Sonntag, 30. August 2015

Technologieunternehmen werde ich zukünftig stärker berücksichtigen

Unternehmen, die Anlegern eine regelmäßige und jährlich ansteigende Dividende zahlen, können auf ein seit vielen Jahren erfolgreiches Geschäftsmodell vorweisen. In dieser Gruppierung findet man die hier häufig genannten Dividenden-Aristokraten. Persönlich bevorzuge ich eine regelmäßige Dividendenzahlung, weil dadurch passives Einkommen auf mein Konto gelangt. Die Höhe der Dividendenzahlung sollte ordentlich sein, aber mindestens ebenso wichtig ist mir ein möglichst hohes Dividendenwachstum.
Dennoch finde ich ebenfalls wichtig, nicht nur auf die traditionellen Geschäftsmodelle zu setzen, die bei den richtig "alten" Dividenden-Aristokraten teilweise noch aus dem Industriezeitalter stammen, sondern auch jüngere Geschäftsmodelle im eigenen Portfolio stärker zu berücksichtigen.

In der letzten Newsletter-Ausgabe hatte ich es bereits thematisiert. Beim Blick auf den US-Aktienmarkt ist schon seit Jahren eine Underperformance des prominenten Dow Jones Industrial Average gegenüber den anderen Aktien-Indizes S&P 500 und Nasdaq Composite festzustellen (jeweils Kursindex, ohne Berücksichtigung der Dividenden).
Dagegen hat sich gerade die Technologie-Börse Nasdaq Composite deutlich besser entwickelt. Ein Grund mag die geringere Dividendenausschüttung der Technologie-Unternehmen sein. Denn dort befinden sich auch zahlreiche Wachstumsunternehmen, die erwirtschaftete Gewinne hauptsächlich in den eigenen Betrieb investieren.
Ein anderer Grund liegt darin, dass gerade im Dow Jones mehrheitlich relativ alte, traditionsreiche Firmen vertreten sind, die sich zwar über Jahrzehnte am Markt behaupten konnten, aber deren Wachstumspotenzial mittlerweile begrenzt ist.

Verlauf des Nasdaq Composite (blau), S&P 500 (schwarz) und
Dow Jones (grün) in den letzten 6 Jahren - Quelle: comdirect.de

Bei den Dividenden-Aristokraten werden oft Unternehmen genannt, die 25 oder sogar 50 Jahre hintereinander ohne Unterbrechung ihre Dividendenzahlung an Investoren erhöhen konnten. Das ist wirklich eine beeindruckende Leistung, wenn man die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Krisen während dieser langen Zeitspanne berücksichtigt. Dennoch braucht jemand für die Auswahl von Investments keine zu lange Historie wählen, weil sonst etliche gute junge Unternehmen durchs Raster fallen.

Eine Firmengründung vor einigen Jahrzehnten fand noch zu ganz anderen Rahmenbedingungen statt. Einige dieser alten Dividenden-Aristokraten konnten sich im Laufe der Jahre auf das veränderte Geschäftsumfeld und Konsumverhalten der Menschen einstellen. Aber das sollte man sich in jedem Fall beim auserwählten Unternehmen genauer anschauen, ob nicht an Geschäftsmodellen festgehalten wird, die mehr und mehr an Relevanz verlieren.

Wir hatten seit dem Jahr 2000 zwei ausgeprägte Bärenmärkte, in denen sich die Kurse großer Aktien-Indizes etwa halbiert hatten. Jedes Unternehmen, welches es geschafft hat seit dieser Zeit dennoch jährlich die Dividendenzahlung an seine Anleger zu steigern, gehört meiner Meinung nach auf die Watchlist. Länger braucht die Aristokraten-Historie nicht sein.


Immer mehr Tech-Firmen bei den Profitablen Unternehmen oben platziert
Bei der monatlichen Aktualisierung der Profitablen Unternehmen belegen zunehmend mehr Technologie-Unternehmen vordere Plätze, obwohl sie im Vergleich zu Aristokraten weniger Punkte erhalten, wenn die Dividendenhistorie zu kurz oder die Dividendenrendite zu niedrig ist. Das heißt, diese punkten im Vergleich zu traditionellen Konzernen an anderen Stellen.
Ich denke, die Verwerfungen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende können wir langsam gedanklich untergewichten. Damals wurden hauptsächlich Mutmaßungen gehandelt, dass irgendwann in ferner Zukunft Gewinne zu erzielen sein könnten. Aber heute, 15 Jahre später können etliche Technologie-Unternehmen mittlerweile profitable Geschäftsmodelle vorweisen.

Um nicht falsch verstanden zu werden, ich möchte hier nicht in eine neue Technologie-Euphorie einstimmen. Sicher gibt es an der einen oder anderen Stelle immer noch Firmen, deren Umsatz- und Gewinnprognosen auf einem schmalen Brett gebaut sind. Aber ich habe diesen Sektor in der Vergangenheit für meinen Geschmack zu wenig beachtet.

Nasdaq-ETF ins Depot gekauft
Die jüngste Panik am Aktienmarkt habe ich am letzten Montag dazu genutzt, unter anderem einige Anteile eines ausschüttenden Nasdaq 100-ETF (ISIN: DE000A0F5UF5), der auch eine kleine Dividende pro Quartal zahlt, in mein Depot zu holen.
Gut, Apple und Microsoft sind dort im Augenblick ziemlich stark gewichtet und diese könnte man auch einzeln kaufen. Etliche Unternehmen im ETF zahlen derzeit noch keine Dividende, aber ich weiß natürlich vorher nicht welche als nächstes damit beginnen. Vielleicht reiht sich der neue Super-Konzern Alphabet, bei dem Google lediglich noch ein Tochter-Unternehmen ist, demnächst mit ein.

Zum anderen darf man nicht vergessen, dass die Zyklen, in denen Geschäftsmodelle im Technologie-Sektor gut laufen, immer kürzer werden. Ich fühle mich derzeit nicht imstande mit einer einigermaßen hohen Trefferquote diejenigen Firmen herauszupicken, die die nächsten Apple, Google, Facebook & Co werden. Daher fiel die Wahl auf den Nasdaq-ETF.

Wer bereits einen globalen Aktien-ETF (MSCI World oder MSCI ACWI) im Depot hat, benötigt keinen weiteren Technologie-ETF. Denn hier werden die Technologie-Unternehmen automatisch weiter die Oberhand gewinnen.

Zu überlegen wäre solch ein Technologie-ETF als Beimischung bei denjenigen, die ausschließlich spezielle Dividenden-ETFs im Depot haben oder die bei ihrer Auswahl von einzelnen Aktien hauptsächlich auf Unternehmen der traditionellen Geschäftsmodelle gesetzt haben.

Zum Weiterlesen:

9 Kommentare:

  1. Technologie (oder generell, "junge" aufstrebende Branchen) ist sicher in den meisten Dividenden-ETFs untergewichtet, was halt einfach der Konstruktion her bedingt ist, liegt der Schwerpunkt hpts auf großen, etablierten Unternehmen, so sind z.b. Versorger und Telecoms im vgl zum breiten Standartmarkt oft eher übergewichtet.

    Das ist nunmal so und damit muss man umgehen. Man kann entweder sagen "ich interessiere mich erstmal vorrangig nur für die möglichst hohen Ausschüttungen im hier und jetzt, und die ganzen neumodischen Firlefanz-Firmen sollen erstmal zehn zwanzig Jahre lang beweisen dass sie solide Dividenden liefern können". Oder man holt sie sich eben noch gesondert dazu, wie du sagst, für ihr mögliches Zukunftspotential, wo natürlich auch noch einiges an Spekulation mit dabei ist. Oder man investiert gleich einfach "nur" in die marktbreiten Standartindizes und hat beides dabei ^^ Man kann auch mögliche Kombinationsversuche konstruieren, also auf der einen Seite ein Portfolio mit "langweiligen" soliden Aristokraten(-ETFs) und zur Beimischung ein paar spekulative Positionen mit Wachstumschancen. Wenn man richtig gelegen hat (nicht nur in der Branche, sondern auch in welchem Punkt des Zyklus man sich befindet - Tech war z.b. von 95-00 top, 00-08 eher mau, 08-jetzt wieder ganz gut, also es ist leider immer auch etwas eine Zeitfrage) kann das ganz gut funktionieren, wenn nicht wäre man vllt doch lieber beim breiten Standartindex geblieben.

    Es gibt auch (viele in USA, leider in Dland noch nicht so richtig) ETFs die das Thema "Dividenden-Wachstum" ganz konkret bedienen. Also wo nicht bloß die reine Yield-höhe, sondern eben die Entwicklung der Ausschüttung im vgl zu den Vorjahren, das entscheidende Kriterium für die Inklusion in den Index bzw die Gewichtung ist.
    Diese ETFs haben dann natürlich eine erstmal kleinere Gesamt-Yield als die reinen High-Yielder (klar, weil die Dividend Grower oft noch nicht so lang Dividenden zahlen, also von einem viel niedrigeren Niveau aus starten), aber eben noch viel mehr Wachstumspotential, ihre Dividenden auch stärker zu erhöhen
    In solchen ETFs ist dann auch Tech etc stärker vertreten als die ansonsten "üblichen Verdächtigen" Branchen.

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    1. Hast Du Beispiele für "Dividendenwachstums-ETFs"? Ich denke, daran wären auch viele Leser interessiert. Natürlich gibt es Ranglisten mit den Top 10 oder 20 Aktien mit dem höchsten Dividendenwachstum. Aber das als Kriterium alleine reicht alleine nicht aus und nicht jeder möchte sich um 20, 30 oder 40 Einzel-Aktien kümmern. Da wäre ein ETF eine Alternative.

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    2. Klar, da gibts ne Menge in Amerika. Hier nur mal ne kleine Beispielauswahl (die meisten natürlich nur US-Portfolio, aber einige Anbieter haben auch International-exUS bzw EM Versionen im Gepäck)

      Vanguard Dividend Appreciation
      https://personal.vanguard.com/us/funds/snapshot?FundId=0920&FundIntExt=INT

      Powershares Dividend Achievers
      https://www.invesco.com/portal/site/us/investors/etfs/product-detail?productId=PFM

      iShares Core Dividend Growth
      https://www.ishares.com/us/products/264623/ishares-core-dividend-growth-etf

      WisdomTree U.S. Quality Dividend Growth
      http://www.wisdomtree.com/etfs/fund-details.aspx?etfid=82

      First Trust NASDAQ Rising Dividend Achievers
      https://www.ftportfolios.com/Retail/Etf/EtfSummary.aspx?Ticker=RDVY

      Die reine Yield ist natürlich bei dieser Art von Dividenden-ETFs nicht sooo pralle (ca 2%) als bei ETFs die auf hohe AKTUELLE Ausschüttungen setzen und sich weniger um (späteres) weiteres Erhöhungspotential kümmern (da ist im Vgl dazu allein in US-spezifischen "High" Yield ETFs durchaus 3-4% drin).

      Kursmäßig haben sich allerdings die Dividendengrower ETFs besser entwickelt als die reinen Highyielder. Liegt halt daran das sie eben wie gesagt tendenziell mehr zukunftsgewandte, qualitativ (=hohe Profitabilität, niedrige Verschuldung) hochwertige Firmen (zb. Tech, Healthcare, etc) im Gepäck haben anstatt hpts nur auf Versorger, Energie und Telecoms zu setzen, die sonst bei HY-ETFs den Großteil des Portfolios ausmachen (und kursmäßig eben nicht so den Kick geben).

      Alles in allem schon ein interessantes Konzept, und wäre sicher mal ganz nett wenn auch einige Produkte auf unserm Markt rausgebracht werden. Allerdings ist das halt auch wieder so ne "zwischen den Stühlen"-Geschichte. Das heißt, also Leute die es vorrangig NUR auf möglichst hohe Ausschüttungen abgesehen haben, denen ist die Yield wohl noch zu niedrig - und Leute denen es eher darum geht hpts einfach nur eine Filterung von qualitativ hochwertigen Value-Unternehmen zu haben, sind u.U. mit anderen (nicht-ausschüttenden) Produkten (multi-faktor smart beta, aber auch da ist in Dland wohl noch Nachholbedarf) auch eher besser bedient.

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    3. Prima, vielen Dank.
      Man könnte auch die High Yielder mit den Dividendenwachstum-ETFs mixen. An anderer Stelle hatten wir das ja auch schon mit dem High Yield/Dividend Depot und Aristokraten-Depot vorgeschlagen. Ist halt dort ETF gemixt mit Einzel-Aktien, zwar nicht schlimm, aber man muss die Übersicht behalten können.

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  2. Hey Lars,

    ich bin überrascht über den Artikel :D

    Ich hätte noch einen Vorschlag, wie man sich gar keine Gedanken machen muss um High Yield, Growth etc. Mischung:

    Man kauft einfach marktbreite ETFs und fertig, mein Depot besteht im Kern aus 4 ETFs.
    Nordamerika: HSBC S&P 500 UCITS ETF A1C22M
    Europa: ISHARES STOXX EUROPE 600 263530
    Emergin Markets: COMSTAGE MSCI EMERGING MARKETS TRN UCITS ETF ETF127
    Pazifik inkl Japan: COMSTAGE MSCI PACIFIC TRN UCITS ETF ETF114

    Die 4 im Verhältnis 30/30/30/10. Der HSBC und iShares schütten sogar auch, so dass man den Freibetrag voll bekommt. Gekauft wird der ETF, der am meisten vom Sollwert abweicht. Daher habe ich den Pazifik ETF auch erst ab 50k Depotwert aufgenommen, da die Portionen beim zukaufen sonst zu klein sein.
    Ab 100k Depotwert kann man noch Small Caps hinzunehmen, muss man aber nicht.

    Mit dem Depot habe ich die Ideallösung für mich gefunden und muss mir keine Gedanken zu Growth/Value etc machen.

    Grüße,
    Jan

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  3. Achja, hier noch ein US -ETF der sich speziell auf Dividenden NUR von Tech-Unternehmen konzentriert.

    First Trust NASDAQ Technology Dividend Index Fund (TDIV)
    http://www.ftportfolios.com/Retail/Etf/EtfSummary.aspx?Ticker=TDIV
    (TER 0,50%, aktuelle Yield: 2,49%, 109 Holdings)

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    1. Das ist ja wirklich ein Exot. Den ETF bekomme ich bei der Comdirect aber rein mit der WKN: A1W1BL.
      Das mittlere KGV von 15 ist auch in Ordnung, wobei die Titel mit hohem KGV (wie z.B. Facebook oder erst recht Amazon) ja wegen fehlender Dividendenzahlung nicht dabei sind.

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    2. Ja, scheint bisher auch nur der einzige ETF zu sein (den ich soweit gefunden habe) der konrekt das Thema Tech-Dividenden bedient, ansonsten müsste man sich halt wie mittels den oben bereits vorgestellten Dividend-Growth ETFs einer alternativen Konstruktion (weg von reinem High-Yield) bedienen um eine bessere Branchen-Gewichtung zu haben.

      Die (sich eigentlich oft sonst widersprechenden) Themen "Value" (über den Dividenden-Proxy) und "Wachstumsbranchen" miteinander zu kombinieren ist eine interessante Sache. Ich selbst würde zwar nur ungern konzentrierte Schwerpunkte auf "Einzelwetten" (bestimmte Sektoren oder Regionen) setzen, aber auf der anderen Seite, wie wir auch schon öfter anderswo angesprochen haben, muss man genauso seine alten Dividenden-ETFs durchleuchten, da die auch nicht wirklich sektor-neutral sind (sondern im gewissen sinne auch oft eine "Wette" auf Branchen wie Versorger,Energie,Teleco, Finanz sind). Bestimmte, auch hochausschüttende, Divi-ETFs hab ich schon abgelehnt, weil mir das Sektor-Verhältnis nicht ausgewogen genug war, genauso auch regionale ETFs die zu stark von einem bestimmten Land in den Holdings dominiert wurden. Mittlerweile haben die meisten Indexkonstruktionen ja auch schon bestimmte maximal-Caps um das Klumpenrisiko in einer dieser Dimensionen zu begrenzen.
      (Erfahrung aus der Finanzkrise 08. Davor waren Banken jahrelang solide Hochauschütter, so das die ETFs teilweise zu über 50% mit Finanztiteln vollgesaugt waren. Im Crash wurden die dann natürlich extra stark in Mitleidenschaft runtergezogen, stärker als der Standartindex, die Kurs- und Yieldstabilität hat darunter natürlich besonders gelitten.)

      Reine Tech-ETFs gibts ja auch schon viele. Selbst der Nasdaq100 muss da noch nichtmal unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein (besteht ja nicht NUR aus Tech-Firmen). Wer gezielt diese Branche anvisieren will, kann sich z.B. des MSCI World Information Technology Sector Index bedienen (ETF darauf gibts z.b. von db-x), da hat man auch etwas mehr Regionen mit dabei.

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    3. Die Wahl fiel auf den Nasdaq 100, weil mit eine Auswahl der 100 größten Firmen in diesem Sektor bereits ausreicht. Denn die Geschäftsmodelle sollten nicht zum größten Teil erst am Anfang stehen oder noch gar nicht vorhanden sein, was bei den 3.000 Titeln im Nasdaq Composite sicherlich häufiger der Fall sein dürfte.

      Zudem muss ich mir nicht alle bereits einigermaßen etablierten Firmen, die aber noch keine Dividende zahlen einzeln ins Depot holen, mit der Hoffnung, dass sie bald doch eine ausschütten. Deswegen überhaupt ein ETF. Google, Facebook und Amazon sind ja nur die prominentesten Vertreter.

      Ok, warum Starbucks im Nasdaq ist, weiß ich auch nicht ;-)

      Der MSCI World mit Tech-Sektor wäre sicher noch eine Alternative, wobei im Nasdaq schon auch Unternehmen außerhalb der USA gehandelt werden, wenn ich da an Baidu denke.

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