Freitag, 11. Dezember 2015

Ist der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen eine überdurchschnittlich gute Investmentidee?

Vor rund einem Jahr habe ich an dieser Stelle über den größten Staatsfonds der Welt, nämlich der Norweger Staatsfonds berichtet. Kurze Zeit später stellte ich eine Möglichkeit vor, diesen mit einer Auswahl von ETFs zumindest annähernd abzubilden.
In diesem Artikel möchte ich einen weiteren Aktienfonds besprechen, der eine besondere Mission verfolgt. Dieser ist gerade in Deutschland ziemlich bekannt, und über den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wird auch gerne in den Medien berichtet.

Im Verkaufsprospekt gibt es diesen Fonds in vier verschiedenen Varianten. Hier betrachte ich lediglich die erste Auflage, die seit Januar 2008 im Markt ist mit der WKN: A0M8HD und ISIN: DE000A0M8HD2 als thesaurierende Variante.

Was ist die Anlagephilosophie?
Die Shareholder Value AG mit Sitz in Frankfurt am Main hat sich auf das Aufspüren von Nebenwerten spezialisiert. So wurde Anfang 2008 ein Aktienfonds gegründet, die genau solche kleineren börsennotierten Unternehmen - vorwiegend aus dem europäischen Raum - im Fokus hat. Der Vorstand des Unternehmens wendet sich dabei besonders an diverse Stiftungen, die zumindest einen Teil Ihres Geldes in diesen Aktienfonds anlegen sollen. Der Fondsmanager Frank Fischer verfolgt dabei ein durchaus ehrgeiziges Ziel, und zwar dauerhaft jährliche Renditen im zweistelligen Bereich zu erzielen. Der Fokus des Fondsmanagement liegt auf günstig bewertete, möglichst eigentümergeführte Unternehmen, die von ihrer Größe nicht in der ersten Aktien-Liga spielen. Eine weitere Konzentration findet auf Titel statt, die in irgendeiner Weise Wettbewerbsvorteile verfügen.


Nebenwerte für konservatives Investieren?
Nun sind Stiftungen dafür bekannt, dass sie ihr Kapital nicht mit den allerhöchsten Risiko investieren. Daher passen vielleicht kleinere Unternehmen, zumal mit einem recht engen Fokus (über 50 Prozent der Aktien stammen derzeit aus Deutschland) nicht so recht zu einem konservativen Investment. Jedoch hat der Fonds die Freiheit, auch mal bis rund die Hälfte des Kapitals in Anleihen oder Bargeld zu verschieben.
Beim Blick in das aktuelle Portfolio fällt als drittgrößte Position Alphabet auf. Der Mutterkonzern vom einstigen Welt-Konzern Google ist jetzt nicht gerade ein europäischer Nebenwert. Generell findet man im Portfolio Aktien aus aller Welt, wenn auch nicht mit allzu hoher Gewichtung.
Also, letztendlich ist es ein weltweit anlegender Aktienfonds, der aber zur Hälfte aus Aktien rausgehen kann, wenn dem Fondsmanagement die Situation nicht geheuer ist, mit einem gewissen Schwerpunkt auf europäische Nebenwerte.

Vergleich mit anderen Aktienfonds
Im Grunde gibt es kaum ein vernünftiges Vergleichs-Benchmarking. Deshalb muss ich Ihnen die Antwort der in der Schlagzeile gestellten Frage schuldig bleiben. Für meinen persönlichen Geschmack hat der Fondsmanager zu viele Freiheiten, was den Investmenterfolg zu sehr von einer oder einigen wenigen Personen abhängig macht. Aber vielleicht sehen dies andere Leser gerade als Stärke dieses Fonds an und holen sich deshalb einige Anteile in ihr Depot. Mehr als eine Beimischung für das eigene Depot sollte dieser Fonds aber wirklich nicht sein.

Um dennoch einen Vergleich anbieten zu können, habe ich einen längeren und einen kürzeren Zeitraum mit jeweils verschiedenen Fonds, ETFs und Indizes zusammengestellt. Anhand dieser kleinen Auswahl ist zumindest eine grobe Abschätzung möglich.

Quelle: Comdirect.de
Im ersten fast achtjährigen Performance-Vergleich, also jeweils inklusive Dividenden, sehen wir einen zweiten Platz des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Nur der MDAX konnte ein besseres Ergebnis erzielen, etwas dahinter ein Aktien-Index mit europäischen Smallcaps. Das schwächere Abschneiden des DWS Top Dividende ist nicht verwunderlich, da kleinere Unternehmen in Aktienhaussen schneller rennen als die Dickhäuter, die im Dividendenfonds versammelt sind. Ein Thema, was uns am kommenden Sonntag noch in der neuesten Newsletterausgabe näher beschäftigen wird.
Auffallend ist der geringe Rücksetzer während der Eurokrise 2011 als sich der Frankfurter Aktienfonds gegenüber allen anderen Aktien-Indizes gut behaupten konnte. Das brachte dem Fondsmanagement viel gute PR und Aufmerksamkeit. Und da reden wir durchaus von einer besseren Performance von rund 50 Prozent. Wie wir hier mehrfach festgehalten haben, ist ein aufzuholender Verlust ein echtes Handicap. Dennoch hat es der MDAX geschafft und der MSCI Europe Smallcap ist ihm dicht auf den Fersen.

Bei der nächsten Vergleichgruppierung betrachten wir einen kürzeren Zeitraum, nämlich die vergangenen drei Jahre. Das waren durchaus schwächere Jahre des Frankfurter Aktienfonds wie wir eben bei der Aufholjagd der anderen Indizes bereits gesehen haben.

Quelle: Comdirect.de
Dieses Mal treten erneut der DWS Top Dividende und der weltweite Aktien-Index MSCI ACWI (Industriestaaten und Schwellenländer). Also eigentlich ein Vorteil für den Frankfurter Aktienfonds mit seinen vielen Nebenwerten. Denn bis Anfang 2015 herrschte ein ordentlicher Aufwärtstrend an der Börse vor. Aber ab Mitte 2014 hatte unser betrachteter Aktienfonds das Nachsehen und die anderen zogen ihm davon. Seit dem Frühling 2015 ist die Performance allerdings wieder besser, was vor allem auf eine recht große aktuelle Bargeldreserve zurückzuführen ist.

Quelle: Comdirect.de
Zum Schluss noch eine zweijährige Gegenüberstellung mit dem globalen Aktien-Indes der SmallCaps (Schwerpunkt Industrieländer) SPDR MSCI World Small Cap (ISIN: IE00BCBJG560). Auch hier ist die schwächere Phase des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen deutlich zu erkennen.

Fazit
Die Performance des Frankfurter Aktienfonds ist wirklich nicht schlecht, wie der achtjährige Vergleich mit anderen reinen Aktien-Indizes zeigte. Bei genauerer Betrachtung stammt das erfolgreiche Abschneiden vor allem aus dem guten Management während der Eurokrise 2011. Anschließend gab es 2014 eine schwächere Phase, die den einst üppigen Vorsprung wieder aufzehren ließ. Seit dem Frühling 2015, eine nicht besonders positive Zeit am Aktienmarkt, macht unser betrachteter Aktienfonds wieder eine bessere Figur, hauptsächlich aufgrund einer reduzierten Aktienquote.
Unter dem Strich kann ich über einen Zeitraum von mehreren Jahren keinen nachhaltigen Mehrwert gegenüber Standardindizes erkennen. Ob sich das erfolgreiche Agieren von 2011 häufig genug wiederholen lässt, wissen wir erst im Nachhinein. Dennoch begeht man aber auch keinen großen Fehler sich einige Anteile ins eigene Depot zu holen.

Zum Weiterlesen:

3 Kommentare:

  1. Hallo Lars,
    danke für den Vergleich. Ich finde den Frankfurter Fond in
    der auschüttenden variante (Typ A) ganz interessant.

    FRANKFURTER AKTIENFONDS FUER STIFTUNGEN A DE000A1JSWP1

    Gruß
    vdboom

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  2. Noch nie was von dem Fonds gehört ^^
    Da ich ja nicht (aktiv, lol) nach Aktiven suche, kenn ich auch nur etwa ein Dutzend (halt die großen bekannten, von denen man auch immer wieder überall in der Werbung liest) überhaupt mit Namen auswendig.

    Na jedenfalls, der hier vorgestellte scheint ja theoretisch ganz nett zu sein, aber praktisch lässt sich das auch einfacher mit nem MSCI World Smallcap (plus etwa 30% Cash/Bond-Quote um die Volatilität dementsprechend zu begrenzen) nachbilden, für deutlich weniger TER ^^

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  3. Also für mich sieht das nach einen Fond aus , der sehr auf Sicherheit ausgelegt ist , möglicherweise zu sicher , da er dann die Gewinne auch nicht einfahren kann , wenn nur Cashquote hoch ist . Er also in starken Marktphasen nicht investiert ist . Aber gut , für jemanden der in erster Linie an Risikoabsicherung intresse hat , scheint er doch bei Drawdown besser wie der Markt abzuschneiden .

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