Halt, kennen wir den Spruch nicht eigentlich anders ?
Artikel wurde von Chris verfasst
Sicher sind auch Ihnen mittlerweile schon so einige Artikel begegnet, in denen für die Aktiendividende als "neuer Zins" getrommelt wurde, um so dem enttäuschten Sparer einen Ausweg oder gar Lösung in der Niedrigzinsphase anzubieten. Dabei wird natürlich das Trommeln noch umso penetranter, je niedriger die Zinsen weiter fallen - wer regelmäßig Finanzmedien liest, kommt sowieso nicht an der inflationären Verwendung solcher Überschriften vorbei und kann mittlerweile nur noch mit dem Augen rollen.
Wenn ich beispielsweise jedes mal dafür, wenn ich diesen Spruch wieder irgendwo neu lesen muss, einen Euro bekommen würde, ergäbe dies allein schon eine ganz ordentliche "Dividende". Selbst in allgemeinen Zeitungen begegnen einem schon seit längerem immer wieder solche Artikel, deren Inhalt sich so sehr ähnelt, dass die Vermutung nahe liegt, hier wird einfach nur Pressematerial aus den Marketingabteilungen der Finanzbranche abkopiert und durchgereicht, hinter denen natürlich auch immer gewisse eigene Verkaufsinteressen beabsichtigt sind.
Die Dividende ist nicht der neue Zins
Auf seriöseren Seiten werden folgerichtig Platitüden wie "Dividende ist der neue Zins" nicht verwendet und stattdessen eher mit Sorge betrachtet. Nicht, weil man generell etwas gegen Aktien hätte - sondern im Gegenteil, gerade weil Aktien so ein bedeutendes Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau sind, ist es wichtig, über das richtige Verhalten und den vernünftigen Umgang mit ihnen aufzuklären. Dazu gehört eben auch, mit falschen, zu vereinfachenden, und damit gefährlichen Darstellungen aufzuräumen, um den Leuten eine realistische Erwartungshaltung zu vermitteln, denn nur damit gelingt der langfristige Erfolg mit Aktien.Hier geht es zum vollständigen Artikel.
Schöner Beitrag! Also mir gefällt der Vergleich zwischen Dividende und Miete deutlich besser. Der größte Unterschied ist wohl, dass man auf die Miethöhe selbst Einfluss nehmen kann, auf die Dividende aber nicht. VG, Rico
AntwortenLöschen"Der größte Unterschied ist wohl, dass man auf die Miethöhe selbst Einfluss nehmen kann, auf die Dividende aber nicht."
LöschenNaja, zu sehr überbewerten kann man den "eigenen Einfluss" auch nicht, bzw die Miethöhe wird im wesentlichen "auch nur" vom Marktniveau über Angebot-Nachfrage vorgegeben. Konkret gesagt, wenn in einer Region eben ~5€/qm Miete usus ist, kann man nicht einfach so mal eben 10€ verlangen - natürlich kann mans ja zwar gern mal versuchen, wenn man will, aber wahrscheinlicher wird dann die Bude doch eher lange leerstehen ;-)
Oder man hat halt eben bestimmte Argumente, die so einen Preis rechtfertigen würden, allerdings sind die dann auch meist schon in den eigenen Anschaffungskosten mit enthalten gewesen und relativieren die Rendite wieder runter.
Auch wenn man nicht auf die Dividendenhöhe eines einzelnen Unternehmens Einfluss nehmen kann, kann man sich ja doch zumindest aussuchen, welche Unternehmen (mit verschiedenen Dividendenhöhen) man überhaupt ins Portfolio mit aufnehmen will (das also auf der "Meta-Ebene" ein bischen mit steuert), eben immer in Abwägungen und Gedanken zur eigenen Strategie (also ein System haben, dass bestenfalls eben nicht nur allein auf die Höhe der Dividende schaut).
Moin zusammen Klasse Blog! Habe eine Wohnung, die ich vermieten kann jetzt, aber aufgrund der stark gestiegenen Preise denke ich darüber nach den Gewinn ein zu streichen und anzulegen. Bloss hätte ich dann auf einen Streich 250k Kapital frei zur Verfügung. Das macht mir angst, wenn ich das alles auf ein etf Portfolio verteile und es dann Jahre gibt, in denen es 50℅ runter geht... Die Dividende hat dnan einen deutlich geringeren Wert als die konstante Miete... Was würdet ihr mir empfehlen? Wohnung verkaufen oder behalten und vermieten (die Miete ist natürlich ein Klacks gegenüber dem freigesetzten Kapital)? Danke euch, oli
AntwortenLöschenHallo Oli,
Löschenmir würde da als Eingangsfrage zuerst einfallen, ob du denn überhaupt schon Erfahrungen mit der Börse hast (und selbst wenns auch nur ne kleine Anlage bisher war), einfach nur damit du schon ein Gefühl entwickelt hast ?
Wenn nicht, dann klar kann ich auch verstehen dass man als Neuling erstmal große Bauch- und Kopfschmerzen bekommen würde beim Gedanken gleich ein 250k Vermögen ins kalte Wasser schmeißen zu müssen. Das wichtigste ist also, erstmal den Druck aus der Entscheidung rauszunehmen, denn das ist ein schlechter Ratgeber für wohlüberlegte vernünftige Entscheidungen, die man auch langfristig durchhalten kann.
Meine "Empfehlung" wäre also, dass du erstmal etwas Bildung brauchst, denn nur so gewinnst du auch die Sicherheit, souverän und selbstsicher entscheiden zu können was du später mit dem Vermögen anstellst. Bzgl Börse gibt es ja einige hervorragende Blogs, in denen die wichtigen Dinge und Grundstrategien verständlich vorgestellt werden. Das "kostet" vielleicht ein paar Stunden Lesezeit, du "gewinnst" aber dadurch Wissen was dir ermöglicht viel bessere Entscheidungen zu treffen.
Desweiteren auch der Tipp, dass du ja kein totales Entweder-Oder betreiben musst, sondern du lieber erstmal in einem kleineren Rahmen Erfahrungen mit ETF-Anlagen machen kannst. Investiere vielleicht erstmal nur ein paar tausend Euro und schaue dir das eine zeitlang mal an - erlebe auch wie es ist mal zu fühlen wenn der Depotstand sinkt! Das ist eine wertvolle Erfahrung, denn nur das durch- und aushalten solcher Knicke hilft dir die Souveranität zu entwickeln, um auch später größere Beträge zu investieren. (oder andersherum gesagt, wer es schon nicht aushalten kann dass sein 5000€ Depot mal um ein paar Prozente nach unten geht, der wird bei einem 250k€-Depot ja erst recht nicht aushalten. Erst der schrittweise, progressive Erfahrungsaufbau befähigt einen psychologisch dazu die nötige Abgeklärtheit, Routine und langfristige Sichtweise zu entwickeln, die gerade bei Aktien ja so elementar nötig ist).
Gleichzeitig kannst du dich AUCH in der Immobilie weiterbilden. Du hast sie ja schon und klingt auch abbezahlt, da ist also schon die größte Hürde für alle anderen genommen. Lies dich ein, wie man so ein Ding betreibt, und wenn du wirklich konkret nachgerechnet hast, ob/wie sich das lohnt, versuchs doch auch einfach mal mit der Vermietung?
Zumindest eine zeitlang kannst du ja beides betreiben, also ein kleines ETF-Depot zum Ausprobieren und die Vermietung, so kannst du später, nachdem du in beiden Dingen mehr Erfahrung gewonnen hast, besser entscheiden was dir mehr gefällt und worauf du dich eher konzentrieren willst. Vielleicht behälst du ja dann auch beides, was im Hinblick auf die Diversifikation der Einkommensströme sicher nicht die schlechteste Lösung wäre.
Hi Chris! Danke für deine Hilfe und Zeit, das weiss ich sehr zu schätzen. Ich habe definitiv schon Erfahrungen gesammelt, auch vor allem dank dieses Blogs habe ich mein mit etfs bestücktes und diversifiziertes Portfolio uber verschiedene Anlageklassen und Regionen hinweg ;) die Summen die investiert sind , waren bisher nur um die 30-40k und man muss bedenken dass ich das erst seit 4-5 Jahren mache und das die einfachsten borsenjahre waren, weil aufgrund der niedrigzinsphase die Aktienmärkte steil gegangen sind und manche Bewertungen einfach den Kontakt zur Realität verloren haben...
AntwortenLöschenLaut ein paar Simulationen bei justetf kann ich sehe dass mein Portfolio - obwohl es diversifiziert ist - doch in der vergangenheit einen Max Draw Back von 50℅ gehabt hätte... Das fühlt sich bei 30k doch definitiv anders an als 300k. Die Erfahrung habe ich nicht.
Und zumal ja hier gesagt wird dass die Dividende die neue Miete sei... Bei 50℅ Draw Back habe ich nur noch 150k die bei 3℅ Ausschüttung netto gerade mal 4.5k machen , meine vermietete Wohnung aber mehr erwirtschaftet als dieses Worst scenario. Daher tu ich mich noch schwer mit dieser Entscheidung und Ware um jede Hilfe dankbar.
Vielleicht sollte ich sie auch einfach jetzt so halten, und mein etf bestand wieder sukzessive aufbauen... Aber die Aussicht auf so viel Cash ist verlockend und ich bin auch überzeugt dass der Preis nicht so hoch bleibt (Zinsen, rekot bei den baugenehmigungen, Demographie, etc)
Keiner eine Antwort für mich?
AntwortenLöschenMeinst du Oli?. Ich versuchs gern nochmal :-)
LöschenBzgl Krise - ja, es wird auf jeden Fall auch mal in Zukunft wieder eine kommen (lehrt ja auch einfach nur schon ein Blick in die Historie: gute Phasen und schlechte Phasen wechseln sich immer mal wieder ab). Gründe dafür könnten wir alle auch zur Genüge aufzählen. Nun weiß ich natürlich nicht ob der große Knick nun exakt ausgerechnet in 5 Wochen gleich kommt oder erst in 5 Jahren - jeder muss das individuell mit seiner eigenen Einschätzung und persönlichen Risikotoleranz abklären und sich entsprechend positionieren.
Wenn deine Einschätzung des Risikos so ist, dass du aktuell wirklich nur mit Bauchschmerzen große Summen in den Aktienmarkt legen würdest, solltest du das natürlich lieber nicht tun. Halte dein Kapital lieber erstmal zusammen (bzw also quasi in deiner Wohnung angelegt). Bzw mach am besten eine pseudo-tabellarische Auswertung und schreibe für dich selbst schwarz auf weiß auf:
Wie schätze ich die Entwicklung der Aktienmärkte in 1/3/5 Jahren ein? (also DU persönlich, da nützen dir meine Annahmen, oder die von irgendjemanden anderen wenig, denn nur du musst ja mit den Konsequenzen der Entscheidungen leben)
Und wie schätze ich die Entwicklung meiner Immobilie in 1/3/5 etc. Jahren ein?
So richtig langfristig (also 15,20 etc Jahre) sind wir natürlich ein großer Freund von Aktien, dass heißt aber natürlich nicht dass sich Jeder zu jeder Zeit und immer mit dem vollen Betrag engagieren sollte (gerade wenn es ihn nur unruhig macht, und Unruhe ist ja gerade eine emotionale Fehlerquelle die wir eher vermeiden wollen). Wenn du eben mittelfristig das Risiko auf der Aktienseite so hoch einschätzt (und damit auch richtig liegst ;-), ist es natürlich vernünftiger, den nächsten großen Crash lieber "nur" mit nem 30k Depot mitmachen zu müssen als gleich mit nem 300k Depot. Behalte aber bitte auf jeden Fall wenigstens das "kleine" Depot weiter (bzw wenn du einen kleinen Sparplan hast, ziehe ihn auch durch die Krise hindurch weiter durch), damit du dann wenigstens mal die Erfahrung mitmachst und damit für die Zukunft eine dickere Haut entwickelst :-)
Behalte deine Wohnung erstmal weiter, und mach auch deine Erfahrungen mit der Vermietung.
Dann schau nach 1/3/5 Jahren oder wann auch immer die Krise kommen wird, wie sich die Situation gestaltet. Ist deine ursprüngliche Einschätzung (siehe oben) in etwa eingetreten? Wenn die Aktien dann massiv gefallen sind (ihr weiteres Renditepotential also wieder gestiegen ist) und deine Wohnung relativ stabil geblieben ist, kannst du nochmal neu über eine Umschichtung/Immobilienverkauf nachdenken.
"Und zumal ja hier gesagt wird dass die Dividende die neue Miete sei..."
Naja, so richtig eigentlich nicht, in dem Artikel hab ich ja hpts gesagt das mir der Mietvergleich zwar besser als der naive Zinsvergleich gefällt, es aber natürlich trotzdem noch Probleme und Unterschiede gibt.
"Vielleicht sollte ich sie auch einfach jetzt so halten, und mein etf bestand wieder sukzessive aufbauen..."
Ja, ich finde auch das klingt nach allem was du so gesagt hast nach der besten Methode (oder zumindest nach der am wenigsten schlechtesten). Bleib diversifiziert, halte verschiedene Vermögenswerte, tu dich nicht zu irgendwas zwingen mit dem du Nachts nicht mehr ruhig schlafen könntest. Halte dich stur und konsequent an deinen Plan, komme was wolle.
"Aber die Aussicht auf so viel Cash ist verlockend und ich bin auch überzeugt dass der Preis nicht so hoch bleibt"
Klar ist das Cash verlockend, aber dann kommt ja wieder die Kernfrage: Was mit dem großen Cash überhaupt anfangen? Komplett in Aktien anlegen bereitet dir ja anscheinend grad noch viel größere Bauchschmerzen (wegen dem höher eingeschätzten Risikopotential) als ein eventueller/etwaiger Wertverlust deiner Immobile etwas.
Ich denke also, du hast dir deine "Antwort" was du machen sollst eigentlich schon gut selbst gegeben, und so sollte es ja auch sein :-)