Mittwoch, 3. Juni 2015

Investieren in den Emerging Markets - Vergleich Dividenden-ETFs versus Index-ETFs

Besonders in der erste Dekade unseres noch recht frischen Jahrhunderts waren Investments aus den Schwellenländern besonders begehrt. Dort herrschte wesentlich mehr Dynamik als bei den etwas angestaubt wirkenden Unternehmen der Industrienationen. Seit einigen Jahren ist der Glanz der Emerging Markets Investments etwas verblasst. Dennoch bin ich der Meinung, dass in einem diversifizierten Depot auch Aktien aus den Schwellenländern gehören. In diesem Artikel möchte ich zwei Dividenden-ETFs aus diesem Anlageuniversum mit einem Standard-ETF der Emerging Markets gegenüberstellen.

Teilnehmer des Vergleichs sind:

Während die beiden ersten ETFs ihren Fokus auf dividendenstarke Unternehmen legen, bildet der dritte einfach den MSCI Emerging Markets ab, also den Gesamtmarkt der Schwellenländer gewichtet nach Marktkapitalisierung. Start des Vergleichs war der 15.06.2012 und es wurde jeweils der Performance-Index - inklusive der ausgeschütteten Dividenden - verwendet, um eine bessere direkte Vergleichbarkeit zu erzielen.
Der Untersuchungszeitraum beträgt knapp drei Jahre, was noch recht kurz ist und daher lediglich als eine Momentaufnahme anzusehen ist.

Vergleich SPDR S&P Emerging Markets Dividend ETF (schwarze Kurve)
mit iShares Dow Jones Emerging Markets Select Dividend (blaue Kurve)
und iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF (grüne Kurve)
Quelle: 
comdirect.de
In den ersten rund eineinhalb Jahren konnte der Dividenden-ETF von iShares (blaue Kurve) besser performen als der Gesamtmarkt der Schwellenländer (grüne Kurve). Dies hat sich in der zweiten Hälfte des Betrachtungszeitraumes jedoch umgekehrt und mittlerweile hat der MSCI Emerging Markets um rund 5 Prozent die Nase vorn.

Von Beginn an fällt jedoch die vergleichsweise schwache Performance des Dividenden-ETF von SPDR (schwarze Kurve) auf. In den betrachteten drei Jahren wurde mit diesem ETF für Anleger fast kein Gewinn erzielt.

Was sind mögliche Gründe für diese Unterschiede?
Zunächst einmal bilden alle drei ETFs zumindest im Detail unterschiedliche Indizes (S&P Emerging Markets, Dow Jones Emerging Markets und MSCI Emerging Markets) ab. Zudem wird bei Dividenden-ETFs zusätzlich noch nach der Dividendenrendite gewichtet.

So heißt es in einem Artikel bei Morningstar:
"Sie (SPDR S&P Emerging Markets Dividend ETF und iShares Dow Jones Emerging Markets Select Dividend) sind nicht nach Marktkapitalisierung, sondern nach Dividendenrendite gewichtet. Zu beachten ist, dass die beiden ETFs unterschiedlichen Indizes folgen und deshalb andere Schwerpunkte haben: Der S&P-Index weist ein deutlich höheres Gewicht an Standardwerten und Lateinamerika-Aktien auf als das iShares-Produkt, das den Dow Jones Emerging Markets Select Dividend abbildet. Beiden ETFs gemein ist dagegen die vergleichsweise hohe Gewichtung osteuropäischer Aktien."

Vergleich Aktien-Indizes der
BRIC (Brasilien (grün), Russland (hellgrün), 

Indien (blau), China (schwarz))-
Staaten, Quelle: 
comdirect.de
Im letzten Satz könnte eine Erklärung dafür sein, warum beide Dividenden-ETFs schwächer abgeschnitten haben als der Emerging Markets - Gesamtmarkt. Denn gerade in Russland war die Performance des Aktienmarktes in den gesamten letzten Jahren, also schon vor der Ukraine-Krise, ziemlich schwach.

Überhaupt ist die Länderauswahl der Schwellenländer - wobei bei China die Frage erlaubt sein dürfte, ob es noch die richtige Zuordnung ist - ziemlich inhomogen. Als Beispiel sind in der Abbildung die Aktien-Indizes der sogenannten BRIC-Staaten zu sehen. Von 2011 bis 2013 verliefen die Indizes seitwärts mit einer Abwärtskomponente. Dann startete Indien einen Aufwärtstrend, dem sich ab Herbst 2014 auch China anschloss und offenbar gar nicht schnell genug zu Indien aufschließen konnte. Relativ schwach blieben Brasilien und erst recht - aus diversen Gründen - Russland.

Neben dem bereits genannten EM-ETFs gibt es ebenfalls von iShares einen ziemlich günstigen (TER nur 0,25 Prozent) und zwar iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66).
Dieser ist allerdings thesaurierend. Weitere ETF, die den Schwellenländermarkt abdecken gibt es hier in der Übersicht von Just ETF.


Fazit
Das schwächere Abschneiden der beiden Dividenden-ETFs mit Schwellenländern im Portfolio sehe ich nicht als generelle Schwäche von dividendenfokussierten ETFs. Denn zum einen hing der Erfolg in den letzten Jahren stark vom gesetzten Anlageschwerpunkt ab. Asien entwickelte sich insgesamt besser als andere Regionen.
Zum anderen ist für die Emerging Markets, also Ländern, in denen die Wirtschaft im Vergleich zu den Industriestaaten noch richtig wächst, die Fokussierung auf Dividenden möglicherweise nicht die beste Wahl. Ein wenig vergleichbar wäre es, wenn man mit einem Dividenden-ETF mit Technologie-Aktien den Nasdaq-Index überbieten möchte. Seit einiger Zeit tendiere ich bei Investments in den Schwellenländern eher zu einem ausschüttenden ETF, der den gesamten Markt abdeckt. Allerdings kommt man hier dann wohl nicht über 2 Prozent Dividendenrendite hinaus.

Vergessen darf man bei der Thematik Emerging Markets auch nicht, dass mittlerweile etliche Konzerne aus Nordamerika und Europa in diesen Gewässern fischen. Zum Beispiel würde der DAX derzeit nicht so gut dastehen, wenn die meisten Unternehmen nicht auch in Asien und Südamerika agieren würden.

Ein passives Einkommen aus Dividenden-Einnahmen lässt sich daher wohl besser mit Aktien aus entwickelten Ländern erzielen, während bei den Schwellenländern-Aktien wegen des Wachstumspotenzials eher der Fokus auf mittelfristige Kursanstiege liegen dürfte.

Zum Weiterlesen:

5 Kommentare:

  1. Ich selbst mag Dividenden-Aktien sehr gerne. Aber man sollte sich bewusst sein, dass Value- und Dividenden-Aktien nicht generell besser laufen.

    Ich denke, wenn wenige Anleger Aktien halten und bei fallenden Kursen sind Value-Aktien stärker.
    Wenn die Börse aber wieder mehr zum Thema wird, sind Growth-Aktien deutlich erfolgreicher.

    Langfristig können sicherlich beide Wege überzeugen, wenn man sich solide Aktien aussucht. Auch Growth-Werte müssen nicht unbedingt Zocker-Werte sein.

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  2. Je nach Marktsituation und persönliche Strategie können Dividendentitel mehr Sinn machen als eine Investition in Wachstumstitel. Nach einer Korrektur der Märkte macht eine Investition in Wachstumstitel mehr Sinn als in Dividendentitel. Aktuell sehe ich Dividendentitel mehr im Vorteil. Problem ist, wir wissen nicht, wie sich der Markt entwickelt, so dass ein breit zusammengestelltes Depot und verschiedene Strategien mehr Sicherheit bringen. Was die Emerging Märkte betrifft, frage ich mich, ob die Weltmarktführer die Schwellenländer nicht auch dominieren werden und ansässige Firmen keine Chancen auf Wachstum haben werden.

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    1. Die "Dividendenstrategie" ist ja auch nur ein einzelner Teil von vielen möglichen Investmentansätzen. Und ob die "Sinn" macht hängt auch viel von der persönlichen Anlagesituation und -Zielen zusammen, d.h. ist evtl nicht jedem gleichermaßen empfehlenswert. Anderswo hatten wir ja schonmal die Diskussion geführt, das für einen jungen Investor (also noch 30+ Jahre Horizont) es meist besser ist, einfach in thesaurierende "Core Blend" (also marktbreite Standartindizes) ETFs wie den MSCI World usw zu investieren.

      Die Frage, ob man von der Globalisierung eher profitiert wenn man in die großen WESTLICHEN Multikonzerne investiert statt jetzt in EM-Unternehmen selbst, ist sicher eine interessante Debatte wert. Da müsste man genauer mal in den Bilanzen und Wirtschaftsstatistiken eintauchen und studieren. Ich würde auch sagen meinem gegenwärtigen Eindruck nach entscheiden die Megakonzerne das Spiel für sich, aber es gibt in den EM's sicher einige ausgewählte Unternehmen die sich auch im Westen etablieren werden, ala Samsung etc. Gerade deshalb ist vllt ein Stockpicking besser als der Basket-Ansatz, aber da ich mir ehrlicherweise nicht zutraue einzuschätzen welches EM-Unternehmen in 10-20 Jahren irgendwo Weltmarktführer wird, nehme ich gerne in Kauf diese Entwicklung etwas zu "verpassen" (anstatt beim Versuch dabei nur noch mehr Geld in den Sand zu setzen)

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    2. Interessante Frage.
      Die Unsicherheit darüber, wer nun die besten fünf oder zehn Konzerne aus den heutigen Schwellenländern sind, ist ja eher ein Argument auf den Gesamtmarkt zu setzen mit vielen kleinen Wachstums-Firmen.

      Der MSCI ACWI (Industrie-Staaten + Schwellenländer) schneidet meist besser ab als der reine MSCI World (Industrie-Staaten). Von daher möchte ich die Emerging Markets insgesamt nicht missen.

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  3. Zu T.Schnell Verstehe es nicht so ganz , die Schwellenländer sind bereits dominiert ( Natürlich von den Weltmarktführern ) , ob sich da tatsächlich noch Werte finden lassen ( Wachstumstitel ) die die Weltmarktführer übersehen haben , mag ich bezweifeln , aber immerhin , es wäre ja möglich . Evt. dann mal mitteilung welche Werte dort zu finden waren . Persönlich finde ich auch den Ansatz von Standard Life / Global Absolute Return ( GARS ) FOND sehr spannend , da hier immer noch ein paar Werte bei sind , die evt. noch zu diversifikation beitragen könnten . Aber wie gesagt , die betonung liegt hier auf ABSOLUTE REURN . Also in der anderen Weise ausgedrückt , ca. 3 bis 5 Prozent auf Sicher. Dieses ist sicherlich nicht mit hochprozenter vergleichbar. Aber manchmal zählt ja auch die Sicherheit bei fast jeder Marktlage. Und wenn das ganze noch in einer steuerbaren Rürup Versicherung verpackt ist , warum nicht . Das könnte zumindest gute Chancen auf einen Werterhalt des eingesetzten Kapitals eröffnen . ( Also Inflationsraten bereinigt ) . Leider auch hier Gebühr des Managments ( dennoch glaube ich die Strategie könnte aufgehen ) . Am besten mal selber den Jahres oder Halbjahresbericht anschauen , da hier auch die einzelnen Werte zu sehen sind. Viel Spass dabei , und evt. ist ja was dabei .

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