Freitag, 11. Juli 2014

Werden die Märkte systematisch manipuliert?

Die Gerüchte und Spekulationen tauchen immer mal wieder auf, wenn sich der Kurs eines Indizes sich nicht so verhält, wie allgemein erwartet wird. In diesen Fällen sind einige Menschen fest davon überzeugt, dennoch Recht zu haben und suchen an anderer Stelle die Schuld für dieses unerwartete Ereignis. Dabei gibt es manchmal die wildesten Stories als mögliche Ursachen, bis hin zu Betrugsvorwürfen. Werden die Finanzmärkte tatsächlich von großen Geldern manipuliert oder sind es einfach nur Verschwörungstheorien? In der aktuellen Ausgabe des Focus Money ist ein zentrales Thema die globale Geldmanipulationen im großen Stil.

Gold
Bei Gold sind die Emotionen ziemlich stark ausgeprägt. Es war ein regelrechter Schock für die Goldanhänger als im Jahr 2013 ein großer Crash beim Goldpreis stattfand. Wie oft hatte ich damals gelesen, dass Gold aufgrund der aktuellen niedrigen Zinspolitik der Notenbanken und der damit einhergehenden Inflationsgefahren einfach steigen MUSS. Und der damalige Kursrutsch war daher nicht normal und wurde demnach manipuliert.
In der oben erwähnten Zeitschriften-Ausgabe wird mittels eines Charts gezeigt, dass in einem Zeitraum von 1993 bis 2003 jeweils am Nachmittag gegen 16 Uhr der Goldpreis abrutschte - weil er vermeintlich manipuliert wurde. So heißt es "Die führenden Zentralbanken der Erde fürchten das Gold. Denn ein steigender Goldpreis zeigt, dass das Vertrauen in das Währungssystem wegbricht."
Weiterhin soll der Crash beim Gold im April 2013 durch den Verkauf von goldbasierte handelbare Wertpapiere und Derivate im großen Stil ausgelöst worden sein.

Die Leitzinsen der Notenbanken EZB und FED sind in
den letzten 25 Jahren immer weiter nach unten abgesenkt
worden. War dieses Vorgehen alternativlos oder bewusst
herbeigeführt worden?
Notenbanken
Auch die Notenbanken stehen im Verdacht zu schummeln. Denn nicht das Geld regiert die Welt, sondern wer das Geld regiert, dem kann alles andere egal sein, heißt es sinngemäß im genannten Focus-Artikel. Diese These wird durch den Umstand unterstützt, dass die Niedrigzinspolitik die derzeitige Hausse an den Aktien- aber auch Anleihenmärkten gesorgt hat.
Niedrige Leitzinsen sind gut für den Aktienmarkt, das ist bekannt. Und in der Tat hat in den letzten Jahren eine sogenannte Asset-Inflation stattgefunden, weil ein Großteil der von den Zentralbanken bereitgestellten Liquidität in die Anlageklasse Aktien geflossen ist. So waren die Kursgewinne zahlreicher Aktien deutlich größer als letztendlich die Gewinnsteigerungen der dazugehörigen Unternehmen. Die Frage bleibt jedoch, mussten die Zentralbanken derart drastisch handeln oder ist die schon seit mehreren Jahrzehnten immer niedrigere Zinspolitik eine Art von gewollter Manipulation?

Wirtschaftsdaten
Entsprechen die offiziell veröffentlichten Wirtschaftsdaten der Realität? Bei der Inflationsrate sind sich die meisten Menschen einig, dass sie nicht der "gefühlten Inflation" entspricht. So soll angeblich wiederholt alles aus dem Inflationskorb gestrichen worden sein, was zuvor preislich besonders stark angestiegen ist, um die offizielle Teuerungsrate niedrig zu halten. Hängt dieser Umstand womöglich mit dem einen Abschnitt zuvor besprochener langfristiger Zinssenkung zusammen?
Auch über die Arbeitslosenstatistik lässt sich vortrefflich streiten. So sollen zum Beispiel in den USA nur diejenigen als arbeitslos in die Statistik eingehen, die sich innerhalb eines Monats wieder als arbeitslos gemeldet haben. Die anderen fallen angeblich aus der Statistik heraus.

Hochfrequenzhandel
Suspekt ist vielen zudem der Hochfrequenzhandel. Das aufgeregte Treiben an der Wall Street ist mittlerweile nur noch eine Show. Denn der weitaus größte Teil des Handels findet heutzutage online und nicht an einem Offline-Handelsplatz statt.  Da geht es oft um Millisekunden. Neben kleineren Betrügereien soll der Hochfrequenzhandel auch für den Flash-Crash beim Dow Jones am 06.Mai 2010 verantwortlich gewesen sein. Damals rutschte der Dow Jones Industrial Average innerhalb von wenigen Minuten um rund 600 Punkten, um anschließend wieder fast einen Ursprungswert zu erreichen.

Wie der Focus-Artikel zeigte, könnte an mehreren Stellen im kleinen oder großen Stil geschummelt werden. Allerdings blieb in diesem Bericht die Frage offen, wie denn der Privatanleger darauf reagieren oder sogar agieren sollte.

Wie ist Ihre Meinung, werden die Finanzmärkte im großen Stil manipuliert?

Zum Weiterlesen:

7 Kommentare:

  1. Wenn man sich mal ansieht wie die Inflationsrate bestimmt wird, dann ist jedem klar, dass die offizielle Inflationsrate kompletter Schwachsinn ist.

    Durch die Qualitätsbereinigung werden Produkte bei der Kalkulation der Inflation günstiger berechnet obwohl der Preis gleich bleibt.

    Insgesamt wird die wahre Inflation dadurch künstlich niedrig gerechnet.

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  2. Der DAX lässt sich sehr leicht manipulieren , Perfekt um den Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen, in den 80er und 90er Jahre würde er einfach über die Allianz Aktie gesteuert.

    Der S&P 500 ist da schon eine andre Hausnummer.

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  3. Ich bin klar der Meinung, das Märkte und einzelne Aktien manipulierbar sind.
    In einem Buch habe ich gelesen, das ein Hedgefond mit Problemen von den anderen Hedge-Fonds gezielt attackiert wird.

    Wenn die Positionen bekannt sind, dann werden sie ganz gezielt gekauft oder verkauft, um den in Nöten geratenen Hedge-Fonds dann in die Enge bzw. in die Pleite zu treiben!

    Solche Spielchen sind ganz normal bei den "Großen"!
    Und die normalen Anleger verstehen dann nicht, warum ein Wert auf einmal hoch- oder runter schießt!

    Beste Grüße
    D-S

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  4. Danke für die guten Anmerkungen!
    Die Inflationsrate wird oft als geschönt, d.h. zu niedrig genannt. Ganz einfach ist es hier aber auch nicht. Denn jeder hat je nach Lebensweise seine individuelle Inflationsrate. Allerdings könnte die Auswahl und Gewichtung der im Inflationskorb (oder Warenkorb) noch etwas verbessert werden.
    Oft höre ich, dass die reale Inflation bei 4 bis 5% liegen würde. Man stelle sich jedoch vor, die EZB hätte den Leitzins in den letzten Jahren auf ähnlichem Niveau gehalten, hätten wir dann eine Aktienhausse in Europa erlebt? ;-)

    Ein zu hohes Gewicht eines Titels in einem Index halte ich mehr für einen Konstruktionsfehler. 2008 hatten wir dieses Problem im DAX mit der Aktie von Volkswagen. Aber verständlich, wenn ein Titel (oder auch ein Sektor) zu stark gewichtet ist, beeinflusst dieser Umstand den gesamten Index.

    Stimmt, wer über sehr viel Kapital verfügt, kann sogar ganze Märkte beeinflussen. Das Problem haben Vermögensverwalter von riesigen Investmentfonds. Sie müssen daher immer in Tranchen kaufen oder verkaufen, um zu große Bewegungen zu vermeiden. Ich erinnere mich an einen erzwungenen Verkauf in Höhe von 50 Milliarden Euro Anfang 2008 im DAX eines französischen Bankers. Damals entwickelte sich der DAX an einem Tag auffallend erheblich schlechter als der EuroStoxx.

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  5. Darum ist es auch so wichtig, wenn man ein reines Dividenden Depot auf Aktien Einzeltitel aufbauen möchte, seine Anlagesumme auf viele Aktien zu verteilen.

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  6. Die Gebrüder Hunt z.B. in den 1970er Jahren, zusammen mit wohlhabenden arabischen Geschäftsleuten, haben sie im großen Stile den Silbermarkt manipuliert.

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  7. "Werden die Märkte systematisch manipuliert?"

    Natürlich. Jeder Teilnehmer versucht doch für sich den maximalen Vorteil herauszuschlagen, soweit es eben geht. Jeder nach seinen Möglichkeiten, und da haben die "Big Player" eben ganz andere als die popeligen kleinen Fische. Und wenns dem beiderseitigen Vorteil nützt, klüngeln die das auch gern mal unter sich aus. "Manipulation" ist dabei nur eine Ansichtssache, wie man "legal" oder "illegal" voneinander unterscheiden will. Ich sag es mal so, bei den ganzen großen und kleinen Skandalen, von denen wir überhaupt schon alles wissen - und das sind ja nur die Sachen die rausgekommen sind - kann man doch ahnen was dahinter für ein Eisberg von Leichen im Keller liegt. Wenn man nicht grad der bescheuertste Naivling ist, der brav glaubt das das alles nur "ein paar schlechte Äpfel waren", aber "das System im ganzen eigentlich gut ist".

    Aber tja, ob und wie die Märkte manipuliert werden, es geht eigentlich im Grunde für uns nur darum, wie man sich als Kleinanleger darauf positioniert. Und da wir die letzten in der Kette sind, bleibt nur die ernüchternde Erkenntnis (da "einfach wegbleiben" nicht möglich ist) sich wenigstens so diversifiziert aufzustellen, dass man den Beschiss einigermaßen gut verteilen kann. Jedem ist doch zum Beispiel klar wie sehr die aktuelle Börsenhausse "künstlich" herbeigedruckt wurde, aber was solls, nehmen wir halt die Kursgewinne dankend mit. Und sollte Gold grad aus irgendeinem Grund absichtlich "gedrückt" werden, ist doch ganz nett, kann man sich jetzt noch günstiger eindecken wenn die ganze Chose bald mal wieder umkippt.

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