Samstag, 27. Juni 2015

Reich werden und bleiben - Ihr Wegweiser zur finanziellen Freiheit - Buchbesprechung

Ein neues Buch von einem Selfmade-Millionär ist auf dem Markt mit der durchaus aufmerksamkeitswirksamen Überschrift "Reich werden und bleiben - Ihr Wegweise zur finanziellen Freiheit". Der Selfmade-Millionär Rainer Zitelmann berichtet in seiner Publikation darüber, was man grundsätzlich tun muss, um reich zu werden und vor allem wie man reich bleibt. Denn besonders letzteres ist für viele Menschen eine noch größere Hürde als erst einmal zu viel Geld zu kommen.
Es gibt zu diesen Themen ja eine Menge Bücher und ich war gespannt, was ich hier vorfinden werden würde.

Zunächst zu den Formalien. Der eigentliche Inhalt erstreckt sich über etwas mehr als 200 Seiten und die Ausführungen sind selbst für Nicht-Fachleute gut nachzuvollziehen. An etlichen Stellen werden Sachverhalte durch Zitate aus anderen Büchern, Zeitungen oder Magazine belegt. Zwar bringt der Autor an mehreren Stellen seine eigenen Erfahrungen ein, ohne jedoch zu ausschweifend zu werden. Zusätzlich sorgen auch die nicht zu langen Unterkapitel dafür, dass der rote Faden erhalten bleibt.

Gleich zum Anfang erfährt der Leser an vielen Beispielen, bei denen Menschen aus verschiedensten Gründen zum Reichtum gelangten, diesen aber wieder aus der Hand gaben und das viele Geld letztendlich verloren. Prominente Fälle sind einige Sportler oder Lottogewinner, denen schlichtweg die notwendige finanzielle Bildung fehlte.

Reich werden und bleiben
von Rainer Zitelmann
Wie jemand reich wird
Im ersten übergeordneten Abschnitt werden anhand von zahlreichen Untersuchungen und Statistiken die Rahmenbedingungen zusammengefasst, mit denen - relativ schneller - Reichtum überhaupt möglich ist. Der wissenschaftliche Ansatz führt zu einem immer engeren Raster der Wahrscheinlichkeiten wirklich zu Reichtum zu gelangen. Dazu gehören neben einigen individuellen Voraussetzungen (wie zum Beispiel Verkäufer-Qualitäten) auch die Art und Weise mit der Geld verdient wird.
Bei Menschen, die vorwiegend "Sicherheit" als wichtigstes Kriterium für die Wahl des Jobs ansehen, ist es zwar nicht unmöglich finanziellen Wohlstand zu erlangen, aber die Wahrscheinlichkeit bleibt doch ziemlich gering.

Wer dagegen innerhalb weniger Jahre zu Reichtum kommen möchte, sollte am besten Unternehmer werden und dabei die Tatsache berücksichtigen, möglichst viel von seinem Verdienst nicht für den Konsum auszugeben.

Zudem räumt der Autor mit dem Vorurteil auf, dass quasi jeder Millionär einen ausschweifenden Lebensstil pflegt. TV-Berichte über das luxuriöse Leben der Geißens oder russische Multi-Millionäre seien die Ausnahme. Die meisten Millionäre würden vergleichsweise bescheiden und eher unauffällig leben.

Wie man reich bleibt
Der zweite Teil richtet sich an diejenigen, die entweder bereits ein eigenes Vermögen verwalten oder aber den langsameren Weg zur finanziellen Freiheit beschreiten, in dem sie in Vermögenswerte investieren. Aufmerksame Leser von "finanziell umdenken!" werden in diesem Teil viele Sachverhalte bereits kennen, daher nenne ich hier nur einige Punkte, die entweder von den hier besprochenen Inhalten abweichen oder aus anderen Gründen eine besondere Erwähnung wert sind.

"Diversifikation ist ein Eingeständnis von Unsicherheit und Unwissenheit."
Hier vertritt der Autor die Ansicht nur dann in Einzel-Investments - egal ob Aktie, Immobilie oder andere Assetklassen - zu investieren, wenn man sich besser auskennt als die Mehrheit des Marktes. Ansonsten sollte lieber in ETFs - falls nicht möglich - in Fonds investiert werden. Für mich etwas überraschend werden bei Immobilien durchaus auch offene Immobilienfonds als Anlagemöglichkeit genannt.

"Reich werden mit Immobilien"
Mit Immobilien hat Rainer Zitelmann den Großteil seines Vermögens verdient. Unter anderem mit einer gezielten Auswahl an Immobilien in Berlin, die er vor Jahren ausfindig gemacht hat und nun die Preise kräftig angestiegen sind. In diesem Kapitel weist er auch auf einen Umstand hin, warum man mit Immobilien schneller zu einem Vermögen kommen kann als mit Aktien. Das Thema hatten wir auch schon an verschiedenen Stellen hier im Blog angerissen. Für Immobilieninvestments erhält jemand wesentlich einfacher und günstigere Kredite als für Aktien. Denn die Fremdfinanzierung sorgt mit der Hebelwirkung für einen entsprechend schnelleren Geldstrom auf das eigene Konto.

Für meinen Geschmack werden Investments in Immobilien etwas zu optimistisch dargestellt. Da der Autor sich gerade in dieser Vermögensklasse besonders gut auskennt und seine größten Erfolge erzielen konnte, kann man dies als Leser jedoch gut einordnen.

"Ein Anleger sollte sich auf zwei bis drei Anlageklassen fokussieren"
Der Autor favorisiert im Wesentlichen zwei große Anlageklassen und eine kleinere. Ein Depot aus vielen Anlageklassen sei nicht notwendig,

Was mir allerdings bei der Anlageklasse Aktien fehlte, war der Hinweis von Aktien als Investments für laufende Erträge. Es wird zwar korrekterweise ein globaler Aktien-ETF als für Privatanleger gute Möglichkeit für Investments in diese Anlageklasse genannt. Allerdings ist lediglich von Kurssteigerungen die Rede. Die Möglichkeit regelmäßige Dividendenerträge zu erzielen und das Dividendenwachstum von Aristokraten für einen zukünftig ansteigenden Einkommensstrom zu betrachten, bleibt unerwähnt. Aber vielleicht auch nur deshalb, weil vorwiegend der Fokus auf einen zu erzielenden Reichtum innerhalb weniger Jahre liegt. Der Zinseszins-Effekt kommt ja erst nach frühestens 10 bis 15 Jahren richtig zur Entfaltung.

Besonders gelungen finde ich die Ausführungen im letzten Kapitel "Warum unsere Gesellschaft die Reichen braucht". Denn viele Menschen denken, die Verteilung von Wohlstand sei ein Nullsummenspiel. Wenn also eine Person viel Geld hat, passiere dies nur auf Kosten einer anderen Person, so die oft beobachtete Denkweise. Eine Kooperation, bei der zwischen zwei Menschen eine Win-Win-Situation entsteht, dass also beide davon profitieren, wird dabei oft ausgeblendet.

Oder bei der oft zu lesenden Neiddebatte über Managergehälter. So heißt es auf Seite 219:
"Man ist eher bereit einem Lionel Messi (Jahreseinkommen 2013: 41 Millionen Euro) dieses Einkommen zu "gönnen" als etwa dem VW-Chef Martin Winterkorn, der mit rund 15 Millionen Euro 2013 das mit Abstand höchste Gehalt eines DAX-Vorstandes verdiente." Der Autor stellte daraufhin zurecht die Frage ob ein Fußballer über zweieinhalbfach mehr wert sei als der Chef eines Weltkonzerns, bei dem über eine halbe Millionen Menschen ihr Geld verdienen.


Fazit
"Reich werden und bleiben - Ihr Wegweiser zur finanziellen Freiheit" gibt wertvolle Hinweise, welche Voraussetzungen einem den Weg zu einem relativ schnellen Vermögensaufbau (weniger als 10 Jahren) ebnen. Die nüchterne Herangehensweise mit zahlreichen Statistiken und Belege wirken dabei ziemlich überzeugend.

Das Buch ist für alle gedacht, die aus der Tretmühle des Alltagstrotts herauskommen und wissen möchten, wie sie zukünftig zu mehr oder sogar an viel Geld kommen könnten. Nach der Lektüre wird es aber sicher auch Menschen geben, die feststellen, dass dieser Weg nichts für sie ist.
Wer bereits zu einem Vermögen gekommen ist, erfährt hier die Grundzüge, wie es auch erhalten bleibt und langfristig vermehrt wird.
Nicht geeignet ist das Buch für diejenigen, die über Nacht reich werden wollen, hochspekulative Aktientipps erwarten oder nicht bereit sind in ihrem Leben etwas zu verändern.

Hier finden Sie weitere Meinungen und Rezensionen zum Buch.

Noch eine Anmerkung von mir zum Abschluss: Interessanterweise liest man mehr Berichte und Bücher über den Vermögensaufbau mit Immobilien als mit Aktien.

Zum Weiterlesen:

5 Kommentare:

  1. Habe mir das Buch sofort bestellt und kann sein eintreffen gar nicht erwarten. Bei Amazon konnte ich schon die Einleitung lesen, in der über gefallene Sportler, Musiker und Lottogewinner geschrieben wird. Mir tun Leute, die ein Vermögen von 10 Mio. EUR wieder verlieren, aufrichtig leid, weil es in dieser Größe selbstverschuldet und reines Unvermögen ist. Erster Tipp von mir: Vergesst den Lamborghini! Autos fallen immer im Wert, Es tut auch der Gebrauchte für 10 TEUR. Wenn Ihr das Geld richtig anlegt, "spucken" die Aktien jedes Jahr einen Lamborghini aus, den ich aber nicht einlösen würde sondern höchstens für ein Wochenende mieten, für die Quartalsdividende aus 3000 Altria-Aktien...

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    1. Man muss sich auch einmal vor Augen führen wie viel Geld jemand mit 10 Millionen Euro als monatliches passives Einkommen erhalten kann. Ohne dabei das Vermögen aufzubrauchen.

      Nehmen wir als Rechenbeispiel an, dass dieses Kapital jeweils zur Hälfte in Dividenden-Aristokraten und in High Yield-Investments angelegt wird.

      Beim High Yield Depot erzielen wir derzeit 6,4% p.a. und beim Dividenden-Aristokraten Depot 3,6% p.a. Ertrag. Die Kombination ergibt 5% brutto, also etwa 3,7% netto.

      Das sind fast 31.000 Euro pro Monat - mögliche Kursgewinne und zukünftiges Dividendenwachstum wegen der Dividenden-Aristokraten lassen wir hier sogar noch unberücksichtigt.

      Wer mit diesem monatlichen Geldfluss nicht auskommt, hat wohl auch ganz andere Probleme.

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    2. Über das Schicksal von Lottogewinnern gabs ja schon mehrere Studien, die auch ganz interessant zu lesen sind - nicht nur weil "was würdest DU tun wenn du X mio euros gewinnen würdest?" immer ein ganz amüsantes Gedankenspiel ist, sondern weil man auch getreu nach dem Motto: "Die Klugen lernen aus ihren eigenen Fehlern - die wirklich Weisen lernen aus den Fehlern anderer" wenigstens im Extrem vorgeführt kriegt, welche finanziellen Dummheiten man (auch in seinem eigenen kleineren Rahmen) tunlichst vermeiden sollte.

      Es ist halt Tatsache, das zB. Lottospielen nunmal eher eine... "Unterschichten"-Sache ist (was nicht heißen soll das die "Reichen" nicht auch einen Zockertrieb haben, den leben sie halt nur anders aus als am Kiosk), also die Leute bringen schonmal von Haus aus nicht gerade die finanzielle Bildung mit (= Zirkelschluss: sonst würden sie ja gerade NICHT lotto spielen) um mit dem gewonnenen Geld hinterher auch "vernünftig" umzugehen. Nicht umsonst wird Lotto ja auch als die "Nicht-rechnen-können Steuer" bezeichnet. Was nicht heißen soll, das es einigen nicht gelingt damit gut umzugehen und die den Gewinn in solide "langweilige" Anlagen stecken, aber von denen hört man dann ja auch nix mehr, sondern eben "mitteilungswürdig" sind nur Geschichten wo halt wieder einer sein ganzes Geld für Lambos o.ä. verplempert hat.

      Musiker (bin ja auch selber etwas in der Szene unterwegs) sind auch überwiegend meist eher kreativ-hedonistisch gepolt und kriegen Ausschlag wenn man so doofe Wörter wie "Vermögensbildung" und "Altersvorsorge" in ihrer Anwesenheit benutzt. Mal abgesehen davon das die überwiegende Mehrzahl der Musiker (analog zum Lottogewinn) auch nicht von ihrer Kunst wirklich leben kann, und man hier eigentlich nur von einer extrem kleinen Anzahl Stars oben auf der Popularitätspyramide redet. In deren gescheiterten Biographien geht es dann auch häufig deshalb darum, weil sie von ihrem bösen Plattenlabel oder Agenten oder allen andern benutzt, betrogen und ausgenommen wurden. Naja, mein Mitleid hält sich in Grenzen, hätten sie mal halt anstatt die ganze Zeit nur die Partys zu genießen sich auch mal nach der Buchhaltung gefragt.

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  2. Lars , auch wenn Du kein Immo Freund bist , aber für Banken , stellen Immos eine sichere ( Weil gut verwertbare ) Anlage da .
    Hier ist das Ausfallrisiko minimal , daher kann günstig beliehen werden ( Bonität vorrausgesetzt ) . Noch lieber wie auf Immobilien , besichern sich Banken auf GELD ( Wie auch immer vorrätig ) . Damit , und nur mit diesen Hebel des KREDITS , lässt sich schneller Geld verdienen . Dieses ist es was Immos so gut zu Anlage macht , jedoch auch hier , immer wieder Arbeit , Arbeit , Arbeit . Und natürlich hast Du recht , wenn Du sagst Immos ist ein Grenzfall . Andere für Dich besser geeignete Anlage wäre , entweder Hebel direkt über Börse , oder Anlage auf Kredit , wobei natürlich der zu zahlende Zins , unter dem zu bekommenden Zins sein muss . Beispiel : Du willst 1000 Aktien in dein Dividendendepot kaufen zum Preis von 100000,00 Euro ( Stückpreis 100,00 Euro ) dann wäre eine möglichkeit zu sagen , Hallo liebe Bank , ich will 100000,00 Euro ausgeben , die Hälfte auf Kredit zu 1,5 Prozent . Du bekommst an Zinsen / Dividenden
    5 Prozent von UN und kannst davon leicht 1,5 Prozent abgeben , da ja immer noch 3,5 Prozent über bleiben . Also auch wenn Du 2,5 Prozent abgeben müsstest , bleibt immer noch die hälfte über. Wie gesagt , immer eine Frage der Besicherung !!!!!!!!!!!!! und der Bonität . Hoffe Dir damit einen Einblick gegeben zu haben , warum es manchmal doch sinnvoll sein kann , einen Kredit aufzunehmen . Ist im Grunde nichts anderes als ein Hebel.
    Denn auch hier , obwohl die finanzielle Bildung ja schon weit bei Dir vorrangeschritten ist , kann ja ein nochmaliges überdenken nichts schaden . Hatte ich Dir ja bei Aktien schon einmal mitgeteilt wie es zu Aktien kommt . Entstehungslauf oder Geburt einer Aktie welches ja auch die Aktienanlage in einen neuen Licht erstrahlen lässt . Und dazu Kursbewegungen u.s.w. .die ja auch ( besser nicht beachten ) eigentlich keinen belastbaren Daten folgen . Dieses ist das Problem von Aktien , warum Banken eine Beleihung max. 50 Prozent folgen . Hast Du die Aktien bereits , wird auch hier nochmal in den verschieden Werten unterschieden . Nicht DAX Werte , gerne auch nicht so hoch . Also auch hier wieder Safty first .

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    1. Um der Gefahr vorzubeugen falsch verstanden worden zu sein: Natürlich ist mir bewusst mit günstigen Krediten auch bei Aktien eine Hebelwirkung zu erzeugen. Wer einen günstigen Kredit bekommt und damit bei Investments mehr Einnahmen erzielen kann, als er für das geliehene Geld bezahlen muss, hat eine wahre Geldmaschine gefunden. Denn so funktioniert die Wirtschaft, die meisten Unternehmen setzen Fremdkapital ein.

      Aber ich habe noch nicht entdecken können wie eine Privatperson dieses profitabel umsetzen kann. Es geht konkret um folgende Punkte, die allesamt erfüllt sein müssen (wenn ich einen Kommentar übersehen haben sollte, dann bitte hier verlinken).

      1.) Einen Kredit, der nach Abzug von Steuern günstiger ist als der Geldstrom (Dividenden) aus Aktien.
      Wertpapierkredite, die ich gesehen habe, kosten in der Regel 5 bis 7 %. Das High Yield/Dividend Depot wirft netto etwa 4,5% ab.
      2.) Eine Bank, die die volle Kreditsumme für einige Jahre zur Verfügung stellt (z.B. 10 Jahre, dann komplette Rückzahlung, bis dahin nur Bedienen der Zinsen)
      Wo - außer beim teuren Wertpapierkredit - bekomme ich ein Darlehen, bei dem ich über 10 Jahre (oder länger) über dem kompletten Betrag verfügen kann?
      3.) Eine Bank, die im Fall eines starken Rückgangs bei Aktien nicht den Kurswert als Grundlage für den prozentualen Beleihungswert nimmt, sondern andere Kriterien?

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