Auf der Statistik-Webseite statista.com ist unter anderem die durchschnittliche Brutto-Gehaltserhöhung in Deutschland der letzten 22 Jahre aufgeführt. In dieser Zeit ist viel passiert, es gab wirtschaftlich gute und weniger gute Jahre. Auch von den Arbeitsmitteln her, mit denen wir täglich unser Geld verdienen, hat sich einiges getan. Man denke nur an die immer leistungsfähigeren PCs bzw. Notebooks und Tablets sowie die breite Einführung des Mobiltelefons und des Internets.
Wenn man nun einen Durchschnitt über die letzten 22 Jahre der mittleren Gehaltserhöhung betrachtet, kommt man auf einen Wert von 2,3 Prozent. Natürlich gibt es individuell abweichende Werte, in Abhängigkeit davon in welcher Branche und Position jemand arbeitet und welche Konditionen individuell mit dem Vorgesetzten besprochen wurden.
Schauen Sie sich doch einfach noch einmal Ihren Bruttoverdienst der letzten Jahre an, welche mittlere Veränderung pro Jahr für Sie zutreffend war.
Vom Anfangswert 50.000 Euro ausgegangen beträgt das Gehalt nach 20 Jahren knapp 79.000 Euro, am globalen Aktienmarkt sind es dagegen im selben Zeitraum stolze 233.000 Euro geworden |
Nun stehen sich diese beiden Zahlen 2,3 Prozent jährlicher Zuwachs beim Arbeitseinkommen und 8 Prozent am Aktienmarkt gegenüber. Angenommen jemand erhält 50.000 Euro Jahresgehalt. Bei einer jährlichen Gehaltssteigerung von 2,3 Prozent erhält der Arbeitnehmer nach 20 Jahren knapp 79.000 Euro. Das ist brutto und hoffentlich liegt die Inflationsrate unter 2,3 Prozent.
Am Aktienmarkt werden aus 50.000 Euro in 20 Jahren dagegen 233.000 Euro. Hätten Sie diesen großen Unterschied erwartet?
Ich weiß, dass es sich einmal um einen einmaligen Betrag handelt, beim Gehalt erhält man 50.000 Euro zuzüglich Steigerung jährlich. Aber dieser Vergleich soll den Größenunterschied verdeutlichen.
Natürlich gibt es keine Garantie, dass diese Werte auch in den kommenden zwei Jahrzehnten zu erzielen sind. Aber halten Sie einen markanten Anstieg der durchschnittlichen Gehaltserhöhung für wahrscheinlich? Ist die Wahrscheinlichkeit nicht höher, dass ein Unternehmen in einer globalisierten Welt die Arbeit dorthin verlagert, wo das Lohnniveau nicht besonders hoch ist?
Meiner Meinung nach wird die deutliche Diskrepanz zwischen Gehaltssteigerungen und Wertzuwachs am globalen Aktienmarkt zwar mit Schwankungen, aber etwa so erhalten bleiben.
Wir hatten schon früher Ursachen zusammengefasst, warum viele Menschen nicht wohlhabend werden. Aber die erheblich größere Wertsteigerung von Kapitalvermögen ist auch ein maßgeblicher Grund, warum die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
Oder anders ausgedrückt, wer sich lediglich auf sein Gehalt im Arbeitsleben verlässt, erhält Steigerungen auf dem Niveau der Inflationsrate. Wer sein Geld am Kapitalmarkt arbeiten lässt und dafür etwas Zeit mitbringt, baut Vermögen auf.
Was ist jetzt noch einmal genau das Argument, warum Sie Geld, welches über viele Jahre hinweg nicht benötigt wird, noch nicht in Aktien investiert haben?
Ich denke spätestens nach dem Vergleich weiter oben, sollte jeder nach Wegen suchen, um an möglichst viel Geld für Investitionen am weltweiten Produktivkapital zu kommen. Hier noch einmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Schulden vermeiden oder so schnell wie möglich zurückzahlen
- eine möglichst hohe Sparrate, 20 bis 30 Prozent, besser noch mehr als 50 Prozent aller Einkünfte
- prüfen, ob weitere Einkunftsquellen erschlossen werden können
- Geld, was Minimum 5, besser über 10 Jahre nicht für Konsum/Anschaffungen benötigt wird in Aktien investieren
- Aktien möglichst global diversifizieren, z.B. mit weltweiten Aktien-ETFs
- Ersparnisse nicht auf einmal, sondern in Intervallen investieren
Bevor sich jetzt Freunde der Anlageklassen Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe melden, ein gutes Vermögens-Portfolio besteht aus mehreren Anlageklassen. Meiner Meinung nach sollte der Aktienanteil aber nicht zu niedrig gewählt werden. Bei einer langfristigen Geldanlage kann er 50 Prozent auch übersteigen. Hier noch ein Beispiel für eine mögliche Verteilung von Anlageklassen.
Tjaja, aktuell hatte das Buch von Piketty das Thema mal kurz in die Aufmerksamkeit gestellt.
AntwortenLöschenDas Kapitaleinkünfte schneller wachsen als Lohneinkünfte, ist eigentlich eine triviale Erkenntnis, wenn man nur mal die Statistiken heranzieht. Viel wichtiger ist, welche Handlungen daraus gezogen werden - im linken Spektrum wird damit ja argumentiert (weil Ungleichheit => Ungerechtigkeit) die Kapitalanhäufung einzudämmen durch die massive Erhöhung von Steuern und Abgaben darauf.
Wenn man sieht, wie sich immer mehr Vermögen bei einer kleinen Spitzengruppe ansammelt (z.B. weltweit besitzen <1% der Erdbevölkerung >40% des gesamten Vermögens) kann man schon verstehen, das sich Leute um Klassengesellschaften, Oligarchien und Refeudalisierung Sorgen machen. Sobald es aber an das leidige Thema "Verteilung" geht, schellen bei jedem der auch nur ein bischen Besitz sein eigen nennt die Alarmglocken. Denn, auch das lehrt die Erfahrung, abgeschöpft wird dann wieder hauptsächlich aus der großen arbeitenden Mitte, während sich die wirklich Superreichen meist immer wieder gut arrangieren haben können (wie war das z.B. nochmal mit Buffett, der eine niedrigere Steuerrate hat als seine Sekretärin).
Mal schauen was die Zukunft so bringen wird.
Naja, vielleicht verdient Buffett´s Sekretärin 120.000 Dollar im Jahr und er nur 100.000 Dollar.
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