Im nun folgenden vierten Teil der Serie blicken wir näher auf den sogenannten Size-Faktor und Momentum-Faktor.
Artikel wurde von Chris verfasst
Der Size-Faktor
Der "Size"-Faktor zielt darauf ab, dass kleine Unternehmen langfristig mehr Rendite-Chancen gebracht hatten als große Unternehmen. Dabei wird, wie wir uns erinnern, die "Größe" eines Unternehmens anhand seiner Marktkapitalisierung bestimmt (Anzahl der frei im Umlauf befindlichen Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs).Um dieses Phänomen zu erklären, scheint es offensichtlich, das ein kleineres Unternehmen noch mehr Wachstumspotential hat als eine große, bereits "gesättigte" Firma. Natürlich trifft das nicht für jede Firma zu (viele bleiben auch dauerhaft klein oder gehen unter), und demgegenüber gibt es auch zusätzliche Risiken, wenn die kleinen Firmen nicht so finanziell belastbar sind wie die Großen. Eine entsprechende Überrendite ist also das, was man als "Prämie" dafür bekommt, diese zusätzlichen Risiken einzugehen. Eine andere Begründung geht in die Richtung, das kleine Firmen auch viel enger mit den jeweils lokalen Konjunkturzyklen der einzelnen Wirtschaftsräume verbunden sind als große Firmen, die heutzutage hauptsächlich global handeln.
Um diesen Faktor zu nutzen, gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten. Die erste ist, mittels zusätzlicher sogenannter "Smallcap"-ETFs eine Anlage in die zweite Reihe der "Nebenwerte" hinter den Großunternehmen, die die normalen Indizes dominieren, zu tätigen. Die kleinen Firmen werden dann aber auch im Smallcap-ETF weiterhin nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Eine zweite Möglichkeit ist, den Einfluss der Unternehmensgröße ganz auszuschließen, indem man einfach alle Unternehmen, egal welcher Marktkapitalisierung, in einem Index gleichgewichtet. Dadurch, dass alle Firmen den selben Anteil haben, wird der Index auch nicht mehr vorrangig nur von den Dickschiffen bewegt.
SPDR MSCI World Small Cap ETF
ISIN: IE00BCBJG560
TER: 0,45 Prozent
Dieser thesaurierende ETF bildet die Entwicklung des MSCI World Smallcap Index nach, welcher Unternehmen aus entwickelten Industrieländern beinhaltet, deren Marktkapitalisierung unterhalb einer bestimmten Grenze liegt (die letzten 14 Prozent des investierbaren Aktienuniversums der einzelnen Länder). Während im "großen" MSCI World die durchschnittliche Marktkapitalisierung der beinhalteten Firmen etwa 8,6 Milliarden Dollar beträgt, ist die Unternehmensgröße im Smallcap-Index im Mittel bei nur etwa 700 Millionen Dollar. "Klassische" Smallcap-ETFs sind dabei aber eigentlich nichts neues und es ist fragwürdig, inwieweit sie überhaupt "Smart Beta" sind. Für die einzelnen Weltregionen stehen dazu noch viele weitere ETFs zur Spezialisierung zur Verfügung.
iShares MSCI World Size Factor ETF
ISIN: IE00BP3QZD73
TER: 0,30 Prozent
Als Beispiel für die Gleichgewichtungs-Methode tritt dieser thesaurierende ETF von iShares an. Basierend auf dem MSCI World Mid-Cap Equally Weighted Index bekommt dabei jedes der enthaltenen Unternehmen den selben Platz im Fonds (bei circa 900 enthaltenen Firmen wären das dementsprechend jeweils ungefähr 0,11 Prozent). Da sich im laufe der Zeit die Gewichte durch die unterschiedliche Aktienkursentwicklung verschieben, wird halbjährlich rebalanced und die Ausgangsgewichtung wieder hergestellt. Durch diesen Prozess werden auch systematisch die Gewinner wieder zurückgestutzt und die Nachzügler zugefüttert (sog. antizyklisches Handeln).
Der Momentum- Faktor
Der "Momentum"-Faktor will sich die Eigenschaft zunutze machen, dass Aktien, die sich in einem mittelfristigen (etwa letzte 3 bis 12 Monate) Aufwärtstrend befinden, diesen Anstieg wahrscheinlicher fortsetzen werden. Im Gegensatz zu anderen Strategien, die auf fundamentalen Bilanzkennzahlen der Unternehmen beruhen, spielt hier also nur die Kurspreis-Entwicklung eine Rolle.
Einfach nur die Aktien kaufen, die in der Vergangenheit am stärksten gestiegen sind, in der Hoffnung, dass sie ihren Anstieg in der Zukunft weiter fortsetzen, klingt zunächst sehr simpel. Fast schon zu simpel, als dass es wirklich so einfach funktionieren könnte. Wichtig dabei ist, die Aktienauswahl nicht ewig liegenzulassen, sondern regelmäßig zu überprüfen, ob das Momentum noch besteht (oder sich umgekehrt hat, und man deswegen anpassen muss). So haben einige akademische Studien gezeigt, dass eine konsequent angewandte Momentum-Strategie langfristig eine Überrendite erwirtschaften kann. Dabei kommt die Rendite nicht nur aus den Kursanstiegen der Momentum-Aktien, sondern vor allem auch daher, dass man schlecht gelaufene Aktien (die ihren Abwärtstrend wahrscheinlich nur weiter fortsetzen) von vorneherein weitestgehend versucht zu vermeiden.
Deswegen wird ist dies auch verwandt mit dem Konzept der "relativen Stärke". Statt "buy low, sell high" ist das Prinzip also eher "buy high, sell higher". Man reitet quasi die Wellen der Kursbewegungen von einem zum anderen Trend. Dabei funktioniert Momentum natürlich umso besser, je kürzer die Rebalancing-Abstände sind (um auch wirklich zeitnah in neu aufkommende Trends einzusteigen bzw. von abflauenden Trends auszusteigen), aber ein zu kurzes Intervall erhöht auch die Trade-Anzahlen (und damit Kosten) der Strategie. Ein Momentum-ETF nimmt einen nun diese Arbeit in einem Produkt, das man selbst halten und liegenlassen kann, unter der Haube ab.
ISIN: IE00BP3QZ825
TER: 0,30 Prozent
Dieser thesaurierende ETF basiert auf dem MSCI World Momentum Index, in dem die Aktien des Mutter-Index MSCI World mit einem "Momentum Score" versehen werden, der beschreibt, wie stark sich eine Aktie im Vergleich zu allen anderen Aktien in den letzten 6 und 12 Monaten entwickelt hat. Daraus wird anschließend eine Unterauswahl der am besten gelaufenen Aktien gebildet und halbjährlich wieder angepasst. Näheres zur Zusammensetzung und Konstruktionsweise steht in den Unterlagen des Indexanbieters MSCI
ISIN: IE00BL25JP72
TER: 0,25 Prozent
Ähnlich geht es auch wieder bei diesem thesaurierenden ETF von db-X zu, allerdings wird hier nur die 12-Monats Kursentwicklung als Bewertungsgrundlage benutzt. Alle Aktien des MSCI World werden dann nach ihrem Momentum jeweils über- oder untergewichtet.
Das war der vierte Teil der Artikelserie "ETFs von Smart-Beta-Strategien" mit dem Fokus auf dem Size-Faktor und Momentum-Faktor. Die nachfolgenden Teile der Serie sehen wie geplant folgendermaßen aus.
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 1a, was ist Smart Beta?
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 1b, was macht Smart Beta?
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 2, der Value-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 3, der Quality-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 4, der Size-Faktor und Momentum-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 5, der Low Volatility-Faktor und Multi-Faktor
- ETFs mit Smart-Beta-Strategien - Artikelserie Teil 6, Performanceuntersuchung der vorgestellten Strategien
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- Dividenden-Aktien oder Wachstums-Aktien
- Die Grundregeln der finanziellen Bildung
- Das Depot der Profitablen Unternehmen
- Lieber Outperformer oder Underperformer kaufen?
- Wie schlägt man den Markt?
- Wie findet man Aktien von sehr guten Unternehmen?
- Warum man in Aktien wirklich langfristig investiert sein sollte
- Mit ETFs in spezielle Strategien investieren
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