Donnerstag, 30. Juli 2015

Japan ist weiterhin eine Überlegung wert

Seit dem Beginn des Bärenmarktes in Japan in den neunziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts gehörte es zur Normalität dieses Land bei Investments zu meiden. So entstanden in den letzten 15 Jahren etliche Fonds und ETFs "Asien ex Japan".
Dabei ist Japan nach den USA und China die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und verfügt über eine breit aufgestellte, technologisch hoch entwickelte und exportorientierte Wirtschaftsstruktur.

Die Sinnhaftigkeit der "ex Japan"-Investments hatten wir in diesen Kommentaren kurz angesprochen, denn wer japanische Investments in den jüngsten Jahren nicht im Depot hatte, hat definitiv etwas versäumt. Trotz oder gerade wegen 25 Jahren Deflation hat es das Land der aufgehenden Sonne geschafft unternehmerisch sehr effizient zu agieren. Zusätzlich haben seit 2013 der Aufkauf eigener Staatsanleihen für eine beeindruckende Rally am Aktienmarkt gesorgt und viele Unternehmen können eine anlegerfreundliche Dividendenpolitik vorweisen. Nicht zuletzt, weil der Gesetzgeber es so wünscht.

Zur Erinnerung: Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts bildete sich in Japan eine gewaltige Finanz- und Immobilienblase, die nach 1989 platzte. In den Jahren zuvor waren die Immobilienpreise auf unglaubliche Niveaus angestiegen. Nach damaligen Schätzungen war rund zwei Drittel des weltweiten Immobilienwertes in der Stadt Tokio angesiedelt. Der japanische Aktienindex Nikkei stieg von 1985 bis 1989 von rund 15.000 auf fast 40.000 Index-Punkte.

Zweieinhalb Jahre Hausse am Japanischen Aktienmarkt
Blicken wir doch gleich einmal auf den langfristigen Aktien-Chart des japanischen Nikkei. Nach 1990 stellte sich ein langfristiger Abwärtstrend ein, der zur globalen Finanzkrise im Spätwinter 2009 den Index kurzzeitig sogar unter 8.000 Punkte drückte. Abwärtstrends zeichnen sich zum einen durch immer niedrigere Tiefpunkte, aber auch durch absteigende Hochpunkte aus.

Langfristiger Aktien-Index Nikkei von 1990 bis 2015
- Quelle: comdirect.de
Diese Bedingung ist spätestens seit Anfang 2015 nicht mehr erfüllt. Ausgehend von massiven Anleihenkäufen der japanischen Notenbank setzte eine Rally am Aktienmarkt ein, die den Nikkei innerhalb von 2,5 Jahren mehr als verdoppeln ließ. Der deutliche Anstieg über 20.000 Punkte übertraf mittlerweile den Hochpunkt aus dem Jahr 2000, als vor allem in Europa und in den USA die Internetblase platzte (vielen Menschen in Deutschland als "Neuer Markt" schmerzhaft in Erinnerung).

Nun wenn wir etwas in den vergangenen Jahren eindrucksvoll lernen konnten, dann die kurstreibende Wirkung des billigen Geldes der Notenbanken. Das war in den USA der Fall, in Japan und Anfang des Jahres 2015 auch in der Eurozone. Derweil macht die japanische Notenbank noch keine Anstalten ihre Anleihenkäufe zurückzufahren, was nicht für ein nachhaltiges Ende der japanischen Aktienhausse spricht.

Selbst wenn hier seitens der Zentralbanken nachgeholfen wurde, als Anleger profitiert man von den steigenden Aktienmärkten. Denn neben der Verfügbarkeit der üppigen Liquidität wird auch die eigene Währung geschwächt. Eine schwache Währung bedeutet für Unternehmen, dass diese Waren und Dienstleistungen im Vergleich zu Wettbewerbern außerhalb der eigenen Währungszone zu einem günstigeren Preis angeboten werden können.

Interessanterweise haben japanische und deutsche Aktienanleger eines gemeinsam: Beide sind jeweils nur zu einem geringen Anteil in ihrem Aktienmarkt investiert.

Währungsabsicherung nur bedingt sinnvoll
Zum Beginn der Aktienrally in Japan verlor der Japanische Yen gegenüber dem Euro deutlich an Wert. Daher waren Gewinne für Anleger aus der Eurozone längst nicht so üppig, wie es der Aktienchart suggieren könnte. Aus dieser Zeit stammen ziemlich viele Japan-Fonds, die währungsgesichert agierten.
Das Währungspaar Euro/Japanischer Yen
Trotz großer Schwankungen kehrte der
Kurs immer wieder zu einem mittleren
Wert zurück - Quelle: comdirect.de
Seit 2014 schwankt der Euro zwischen etwa 130 und 145 Yen und war tendenziell sogar etwas rückläufig. Wie in der Abbildung zu sehen, pendelte sich trotz großer Schwankungen letztendlich immer wieder ein mittlerer Wert auf derzeitigem Niveau ein. Langfristig gleichen sich Währungsschwankungen in den meisten Fällen wieder aus.

Beide Währungen werden kurz- und mittelfristig eher zur Schwäche neigen - schon alleine wegen der Staatsanleihenkäufe der jeweiligen Notenbanken - und die Frage ist, ob bald eine große Verschiebung des Währungspaares wahrscheinlich ist.


Dividendenzahlungen
Mögliche Kursgewinne sind die eine Seite, aber japanische Unternehmen bieten mittlerweile eine für Anleger durchaus freundliche Dividendenpolitik. Ein Blick auf die dividendenstärksten Unternehmen des Nikkei zeigt rund 35 Unternehmen mit einer Dividendenrendite zwischen 2,5 und 4,0 Prozent. Beispiele sind:

  • Bridgestone Corp. (ISIN: JP3830800003)
  • Toyota Motor Corp. (ISIN: JP3633400001)
  • Japan Tobacco Inc. (ISIN: JP3726800000)
  • Canon Inc. (ISIN: JP3242800005)
  • KDDI Corp. (ISIN: JP3496400007)
oder man schaut in die Liste der Einzelwerte, die in diversen ETFs am höchsten gewichtet sind, wie zum Beispiel:
In einem hier auf dem Blog altbekannten ETF, nämlich iShares Dow Jones Asia Pacific Select Dividend ETF befindet sich neben Australien, Neuseeland, Singapur, Hongkong auch ein gewisser Anteil von Dividenden-Aktien aus Japan. Ansonsten ist in den globalen Aktien-ETFs immer auch ein gewisser Anteil Japans mit enthalten.

Wie immer sind die genannten Investmentpapiere keine Empfehlung, sondern wurden aus Gründen der Informationsbereitstellung genannt!

Leser des Monatlichen Marktbericht haben über die Hausse in Japan bereits zum Beginn des Jahres 2015 etliche Informationen erhalten. In der nun folgenden Ausgabe besprechen wir weitere zahlreiche Indizes von Aktien, Rohstoffen, Devisenpaaren sowie Zinsen und deren Auswirkungen auf die Kapitalmärkte.

Wie ist Ihre Meinung zum japanischen Aktienmarkt? Sind Sie dort investiert oder meiden Sie bewusst dieses Land?

Zum Weiterlesen:

5 Kommentare:

  1. Hi, ich finde Japan extrem interessant. Eigentlich schon völlig ungeachtet der wirtschaftspolitischen und wechselkursseitigen Entwicklung, weil es ein extrem innovatives, stabiles, wirtschaftsfreundliches und produktives (zumindest in Teilen der Industrie) Land ist. Offenbar sind außerdem die Bewertungen ziemlich günstig wenn man auf Buchwerte statt KGVs schaut - denn viele Unternehmen sind kaum verschuldet, was gegenüber Amerika meiner Meinung nach einen Vorteil macht. Wenn ich die Zeit finde werd ich in meinem Blog auch mal eine Serie über japanische Aktien anfangen, und mich ein wenig tiefer einarbeiten.

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    1. Richtig, irgendwo habe ich neulich ein Zitat eines Vermögensverwalters gelesen - ich glaube Jens Erhardt war es - dass die Gewinne japanischer Unternehmen in den letzten Jahren stärker gestiegen seien als die Kurse.

      In dem verlinkten ETF von SPDR ist auch zu sehen, dass das Kurs-Cashflow-Verhältnis etwas unter 10 liegt, ein durchaus attraktiver Wert.

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  2. Hallo, ich habe mich mal kurz informiert bzgl. Quellensteuer.

    Quelle: http://www.bzst.de/DE/Steuern_International/Auslaendische_Quellensteuer/auslaendische_quellensteuer_node.html

    Ist aus meiner Sicht mit der Niederlande Vergleichbar: 15% Quellensteuer, aber es werden auch 15% Quellensteuer in Deutschland angerechnet.

    Fazit Quellensteuer Japan: Ist ok!

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  3. Japan hat das Problem der Deflation . D.h. solange ich nicht in Japan lebe , also die Preise in Yen nicht habe , somit auch keinen innerörtlichen Preisverfall , kann an den Gewinnen in US Dolllar oder Euro teilgenommen werden , solange Sie denn gemacht werden. Hier kann dann auch eine Wette auf den YYEN gemacht werden . Wird jedoch aufgrund von steigenden Kurs vom YYEN die Güter die in Japan hergestellt werden , im US oder Euroraum nicht mehr nachgefragt werden ( Da sich ja der Preis dann erhöht ) , fällt Japan wieder in die Abwärtsspirale zurück , mit der Folge , das UN aus Japan nichts verkaufen können , und der Kurs des UN fällt , da ja weder Umsatz noch Gewinn steigen Können ( Außerhalb Japans kein Verkauf , Kurs , Gewinn fällt ) Innlandsnachfrage außreichend für Gewinn ?????.

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  4. Japan gehört zu den glücklichen Momenten, wo ich einen "guten Riecher" hatte, denn ich habe bereits ca. 2008 damit begonnen, per regelmäßigem Sparplan in ein Zertifikat der CoBa (WKN: 702976) zu investieren. War lange Zeit nicht wirklich spannend.
    Und so habe ich den Sparplan dann auch Ende 2011 wieder ruhen lassen. Allerdings auch deshalb, weil bei mir da die Zeit als Privatier startete.
    Heute kann ich auf einen Erfolg von aktuelle ca. +85% zurückblicken. Wobei ich allerdings dazu sagen muss, dass ich schon einige Anteile wieder verkauft habe. Nicht deshalb, weil ich nicht mehr überzeugt wäre, sondern einfach deshalb, um den Anteil im Depot nicht zu groß werden zu lassen.

    Ob ich heute, als JETZT kaufen würde, weiß ich nicht so wirklich... Ich tue mich immer sehr schwer, etwas zu kaufen, was mehr oder weniger am Top notiert. Ich greife da lieber mal in die "Müll-Kiste" und suche mir die Dinge, die keiner haben will.
    War bei Japan damals die richtige Entscheidung. Geht aber auch manchmal schief!

    Gruß, Der Privatier

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