Dienstag, 11. März 2014

Dividenden-Aristokraten: Einzel-Aktien oder ETF?

Vor einigen Wochen konnten Sie Ihre Fragen stellen, die Sie zum Thema Geldanlage haben. Eine Frage war, ob es bei Dividenden-Aristokraten sinnvoller ist diese als Einzel-Aktien ins Depot zu holen oder man doch einfach - wie bei einem Index - auf einen ETF zurückgreifen sollte?
Um diese Frage zu beantworten sollten wir erst einmal schauen, welche Argumente grundsätzlichen für den Erwerb von ETFs sprechen.

Der Vorteil bei ETFs ist die Abbildung von Indizes, die einen gesamten Markt abdecken oder aus anderen Gründen sehr viele Einzel-Titel im ETF Portfolio abgebildet sind. So gibt es ETFs, die durchaus hundert oder sogar mehrere hundert Einzel-Titel aufgenommen haben. Als Beispiel seien Global X Super Dividend ETF oder iShares Stoxx global select dividend 100 aus der Anlageklasse "Aktien global" genannt. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich nicht groß um das eigene Investment kümmern muss. Denn sollte sich im Index etwas ändern oder ein Einzel-Titel nicht mehr zur vorgesehenen Strategie passen oder nicht mehr die geforderten Kriterien erfüllen, wird er gegen einen anderen Titel ausgetauscht.

Zudem ist die Gefahr eine Totalverlustes ist bei einem ETF nahezu ausgeschlossen, während ein Einzel-Titel durchaus den Wert 0 erreichen kann.

Nachteil beim ETF, man sollte wirklich schauen, was konkret dort für Titel enthalten sind. Sind zum Beispiel bei einem ETF mit Dividenden-Aristokraten wirklich ausschließlich Aktien enthalten, deren Dividenden in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen sind? Oder sind dort auch Titel dabei, deren Dividendenerträge in den letzten Jahren stagnierten?
Bei zu wenig Anleger-Interesse sind im ETF nur geringe Geldvolumen enthalten. Es könnte sein, dass sich bei zu geringem Anlagevolumen der ETF für den Emittent nicht mehr lohnt und dieser aufgelöst wird. In einer schwachen Marktphase werden die ETFs in diesem Fall zu dem aktuell gültigen niedrigen Preis liquidiert und man macht als Anleger Verluste.
Ein weiterer Nachteil bei ETFs ist die teilweise komplizierte Besteuerung, die wir uns in den Artikeln ETF - allgemeine Besteuerung und ETF - Pauschalsteuer bei Intransparenz angeschaut haben.

Die Vorteile bei Einzel-Titeln sind zum einen keine laufenden Gebühren. Eine Aktie, die man in das eigene Depot gekauft hat, kostet anschließend keinen weiteren Cent (ein kostenloses Depot vorausgesetzt). Ein ETF kostet zumindest noch einen kleinen Prozentanteil jährlich.
Bei Einzel-Titeln kann ein Investor seine eigene konkrete Auswahl treffen und ist nicht darauf angwiesen, welche Titel der ETF einem anbietet. Das gleiche gilt bei der Gewichtung von Einzel-Titeln. Oft sind die Aktien nach Marktkapitalisierung gewichtet. Nun könnte es aber sein, dass ein Anleger die Gewichtung in irgend einer Weise alternativ gestalten möchte.
Zudem besteht keine Abhängigkeit von den Interessen des ETF-Anbieters. Dazu zählen eine Schließung oder eine Änderung der abgebildeten Werte. Es kam in der Vergangenheit zum Beispiel vor, dass ein ausschüttender ETF zu einem Thesaurierer wurde.

Nun kommen wir zurück zur Ausgangsfrage. Wer vorhat sich lediglich 15 oder 20 Dividenden-Aristokraten ins eigene Depot zu holen, der kann dies durchaus mit Einzel-Titeln tun. Wenn es aber mehr als 30 oder gar 50 Aktien werden, dann sollte man sich vorher fragen, ob man Spaß daran hat sich um sein Depot zu kümmern. Denn es kann gute Gründe geben, sich von dem einen oder anderen Titel zu trennen.
Zum Beispiel können
  • die einmal gewünschten Kriterien aus diversen Gründen nicht mehr erfüllt sein
  • sich Aktien deutlich schlechter entwickeln als der Gesamtmarkt, mehr dazu im Artikel über "Stop-loss für Dividenden-Aktien"
  • Unternehmen in schwierigen wirtschaftlichen Phasen die Dividendenzahlungen kürzen. Eine Dividendenkürzung oder gar -streichung kann ein triftiger Grund für den Verkauf einer Aktie sein
Wer dagegen sagt: „Ich möchte mir ein Investment ins Depot holen, was alles für mich erledigt und regelmäßig Dividenden zahlt ohne etwas dafür tun zu müssen“, der ist mit einem ETF wahrscheinlich besser beraten.

9 Kommentare:

  1. Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass es teilweise günstiger sein kann einen ETF zu erwerben (z.B. kostenlos dank der ETF Aktion bei comdirect) und man bei Aktien immer mindestens für Kauf und Verkauf Gebühren berappen muss. Wenn man pro Dividendenaktie nur relativ kleine Positionen kaufen kann/will fällt es in der Summe deutlich ins Gewicht. Vor allem wenn man dann öfter das Depot "justiert".

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  2. Auf der Webseite von Dividend-Mantra gab es mal einen Vergleich, warum es besser ist in Einzelaktien zu investieren. Die laufenden Kosten der ETFs sind über 20 oder 30 Jahre einfach zu extrem!

    Aber es kommt auch auf den Einsatz drauf an:
    Kann jemand nur 50 oder 100 EUR monatlich auf die Seite legen, dann soll er einen ETF kaufen und regelmäßig besparen. Wenn es runterkracht dann mit Einmalkäufen unten billig einsteigen.

    Kann sich jemand Einzelaktien leisten und er hat Interesse an der Börse, dann würde ich mich für diesen Weg entscheiden.
    Einfach weil es auch interessanter ist, als nur einen simplen ETF zu kaufen.

    Beste Grüße
    D-S

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  3. Also wenn ich einfach mal von mir ausgehe, dann stelle ich fest, dass mein Interesse an der Börse doch sehr schwankend ist. Teilweise befasse ich mich intensiver damit (wie jetzt) - dafür habe ich aber auch teils jahrelang gar nichts gemacht.
    Da finde ich die Möglichkeit der ETFs sehr reizvoll, wo man sich nicht allzu sehr kümmern muss, sondern zumindest gleich gut/schlecht wie der gewählte Index abschneidet.
    Bei Einzeltiteln habe ich hingegen vor vielen Jahren auf den Dividendenwert Commerzbank gesetzt und es hat mir praktisch einen Totalverlust beschert.
    Insofern denke ich sind ETFs für Leute, die nur ab und zu was für die Altersvorsorge zurücklegen möchten, eine gute Alternative.

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  4. Schön das du dich mit diesen Artikeln den dir gestellten Fragen annimmst! Von Dividenden-Einzelaktien bin ich jetzt trotzdem noch nicht ganz überzeugt, aber wäre es möglich das du für die Interessierten überhauptmal deine Kriterien für Dividenden(aristokraten)-Aktien und dein Auswahlverfahren genauer beschreibst ?

    Ich meine, klar steht schon an verschiedenen Stellen dass Aristokraten Unternehmen sind die schon seit Jahren (je länger umso adeliger) eine stabile/steigende Dividende zahlen. Das hat natürlich zur Folge, dass das in diesem Raster meist große und solide Value-Unternehmen sind (klar, die kleinen Startup-Klitschen mit noch viel Growthpotential haben mit Divis auch erstmal nix am Hut).

    Dann sind wir aber auch wieder bei der Auswahl. Natürlich muss man sich auch bei der Auswahl des richtigen ETFs entscheiden, aber der Aufwand ist für die Findung (und späteren Überwachung) der "richtigen" 10-20 Einzelaktien fürs Portfolio aufwendiger - müssen doch erstmal hunderte infrage kommende Unternehmen mehr gescreent werden. Kannst du den Leuten z.B. die Webseiten empfehlen, auf denen du diese Suche machst, und die Kriterien neben Dividendenhistorie (z.B. relevante Fundamentaldaten usw.) die dabei man beachten sollte. Nicht jeder kann ja für sich selbst wie du hier so einfach die Titelauswahl per Voting dem Publikum überlassen ;-)

    Ich bleib ansonsten erstmal weiter bei den Dividenden-ETFs, mit einer guten Mischung aus High-Yieldern und Aristokraten (z.B. dem Angebot von SPDR) deckt man doch alle Bereiche weit gestreut ab, da bezahle ich auch die halben Prozent Bequemlichkeitsprämie dafür ^^

    LG Chris

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  5. Ich denke die entscheidende Frage die sich jeder stellen sollte ist: Kann (und will) ich den Markt schlagen oder nicht? Habe ich die Zeit, Muße, Kompetenz und das GEld um mir ein Depot aufzubauen welches dauerhaft besser als der Markt performt? Wenn ja sollte ich mir 15 bis 20 Dividendenaktien heraussuchen und daraus ein Depot basteln. Wenn nicht, dann macht ein ETF durchaus Sinn. Wenn ich allerdings selber 50 oder mehr Aktien halte (oder halten möchte) ist es in meinen Augen ineffizient. Man nähert sich von der Performance her immer weiter dem Markt (oder einem ETF) an, hat aber viel mehr Aufwand damit, regelmäßig die Berichte zu lesen und die Aktien zu analysieren.

    VG Jan

    Ich habe mich für ausgewählte Dividendenaktien entschieden

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    1. Es gibt gute Gründe, in Einzelwerte zu investieren. Diese wären zum Beispiel:

      1. Geldinvestition sollte Chefsache bleiben. Studien haben ergeben, dass mit der richtigen Strategie, z.B. der Dividenden-Aristokraten-Strategie der Index geschlagen werden kann.

      Warum sollte der Index das persönliche Depot hinsichtlich Risiko/Gewinnerwartung optimal abbilden?

      2. Die Verwaltungsgebühren sind auf lange Sicht und unter Berücksichtigung des Zinseszinseffektes ungleich höher bei einem ETF.

      Nachteilig ist, dass man sich beim Stock Picking weitere Gedanken zu den Unternehmen machen muss. Dies ist mit Zeitaufwand verbunden. Zudem ist es bei Einzelwerten wichtig, eine gewisse Disziplin einzuhalten und nicht mit der "Herde mitzulaufen".

      VG Dirk

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  6. Problematisch bei Einzelaktien ist auch die steuerliche Handhabung der Dividendenzahlungen ausländischer Aktien. So muß bei schweizer Aktien mit 35% Quellensteuer kompliziert die einbehaltene Steuer zurückgeholt werden. Auch bei anderen Ländern gibt es teilweise große Probleme die Dividenden vollständig zu erhalten (um sie dann in D zu versteuern). Alternativ wäre da der Verkauf vor der Ausschüttung und spätere Rückkauf, aber das ist mit Aufwand und Kosten verbunden.
    Nach nunmehr 30 Jahren Börsen- und Aktienerfahrung verabschiede ich mich immer mehr von Einzelaktien und setze auf passive ETFs und aktiv verwaltete Fonds wie z.B. PI oder DWS Top Dividende. Ich denke unterm Strich ist das wesentlich (!) "stressfreier". Mag es 1 oder 2 Prozentpunkte kosten - was soll's...

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  7. Herzlichen Dank für diese informative Seite! Ich beschäftige mich ebenfalls gerade damit, ob ich in ETFs oder Einzelaktien investieren soll. Ich finde Kosten von 0,5 % pro Jahr schon sehr viel, wenn z.B. 5 % ausgeschüttet werden sind das immerhin 10 % der Rendite die da verloren gehen. Viele Grüße! Daniel

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    1. Die Kosten sind halt die "Bequemlichkeitsgebühr" dafür wenn man sich nicht mit der Auswahl und Management von Einzelaktien befassen kann/will. Ob die Höhe der Kosten nun angemessen ist sollte man glaub ich nicht im Vergleich von ETF zu Aktie sehen, sondern ETF zu klassischen Fonds, in dem das zu früher schon ein wesentlicher Fortschritt ist.

      Wer sparen will, es gibt von den großen Anbietern auch schon ETFs mit TERs im homöopathischen Bereich von <0,09% auf die großen Standartindizes (SP500,Dax,ES50 etc.)

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