Donnerstag, 3. September 2015

Zwei Strategie-ETF mit Vergleich zum MSCI World

Vor einiger Zeit hatte ich die Artikel "Mit ETFs in spezielle Strategien investieren" und "Wie schlägt man den Markt?" veröffentlicht. Dort hatten wir festgestellt, dass es mit gewissen Strategien durchaus möglich ist die standardmäßig nach der Marktkapitalisierung gewichteten Aktien-Indizes zu outperformen. Allerdings - und hier liegt die Schwierigkeit - gelingt dies nicht mit allen Strategien in jeder Marktphase. Oft kann der Strategie-ETF einen Vorsprung herausarbeiten, der bei einer Änderung der Börsenlage jedoch wieder zunichte gemacht wird.
Auf der Seite "Profitable Unternehmen" läuft gerade ein Portfolio-Projekt, bei dem mittels einer quantitativen Analyse von Aktien versucht wird bekannte Standard-Indizes zu übertreffen.
Zwei weitere Strategie-ETF, die in dieser Woche auch in der Print-Ausgabe des Focus Money präsentiert wurden, möchte ich hier in diesem Artikel besprechen.

Powershares FTSE RAFI All World 3000 Index
Der Erfinder der sogenannten RAFI-Indizes - Rob Arnott, Chef von Research Affiliates - sagt:
"Traditionelle Aktienindizes sind nicht optimal als Richtschnur für eine Investmentstrategie." 
Daher werden die Aktien in den RAFI-Indizes nach fundamentalen Kriterien gewichtet und man "vermeide eine systematische Übergewichtung hoch bewerteter Aktien."
Auswahl und Gewichtung erfolgen nach: Umsatz, Cashflow, Buchwert und Dividenden.

Powershares FTSE RAFI All World 3000 Index (Link zur Webseite)
ISIN: IE00B23LNQ02
TER: 0,50 Prozent

Powershares FTSE RAFI All World 3000 Index (schwarz)
und der MSCI World (blau) - jeweils Performance-Index -
seit 2010 - Quelle: comdirect.de
Der ausschüttende ETF mit physischer Replikation konnte den MSCI World jedoch in den vergangenen 5 Jahren nicht hinter sich lassen. Lediglich in den Jahren 2013 und 2014 gelang ihm eine Outperformance gegenüber dem Welt-Index.

So heißt es in dem Bericht von Focus Money auch, dass in Phasen, in denen vor allem Wachstums-Aktien gefragt waren, der Vergleichs-Index nicht geschlagen werden konnte.

Für mich zwar ein sehr interessanter Ansatz, aber die gewünschten Ergebnisse im Vergleich zum Standard-Index kann ich noch nicht erkennen.


iShares MSCI World Value Factor UCITS ETF
Dieser ETF aus dem Hause BlackRock setzt ebenfalls auf Value, in dem die Aktien aufgrund von drei Indikatoren ausgewählt werden. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Buchwert (also Eigenkapital des Unternehmens im Vergleich zum Aktienkurs) und Unternehmenswert. Nur wer in allen drei Disziplinen auf vordere Plätze kommt, wird in den ETF aufgenommen. Auffallend ist derzeit ein recht hoher Wert japanischer Aktien von über 25 Prozent. Sektoriell sind Finanzdienstleistung und Gesundheitswesen ziemlich hoch gewichtet.

iShares MSCI World Value Factor UCITS ETF (Link zur Webseite)
ISIN: DE000A12BHG0
TER: 0,30 Prozent

iShares MSCI World Value Factor UCITS ETF (schwarz) 
und der MSCI World (blau) - jeweils Performance-Index - 
seit Oktober 2014 - Quelle: comdirect.de

Der noch junge thesaurierende ETF mit physischer Replikation feiert im Oktober 2015 seinen ersten Geburtstag. Besonders seit dem Frühjahr 2015 ist eine Tendenz zu einer erfolgreicheren Entwicklung als beim MSCI World zu erkennen. Der Ansatz sieht derzeit zumindest vielversprechend aus und macht mich neugierig auf mehr.

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Zum Weiterlesen:

15 Kommentare:

  1. Haja, die schöne neue "Smart Beta"-Welt. In den USA gibts schon hunderte solcher Fonds die verschiedenste Strategien und Regionen abdecken, und auch in Dland kommt die Welle bald ins Rollen, weil das hungrige Anlegervolk ja immer gern nach allem lechtzt, was eine Chance auf Überperformance der langweiligen ollen Standartindizes verspricht. Und die hilfreiche Finanzbranche kommt dem natürlich nur zu gern nach, kann sie doch so oft relativ leicht alten Wein in neue Schläuche gießen und für die vielen neuen Produkte auch gleich höhere Gebühren verlangen ^^

    Ok, worum gehts hier also - Wie Lars es sagt, es dreht sich immer um die alte Frage: "Wie schlägt man den Markt?" - mit Markt ist hier der nach Marktkapitalisierung gewichtete Standartindex (z.B. SP500, MSCI World, whatever) gemeint. Nun haben die Finanzakademiker in vielen Studien sogenannte "Faktoren" gefunden, also bestimmte Charakteristika von Unternehmen, die es wahrscheinlicher machen, das deren Aktien sich langfristig besser entwickeln werden als der Vergleichsmarkt. Und nur die werden dann in die Auswahl des neuen Fonds genommen, bzw übergewichtet. Das weicht natürlich schon ansatzweise vom Pfad des reinen passiven Anlegens ab, da hier nicht der einfach Gesamtmarkt abgebildet wird, sondern im Fonds eine gezielte Selektion getätigt wird (auch wenn es "nur" regelbasierte Bewertungssysteme sind und nicht "aktives" Fondsmanager-Handeln ist).

    Die akademische Literatur ist voll von Untersuchungen über solche "Anomalien", "Marktineffizienzen" oder "Risikoprämien", also Faktoren die eine Überperformance (alpha) gegenüber dem Standartindex versprechen. Hier mal eine Auflistung der bekanntesten/wichtigsten, bei Google findet man dann dazu viele entsprechenden Studien.

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  2. "Size"-Faktor: kleine Firmen (smallcaps) entwickeln sich wahrscheinlich langfristig besser als große Firmen (largecaps).
    "Value"-Faktor: "günstige" Unternehmen (das worauf auch die hier vorgestellten ETFs abziehlen, niedrige KGVs/KCV etc) entwickeln sich langfristig besser als "überbewertete" Firmen.
    "Quality"-Faktor: Firmen mit hoher Profitablität und niedriger Verschuldung entwickeln sich langfristig besser als Schrottfirmen
    "Low Volatility"-Faktor: Firmen, deren Aktienkurs weniger stark schwankt, entwickeln sich langfristig besser.
    "Momentum"-Faktor, bzw Relative Stärke: Firmen, die in der Vergangenheit den Vergleichswert outperformt haben, werden das wahrscheinlicher auch in Zukunft tun.

    Nun gleich die notwendigen Disclaimer: Die wichtigen Worte dabei sind "wahrscheinlichER" und "langfristig". Ja, es stimmt tatsächlich, das z.B. Value den Vergleichsmarkt auf Jahrzehntesicht outperformt hat, aber das war nicht automatisch auch in jedem der einzelnen Jahre so. Es gab (und wird immer wieder geben) phasenweise Unterperformance (im dotcom-Boom der 90er hat value zum Beispiel eine Zeit lang ganz alt ausgesehen), man muss so eine Faktor-Strategie also sehr lange diszipliniert verfolgen damit sie sich über mehrere Marktzyklen entfalten kann. Nur anhand von ein paar Monaten oder Jahren Kursentwicklung (wie bei den neuen ETFs hier), kann/sollte man eigentlich noch keine Aussage, weder dafür oder dagen, treffen.

    Achja, und wer jetzt denkt - "hey, wenn sich kleine Unternehmen besser entwickeln als große, und unterbewertete besser als überbewertete - dann müsste sich die Kombination aus beidem (Smallcap Value) ja langfristig noch besser als alles andere entwickelt haben (das hat es tatsächlich), warum verbinde ich nicht also gleich mehrere Faktoren in einem ETF?" - auf den Gedanken ist ja die ach so nette Finanzbranche schon längst gekommen und bietet schon einige Produkte an (erstmal noch natürlich hpts in den USA, aber sicher auch bald bei uns) wo verschiedene Faktoren gemixt werden, um eine multidimensionale Auswahl nach objektiven Kriterien die rundum "besten" Unternehmen zu bündeln. So zumindest die Theorie, in der das natürlich alles ganz reizvoll klingt. Wie sich das in der Praxis beweisen wird, muss die Zukunft noch zeigen.

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    1. An Chris , das ist doch das eigentliche Problem an der Aktienanlage , oder auch Aktienanlage in ETF , . Woran erkenne ich eine UNTERbewertung ???? . Und ist die Unterbewertung heute , morgen immer noch eine ???? .
      Oft wird dann hinterher gesagt , ach hätte ich doch . Tja aber hätte ,hätte Fahradkette . Daher ist Deine Sichtweise der breiten Aufstellung und des Glättens , wenn noch ausreichend Zeit vorhanden , sicherlich eine Vernünftige . Denk doch mal über nicht ausgeschüttete Dividenden nach , und wie Unternehmen diese verstecken , möglicherweise ist auf lange Sicht betrachtet , wo ein UN am Markt Gewinne machen kann , welche nicht ausgezahlt werden , die stellung des UN im Vergleich zum Mitbewerbern ( Die eine hohe Pay out ratio haben , also hohe Bardividende ) durch ausbau des Burggrabens eine bessere . Dadurch könnte sich m.M.n. durchaus ein Wettbewerbsvorteil entwickeln , der sehr oft im Kurs nicht so eingepreist ist . Nachteil daran ist natürlich , das auch auf die hohe Bardividende während der Zeit verzichtet wird , und es zu hoffen ist , das UN durch eine hohe Eigenkapitalrendite dieses einbehaltende Geld besser anlegt , wie mann es selber anlegen kann . Auch hier wird die Zukunft es noch zeigen müssen , jedoch würde ich UN bevorzugen , die es in der Vergangenheit bereits schon mal gezeigt haben , das Sie es können . Aber ist auch leider keine Garantie für die Zukunft . Aktien sind und bleibt Risikokapital - L.G.

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    2. Es gibt auch noch eine andere Methode, wie Unternehmen Geld an ihre Anleger zurückzahlen können. BUYBACKS. Unternehmen kaufen ihre eigenen Aktien zurück, dadurch erhöht sich der Wert der verbleibenden Anlegeraktien dementsprechend. In den USA geben die meisten Unternehmen mittlerweile sogar mehr Geld für Buybacks als für Dividenden aus - aber das hat auch hpts was mit steuerlichen Tricks zu tun, bzw Management-Compensations die an EPS geknüpft sind, das kann also im Extremfall auch in Bilanztricks ausarten. Und wenn die Buybacks statt mit echten Gewinnen nur mit neuen Schulden (z.B. Anleihenaufnahme) finanziert werden, da ist auch ne Blase am köcheln die uns sicher demnächst mal wieder mit um die Ohren fliegt, denn die schuldenfinanzierten Buybacks waren/sind ein WESENTLICHER Bestandteil/Grund der Aktienrallye der letzten Jahre. Wenn das Kartenhaus mal zusammenfällt (Zinsniveau steigt, Aktien fallen in den Keller, Unternehmen bleiben auf den hohen Schulden sitzen) wirds heikel. Wen die Hintergründe interessieren, der kann mal nach "Debt" und "Buybacks" googeln, hier mal ein paar Beispielartikel:
      http://finance.yahoo.com/news/why-do-low-rates-fuel-stock-buybacks--but-not-capital-investment-175723762.html
      http://davidstockmanscontracorner.com/how-the-tax-code-and-cheap-debt-fuel-the-massive-stock-buyback-ponzi-7-trillion-since-2001/

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    3. Chris , Du siehst das falsch . UN zahlt nicht an seine Anleger zurück , sondern verteilt das Geld der Anleger um. Also , wohin wird wohl umverteilt ????? , Richtig , an diejenigen , die berereits höchsten Anteil am UN haben. ( Bist Du das ????? ) Irgendwann , aber nur wenn alles gut läuft , sind nur noch gaaaaaaaaaanz wenige da , und es gibt eine Restübernahme und dann ein Delisting . Oder schlecht gelaufen weil irgendetwas doch überrascht hat , eine Insolvenz .
      Das ist wie mit dem ausgegeben Geld , das ist ja auch nicht weg , das hat jetzt nur jemand anderes .
      Bei den schuldenfinanzierten Buybacks ( z.B. über UN Anleihen ) ist solange alles in Ordnung , solange EK Rendite über den Kosten der schuldenfinanzierung liegt. Also Diff. zugunsten UN ( damit Dir selber ) . Ob dieses auf Dauer ohne zusätzliches Wachstum gelingen kann , ist zu bezweifeln , ( wo solls denn noch herkommen ) . Also muss wiedereinmal Kuchen aufgeteilt ( oder durch Übernahmen umverteilt s.o..) werden . Und mit gaaaaaaaaanz viel Glück und ein wenig Wissen gehörst Du zu denjenigen die auf der richtigen Seite gestanden haben . Time will tell .
      Bis dahin alles richtig Chris , streuen und glätten ..
      L.G.

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  3. Hier mal ein paar Beispiele für die neuen MULTI-Faktor ETFs. Klingt alles auf dem Papier schön logisch und attraktiv, aber ob wir damit wirklich den "heiligen Gral" gefunden haben, der verlässlich den Index schlägt, bleibt abzuwarten ;-)

    iShares Enhanced U.S. Large-Cap ETF (TER 0,18%)
    http://www.ishares.com/us/products/239529/ishares-enhanced-us-largecap-etf
    "IELG employs research-based investment process to combine quality, value and size factors:
    -Quality: Companies with consistent and stable earnings
    -Value: Companies with lower relative valuations
    -Size: Companies with lower relative market capitalization
    The investment process overweights factors with higher average returns, accounts for correlation between factors and seeks to minimize portfolio risk.
    -Initial screens are for quality companies, favoring firms with healthy balance sheets and eliminating those with poor fundamentals.
    -additional screens identify smaller-sized, undervalued companies
    -Factor screens and allocations are under regular review by an internal investment committee

    iShares FactorSelect MSCI USA ETF (TER 0,35%)
    http://www.ishares.com/us/products/272824/LRGF
    "Efficient exposure to factors that have historically outperformed the broad market: Quality, Momentum, Value, Low Size. For each factor, it takes the base index and ranks it. The cheapest stock will score 1 for value, while the most expensive will get the highest rank, and so on. After producing four scores, they are then added together. The top 25 per cent on this combined ranking then go on to make up the new multi-factor index. This exercise is repeated twice a year."
    Mehr zur Prozessmethode und Gewichtung kann man auch hier im Factsheet lesen: ( http://www.ishares.com/us/literature/product-brief/ishares-factorselect-etfs-product-brief-en-us.pdf )

    SPDR MSCI USA Quality Mix ETF (TER: 0,15%)
    https://www.spdrs.com/product/fund.seam?ticker=QUS
    "The MSCI USA Quality Mix A-Series Index is designed to measure the equity market performance of large-and mid-cap companies across the US equity market. It aims to represent the performance of a combination of three factors: value, quality, and low volatility. The Index is an equal weighted combination of the following three MSCI Factor Indices in a single composite index: the MSCI USA Value Weighted Index,
    the MSCI USA Quality Index, and the MSCI USA Minimum Volatility Index."

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  4. Global X Scientific Beta US ETF (TER 0,35%)
    http://www.globalxfunds.com/SCIU
    "The objective of the Scientific Beta United States Multi-Beta Multi-Strategy Equal Risk Contribution Index is to outperform traditional market capitalization-weighted indexes, with lower volatility. The method to achieve outperformance relative to traditional market capitalization-weighted indexes is derived from a proprietary process for selecting and weighting index components from the initial universe. The components of the Underlying Index are selected from a universe of the largest 500 U.S. stocks as measured by free float market capitalization. The Underlying Index’s components are selected by applying four factors that have been widely recognized by academic literature to outperform market capitalization weighted-indexes over the long run: Value, Size, Low-Volatility and Momentum. Finally, components are weighted by employing a proprietary, multi-step process that combines multiple weighting methodologies to diversify the risks associated with any one weighting scheme."
    Mehr dazu auch im Factsheet: ( http://www.globalxfunds.com/SCIU/IC )

    (Auf dem europäischen Markt bietet Amundi aktuell auch einen ETF an der das gleiche Indexprinzip wie der GlobalX benutzt: Amundi ETF Global Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta UCITS ETF (TER 0,4%), FR0011829084, www.amundietf.com )

    und hier noch ein europäischer:
    Source Goldman Sachs Equity Factor Index World UCITS ETF (TER 0,65%)
    https://www.sourceetf.com/de/node/46/trading-information
    "Der Index bietet eine breite, globale Aktien-Exposure. Er zielt darauf ab, auf absoluter und risikobereinigter Basis, eine bessere Wertentwicklung als traditionelle Benchmarks zu erreichen. Dies soll durch die Gewichtung von fünf Faktoren die zu Aktienrenditen beitragen können erreicht werden: Low Beta, Size, Value, Momentum und Quality. Der Index wurde so gestaltet, dass die Exposure zu diesen Faktoren, bei gleichzeitiger Kontrolle des Länder-und Sektorrisikos gegenüber nach Marktkapitalisierung gewichteter Benchmarks, maximiert wird. Gewichtungen werden so berechnet, dass nachdem die Korrelationen zwischen Faktoren berücksichtigt wurden jeder Faktor das gleiche Risiko beiträgt. Die maximale Gewichtung pro Bestandteil beträgt 0,5 Prozent."

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  5. Ok, was ist nun von all dem zu halten ? Die ETFs machen alle mehr oder weniger das gleiche, was du auch mit deinen "Profitablen Unternehmen" machst, Lars (Konkurrenz, huh ? ^^). Also mittels tabellarischer Schemata die Unternehmen bewerten um so eine gezielte Auswahl/Gewichtung von Unternehmen treffen zu können, die (wahrscheinlichER, langfristig!) den Gesamtmarkt outperformen (bzw. offensichtliche "schlechte" Unternehmen schon gleich von vorneherein zu vermeiden). Ja, das ist (halb)aktiv, denn im Grunde machen Fondsmanager ja auch nichts anderes (also, wenn sie die Aktien nach objektiven Bewertungskriterien auswählen, und nicht nur lari fari mit der Dartscheibe ;-).
    Solange die ETF-Preise aber noch schön günstig unter denen aktiver Fonds bleiben, ist das ja kein grundsätzlicher Kritikpunkt. Ausser man zweifelt am Stockpicking generell, aber es gibt eben ne Menge Untersuchungen und Backtests die gezeigt haben das Faktoren wie Value und Momentum langfristig wirklich funktionieren - wenn man sich konsequent an ein stringentes Auswahlregelsystem hält! (was der ETF ja für automatisch für den Anleger tun würde, so dass man nicht selbst mit der andauernden Analyse hunderter Einzelaktien beschäftigt wird). Der MULTI-Faktor Ansatz ist dabei noch einmal eine Verbesserung, da durch die Kombination verschiedener Einflüsse und Dimensionen die Gesamtauswahl weiter gestärkt wird. Ein einzelner Faktor (z.B. Value) kann phasenweise Fragilität und Unterperformance aufweisen, welche durch einen anderen gerade besser wirkenden Faktor aufgefangen werden kann. Diversifikation gilt ja eben nicht nur gegenüber den Anlagen, sondern funktioniert auch gegenüber den Anlagestrategien, so dass mit der Kombination verschiedener Faktoren eine bessere Risiko/Rendite ermöglicht werden kann als mit jedem einzelnen Faktor selbst allein.
    So, wenn das jetzt so klingt als hätten wir hier die perfekten Fonds gefunden, dann sollte natürlich eigentlich auch die Skepsis im gleichen Maße zur Begeisterung steigen. Wenn etwas zu schön klingt um wahr zu sein, dann ist es das auch meistens auch ^^ Im Prinzip müssten sich die Produkte erstmal über mehrere Marktzyklen (also Jahrzehnte) beweisen, zudem unterscheiden sie sich auch schon so sehr in ihrer Konstruktion dass natürlich einige von ihnen besser und andere schlechter abschneiden werden (manche vllt sogar schlechter als der Gesamtmarkt) und da ist man wieder beim alten Problem angelangt wie man das vorher auswählen soll. Ich selbst bleibe, weil es meiner persönlichen Situation entspricht, mit meinem Hauptdepot lieber erstmal noch weiter bei dem Fokus auf hohe Ausschüttungen. Wenn ich aber 20 Jahre jünger wär und noch eine lange Ansparphase vor mir hätte, wäre es sicher sehr interessant solche Multifaktorprodukte zum Grundstein des Vermögensaufbaus zu nutzen. Aber wie gesagt, man muss (bei allem) konsequent dranbleiben, und darf nicht immer vorschnell (ala "Gras ist grüner auf der anderen Seite") immer auf alles Neue hoppen... denn wer weiß, in 5 oder 10 Jahren kommen sowieso wieder andere ETFs (oder sogar ganz neue Investmentprodukte) auf den Markt die wieder irgendein tolles Konzept versprechen.

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    1. Der hier besprochene iShares Value-ETF legt offenbar viel Wert auf ein niedriges KGV. So sind dort zur Zeit auch etliche Rohstoff-Titel enthalten oder eine E.ON. Letztere ist derzeit aufgrund anderer Kriterien weit entfernt davon ins Depot der Profitablen Unternehmen aufgenommen zu werden.

      Es gibt auch Branchen die traditionell ein niedriges KGV aufweisen. Ich kann mich beispielsweise nicht daran erinnern bei einer Münchener Rück mal ein deutlich höheres KGV als 10 gesehen zu haben. Daher ist das KGV vielleicht schon ein guter Filter, aber das alleine reicht nicht.
      Eine Fielmann oder Novo Nordisk haben schon lange ein sehr hohes KGV. Dennoch stieg der Kurs der Aktien in den letzten Jahren deutlich weiter. Unter anderem weil beide offenbar ein Geschäftsmodell mit hoher Gewinnmarge betreiben.

      Grundsätzlich finde ich es völlig in Ordnung passiv zu investieren. Man holt sich den MSCI ACWI oder die drei ETFs, die im Welt-Depot genannt wurden und gut ist. Dadurch spart man sich Zeit und Arbeit und braucht eigentlich über Jahre hinweg nicht auf Börse und Depot zu schauen.

      Interessanterweise gibt es Leute, die sagen sie möchten die Marktrendite mittels 1 bis 3 ETFs kassieren, um damit mehr Zeit für andere Aktivitäten zu haben. Gleichzeitig treiben Sie sich aber beinahe täglich in Finanz-Foren oder auf Finanz-Blogs umher. ;-)

      Ich denke getreu nach dem Pareto-Prinzip (80:20) haben wir auch hier an etlichen Stellen gesagt, dass investieren sehr schlank und zeitunaufwändig geht. Aber auf einem Finanzblog gehören meiner Meinung nach auch davon abweichende Wege wie der Fokus auf Dividendenertrag oder Smart-Beta diskutiert.

      Und in Vergessenheit geraten darf auch nicht, dass wir uns hier lediglich austauschen. Empfehlungen kann zumindest ich als Blogbetreiber nicht aussprechen, sondern höchstens meine Meinung sagen (das ist ein Unterschied!). Entscheiden muss schlussendlich jeder am Ende selbst.

      PS: Danke Chris, für die anderen Smart Beta ETFs aus USA. Damit haben wir alle erst einmal gut was zu lesen fürs Wochenende. :-)

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    2. Danke Chris, für die breite ausleuchtung der schönen neuen ETF Welt . Persönlich werde ich erstmal bei Einzeltitel und deren Auswahl bleiben , für das andere Depot , jedoch evt. nochmal den einen oder anderen ETF hoffentlich mit Depotinhaberin nachbeleuchten.L.G. Det.

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    3. @Lars: Mit dem Hinweis zu deinem "Profitablen Unternehmen" Portfolio meinte ich ja die neuen Multi-Faktor ETFs, um anschaulicher vergleichbar zu machen wie die vorgehen, also ein Unternehmen nach mehreren Kriterien (nicht nur reines "Value", so wie die 2 ETFs im Artikel, sondern auch Quality, Momentum, etc.) bewerten, um so eine möglichst rundum beste Auswahl zu treffen.

      Das "Value" (also möglichst niedrige KGVs) nicht das einzige Kriterium sein sollte (und auch nicht immer das "beste" Kriterium ist) sollte ja hoffentlich jedem klar sein, hast du auch schön an Beispiel-Unternehmen nochmal demonstriert.

      Ob mans nun "einfach" oder "kompliziert" (bezüglich Anzahl der ETFs im Depot, und welche Strategie die ETFs selbst verfolgen) machen sollte... ist mir selbst eigentlich egal, da soll jeder glücklich werden wie er will. Wie du sagst, manche brauchen/wollen nur die 1-3 Fonds-Lösung. Ja, die tummeln sich dann vllt auch nicht so oft auf Finanzblogs, aber hey, ich hab auch "nur" ein dutzend ETFs im Gepäck (für manche ist das ja schon zuviel, für andre zuwenig, ich grüble dabei auch nicht wirklich nach ob das nun jetzt die ultimativ beste Mischung ist) und schreibe trotzdem gerne, einfach weil mich das Thema halt interessiert ^^

      Das "Problem" bei den ganzen neuen Fonds ist halt, zu schauen was für einen wirklich Sinn macht, und eben nicht jedem neuen Produkt, nur weils besser klingt als das alte was man hat, hinterherzuspringen. An der Entwicklung von ETFs kann man das schön nachvollziehen. Vor zehn Jahren ging das erst so richtig los, und am anfang wurden erstmal die bekannten marktkapitalisierten Standartindizes abgebildet. Dann, so vor fünf Jahren kam das Thema (Überperformance durch) alternative Gewichtung bzw Auswahl-Strategien auf. Jetzt, mit "smart beta" und Multi-Faktor Produkten wird wieder einer draufgesetzt. Und in den nächsten fünf Jahren werden sicher auch neue attraktive, interessante Produkte rauskommen. Ein Investor, der immer jede Mode gewechselt hätte, nur weil das neue besser klingt, hätte aller paar Jahre neue Fonds gekauft, was nicht hilfreich ist wenn doch überall gepredigt wird, hauptsache LANGfristig bei einem mal dranzubleiben und ihn überhaupt entwickeln zu lassen. Obs in 20 Jahren viele dieser Nischen-Fonds überhaupt noch gibt (bzw durch andere wieder neue Nischen ersetzt werden), weiß ich nicht, aber so Sachen wie den SP500 wirds auf jeden Fall immer noch geben ;-)

      Dass du keine "Empfehlungen" aussprichst, sondern nur "Meinungen", ist ja jedem mitdenkenden Leser klar. Tu ich ja auch nicht (wenn mir jemand Geld dafür gibt, Anleger oder Fondsfirmen, dann "empfehl" ich gerne was ^^), aber ist das so als rechtliche Absicherungsformulierung zu verstehen, falls ein selber-schuld Schwachmat ankommt ala: "Lars hat mir Produkt XY empfohlen, dann ist das voll abgeschmiert, jetzt bin ich pleite und verklag ihn deshalb!" :-D

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    4. Chris , lass dich von den Lars nicht ärgern , der weiß doch das er Dich hier braucht , um die ETF Szene zu beleuchten . Alles Gut . Und Dir Lars , nochmal Dank , das Du meine Ansicht / Momentaufnahme zu fallenden Märkten und das sich passende Aufstelllen dazu mit Cash nochmal in Teil 4 aufgegriffen hast , werde ich mir noch mehrmals durchlesen müssen um dann für mich zu entscheiden, ob dieses auch für mich die richtige Aufstellung ist , b.z.w. richtige zeitliche abfolge der Investition ist . Muss mir auch nochmal diesen LEI index näher anschauen , evt. ist ja damit doch eine richtung im Nebel zu erkennen .
      Bis dahin Euch beiden , alles Gute .
      P.S. Verlust Depot z.Zt. ca. 10 bis 20K und ich schaue schon nach neuen Kaufgelegenheiten . Bin aber noch etwas zögerlich betreffend tief schon tief . Time will tell.

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  6. Nachtrag:
    Die iShares Multi-Faktor ETFs sind in Deutschland mittlerweile in den Varianten "World", "USA" und "Europe" zur Verfügung.

    http://www.ishares.com/de/individual/de/produkte/product-list#categoryId=59&lvl2=overview

    TER's reichen von 0,35 bis 0,50% also etwas teurer als ihre "normalen" Standartindizes, aber trotzdem noch im vertretbaren Bereich. Alle ETFs sind thesaurierend.

    Wie in einem vorigen Kommentar schonmal erwähnt, ist das Prinzip halt das mit der gezielten Aktien-Auswahl/Gewichtung nach bestimmten Kriterien (sogenannten "Faktoren" wie Value, Quality, Small Size, Low Volatility, Momentum, die historisch bisher eine Outperformance ggü der Standart-Marktkapitalisierung gebracht hatten) versucht wird langfristig eine bessere Rendite als der Mutter-Index zu erwirtschaften.
    Als Beispiel, der "normale" MSCI World Index ETF hat 1600 Unternehmen im Gepäck, der MultiFactor-Select World ETF hat sich davon nur 350 herausgepickt, die er eben für besonders aussichtsreich hält.
    (Natürlich werden diese Unternehmen auch regelmäßig nach den Kriterien weiter überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht).

    Die ETF-Produkte sind noch recht jung, aber man kann sich einen Eindruck über die langfristige Performance der jeweiligen zugrundeliegenden Indexe beim Anbieter MSCI ansehen, um einen Eindruck zu bekommen, was die gezielte Faktor-Anlage für einen Unterschied ausmachen kann.

    Hier mal als Beispiel für den MSCI World

    https://www.msci.com/resources/factsheets/index_fact_sheet/msci-world-enhanced-value-index-net-usd.pdf
    Die Value-Variante performt besser als der normale MSCI World

    https://www.msci.com/resources/factsheets/index_fact_sheet/msci-world-minimum-volatility-index.pdf
    Der Low-Volatility Index performt besser als der normale MSCI World

    https://www.msci.com/documents/10199/bd418831-7aaa-4024-985e-f52e4662578d
    "Risk Weighted" performt besser als der normale World

    https://www.msci.com/resources/factsheets/index_fact_sheet/msci-world-quality-index.pdf
    Dasselbe gilt auch wieder für die "Quality" Selektion langfristig

    https://www.msci.com/resources/factsheets/index_fact_sheet/msci-world-momentum-index-usd-gross.pdf
    ebenso der Momentum-Index

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  7. Alle diese Faktoren schlagen sich langfristig besser als der einfache nach Marktkapitalisierung gewichtete Standart-MSCI World. (Gleiches gilt übrigens natürlich auch für die jeweiligen MSCI USA und Europe -Varianten)

    Der MULTI-Faktor Index verbindet nun alle diese Einzelfaktor-Indizes in einem Komplettprodukt. So muss man sich nicht mehrere verschiedene Produkte ins Depot holen und selbst zwischen denen hin- und herrebalancen. Das ist auch wichtig weil einzelne Faktoren wie gesagt immer mal wieder mittelfristige Phasen der Unterperformance haben können, und sich die jeweils aktuell "besten" Faktoren zyklisch abwechseln. Die Kombination aller Faktoren ist da ein akzeptabler Kompromiss, um die Selektion durch Betrachtung mehrerer Kriterien robust und nachhaltig zu gestalten.

    MSCI WORLD DIVERSIFIED MULTIPLE-FACTOR INDEX
    https://www.msci.com/documents/10199/856b861e-c444-46ba-978d-8b53a7d629a9

    MSCI USA DIVERSIFIED MULTIPLE-FACTOR INDEX
    https://www.msci.com/documents/10199/15f5d610-5ecc-4bc5-850c-5a9857928267

    MSCI EUROPE DIVERSIFIED MULTIPLE-FACTOR INDEX
    https://www.msci.com/documents/10199/27fc3f10-b2e1-483e-8297-8ccdee64e87f

    Fazit:
    Tja, das sieht alles schonmal sehr interessant aus. Ob die darauf tatsächlich nun aufgelegten ETF-Produkte auch in Zukunft wirklich das halten können, was die Backtests der reinen Index-Strategien versprechen, ist natürlich wie üblich nicht garantiert und bleibt noch abzusehen. Aber ich muss schon zugeben, wär ich jetzt nochmal wieder 20 Jahre jung und müsste neuanfangs ein paar ETFs besparen, wären diese (oder ähnliche) Multifaktor-Konzepte schon sehr verlockend mit dem Gedanken, quasi das beste aus zwei Welten zu vereinen (auf der einen Seite das "aktive" Management im gezielten regelbasierten Auswählen von möglichen Outperformance-Aktien aufgrund bewährter Strategiemethoden, auf der anderen Seite auch mit den verhältnismäßig günstigen Kosten von ETFs), auch wenn es schon etwas von der wirklich reinen passiven Lehre abweicht. Deswegen könnte ich auch noch nicht pauschal sagen, ob dies nun die "besseren" Indexe als die bisherigen sind, da vieles auch von der praktischen Umsetzung abhängt. Und Börsencrashs etc. wirds natürlich trotzdem auch noch weiter mit denen geben, da schützt sowas auch nicht davor. Also soll keiner glauben, hier automatisch den "Heiligen Gral" gewünscht und gefunden zu haben. Aber solang die neuen Konzepte langfristig auch nur 1~3% besser als z.B. der Standart-MSCI World sind, haben sie ja eigentlich schon ihren Zweck gut erfüllt. Achja, aber problematisch kann evtl werden, wie ich bereits erwähnt hatte - werden die Vielzahl der jetzt neuen (und später noch weiter hinzukommenden) Faktorkonzepte auch wirklich langfristig Jahrzehnte überleben ? Indizes wie den SP500 oder MSCI World wirds sicher in 30 Jahren auch noch geben, bei manchem alternativen ETF wär ich mir da nicht so sicher. Am Ende haben wir vor lauter Faktorverwirrung tausende Produkte zwischen denen wir uns entscheiden müssen (und irren können). Bei den ETFs auf die immer gleichen Standartindexe fällt das wesentlich leichter, da sich der "Inhalt" ja nicht unterscheidet, höchstens Kriterien wie TER/TD, Swap/Rep, Größe etc.

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  8. Ich fürchte, viele Leser ahnen gar nicht, welche geballte Informationen hier in den Kommentaren drinstecken. Da das Thema Smart Beta - Strategien eh gerade im Aufwind ist, werde ich demnächst noch einen Artikel verfassen, der zumindest Teile der Infos hier beinhalten wird. Vielleicht wird es auch eine Artikelserie.

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