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Sonntag, 3. August 2014

Es lassen sich immer Gründe finden keine Aktien zu kaufen

Wenn ich mich mit anderen Leuten über das Thema Börse unterhalte, fällt mir rückwirkend einen interessanter Umstand auf: Es gibt scheinbar zu allen Zeiten triftige Gründe keine Aktien zu kaufen. Oder anders ausgedrückt, im Grunde gab es in den letzten 6 bis 7 Jahren zu keiner Zeit eine Phase, bei der ein Einstieg in den Aktienmarkt nahezu Konsens der Markteilnehmer war. Diese Erfahrung hat daher auch Konsequenzen auf mein eigenes Verhalten gegenüber dem weltweiten Produktivkapital. Jeder der zweifelt, aktuell den richtigen Einstiegszeitpunkt gefunden zu haben, sollte einmal diesen Artikel lesen.

Einer der häufigsten Sätze der letzten Monate lautete sinngemäß wie folgt: "In den letzten Jahren war es ja einfach in Aktien zu investieren. Denn sie waren von 2009 bis 2011 billig, aber jetzt sind sie teuer". Aus heutiger Sicht würde wohl jeder diese Aussage unterstreichen. Aber erstaunlicherweise habe ich davon in den Jahren 2009 bis 2011 kaum etwas gehört. Aber der Reihe nach.

Der DAX-Performance-Index seit 2008. Man konnte zu jeder
Zeit Gründe finden nicht in Aktien zu investieren (siehe
Text) - Quelle: comdirect.
01- Herbst 2008: 5 bis 8 Prozent Kursverlust pro Tag bei DAX und Dow Jones kamen regelmäßig vor. Zu dieser Zeit wurde das gesamte Finanzsystem in Frage gestellt. Nach der Pleite der Lehmann Brothers stand die Frage im Raum, welche Bank als nächstes in den Insolvenz rutschen würde. In den Medien wimmelte es von Berichten über den bevorstehenden finanziellen Weltuntergang. Aktien im Depot zu haben war noch unbeliebter als Fußpilz

02- Jahresbeginn 2009: Nach einer gewissen Stabilisierung gab es einen erneuten Rutsch an den Aktienmärkten. Positive Ausblicke waren kaum einmal zu lesen. Lediglich einige Chartanalysten wiesen auf die gute Chance einer Gegenbewegung nach oben hin. Oft war von einem langen Bärenmarkt die Rede.

Nachdem der Goldpreis auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ebenfalls crashte, begann jetzt eine Rally. Die Notenbanken hatten die Leitzinsen kräftig gesenkt und damit schien eine baldige gewaltige Inflation in den USA und Europa eine ausgemachte Sache.

03- Jahreswechsel 2009/2010: Der DAX stieg von unter 4.000 auf 6.000 Punkte. Das war ein Anstieg von 50 Prozent innerhalb weniger Monate. Die Probleme der Finanzkrise waren alle noch da und nach dem starken Kursanstieg warteten viele auf den erneuten Kursrückgang. Aktien hätten sich von den Unternehmensbewertungen abgekoppelt und seien im Vergleich zur Wirtschaft zu hoch bewertet, war vielerorts zu hören.

04- Frühling 2011: Der DAX stieg über 7000 Punkte. Eine beeindruckende Rally seit den Tiefstständen. Dennoch kamen nun einige Länder in der Eurozone unter Druck. Besonders Griechenland tat sich hervor und die Frage nach einem Austritt von Griechenland und einem Auseinanderbrechen der Eurozone wurde immer lauter.

05- Spätsommer 2011: Der DAX rutschte von über 7.000 auf fast 5.000 Punkte. Die Eurokrise erreichte ihren Höhepunkt. Die Medien waren voll mit diesem Thema und die Pessimisten schienen mit der Warnung vor einem erneut fallen Aktienmarkt Recht gehabt zu haben.
Der Goldpreis erreichte mit über 1.900 US-Dollar seinen bisherigen Hochpunkt, deutlich sichtbar war im Chart eine lupenreine Fahnenstange. Gold müsse man jetzt kaufen, nicht Aktien, war zu hören.

06- Sommer 2012: Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank versprach alles zu tun, um den Euro zu retten. Der DAX hielt sich in dieser Zeit zwischen 6.000 und 7.000 Punkten auf und startete nun eine anhaltende Rally. Trotz dieser markigen Worte des Notenbankpräsidenten herrschte weiter eine recht pessimistische Stimmung am Aktienmarkt vor.

07- Im Frühling/Sommer 2013 gelang dem DAX der nachhaltige Vorstoß über die 8.000 Punkte-Marke. Die größten Ängste wegen der Eurozone waren mittlerweile vorüber, aber die 8.000 Punkte-Marke im DAX sahen viele als eine Tendwende an. "Bis hierhin und nicht weiter" hieß es oft und der Markt sei jetzt bereits zu weit gelaufen.
Gold crashte, von 1.600 US-Dollar rutschte der Kurs innerhalb weniger Wochen auf 1.200 US-Dollar.

Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (FED) kündigte an ihre Käufe von Staatsanleihen zurückzufahren. Daraufhin gaben weltweit die Kurse nach, besonders traf der Kursverlust die Emerging Markets.

08- Jahreswechsel 2013/2014: Seit dem Sommer fand eine gewaltige Rally in den USA und Europa statt. Der DAX stieg auf 9.500 Punkten.

09- Ende Januar 2014: Der Januar endete für die US-amerikanischen Indizes mit einem Monatsverlust. Viele unkten, dass dies ein Zeichen für ein schlechtes Börsenjahr sei. Im Artikel "Hat der schwache Januar 2014 im S&P 500 Folgen für das gesamte Jahr?" haben wir jedoch gesehen, dass ein negativer Januar nicht unbedingt für ein insgesamt schlechtes Börsenjahr sprechen müsste.

Die Inflationsrate lag in der Eurozone seit mehreren Monaten unter 1,0 Prozent. Und dies trotz der Nullzinspolitik der Notenbanken. Jetzt wurde auch den meisten klar, dass nicht Inflation, sondern eher Deflation die drohende Gefahr ist.

10- Frühsommer 2014: Der DAX überstieg zeitweise 10.000 Punkte, der Dow Jones über 17.000 Punkte und der S&P 500 näherte sich 2000 Punkte an. Spätestens zu dieser Zeit konnte man an der Höhe der Dividendenrendite und des KGV sehen, dass der Aktienmarkt in der Breite nicht mehr günstig war. Viele Menschen - auch Privatanleger - stellten sich die Frage, ob man denn jetzt noch in den Markt einsteigen könnte.

Fazit:
Es gibt scheinbar keine Zeit, in der der Aktienmarkt lautstark zum Einstieg ruft. Zu jeder Zeit lassen sich genügend Gründe finden, warum es aktuell noch nicht oder nicht mehr ratsam ist, Unternehmensanteile zu kaufen. Für mich lässt diese Erfahrung den Umkehrschluss zu, dass es gleichzeitig immer möglich ist Aktien in sein Depot zu legen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber wer seine Ersparnisse oder sein Kapital in Intervallen investiert, kann mit dieser Methode gut schlafen und mindert das Risiko auf einem mehrjährigen Hochpunkt einzusteigen.

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5 Kommentare:

  1. Ich bin in II/08 mit größeren Beträgen eingestiegen, aber nicht weil ich eine besonders gute Nase hatte, sondern weil es die letzte Möglichkeit war, steuerfreie Veräußerungsgewinne langfristig zu sichern. Jetzt betrachtet sicherlich der richtige Zeitpunkt, z.B. eine BASF für 27 € oder einen ETF auf den DAX für unter 50 € zu kaufen - bei Eon und RWE war natürlich das Gegenteil der Fall......

    Danach habe ich kontinuierlich weiter zugekauft. Bei guten Dividendenrenditen und einem langfristigen Anlagehorizont ist der Einstiegszeitpunkt nicht sooo entscheidend - obwohl ich im Augenblick auch auf einen weiteren Kursrückgang spekuliere.

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  2. Schon mal den langfristchart vom nikkei oder china composite geshen oder den athex? wer garantiert einem dass das beim dow nicht passiert?

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    1. Niemand, deswegen diversifiziert man ja auch vernünftig. Und wer wirklich glaubt, das ~die ganze Welt~ einen jahrzehntelangen Abschwung erlebt, der soll eben einfach ganz von der Börse fernbleiben und schauen wie er mit seinen vertrauten Anlageformen fährt.

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    2. Bei Investitionen am Kapitalmarkt gibt es keine Garantie. Jedoch hat man bei einer langfristigen und global diversifizierten Anlage eine recht hohe Wahrscheinlichkeit eine gute Rendite zu erzielen. Das können auch ETFs sein, die den globalen Aktienmarkt abbilden.

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  3. Ich weiß genau was du meinst Lars! Ich weiß noch wie ich mir beim DAX-Stand von 7500 überlegt habe, ob es überhaupt noch Sinn macht einzusteigen. Ich dachte der Markt wäre schon wieder viel zu gut gelaufen. Tja, so kann es gehen. Deswegen kaufe ich jetzt Monat für Monat zu und achte nicht mehr auf Indexstände.

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