Dienstag, 14. Oktober 2014

Aktueller Kursrutsch an der Börse - was ist bislang eigentlich passiert?

In den letzten Tagen ging es an den Aktienmärkten mehrheitlich abwärts und einige Kommentatoren sprachen bereits von "Panikstimmung". Diesen Ausdruck finde ich bis dato genauso übertrieben als auch die Begründung, dass das Ebolavirus der Grund für diese Kursrückgänge sein soll. Denn was Panikstimmung bedeutet, konnte man im Herbst 2008 miterleben, als Kursverluste von täglich um 5 Prozent im DAX, Euro Stoxx und Dow Jones fast schon zur Gewohnheit wurden. Dafür waren die jüngsten Kursbewegungen noch sehr moderat. Aber was ist denn bislang eigentlich passiert?

Die Korrekturphase hatte bereits im Hochsommer 2014 begonnen und speziell die europäischen Indizes inklusive DAX wiesen einen ersten recht flotten Abwärtstrend auf. Während DAX und EuroStoxx bei der anschließenden Gegenbewegung keine weiteren Höchststände in diesem Jahr erreichen konnten, war dies bei den US-amerikanischen Indizes im September 2014 noch einmal der Fall.

Aktien-Chart S&P 500 von
Investing.com
Über die möglichen Gründe lässt sich natürlich nur mutmaßen. Viele Aktien waren bereits über einen längeren Zeit ambitioniert bewertet, was wir unter anderem auf der Seite der profitablen Unternehmen festgestellt hatten. Das aktuell schwache Wachstum in der Eurozone sowie das Absenken der Prognose des weltweiten Wirtschaftswachstums für das Jahr 2015 könnten weitere Faktoren sein. Der fallende Ölpreis könnte ein hohes Angebot dieses Rohstoffes bedeuten oder aber der Markt preist ein zukünftig recht schwaches Wachstum der weltweiten Wirtschaft ein.

Auf der anderen Seite sind die niedrigen Leitzinsen der Notenbanken. Und selbst in den USA bleibt es fraglich, ob eine Zinsanhebung im Jahr 2015 wirklich stattfindet, wenn in der Eurozone schwaches Wachstum und Deflationsgefahr in Aussicht sind. Äußerungen von Mitgliedern der Federal Reserve deuteten in den letzten Tagen zumindest in diese Richtung. Niedrige Leitzinsen stimulieren grundsätzlich den Aktienmarkt, wobei es hier natürlich auch Grenzen gibt.

Von den letzten Höchstständen, die zwischen Juni und September erreicht wurden, gab es bislang folgende prozentuale Abschläge:

  • DAX: -12,5 Prozent
  • Euro Stoxx: -10 Prozent
  • S&P 500: -6,5 Prozent
  • Nasdaq: -7 Prozent
  • MSCI Emerging Markets: -9 Prozent
  • Asien-Pazifik: -11 Prozent


Kursrückgänge zwischen 6 und 13 Prozent sind ganz sicher nicht dramatisch und bewegen sich bislang noch eindeutig auf dem Niveau normaler Korrekturen.
Auffallend ist sicher die relative Schwäche des DAX, nicht nur gegenüber den US-Indizes, sondern auch gegenüber dem Euro Stoxx.

Auf der anderen Seite sind nun im Durchschnitt etliche Aktien rund 10 Prozent günstiger zu bekommen als noch in den letzten Wochen. Das durchschnittliche KGV auf Basis der Gewinn-Prognosen liegt derzeit beim Deutschen Aktienindex DAX bei 15,3, immerhin etwas niedriger als nach der ersten Korrekturwelle im Sommer 2014, als das KGV für den DAX bei 16 lag.

Da die Kursabschläge nahezu alle größeren Regionen betreffen, sind auch globale Aktien-ETFs günstiger zu haben als noch vor einigen Wochen.


Auch die Einzel-Werte kann man sich jetzt genauer anschauen. Eine Münchener Rückversicherung ist auf unter 150 Euro zurückgefallen bei einer Dividendenrendite von 5,0 Prozent oder eine BASF ist aktuell wieder unter 70 Euro bepreist bei einer Dividendenrendite von 4,2 Prozent.
Die Indizes in den USA haben bislang nur vergleichsweise wenig verloren, aber auch hier lassen sich schon wieder interessante Werte finden, wie zum Beispiel eine AT&T mit 5,4 Prozent Dividendenrendite.

Das sind jetzt keine Kaufempfehlungen, aber meiner Meinung nach lohnt sich ein Blick auf diese und andere Aktien zu werfen.

Eine weitere durchaus kräftige Abwärtsbewegung mit DAX Richtung 8000 und Dow Jones deutlich unter 16.000 Punkten wäre dann wirklich das reinigende Gewitter. Ob es dazu kommt, weiß niemand. Aktuell ist die breite Masse der Unternehmen bestenfalls fair bewertet.

Wie gehen Sie mit der aktuellen Korrektur um? Kaufen Sie neue Aktien-ETFs oder Aktien hinzu, warten Sie einfach und tun nichts? Oder trennen Sie sich derzeit von Wertpapieren? Rechts läuft eine Umfrage zu diesem Thema.

Zum Weiterlesen:

10 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen informativen Überblick. Ich werde weiterhin in von mir festgelegten Intervallen immer ein weiteren ETF ins Depot legen.

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  2. Habe die Kursrückschläge genutzt um AT&T (T) zuzukaufen.

    Auch Alliance Resource Partners (ARLP) habe ich mir ins Portfolio gelegt. Großes Kohleförderunternehmen. Dividendenrendite von 6,6%, in den vergangenen 11 Jahren die Dividende erhöht bzw. gleich geblieben und gerade so richtig abgestraft. KGV mittlerweile unter 10. Abwärtspotenzial ist sicher noch vorhanden, aber auf lange Sicht kommt eine Volkswirtschaft wie die USA nicht an Kohle vorbei (auch wenn Obama das gerne so hätte). Was meinst du zu dem Unternehmen Lars?

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    1. Bei Alliance Resource Partners (ARLP) sind Umsatz und Gewinn ansteigend, die Profitabilität ist ordentlich, Dividende stimmt, KGV und KCV sind niedrig. Sieht auf den ersten Blick gut aus.
      Aber ich muss zugeben mich bislang sonst noch nicht näher mit diesem Unternehmen befasst zu haben. Berücksichtigen sollte man allerdings die steuerlichen Besonderheiten bei diesem Limited Partnership.

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  3. @ anonym - ARLP hat aber doch grade Dividende um fast 50% reduziert?

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    1. Ja der Grund liegt aber in einem Aktiensplit im Juli diesen Jahres (2:1). Dadurch wird natürlich auch die Dividende um 50% reduziert.

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  4. Ich denke, Lars, du hast das in deinem Artikel über den (Un)sinn von Börsennachrichten schon treffend beschrieben. Da erudieren dann ne Menge "Experten" post ipso facto darüber warum nun das und das mit dem und dem so und so zu tun hat, und in Wahrheit wissen die genauso wenig wie der Rest (und man muss ja kein Verschwörungstheoretiker sein um anzunehmen, dass die Leute die wirklich was wissen eben nicht alles erzählen).

    Was nun der jetzige Wackler der Indizes bedeutet, tja ob das nur eine weitere kleine "Korrektur" oder das Ende des jahrelangen Bullenmarktes bedeutet, weiß ich nicht. Worauf ich mich aber persönlich (! also nur meine Meinung, keine Empfehlung) gedanklich einstelle ist schonmal, dass die nächsten fünf Jahre anders aussehen werden als die letzten fünf - also keine schnurgeraden "easy money" 100+ % gains - die Notenbankinterventionen zeigen auch immer deutlicher "diminishing returns" und wir sollten uns alle wieder mehr an (eigentlich ganz normale) Volatilität gewöhnen. Was eben nicht heißt dass ich jetzt Panik und Bunkerstimmung ausrufen will. Wer schon breit diversifiziert über verschiedene Anlageklassen aufgestellt ist, soll dass auch weiter so bleiben, dass ist in der kommenden Unsicherheit sicher die einfachste Methode, zumindest ein paar Schäfchen im Trockenen zu haben.

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    1. Die höhere Volatilität ist gut möglich, Chris. Ich plane einen Artikel, der in diese Richtung geht. Trotz der niedrigen Leitzinsen gibt es in der Tat einige Gründe, warum der Aktienmarkt holpriger werden könnte.

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  5. Ich finde es unheimlich schwierig eine Aussage zu treffen, ob ob man ETFs mit hohen Ausschüttungen bei drohenden Kursstürzen verkaufen sollte. Wie stark sind die Ausschüttungen von solchen Schwankungen betroffen?

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    1. Wenn man auf das Geld erstmal nicht kurzfristig angewiesen ist (sollte man mit Investitionskapital ja grundsätzlich nicht) und darüber hinaus noch etwas auf der hohen Kante zur Verfügung hat (die hier oft erwähnte wichtige Cashreserve), sind Kurssenkungen ja eigentlich eher Gelegenheiten zum NACHkauf.

      Die Dividend-Yield, also Ausschüttungsrendite, steigt ja durch fallende Aktienkurse dazu im Verhältnis. Das ist auch ein viel wichtigerer Faktor als eventuelle wirtschaftsmäßige Dividendenkürzungen bei einzelnen Unternehmen (die ein ETF dann ja sowieso automatisch austauscht)

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  6. Ergebnis der Umfrage: Was tun Sie in der aktuellen Korrektur am Aktienmarkt?

    beherzt kaufen: 23%
    dasselbe wie sonst auch: 23%
    Füße stillhalten: 22%
    Aktien verkaufen: 9%
    der Crash kommt erst noch: 19%
    sonstiges: 1%

    Vielen Dank für die Abstimmung!
    Ziemlich gleichverteilt war die Gruppe derer, die die kurze Korrektur zum Hinkaufen nutze oder weiter regelmäßig investierte (z.B. Sparpläne) oder einfach nichts tat. Deutlich geringer war die Gruppe derer, die Aktien in Erwartung bald weiter fallender Kurse verkauft haben. Fast 20% erwarten sogar, dass es bald einen richtigen Crash gibt.

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