Freitag, 27. Mai 2016

Vier Gründe, warum es keinen Sinn macht, seine Aktien im Sommerhalbjahr zu verkaufen

Im Frühling eines jeden Jahres wird neben den üblichen Dividendenausschüttungen bei europäischen Aktien vor allem über das Thema "Sell in May and go away" gesprochen. Das heißt, die Zeit von Oktober bis April ist statistisch die erfolgreichere Zeit bei Aktien. Während in der Zeit von Mai bis September im langjährigen Durchschnitt eine schlechtere Performance zu erwarten sei. Dieses statistische Ergebnis scheint derart festgebrannt in den Köpfen der Marktbeobachter zu sein, dass recht pauschal der Sommer als eine Zeit angesehen wird, in der ein Anleger seine Aktien verkaufen sollte. Hier nun vier Gründe, warum es nicht sinnvoll ist, seine Aktien im Sommer zu verkaufen:

1.) Der globale Aktienmarkt steigt langfristig immer weiter an
Dass der Aktienmarkt weltweit und in größeren Zeitabständen betrachtet eindeutig aufwärts tendiert, haben wir hier bereits sehr oft gesagt. An dieser Stelle somit nur kurz der Hinweis, dass beim Verkauf und Verkauf von Aktien oder Aktien-ETFs jeweils Gebühren anfallen. Daher auch die durchaus berechtigte Aussage: Hin und her, macht die Taschen leer.

Macht es wirklich Sinn, im Sommer seine Aktien zu verkaufen?

2.) Es ist kaum möglich die besten Zeitpunkte für Verkauf und Kauf zu erwischen
Wenn die Zeit bis April so gut ist, wann sollte ein Anlager dann also verkaufen? Im April? Vielleicht steigt der Markt ja bis Mitte Mai noch? Oder wann sollte der Wiedereinstieg durchgeführt werden? Ich kann mich noch gut an den Herbst 2015 erinnern, als ich im November gefragt wurde, wann denn nun die Jahresendrally beginnen würde. Dummerweise hatten die größten Kursanstiege schon im Oktober stattgefunden und der Dezember erwies sich als schwacher Börsenmonat.

3.) Ohne Aktieninvestments keine Dividendenzahlungen
Wer tatsächlich innerhalb eines Jahres seine Aktien verkauft, wird eher zufällig Dividendenzahlungen erhalten. Das ist in Ordnung, sofern jemand keinen Wert auf einen regelmäßigen Ertrag legt. Für jeden der aufgrund von Dividendenzahlungen passives Einkommen erhalten möchte, sind temporäre Verkäufe wenig sinnvoll. Wer dennoch Angst vor Kursverlusten hat, kann sich stattdessen Absicherungsstrategien fürs Depot näher anschauen.

4.) Die Sommermonate sind überhaupt gar nicht so schlecht
Jetzt kommt eine Statistik, bei der die Grundlage der Argumentation für Aktienverkäufe zum Sommer hin fast schon davon schwimmt. In der folgenden Grafik ist die mittlere Performance des Dow Jones Industrial Average für jeden Monat im Zeitraum 1896 bis 2014 zu sehen.

Die mittlere monatliche Kursperformance in Prozent des
Dow Jones Industrial Average im Zeitraum 1896 bis 2014

Ok, Mai und September weisen in diesen 118 Jahren im Mittel eine negative Performance auf. Das scheint auch der Grund dafür zu sein, warum das Mittel der Monate Mai bis September ein statistisch schwächeres Ergebnis liefert als das Winterhalbjahr. Die Monate Juni, Juli und August waren in dieser durchaus langen Zeit jedoch besser als beispielsweise Oktober, Februar und März.

Aus meiner Sicht kann diese Statistik noch aus einer anderen Perspektive betrachtet werden: In acht bis zehn (wenn man die leicht positive Performance von Februar und Oktober hinzunimmt) von zwölf Monaten steigt der Aktienmarkt im vieljährigen Durchschnitt an. Aus welchem Grund sollte ich ein global diversifiziertes Depot für die langfristige Geldanlage für ein paar Monate auflösen?

Fazit
Also für mich ist anhand dieser wirklich langfristigen Grafik der Monatsperformance des Dow Jones Industrial Average nicht ersichtlich, warum jemand im Sommerhalbjahr seine Aktien verkaufen sollte. Abgesehen von der fehlenden Dividendenrendite stellt sich bei Einzel-Aktien noch die Frage, in welcher Form diese im Frühling verkauft und im Herbst wieder gekauft werden sollten? An einem festgelegten Tag oder in Intervallen?
Daher mein klarer Favorit: Wegen einer Jahreszeit ist es nicht sinnvoll, seine Unternehmensbeteiligungen zu verkaufen. Da gibt es ganz andere Gründe, um seine Aktien aus dem Depot zu werfen, die wir hier auf dem Blog an einigen Stellen oder in der Aktien Akademie besprochen haben.

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6 Kommentare:

  1. Guter Artikel. Der globale Aktienmarkt steigt langfristig immer weiter an, richtig. Aber die Renditen werden trotzdem deutlich sinken in Zukunft, weil die Volatilität deutlich zunehmen wird.

    Gründe:
    1. Das weltweite Finanzsystem ist heute viel instabiler denn je, egal was die Notenbanken erzählen. Enorme Risiken stellt die Schuldenexplosion der vergangenen Jahre dar. Nur mit Nullzinsen kann die Fed und EZB die Schuldenparty fortführen. China ist noch extremer.

    2. Massiv verschärft wird das Risiko durch Derivate mit welchen auf künftige Entwicklungen spekuliert wird. Seit der massiven Zunahme dieser Produkte schwanken auch hochwertige Aktien viel deutlicher als früher.

    Wenn der Aktienmarkt sich mal wieder auf Fundamentaldaten konzentrieren wird, wird er stärker nach unten laufen, als vielen Anlegern lieb ist. Die Frage ist also nicht ob, sondern nur wann der große Crash kommt.

    Ich plädiere für ein aktives Risikomanagement aber das stößt hier weitgehend auf taube Ohren. Oder mangelndes Fachwissen.

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    1. Vielen Dank für Ihre Einschätzung. Grundsätzlich freue ich mich über jeden Kommentar. Allerdings sind hier seit einigen Woche häufiger Kommentare unter "Anonym" aufgetaucht, die eine negative Börsenentwicklung erwarten. Das ist völlig in Ordnung, aber ich habe dazu folgende Anmerkungen:

      1.) Für eine längere Unterhaltung ist es meiner Meinung nach sinnvoll, wenn sich ein schreibender Leser auf irgendeine Weise eindeutig zu erkennen gibt. Das muss nicht unbedingt der volle Name sein, aber ein Vorname oder ein Hinweis, dass andere Leser und Kommentatoren wissen: Ok, dass ist der Leser A, der neulich zum Thema B den Sachverhalt C gesagt hat.
      Andernfalls ist das Risiko ziemlich hoch, dass selbst gute Kommentare im Rauschen der anonymen Schreiber untergehen.

      2.) Es darf hier jeder seine Meinung kundtun und eine Pflicht für Belege gibt es natürlich nicht. Das wäre auch zuviel verlangt. Aber wenn eine These in den Raum geworfen wird, bei der der Eindruck entsteht, dass darin mehrere Behauptungen enthalten sind und zum Schluss anderen Bloglesern oder dem Blogbetreiber mangelndes Fachwissen vorgehalten wird, darf man sich nicht wundern, wenn ein Feedback ausbleibt.

      Wenn ich mich recht entsinne, wurde Ihnen schon der Vorschlag gemacht, zum Thema Risikomanagement mehr ins Detail zu gehen. Hier wurden die Themen "Money-Management", "strategische Asset-Allocation" und "Vorbereitung auf fallende Kurse" bereits besprochen. Wer die dort gesagten Vorschläge umsetzt, wird selbst bei einer Halbierung des Aktienmarktes erheblich weniger temporäre Kursverluste erleiden als die Hälfte seines Kapitals.
      Möglicherweise ist mal wieder eine Auffrischung dieser Themen notwendig oder sie müssten mehr konzentriert werden, aber wenn Sie darüber hinaus noch Vorschläge zum Risikomanagement haben, dann freuen wir uns alle auf ihre weiteren Ausführungen.

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  2. Sie haben recht, ich werde künftig mit Namen kommentieren und mich dazu bei einem Googlekonto registrieren.

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  3. Hallo Lars , ich dachte immer , fallende Kurse sind Nachkaufchancen ??? . Im Dividenden Aristokraten Depot , sind leider nicht viele Titel total runter,
    die unteren ( 6 ) habe ich jetzt bereits alle auf Full Ziel Position und bin froh , das ich auch mal den einen oder anderen Kursrücksetzer nutzen konnte um Oben oder zumindest in der Mitte nachzukaufen .
    Langsam aber beständig füllt sich das Depot . Aber bei mir ist es halt so , das ich auch mal ein paar kurzfristige Trades machen muss , um genau diese Einkaufschancen zu nutzen und mich dannach wieder versuche durch rebalancing gerade zu stellen .
    Für mich Lars , wäre eigentlich mal SUPER Spannend ,
    die Betrachtung : Oben , Unten oder die Mitte bei Kurseinbrüchen Nachzukaufen ????? .
    Also eigentlich die Frage , wo lohnt es am meisten .
    Z.B. Altria , läuft und läuft und läuft .
    LG Det

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  4. Interessanter Artikel. Ich habe meinen Baranteil aber nun auf 60 Prozent aufgestockt und entsprechend den Wertpapieranteil deutlich gesenkt. Aktien-Furcht ist in diesen Tagen doch recht gut begründet.

    Brexit, Verwerfungen bei Wechselkursen, die US-Wirtschaft schwächelt deutlich und Donald Trump hat gute Chancen Präsident zu werden. Außerdem kämpfen die Chinesen mit ihren Schulden. Kein gutes Klima für steigende Kurse. Eine kräftigere Korrektur abwarten und dann phasenweise einkaufen. So bleibt mehr hängen.

    John

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    1. "Brexit, Verwerfungen bei Wechselkursen, die US-Wirtschaft schwächelt deutlich und Donald Trump hat gute Chancen Präsident zu werden. Außerdem kämpfen die Chinesen mit ihren Schulden. Kein gutes Klima für steigende Kurse."
      Danke John, dann kann ich kaufen. Ich dachte schon, es kommt gar kein Pessimismus auf.

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