wobei der große Crash nur die eine Variante ist, die andere wäre ein langjähriges Siechtum wie in Japan. In einem früheren Artikel über Japan hatten wir jedoch gesehen, dass zwar der japanische Aktienmarkt schwach performte, die Menschen im Land der aufgehenden Sonne aber durchaus ein hohes Wohlstandsniveau genießen.

Nicht ganz klar wurde mir der Vorschlag des Autors die Linkspartei zu wählen. Erhofft er sich dadurch vielleicht besondere ökonomische Kompetenz? Wäre eine Planwirtschaft die beste aller möglichen Lösungen?

Negative Szenarien aufzustellen ist die eine Sache, der eigentliche Mehrwert liegt jedoch darin Handlungsempfehlungen und Strategien vorzustellen, die den Leser vor zu großen Verlusten schützen oder im günstigsten Fall sogar profitieren lässt. Für Anleger gibt der Autor folgende Handlungshinweise:

Gold
Die meisten Bücher mit "Weltuntergangsszenarien" empfehlen große Mengen Gold zu kaufen. Das gelbe Edelmetall wird hier jedoch differenzierter gesehen. Denn zurecht verweist der Autor darauf, dass Gold einerseits keine Zinsen und Dividenden bringt, zum anderen auch über viele Jahre an Wert verlieren kann. Dennoch sollte eine gewisse Menge Gold in Krisenzeiten im Portfolio eines Anlegers sein. Er gibt es Tipps, in welchen Ländern man das Gold aufbewahren sollte.

Aktien
Aktien sollte man während des großen Crash meiden. Lediglich Dividendenzahler, die zu niedrigen Kosten nützliche und lebensnotwendige Produkte produzieren und vertreiben, werden weniger an Wert verlieren.
Als ehemaliger Spezialist für fallende Aktienkurse habe ich jetzt Hinweise erwartet, wie auch Privatanleger dieses Werkzeug in Krisenzeiten gewinnbringend einsetzen könnten. Erstaunlicherweise passiert dies nicht und der Autor rät sogar davon ab, mit Derivaten im großen Stil systematisch auf fallende Kurse zu setzen. Denn zudem heißt es auf Seite 103: "Über sehr lange Zeiträume steigen die Börsen immer."
Für mich stellt sich hier die Frage, warum man denn Aktien verkaufen sollte, wenn sie auf lange Sicht steigen und weiterhin Dividenden zahlen?

Liquidität
Cash ist in Krisen immer gut. Aber nach Empfehlung des Autors bitte möglichst auf mehrere Banken verteilen, auch außerhalb von EU, Schweiz und USA.

Darüber hinaus erfährt der Leser noch mehr über weitere Anlageklassen und auch über alternative Investments, die einen Anleger gut durch eine große Krise führen.

Für Statistikfans sind auf jeden Fall auch die graphisch aufbereiteten Daten im dritten Teil des Buches interessant.


Fazit

In der Vermögensverwaltung ist es durchaus üblich zwei bis drei zukünftige Szenarien aufzustellen und diese mit einer geschätzten Eintreffwahrscheinlichkeit zu gewichten. Denn letztendlich weiß ja niemand genau, welches Szenario eintreffen wird.
Angenommen man teilt die wirtschaftlichen Aussichten in positiv, neutral und negativ ein, so würden die Ausführungen des Buches Endspiel auf jeden Fall in das negative Szenario fallen. Die Wahrscheinlichkeit dafür würde ich jedoch unter 10 Prozent ansetzen, denn Warnungen vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems bestehen ja bereits seit vielen Jahren. Dennoch konnte ich bislang Jahr für Jahr am Bankautomat Geld abholen und im Supermarkt frische Lebensmittel kaufen.
Mit dem Buch "Endspiel - Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems sicher überstehen" von Florian Homm erfahren Sie, was im schlimmsten aller Fälle passieren könnte. Um sich ein Bild eines Worst-Case-Szenario zu machen, ist dieses Buch durchaus lesenswert.


Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Komischerweise verkaufen sich Krisenbücher in Deutschland immer besser als die die ein positives Bild zeichnen. Man freut sich immer auf den Absturz, aber langfristig wird man immer ärmer mit den Milliarden auf dem Tagesgeldkonto!

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  2. Langfristig führt an Aktien kein Weg vorbei. Da sind sich die meisten hier wohl einig. Die Frage ist eher, welche Rolle der Staat hier in Zukunft spielen wird und ob sich das investieren in Zukunft viele noch leisten können. Immer mehr Geld geht bei nicht wenigen für Wohnung, Mobilität etc. drauf.

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