Sonntag, 1. Februar 2015

Buchbesprechung: Das Value Investing Handbuch

Erst Ende Januar ist das Value Investing Handbuch von John Mihaljevic erschienen. Bereits der Titel "Handbuch" und auch diverse Ankündigungen zu dieser Neuerscheinung erweckten in mir große Erwartungen. Denn der Bezeichnung "Value Investing" begegnet man ziemlich oft und dennoch verbindet im Detail jeder etwas anderes damit. Gemeint ist jedoch allgemein eine Anlagestrategie, bei der versucht wird den inneren Wert eines Unternehmens mittels der Fundamentalanalyse zu bestimmen. Anschließend werden zeitweilige Ineffizienzen an den Finanzmärkten ausgenutzt, bei denen gezielt - aus Sicht des Anlegers - zu niedrigen Preisen gekauft (und ggf. bei scheinbar hohen Preisen wieder verkauft) wird. Wie mir "Das Value Investing Handbuch von John Mihaljevic" gefallen hat, möchte ich in diesem Artikel berichten.

"Erstmals fasst John Mihaljevics Value-Investing-Handbuch die bewährten Strategien der besten Value-Investoren der Welt zusammen. Benjamin Graham, Warren Buffett, Seth Klarman oder Felix Zulauf – mit welchen Methoden arbeiten die Profis?" lautet die Kurzfassung über dieses Buch.

Das Value Investing Handbuch
von John Mihaljevic
Auf über 360 Seiten wird in zehn Kapiteln über die verschiedenen Möglichkeiten berichtet, unterbewertete Aktien von Unternehmen zu finden. Wobei einige Kapitel gänzlich den früheren oder auch noch heutigen Verfahren von prominenten Investmentlegenden wie Benjamin Graham, Joel Greenblatts oder Warren Buffet gewidmet werden. Gleichzeitig erfährt man auf diese Weise auch einige historische Ereignisse, die im Zusammenhang mit den erfolgreichen Investmentprofis stehen, ohne mit diesen Ausführungen den roten Faden des jeweiligen Kapitels zu verlassen.
Dass der Autor von Warren Buffett sehr angetan ist, merkt man als Leser an diversen Stellen des Werkes.

Man sollte für dieses Buch ein gewisses Basiswissen einiger Begriffe bei Aktieninvestments mitbringen, darauf wird auch gleich zum Beginn hingewiesen. So sollte man mit einigen Kennzahlen von Aktien wie Kapitalrendite, Kurs-Buchwert oder operativer Cashflow etwas anfangen können. Auf der Seite Kennzahlen von Aktien und folgende sind die meisten Begriffe erklärt.

Das erste Kapitel dient als Motivation überhaupt zu investieren. Denn mit der richtigen Mentalität ("Denken Sie wie ein Eigentümer, der nicht die Börse, sondern Unternehmen bewertet" oder "Erfolgreiche Langfristanleger glauben daran, dass ihre Rendite durch die Kapitalrendite ihrer Beteiligung entstehen wird, nicht durch Aktienverkäufe" sieht man seine Investments aus einem anderen Blickwinkel.
Und selbst Privatanleger mit eher kleinerem Geldbeutel hätten keine Nachteile gegenüber Großanlegern, sondern sogar Vorteile, so der Autor. Denn institutionelle Investoren haben diverse Beschränkungen und müssen in recht kurzen Abständen ihren Kunden deutliche Erfolge vorweisen. Diese Einschränkungen hat man als Kleinanleger nicht.

Altbewährtes modern aufbereitet
Obwohl etliche Verfahren zum Aufspüren von unterbewerteten Unternehmensanteilen schon Jahrzehnte alt sind, erfährt man vom Autor jeweils eine Einschätzung zur Gültigkeit in der heutigen Zeit. Falls sich ein Vorgehen aktuell weniger gut rentiert, erfährt man als Leser auch mögliche Gründe dafür (zum Beispiel in Kapitel 2).
Was mir zudem positiv auffällt, ist ein immer wiederkehrender Bezug zur heutigen Zeit. Hier werden nicht - wie in einigen anderen Büchern über das Value Investing - nur Beispiele genannt, die ein oder zwei Jahrzehnte oder noch länger her sind, sondern Unternehmen wie Facebook und Apple tauchen hier ebenso auf wie Google.

Wertvolles, nicht offensichtliches Hintergrundwissen
Bereits in früheren Artikeln, wie zum Beispiel über gleichgewichtete ETF, hatten wir festgestellt, dass kleinere Unternehmen (Small-Cap) insbesondere in freundlichen Börsenphasen eine bessere Performance zeigen als die Schwergewichte (Large-Cap). Einige Aktien-ETF mit Small-Cap Unternehmen hatten wir auf der Seite "Welt-Depot" kennengelernt. Der Autor hat für Small-Caps ein gesamtes Kapitel (Kapitel 7) reserviert. Dort werden neben den Risiken auch konkrete Schritte zum Auffinden möglicher Investments in Firmen mit geringer Marktkapitalisierung aufgezeigt. Nachvollziehbar erfährt der Leser auf Seite 233 mögliche Gründe für vorhandene Ineffizienzen bei Unternehmen mit geringem Börsenwert.

Dafür erhält man selbst als fortgeschrittener Börsenbeobachter verteilt über sämtliche Kapitel Einblicke in tiefer gehende Zusammenhänge an der Börse. Besonders interessant, welche Motivation von professionellen Marktteilnehmer, des Managements oder des jeweiligen CEO hinter Verhaltensweisen in gewissen Situationen steckt.
Dazu passend auch das sechste Kapitel, in man als Privatanleger Tipps, aber auch Fallen erfährt, wenn man den Investmentgrößen (hier als Superanleger kategorisiert) folgen möchte. Denn es gibt einiges Hintergrundwissen zu berücksichtigen, welches nur wenig offensichtlich oder höchstens sehr mühsam im Netz zu finden ist. Dadurch reduziert man Enttäuschungen, wenn die Portfolios der Großen im eigenen Depot nachgebildet werden.

Für den raschen Überblick sind die relevantesten Aussagen eines jeden Kapitels jeweils anwenderfreundlich zusammengetragen. Auch einige Web-Adressen zur weiteren Recherche werden genannt.

Dennoch birgt das Buch ein gewisses Konfliktpotenzial. Denn Anhänger, die an effiziente Märkte glauben, werden mit den Ausführungen zum Aufspüren von Ineffizienzen nicht konform gehen, aber auf diese Thematik wird im Buch ebenfalls an mehreren Stellen eingegangen.

Für wen ist das Buch weniger geeignet?
Man sollte eine gewisse Portion Interesse für Zusammenhänge in der Wirtschaft, von Abläufen in Unternehmen und einigen Geschäftsmodellen mitbringen. Um an der Börse Geld zu verdienen, muss man diese tiefer gehenden Zusammenhänge nicht zwingend haben. Wie wir an anderen Stellen, wie dem "Weltdepot", "Beispiele für eine Asset Allocation" oder dem "High Yield/Dividend Depot" gesehen haben, reicht es auch aus, mit ETFs einfach die Marktrendite zu kassieren oder andere Strategien einzusetzen, um regelmäßig passives Einkommen zu generieren. Wer also keinen Spaß daran hat einzelne Unternehmen näher zu analysieren, wird mit diesem Buch wahrscheinlich weniger warm werden.


Fazit
"Das Value Investing Handbuch von John Mihaljevic" gefällt mir sehr gut und es gehört meiner Meinung nach in die Bibliothek eines jeden Anlegers, der Geld in Einzel-Aktien investiert. Die Bezeichnung "Handbuch" ist durchaus zutreffend. Denn es fällt nicht in die Kategorie Bücher, die man nach einmaligem Lesen gleich wieder verschenken oder verkaufen möchte, sondern als interessierter Anleger kann man sich ziemlich viel und wiederkehrend mit den Inhalten befassen. Der Preis von knapp 35 Euro ist angemessen und gut investiertes Geld in die finanzielle Bildung. Der Autor gibt einem eine Menge Werkzeug und Erfahrung an die Hand, um Unternehmen besser einzuschätzen und potentiell erfolgreiches Stockpicking zu betreiben.

Zum Weiterlesen:

1 Kommentar:

  1. habe mir vor wenigen Tagen das Buch gekauft und finde, dass es einem sehr viel bringt, wenn man sich eher auf einzel-Aktien konzentriert. und etfs nur als beimischung nutzt.

    Es ist mein zweites Buch zum Thema Investieren und auf meinem Weg zur finanziellen Freiheit!

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